Die Ibanez Performer-Serie
Jeder Hersteller von Elektrogitarren, der etwas auf sich hält, hat sie im Programm: Einen Klon der Gibson "Les Paul". Der japanische Hersteller "Ibanez" (der ja eigentlich nur ein Handelsname ist), macht diesbezüglich keine Ausnahme. Schon in den 70er Jahren waren entsprechende Modelle im Angebot, die dem Original täuschend echt nachempfunden waren. Das rief natürlich Gibson auf den Plan und es kam zu einer rechtlichen Auseinandersetzung. Danach waren alle japanischen Hersteller von Kopien bemüht, ihre Modelle immer ein wenig zu verändern. Darüber hinaus begann man damit, aus den amerikanischen Vorbildern eigenständige Modelle zu entwickeln. Zu diesen gehört bei "Ibanez" die Artist-, die Concert- sowie die Musician-Serie.
1. Von der Paula zum Performer
Obwohl "Ibanez" mit der Artist-Serie über eine sehr gute Weiterentwicklung der "Les Paul" verfügt, kam man wohl nicht umhin, eine Kopie derselben im Programm zu haben. Bis 1977 gab es eine ganze Reihe von Kopien in unterschiedlichen Ausstattungen. Diese waren zum Beispiel die Modelle 2350, 2351, 2380, 2386, 2393, 2650, 2651 und 2420. Häufig hatte diese Instrumente jedoch noch den sogenannten "Open Book" Headstock und konnten aufgrund des "Lawsuit" in den USA nicht mehr verkauft werden. Ein Ergebnis dieses Rechtsstreites mit Gibson war die Performer-Serie, welche im Frühjahr 1977 erstmalig vorgestellt wurde.
Ruft man sich in Erinnerung, daß Gibson die Klage gegen Elger/Ibanez am 28.06.1977 offiziell eingereicht hat und die Abwicklung derselben bis zum geschlossenen Vergleich mit Sicherheit mehrere Wochen in Anspruch nahm, so muß man in Japan bei "Hoshino Gakki Gen" die Probleme vorhergesehen und schon deutlich früher mit der Entwicklung der Performer begonnen haben. Tatsächlich finden sich verschiedene "alte" Modelle, die aber schon mit einigen Features der Performer aufwarten können. Es gibt also eine Art Übergangszeit, in der man wohl bemüht war, die im Lager befindlichem Materialien der "alten" Modelle zu verbrauchen.
2. Die Performer im Laufe der Zeit
Im Vergleich zum Vorbild, der "Les Paul", hatte "Ibanez" bei der Performer die Form von Kopf und Korpus einer Veränderung unterworfen. Man konnte daher nicht mehr von einer Kopie sondern allenfalls von einem ähnlichen Nachbau sprechen. Damit gab es in den USA keine rechtlichen Probleme beim Vertrieb der Serie. Ein besonders langes Leben war ihr allerdings nicht beschieden. Der Produktionszeitraum reicht lediglich von 1978 bis 1982. Ähnlich wie bei der Musician-Serie, kann man auch den Produktionszyklus der Performer-Serie in verschiedene Epochen unterteilen:
Epoche 1: 1977-1978
Die Performer startete 1977 mit den Modellen PF-100, PF-200, PF-230, PF-300, und PF-400. Im Katalog von 1978 versprach man "die am meisten nachgefragten Features in der unverwechselbaren originalen Form zu einem günstigen Preis" anzubieten. Im Zusammenhang mit den vorgenommenen Änderungen an Kopf und Korpus war der Begriff "originale Form" allerdings etwas gewagt. Die "Korpusnase" am oberen Horn ließ die Performer in den Augen vieler Paula-Fans ein wenig plump erscheinen. Aria konnte da mit der Prototype-Serie ein wesentlich eleganteres Design anbieten.
Die Performer 1978
Die Serie begann mit der PF-100. Aufbauend auf einem massiven Mahagoniblock besaß die PF-100 ein Decke aus Birke, eine Materialkombination, die auch schon in den alten Paula-Kopien und anderen Instrumenten von "Ibanez" zu finden war. Der gesamte Korpus war mit einem einfachen Binding eingefaßt; die Hardware verchromt. Der geschraubte, mehrteilige Hals bestand aus Ahorn mit einem Palisandergriffbrett mit Dot-Inlays, welches allerdings auf Ebenholz getrimmt wurde. Als Tonabnehmer kamen zwei "Super 70 Humbucker" zum Einsatz. Zur elektrischen Schaltung muß man nicht viel sagen: Paula ist eben Paula.
Diese Spezifikation offenbart die PF-100 als das, was sie tatsächlich ist: Ein günstiger Einstieg in das Thema "Les Paul"! Aufgrund der verwendeten Materialien ist ein echter Vergleich zum Original allerdings nicht gut möglich.
Die PF-200 war dem Vorbild dann schon etwas näher und ein wenig luxuriöser in der Ausstattung: Hier gabe es eine Ahorndecke, ein siebenfaches schwarzweißes Binding, ein Griffbrett mit Block-Inlays und vergoldete Hardware. Damit sind die Unterschiede auch schon aufgezählt. Die PF-200 ist also lediglich eine PF-100 für den Anfänger mit etwas größerem Geldbeutel!
Eine Besonderheit war die PF-230. Wie die "Les Paul Custom" verfügte sie über drei Humbucker. Die Spezifikation liest sich im Katalog wie folgt:
Zitat: Body: Flamed maple top on mahagony body with 7-layer black and white binding
und entspricht damit exakt der Spezifikation der PF-200. Also eine mehrschichtige Verbindung aus Ahorn und Mahagoni. Genau das, was man ja auch von einer "Les Paul" erwartet.
Bei Ebay wurde 2007 eine PF-230 angeboten, die meine Aufmerksamkeit erregte, weil ein Foto des E-Faches dabei war. Leider war es nicht besonders groß. Folglich wurde der Anbieter angeschrieben und größeres Bild angefordert:
Man erkennt:
Nach den Spezifikationen der anderen PFs ist die PF-230 vermutlich nicht das einzige Modell, welches mit diesem "Feature" aufwartet. Jetzt stellen sich zwei Fragen:
Vergleicht man diese Konstruktion mit der einer "richtigen" "Les Paul", so muß sich zwingen ein klanglicher Unterschied ergeben, denn
Weitere Recherchen haben ergeben, daß dieser Aufbau bis einschließlich der PF-300 verwendet wurde. Erst bei der PF-400 und später bei der PF-350 und PF-360 gab es dann eine massive Ahorndecke. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit einer Aussage in der Beschreibung der PF-400 aus der deutschen Preisliste vom August 1978. Dort liest man:
Zitat: Eingeleimter Hals - Trisound-Schalter, Antique Violin, solider Korpus
Statt die hohle Korpuskonstruktion der anderen Performer zu erwähnen, die in den Augen vieler Musiker als minderwertig galt, stellte man den massiven Korpus der PF-400 als Vorteil und Verbesserung hin. Tja, Marketing und Werbung machen es möglich und die meisten Gitarristen glauben auch heute noch gerne, was sie in den Prospekten lesen können.
In der PF-300 wurden erstmalig einige bemerkenswerte Veränderungen implementiert: Sie besaß einen eingeleimten Hals und der Hals-Tonabnehmer verfügte über einen sogenannten "Tri-Sound-Switch", der laut Katalog eine Reihenschaltung (Humbucking), Einzelpulbetrieb (Single-Coil) und eine inverse Reihenschaltung (Reverse Phased) ermöglichte. Alles weitere war wie bei der PF-200. Also auch die "hohle" Bauform des Korpus.
Mit dem Spitzenmodell der Serie, der PF-400, gab es nun endlich Paula pur. Sie bestand aus einem massiven Mahagoni Korpus mit einer ebenfalls massiven zweigeteilten und gewölbten Decke aus Ahorn. Diese war sogar "bookmatched". Zumindest bei der Decke wurden also nur ausgesuchte Hölzer verwendet. Da durfte ein Ebenholzgriffbrett natürlich nicht fehlen!
Wenn man die Spezifikationen der Performer mit denen der anderen Serien aus dem Jahre 1978 vergleicht, so entsteht der Verdacht, daß "Ibanez" hier versucht hat, einen sauberen Spagat zu realisieren: Auf der einen Seite stand der Bedarf ein günstiges Instrument im Stile der "Les Paul" anzubieten. Auf der anderen Seite wollte man der eigenen Weiterentwicklung, den Modellen der Artist-Reihe, nicht einen hochwertigen Konkurrenten im eigenen Hause erwachsen lassen. Daß lediglich die PF-400 bezüglich der Konstruktion und der Holzauswahl mit dem Niveau der Artist-Serie zu vergleichen ist, spricht hier eine deutliche Sprache! Einen weiteren Hinweis auf diese Vermutung liefert ein Blick in die deutsche Preisliste von 1978.
Epoche 2: 1979-1981
1979 ging es vielen Modellen der Performer "an den Kragen" und es fand, wie bei der "Musician", eine Modellbereinigung statt. Übrig blieb lediglich eine PF-150 und eine PF-350, die darüber hinaus nur noch in Europa vertrieben wurden.
Die neue PF-150 hatte eigentlich nichts neues zu bieten, wenn man vom Namen und der Verwendung von V-2-Pickups einmal absieht. Wie schon bei der PF-100 wurde eine Hohlkonstruktion mit Birkendecke verwendet. Damit zielte auch die PF-150 auf das untere Preissegment. Die PF-350 entspricht in ihrer Spezifikation der PF-400. Auch hier gibt es also nichts wirklich Neues zu berichten. Damit wurde das gesamte Mittelfeld der Performer ersatzlos gestrichen.
Die Performer-Serie 1981
Über den Grund, warum man sich zwei Jahre nach dem Start der Produktion zu einem so schweren Einschnitt entschlossen hatte, kann man nur Vermutungen anstellen. In der Modellpalette hatte es von 1978 bis 1979 keine wirklich drastischen Veränderungen gegeben. Diesbezüglich scheint also kein Grund vorzuliegen, warum die Performer nicht mehr dazu passen sollte. Damit bleibt nur noch ein wirklicher Grund übrig: Offensichtlich stand der Produktion der Performer keine ausreichende Nachfrage am Markt gegenüber. Die Instrumente in diesem Zusammenhang als "Ladenhüter" zu bezeichnen, ist vielleicht etwas gewagt, erscheint aber aufgrund der für eine Paula ungewöhnlichen Form und der Reaktion von "Ibanez" nicht ganz unwahrscheinlich zu sein.
Wer weiß, wie große Industriebetriebe geführt werden, der kennt auch die Konsequenz aus einer solchen Situation: Das betreffende Produkt wird schnellstens eingestellt. Damit ergibt sich eine schlankere Produktion und die Kosten können gesenkt werden. Das ganze fällt dann unter den Begriff "Rationalisierung" und darin waren die Japaner damals Weltmeister!
Die vollständige Einstellung der Serie in den USA mag noch einen anderen Grund gehabt haben. Vielleicht wollte man weiteren Auseinandersetzungen mit Gibson vorsorglich aus dem Weg gehen. Der erst vor wenigen Jahren ausgetragene Prozess zwischen PRS und Gibson bezüglich der Single-Cuts zeigt, daß derartige Befürchtungen keinesfalls von der Hand zu weisen sind.
Epoche 3: 1982
Die 1979 mit der großen Modellbereinigung eingeleiteten Maßnahmen scheinen jedoch nicht ausreichend gewesen zu sein, denn die Produktion der Performer wurde vermutlich 1981 komplett eingestellt. Dazu gibt es zwei Hinweise: Zum einen existieren aus 1981 zwei Kataloge und nur in einem wird die Performer noch erwähnt. Zum anderen gibt es einen deutschen Prospekt für die PF-360 aus dem Jahre 1982 in dem man lesen kann:
Zitat: Die Performer ist ein Ibanez Modell, das nach einiger Zeit nun noch einmal in einer limitierten Auflage hergestellt wird.
Vermutlich hatte "Ibanez" noch Restbestände aus der Produktion der PF-400 und PF-350 auf Lager, die man auf diesem Wege am Markt absetzen wollte.
Die PF-360 entsprach in ihrer Spezifikation ziemlich genau der PF-350. Lediglich die Schaltung und die Tonabnehmer wurden ein wenig verändert. Jetzt wurden die neuen Super 58 Humbucker verwendet, die ebenfalls in den Musicians der Epoche 4 eingesetzt wurden. Analog zur MC-150 verschwand der Tri-Sound-Switch der PF-350 und die PF-360 erhielt stattdessen zwei Duo-Sound Tone-Potis, mit deren Hilfe die Humbucker auf Single-Coil-Betrieb umgeschaltet werden konnten.
Von der PF-360 wurden lediglich 340 Instrumente produziert, die sich wie folgt aufteilten:
Neben der PF-150 existiert nachweislich eine Performer mit einem Tri-Sound-Switch und geschraubtem Hals, die auf dem Trussrod-Cover als PF-155 bezeichnet wird und die Seriennummer "I790095." trägt. Sie stammt also vom September 1979. Aufgrund des (anscheinend) geringen Unterschiedes, könnte es sich hierbei um eine modifizierte PF-150 handeln.
Desweiteren findet man im Internet Hinweise auf eine PF-160. Vielleicht eine Nachfolgerin der PF-150, die 1982 ebenfalls in limitierter Stückzahl hergestellt wurde? Wer weiß. In den Katalogen ließen sich bis jetzt leider keinerlei verwertbare Informationen finden. Es dürfte lediglich klar sein, daß diese Modelle nur in Europa verfügbar waren.
4. Nachgelegt
Auch wenn die Performer mit der PF-360 1982 endgültig eingestellt wurde, hat Ibanez in den 90er Jahren eine Neuauflage produziert, die allerdings in keinem Katalog auftauchte und vielleicht auch nur in Europa vertrieben wurde.
Man findet in den einschlägigen Sammlerkreisen zumindest Hinweise auf eine Performer aus koreanischer Produktion, die laut Seriennummer 1994 bei Samick gebaut worden sein müsste. In Ermangelung von Katalogen ist die Spezifikation dieses Instrumentes allerdings nicht ganz klar.
Fakt ist, daß diese Performer über einen eingeleimten Hals verfügt, was deutlich in Richtung PF-400 zielen würde. Als Tonabnehmer wurden die "Super 70" verwendet. Allerdings fehlt der Tri-Sound-Switch und laut Beschreibung des Verkäufers sind auch keine Duo-Sound Tone-Potis vorhanden. Dieses Instrument wurde am 18.11.2007 für 351 Euro in Deutschland verkauft.
Wenn man den Diskussionen der Sammler und Experten glauben darf, so wurden diese Reissues nur in Europa und vielleicht sogar nur in Deutschland vertrieben.
5. Der Vergleich mit dem Original
Wer den Versuch macht, einen Nachbau der "Les Paul" zu produzieren, der muß sich immer den Vergleich mit dem Original gefallen lassen. Wie steht die Performer also im Vergleich zur Paula da? Betrachten wir zunächst den Korpus:
Bei Gibson besteht eine "Les Paul" in der Regel aus einem massiven Mahagoniblock mit aufgeleimter massiver Ahorndecke. Diese Konstruktion findet man immer bei der Les Paul Standard. Die Custom-Variante von 1957 besaß einen vollständigen Korpus aus Mahagoni.
In diesem Vergleich schneidet die PF-100 und die PF-150 sofort aus, denn eine Birkendecke ist mehr als ungewöhnlich und wohl nur aus Preisgründen auf das Instrument gekommen.
Die PF-200 und PF-300 haben zwar eine Ahorndecke, die jedoch nicht massiv ist. Vermutlich wird sie zum Klang nicht besonders viel beitragen. Wenn man großzügig ist, könnte man hier dem Vergleich zur Les Paul Custom zustimmen, auch wenn die Masse des Mahagoni bei der Performer deutlich geringer ausfallen dürfte.
Der eingeleimte Hals einer "Les Paul" besteht grundsätzlich aus Mahagoni. Hier findet sich bei allen Performern ein deutlicher Unterschied: "Ibanez" verwendet grundsätzlich einen Ahornhals, der lediglich in der PF-350, PF-360 und PF-400 eingeleimt wurde. Da nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, der Hals einer Elektrogitarre einen wesentlich größeren Einfluß auf den Klang nimmt als der Korpus, finden wir hier einen deutlichen Unterschied!
Abseits der verwendeten Tonabnehmer und der leicht unterschiedlichen Form kann man die Performer-Serie in erster Linie als Instrumente bezeichnen, die in der Form einer "Gibson Les Paul" nachempfunden wurde. Einem vollständigen Vergleich mit dem Original hält also kein Modell der Serie wirklich stand!
6. Die Performer heute
Wie bei vielen anderen Ibanez-Modellen aus den frühen 80er Jahren, muß man heute auch für eine Performer etwas tiefer in die Tasche greifen. Verglichen mit einer "Artist" oder "Musician" aus dieser Zeit sind die Performer vergleichsweise selten. Wenn ein solches Instrument angeboten wird, so handelt es sich häufig um eine PF-200. Die PF-300 oder die PF-400 sind wesentlich seltener am Markt verfügbar.
Preislich muß man sich hier auf einen Rahmen von 400 bis 1000 Euro gefaßt machen, der wohl hauptsächlich durch den Sammlerwert begründet ist. Zur Zeit (16.01.2008) wird bei Ebay eine PF-400 angeboten, für die mindestens 999 Euro gefordert werden. Berechnet man inflationsbereinigt den heutigen Neupreis für eine PF-400AV, so kommt man auf einen Betrag von 1795 Euro. In gutem Zustand scheint ein Gebrauchtpreis von 900 Euro also nicht ungerechtfertigt.
Der PF-100 sowie der PF-155 wird, vermutlich aufgrund ihrer Konstruktion, allgemein kein großes Interesse entgegengebracht. Sie sind also wirklich nur für Sammler interessant. Auf dem internationalen Markt kann man hier maximal mit einem Preis von 300$ rechnen.
Fazit
Auch wenn die Performer-Serie schon am Anfang des Jahres 1977 vorgestellt wurde, ist sie ein "Kind" des Rechtsstreites zwischen Gibson und Elger/Hoshino. Durch die Konstruktion und Materialauswahl der meisten Modelle stand sie jedoch noch mitten in den 70er Jahren. Damit konnte sie mit den neuen Serien, der "Artist" und der "Musician", nicht wirklich Schritt halten. Das und ihre etwas ungewöhnlich Form mag der Grund für eine mangelnde Akzeptanz am Markt gewesen sein, die letztendlich zu einer relativ schnellen Einstellung der Serie führte.
Ganz so "schlecht" scheinen zumindest die Performer ab der PF-200 nicht gewesen zu sein. Trotz angeschraubtem Hals und hohler Decke findet man bei Harmony-Central ein Overall Rating von 9.4 für die PF-200 und für die PF-300 von 8.8. Interesanterweise erreicht die wesentlich wertigere PF-400 ebenfalls ein Rating von 8.8. Auch in den diversen Sammler-Foren werden der Performer durchwegs gute Zensuren erteilt.
Wenn man über die Performer urteilt sollte man nicht vergessen, diese Instrumente auch innerhalb ihres Kontextes zu bewerten. Aufgrund des Preises und der Konstruktion war die Performer eindeutig nicht angetreten, um eine wirkliche Konkurenz für das Original zu sein. Die Aussage aus dem 78er Katalog, hier im Original, macht das zumindest ganz deutlich:
Zitat: The new Ibanez Performer Series guitars incorporate the most asked for features in a destinctively original body style at a reasonable cost.
Das man auch anders konnte, hatte Ibanez mit der neuen Artist-Serie bereits deutlich bewiesen. Abgesehen von der Form waren Konstruktion und Materialauswahl mit der einer "Gibson Les Paul" identisch. Aufgrund der damals nur mittelmäßigen Qualität bei Gibson und dem günstigen Preis einer "Artist", hatte Gibson allen Grund besorgt zu sein.
Ulf
Der vollständige Artikel ist mit weiteren Fotos in der Knowledge-Base der Guitar-Letter zu finden.
Jeder Hersteller von Elektrogitarren, der etwas auf sich hält, hat sie im Programm: Einen Klon der Gibson "Les Paul". Der japanische Hersteller "Ibanez" (der ja eigentlich nur ein Handelsname ist), macht diesbezüglich keine Ausnahme. Schon in den 70er Jahren waren entsprechende Modelle im Angebot, die dem Original täuschend echt nachempfunden waren. Das rief natürlich Gibson auf den Plan und es kam zu einer rechtlichen Auseinandersetzung. Danach waren alle japanischen Hersteller von Kopien bemüht, ihre Modelle immer ein wenig zu verändern. Darüber hinaus begann man damit, aus den amerikanischen Vorbildern eigenständige Modelle zu entwickeln. Zu diesen gehört bei "Ibanez" die Artist-, die Concert- sowie die Musician-Serie.
1. Von der Paula zum Performer
Obwohl "Ibanez" mit der Artist-Serie über eine sehr gute Weiterentwicklung der "Les Paul" verfügt, kam man wohl nicht umhin, eine Kopie derselben im Programm zu haben. Bis 1977 gab es eine ganze Reihe von Kopien in unterschiedlichen Ausstattungen. Diese waren zum Beispiel die Modelle 2350, 2351, 2380, 2386, 2393, 2650, 2651 und 2420. Häufig hatte diese Instrumente jedoch noch den sogenannten "Open Book" Headstock und konnten aufgrund des "Lawsuit" in den USA nicht mehr verkauft werden. Ein Ergebnis dieses Rechtsstreites mit Gibson war die Performer-Serie, welche im Frühjahr 1977 erstmalig vorgestellt wurde.
Ruft man sich in Erinnerung, daß Gibson die Klage gegen Elger/Ibanez am 28.06.1977 offiziell eingereicht hat und die Abwicklung derselben bis zum geschlossenen Vergleich mit Sicherheit mehrere Wochen in Anspruch nahm, so muß man in Japan bei "Hoshino Gakki Gen" die Probleme vorhergesehen und schon deutlich früher mit der Entwicklung der Performer begonnen haben. Tatsächlich finden sich verschiedene "alte" Modelle, die aber schon mit einigen Features der Performer aufwarten können. Es gibt also eine Art Übergangszeit, in der man wohl bemüht war, die im Lager befindlichem Materialien der "alten" Modelle zu verbrauchen.
2. Die Performer im Laufe der Zeit
Im Vergleich zum Vorbild, der "Les Paul", hatte "Ibanez" bei der Performer die Form von Kopf und Korpus einer Veränderung unterworfen. Man konnte daher nicht mehr von einer Kopie sondern allenfalls von einem ähnlichen Nachbau sprechen. Damit gab es in den USA keine rechtlichen Probleme beim Vertrieb der Serie. Ein besonders langes Leben war ihr allerdings nicht beschieden. Der Produktionszeitraum reicht lediglich von 1978 bis 1982. Ähnlich wie bei der Musician-Serie, kann man auch den Produktionszyklus der Performer-Serie in verschiedene Epochen unterteilen:
Epoche 1: 1977-1978
Die Performer startete 1977 mit den Modellen PF-100, PF-200, PF-230, PF-300, und PF-400. Im Katalog von 1978 versprach man "die am meisten nachgefragten Features in der unverwechselbaren originalen Form zu einem günstigen Preis" anzubieten. Im Zusammenhang mit den vorgenommenen Änderungen an Kopf und Korpus war der Begriff "originale Form" allerdings etwas gewagt. Die "Korpusnase" am oberen Horn ließ die Performer in den Augen vieler Paula-Fans ein wenig plump erscheinen. Aria konnte da mit der Prototype-Serie ein wesentlich eleganteres Design anbieten.
Die Performer 1978
Die Serie begann mit der PF-100. Aufbauend auf einem massiven Mahagoniblock besaß die PF-100 ein Decke aus Birke, eine Materialkombination, die auch schon in den alten Paula-Kopien und anderen Instrumenten von "Ibanez" zu finden war. Der gesamte Korpus war mit einem einfachen Binding eingefaßt; die Hardware verchromt. Der geschraubte, mehrteilige Hals bestand aus Ahorn mit einem Palisandergriffbrett mit Dot-Inlays, welches allerdings auf Ebenholz getrimmt wurde. Als Tonabnehmer kamen zwei "Super 70 Humbucker" zum Einsatz. Zur elektrischen Schaltung muß man nicht viel sagen: Paula ist eben Paula.
Diese Spezifikation offenbart die PF-100 als das, was sie tatsächlich ist: Ein günstiger Einstieg in das Thema "Les Paul"! Aufgrund der verwendeten Materialien ist ein echter Vergleich zum Original allerdings nicht gut möglich.
Die PF-200 war dem Vorbild dann schon etwas näher und ein wenig luxuriöser in der Ausstattung: Hier gabe es eine Ahorndecke, ein siebenfaches schwarzweißes Binding, ein Griffbrett mit Block-Inlays und vergoldete Hardware. Damit sind die Unterschiede auch schon aufgezählt. Die PF-200 ist also lediglich eine PF-100 für den Anfänger mit etwas größerem Geldbeutel!
Eine Besonderheit war die PF-230. Wie die "Les Paul Custom" verfügte sie über drei Humbucker. Die Spezifikation liest sich im Katalog wie folgt:
Zitat: Body: Flamed maple top on mahagony body with 7-layer black and white binding
und entspricht damit exakt der Spezifikation der PF-200. Also eine mehrschichtige Verbindung aus Ahorn und Mahagoni. Genau das, was man ja auch von einer "Les Paul" erwartet.
Bei Ebay wurde 2007 eine PF-230 angeboten, die meine Aufmerksamkeit erregte, weil ein Foto des E-Faches dabei war. Leider war es nicht besonders groß. Folglich wurde der Anbieter angeschrieben und größeres Bild angefordert:
Man erkennt:
- Der eigentliche Korpus besteht aus einer zweischichtigen Holzverbindung (Pfeil Rechts).
- Die Decke besteht nicht aus einem massiven Stück Holz, welches vollflächig mit dem Back verleimt wurde. Es ist ein deutlicher Spalt zu erkennen (Pfeil Mitte).
- Um eine Wölbung der Decke zu realisieren wurde in der Mitte ein zusätzliches Stück Holz "zwischengefüttert" (Pfeil links).
Nach den Spezifikationen der anderen PFs ist die PF-230 vermutlich nicht das einzige Modell, welches mit diesem "Feature" aufwartet. Jetzt stellen sich zwei Fragen:
- "Warum hat "Ibanez" das gemacht?" und
- "Wirkt sich die Konstruktion auf den Klang aus?"
Vergleicht man diese Konstruktion mit der einer "richtigen" "Les Paul", so muß sich zwingen ein klanglicher Unterschied ergeben, denn
- Die Verbindung der Brücke zum eigentlichen Korpus ist nicht so fest.
- Die Masse der Ahorndecke ist wesentlich geringer.
- Durch den Hohlraum kann man schon fast von einer Semi-Konstruktion sprechen. Eine solche Gitarre sollte, im Vergleich zu einer massiven Konstruktion, anfälliger für Feedbacks sein.
Weitere Recherchen haben ergeben, daß dieser Aufbau bis einschließlich der PF-300 verwendet wurde. Erst bei der PF-400 und später bei der PF-350 und PF-360 gab es dann eine massive Ahorndecke. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit einer Aussage in der Beschreibung der PF-400 aus der deutschen Preisliste vom August 1978. Dort liest man:
Zitat: Eingeleimter Hals - Trisound-Schalter, Antique Violin, solider Korpus
Statt die hohle Korpuskonstruktion der anderen Performer zu erwähnen, die in den Augen vieler Musiker als minderwertig galt, stellte man den massiven Korpus der PF-400 als Vorteil und Verbesserung hin. Tja, Marketing und Werbung machen es möglich und die meisten Gitarristen glauben auch heute noch gerne, was sie in den Prospekten lesen können.
In der PF-300 wurden erstmalig einige bemerkenswerte Veränderungen implementiert: Sie besaß einen eingeleimten Hals und der Hals-Tonabnehmer verfügte über einen sogenannten "Tri-Sound-Switch", der laut Katalog eine Reihenschaltung (Humbucking), Einzelpulbetrieb (Single-Coil) und eine inverse Reihenschaltung (Reverse Phased) ermöglichte. Alles weitere war wie bei der PF-200. Also auch die "hohle" Bauform des Korpus.
Mit dem Spitzenmodell der Serie, der PF-400, gab es nun endlich Paula pur. Sie bestand aus einem massiven Mahagoni Korpus mit einer ebenfalls massiven zweigeteilten und gewölbten Decke aus Ahorn. Diese war sogar "bookmatched". Zumindest bei der Decke wurden also nur ausgesuchte Hölzer verwendet. Da durfte ein Ebenholzgriffbrett natürlich nicht fehlen!
Wenn man die Spezifikationen der Performer mit denen der anderen Serien aus dem Jahre 1978 vergleicht, so entsteht der Verdacht, daß "Ibanez" hier versucht hat, einen sauberen Spagat zu realisieren: Auf der einen Seite stand der Bedarf ein günstiges Instrument im Stile der "Les Paul" anzubieten. Auf der anderen Seite wollte man der eigenen Weiterentwicklung, den Modellen der Artist-Reihe, nicht einen hochwertigen Konkurrenten im eigenen Hause erwachsen lassen. Daß lediglich die PF-400 bezüglich der Konstruktion und der Holzauswahl mit dem Niveau der Artist-Serie zu vergleichen ist, spricht hier eine deutliche Sprache! Einen weiteren Hinweis auf diese Vermutung liefert ein Blick in die deutsche Preisliste von 1978.
- PF-100: 739 DM bis 785 DM
- PF-200: 798 DM bis 888 DM
- PF-230: 888 DM
- PF-300: 995 DM bis 1060 DM
- PF-400: 1280 DM
Epoche 2: 1979-1981
1979 ging es vielen Modellen der Performer "an den Kragen" und es fand, wie bei der "Musician", eine Modellbereinigung statt. Übrig blieb lediglich eine PF-150 und eine PF-350, die darüber hinaus nur noch in Europa vertrieben wurden.
Die neue PF-150 hatte eigentlich nichts neues zu bieten, wenn man vom Namen und der Verwendung von V-2-Pickups einmal absieht. Wie schon bei der PF-100 wurde eine Hohlkonstruktion mit Birkendecke verwendet. Damit zielte auch die PF-150 auf das untere Preissegment. Die PF-350 entspricht in ihrer Spezifikation der PF-400. Auch hier gibt es also nichts wirklich Neues zu berichten. Damit wurde das gesamte Mittelfeld der Performer ersatzlos gestrichen.
Die Performer-Serie 1981
Über den Grund, warum man sich zwei Jahre nach dem Start der Produktion zu einem so schweren Einschnitt entschlossen hatte, kann man nur Vermutungen anstellen. In der Modellpalette hatte es von 1978 bis 1979 keine wirklich drastischen Veränderungen gegeben. Diesbezüglich scheint also kein Grund vorzuliegen, warum die Performer nicht mehr dazu passen sollte. Damit bleibt nur noch ein wirklicher Grund übrig: Offensichtlich stand der Produktion der Performer keine ausreichende Nachfrage am Markt gegenüber. Die Instrumente in diesem Zusammenhang als "Ladenhüter" zu bezeichnen, ist vielleicht etwas gewagt, erscheint aber aufgrund der für eine Paula ungewöhnlichen Form und der Reaktion von "Ibanez" nicht ganz unwahrscheinlich zu sein.
Wer weiß, wie große Industriebetriebe geführt werden, der kennt auch die Konsequenz aus einer solchen Situation: Das betreffende Produkt wird schnellstens eingestellt. Damit ergibt sich eine schlankere Produktion und die Kosten können gesenkt werden. Das ganze fällt dann unter den Begriff "Rationalisierung" und darin waren die Japaner damals Weltmeister!
Die vollständige Einstellung der Serie in den USA mag noch einen anderen Grund gehabt haben. Vielleicht wollte man weiteren Auseinandersetzungen mit Gibson vorsorglich aus dem Weg gehen. Der erst vor wenigen Jahren ausgetragene Prozess zwischen PRS und Gibson bezüglich der Single-Cuts zeigt, daß derartige Befürchtungen keinesfalls von der Hand zu weisen sind.
Epoche 3: 1982
Die 1979 mit der großen Modellbereinigung eingeleiteten Maßnahmen scheinen jedoch nicht ausreichend gewesen zu sein, denn die Produktion der Performer wurde vermutlich 1981 komplett eingestellt. Dazu gibt es zwei Hinweise: Zum einen existieren aus 1981 zwei Kataloge und nur in einem wird die Performer noch erwähnt. Zum anderen gibt es einen deutschen Prospekt für die PF-360 aus dem Jahre 1982 in dem man lesen kann:
Zitat: Die Performer ist ein Ibanez Modell, das nach einiger Zeit nun noch einmal in einer limitierten Auflage hergestellt wird.
Vermutlich hatte "Ibanez" noch Restbestände aus der Produktion der PF-400 und PF-350 auf Lager, die man auf diesem Wege am Markt absetzen wollte.
Die PF-360 entsprach in ihrer Spezifikation ziemlich genau der PF-350. Lediglich die Schaltung und die Tonabnehmer wurden ein wenig verändert. Jetzt wurden die neuen Super 58 Humbucker verwendet, die ebenfalls in den Musicians der Epoche 4 eingesetzt wurden. Analog zur MC-150 verschwand der Tri-Sound-Switch der PF-350 und die PF-360 erhielt stattdessen zwei Duo-Sound Tone-Potis, mit deren Hilfe die Humbucker auf Single-Coil-Betrieb umgeschaltet werden konnten.
Von der PF-360 wurden lediglich 340 Instrumente produziert, die sich wie folgt aufteilten:
- Yellow Sunburst: 100
- Schwarz: 60
- Weiß: 60
- Weinrot: 60
- Antique Sunburst: 60
Neben der PF-150 existiert nachweislich eine Performer mit einem Tri-Sound-Switch und geschraubtem Hals, die auf dem Trussrod-Cover als PF-155 bezeichnet wird und die Seriennummer "I790095." trägt. Sie stammt also vom September 1979. Aufgrund des (anscheinend) geringen Unterschiedes, könnte es sich hierbei um eine modifizierte PF-150 handeln.
Desweiteren findet man im Internet Hinweise auf eine PF-160. Vielleicht eine Nachfolgerin der PF-150, die 1982 ebenfalls in limitierter Stückzahl hergestellt wurde? Wer weiß. In den Katalogen ließen sich bis jetzt leider keinerlei verwertbare Informationen finden. Es dürfte lediglich klar sein, daß diese Modelle nur in Europa verfügbar waren.
4. Nachgelegt
Auch wenn die Performer mit der PF-360 1982 endgültig eingestellt wurde, hat Ibanez in den 90er Jahren eine Neuauflage produziert, die allerdings in keinem Katalog auftauchte und vielleicht auch nur in Europa vertrieben wurde.
Man findet in den einschlägigen Sammlerkreisen zumindest Hinweise auf eine Performer aus koreanischer Produktion, die laut Seriennummer 1994 bei Samick gebaut worden sein müsste. In Ermangelung von Katalogen ist die Spezifikation dieses Instrumentes allerdings nicht ganz klar.
Fakt ist, daß diese Performer über einen eingeleimten Hals verfügt, was deutlich in Richtung PF-400 zielen würde. Als Tonabnehmer wurden die "Super 70" verwendet. Allerdings fehlt der Tri-Sound-Switch und laut Beschreibung des Verkäufers sind auch keine Duo-Sound Tone-Potis vorhanden. Dieses Instrument wurde am 18.11.2007 für 351 Euro in Deutschland verkauft.
Wenn man den Diskussionen der Sammler und Experten glauben darf, so wurden diese Reissues nur in Europa und vielleicht sogar nur in Deutschland vertrieben.
5. Der Vergleich mit dem Original
Wer den Versuch macht, einen Nachbau der "Les Paul" zu produzieren, der muß sich immer den Vergleich mit dem Original gefallen lassen. Wie steht die Performer also im Vergleich zur Paula da? Betrachten wir zunächst den Korpus:
Bei Gibson besteht eine "Les Paul" in der Regel aus einem massiven Mahagoniblock mit aufgeleimter massiver Ahorndecke. Diese Konstruktion findet man immer bei der Les Paul Standard. Die Custom-Variante von 1957 besaß einen vollständigen Korpus aus Mahagoni.
In diesem Vergleich schneidet die PF-100 und die PF-150 sofort aus, denn eine Birkendecke ist mehr als ungewöhnlich und wohl nur aus Preisgründen auf das Instrument gekommen.
Die PF-200 und PF-300 haben zwar eine Ahorndecke, die jedoch nicht massiv ist. Vermutlich wird sie zum Klang nicht besonders viel beitragen. Wenn man großzügig ist, könnte man hier dem Vergleich zur Les Paul Custom zustimmen, auch wenn die Masse des Mahagoni bei der Performer deutlich geringer ausfallen dürfte.
Der eingeleimte Hals einer "Les Paul" besteht grundsätzlich aus Mahagoni. Hier findet sich bei allen Performern ein deutlicher Unterschied: "Ibanez" verwendet grundsätzlich einen Ahornhals, der lediglich in der PF-350, PF-360 und PF-400 eingeleimt wurde. Da nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, der Hals einer Elektrogitarre einen wesentlich größeren Einfluß auf den Klang nimmt als der Korpus, finden wir hier einen deutlichen Unterschied!
Abseits der verwendeten Tonabnehmer und der leicht unterschiedlichen Form kann man die Performer-Serie in erster Linie als Instrumente bezeichnen, die in der Form einer "Gibson Les Paul" nachempfunden wurde. Einem vollständigen Vergleich mit dem Original hält also kein Modell der Serie wirklich stand!
6. Die Performer heute
Wie bei vielen anderen Ibanez-Modellen aus den frühen 80er Jahren, muß man heute auch für eine Performer etwas tiefer in die Tasche greifen. Verglichen mit einer "Artist" oder "Musician" aus dieser Zeit sind die Performer vergleichsweise selten. Wenn ein solches Instrument angeboten wird, so handelt es sich häufig um eine PF-200. Die PF-300 oder die PF-400 sind wesentlich seltener am Markt verfügbar.
Preislich muß man sich hier auf einen Rahmen von 400 bis 1000 Euro gefaßt machen, der wohl hauptsächlich durch den Sammlerwert begründet ist. Zur Zeit (16.01.2008) wird bei Ebay eine PF-400 angeboten, für die mindestens 999 Euro gefordert werden. Berechnet man inflationsbereinigt den heutigen Neupreis für eine PF-400AV, so kommt man auf einen Betrag von 1795 Euro. In gutem Zustand scheint ein Gebrauchtpreis von 900 Euro also nicht ungerechtfertigt.
Der PF-100 sowie der PF-155 wird, vermutlich aufgrund ihrer Konstruktion, allgemein kein großes Interesse entgegengebracht. Sie sind also wirklich nur für Sammler interessant. Auf dem internationalen Markt kann man hier maximal mit einem Preis von 300$ rechnen.
Fazit
Auch wenn die Performer-Serie schon am Anfang des Jahres 1977 vorgestellt wurde, ist sie ein "Kind" des Rechtsstreites zwischen Gibson und Elger/Hoshino. Durch die Konstruktion und Materialauswahl der meisten Modelle stand sie jedoch noch mitten in den 70er Jahren. Damit konnte sie mit den neuen Serien, der "Artist" und der "Musician", nicht wirklich Schritt halten. Das und ihre etwas ungewöhnlich Form mag der Grund für eine mangelnde Akzeptanz am Markt gewesen sein, die letztendlich zu einer relativ schnellen Einstellung der Serie führte.
Ganz so "schlecht" scheinen zumindest die Performer ab der PF-200 nicht gewesen zu sein. Trotz angeschraubtem Hals und hohler Decke findet man bei Harmony-Central ein Overall Rating von 9.4 für die PF-200 und für die PF-300 von 8.8. Interesanterweise erreicht die wesentlich wertigere PF-400 ebenfalls ein Rating von 8.8. Auch in den diversen Sammler-Foren werden der Performer durchwegs gute Zensuren erteilt.
Wenn man über die Performer urteilt sollte man nicht vergessen, diese Instrumente auch innerhalb ihres Kontextes zu bewerten. Aufgrund des Preises und der Konstruktion war die Performer eindeutig nicht angetreten, um eine wirkliche Konkurenz für das Original zu sein. Die Aussage aus dem 78er Katalog, hier im Original, macht das zumindest ganz deutlich:
Zitat: The new Ibanez Performer Series guitars incorporate the most asked for features in a destinctively original body style at a reasonable cost.
Das man auch anders konnte, hatte Ibanez mit der neuen Artist-Serie bereits deutlich bewiesen. Abgesehen von der Form waren Konstruktion und Materialauswahl mit der einer "Gibson Les Paul" identisch. Aufgrund der damals nur mittelmäßigen Qualität bei Gibson und dem günstigen Preis einer "Artist", hatte Gibson allen Grund besorgt zu sein.
Ulf
Der vollständige Artikel ist mit weiteren Fotos in der Knowledge-Base der Guitar-Letter zu finden.