Lack, Lackierung und andere Unklarheiten

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Anonymous

Guest
Hallo zusammen,

ich bin derzeit mitten in einem neuen Gitarrenbauprojekt und möchte mir hier einen alten Jugendtraum erfüllen. Es solle eine Swirl-Lackierung im Stile der 80iger Ibanez Gitarren werden. Nach einiger Recherche im Internet und etlichen Tests, bin ich jetzt soweit, dass ich die Gitarre wie gewollt hinbekomme. Einziges Manko: Ich habe keine Ahnung über die chemischen Grundlagen bei Lacken.

Das Problem beginnt bei der Grundierung. Ich habe mir hier im Baumarkt herkömmlichen Haftgrund aus der Sprühdose gekauft und diesen auf das Testobjekt (ein einfaches Stück Holz) ausgetragen. Das Lösungsmittel dieser Grundierung ist Nitro-irgendwas, also Nitrobasis, würde ich mal so pauschalisieren.

Die Farben für die Swirllackierung sind auf Kunstharzbasis (Lösungsmittel Methoxyproparnol (PM)). Scheinbar vertragen sich Nitro und Kunstharzfarbe miteinander. Zumindestens ist mir bisher kein Nachteil an meinen Demoobjekten aufgefallen.

Um die Swirl-Lackierung nun dauerhaft zu schützen, möchte ich sie gerne mit Klarlack lackieren lassen. Die Frage ist nur, mit welchem? Welche Auskunft kann ich dem Gitarrenbauer / Lackierer meines Vertrauens geben, damit der Klarlack lange hält, möglichst spiegelglatt geschliffen werden kann und dabei schön aussieht? ;-)

Ggf. muss ich ja auch den Haftgrund ändern, weil sich das u. U. auch nicht als richtig bewahrheitet. Fragen über Fragen.

Vielleicht gibt es hier ja den einen oder anderen Lackierprofi oder Chemiexperten, der mir diese Grundlagen etwas näher bringen kann bzw. mir sogar einen Rat für den zu verwendenden Klarlack geben kann.

Vielen Dank für eure Antworten.
 
Ich bin auch kein Lackierexperte, aber ich weiß, dass Acryl- und PU-Lacke, letztere sogar stärker, sehr hart, stoß- und abriebfest sind. Damit lassen sie sich zum Abschluss gut polieren.
 
Hallo Sascha,

ja, das habe ich auch gelesen und mir auch schon einiges Wissen angeeignet. Mir ging es aber ehr um die Vertraglichkeit zwischen einzelnen Lackschichten. Darf man "nur" gleiche Lacke (also z. B. Wasserlacke auf Wasserlacke oder PU-Lacke auf PU-Lacke) lackieren, oder muss man sogar kombinieren (z. B. PU und Wasserlack) um einen chemischen Verbund der Lacke untereinander zu erhalten?

Gruß,
Mirko
 
Moin,
meine Erfahrung ist, dass Nitro ud Kunstharzlacke unterschiedlich aushärten und ganz häßliche Risse entstehen können (nicht müssen). Ich bevorzuge Gleiches mit Gleichem zu kombinieren. Mein persönlicher Lieblingslack ist Nitro - übrigens mit Nitroverdünnung löst du fast alles an - denn Nitrolack härtet nicht so stark aus, wie Lacke die mit Härter verarbeitet werden und er lässt sich auch gut mischen und polieren.
Farbmischungen kann man mit herkömmlichen Pigmentet oder z.B. MIXOL Grundfarben vornehmen. Es gibt auch Nitro Schliffgrund als Porenfüller. Wie gesagt, meine persönliche Meinung - und dir viel Erfolg mit dem Swirl Projekt.
LG aus MöWa
L.
 
Hallo,

vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Ich habe nun sehr ausgiebig recherchiert und bin auf jeden Fall schon einmal eien Schritt weiter. Ich habe gelernt:

Kunstharzlack auf Nitrolack = Gut
Nitrolack auf Kunstharzlack = Böse ;-)
Acryllack auf Kunstharzlack = Ebenfalls Böse

Soll heissen, dass man zwar Kunstharz auf Nitrolack lackieren kann, jedoch später keinen Nitrolack mehr auf den Kunstharzlack aufbringen sollte. Ich habe es ausprobiert und es enstehen, zumindestens flächenweise kleine Risse. Acryllack auf Kunstharzlack ist noch viel übler, das gibt mächtig viele Risse. Für den Fall, dass jemand mal eine alte Strat nachahmen möchte... So in etwas bekommt man das auch ohne Nitrolackierung hin ;-)

Die einzige Möglichkeit Kunstharzlack mit Klarlack zu versehen führt wohl über einen 2K-Kunstharzlack. Wie DrBlooze schon schrieb, Gleiches mit Gleichem zu kombinieren macht durchaus Sinn.

Einige Fragen bleiben. Ergibt es einen Sinn eine E-Gitarre mit einem Kunstharzlack zu lackieren? Ich meine, ist das ehr ungewöhnlich oder so gar nicht typisch oder vielleicht sogar absolut verbreitet? Hat jemand Erfahrung mit einer Sperrschicht-Lackierung? Hier soll wohl auf die Kunstharzlackierung eine Lackierung aufgetragen werden, die sich dann wieder mit anderen Lacken "versteht".

Gruß,
Mirko
 
Hallo zusammen,

so, ich habe mir gestern mal auf Verdacht eine kleine Dose Kunstharz-Klarlack auf Alkydbasis gekauf und eine Schicht Lack ganz simpel augerollt. Hier löst sich nix und gut aussehen und aushärten tut es auch. Heute morgen habe ich direkt einmal einen Zwischenschliff gemacht und die zweite Lackschicht auf das Demostück aufgetragen...

Achja, vielleicht interessiert es ja jemanden. Hier das Demostück noch ohne Klarlack

Swirl_Demo_1.jpg


Und so könnte die spätere Gitarre dann mal mit dem oben abgebildeten Swirl aussehen bzw. so sollte es dann mal aussehen ;-)

Illustration_JEM.jpg
 
VVolverine":2od3sn0a schrieb:
Und so könnte die spätere Gitarre dann mal mit dem oben abgebildeten Swirl aussehen bzw. so sollte es dann mal aussehen ;-)

WOW 8-O

Das sieht ja grandios aus!
Aber willst du dann aus dem Testobjekt den Korpus fräsen oder
machst du die Lackierung auf eine fertige Gitarre drauf?
 
@Mettwurst: Nein, das Testobjekt war nur dazu da, um zu sehen, wie sich der Lack verhält und die Technik "zu erlernen".

@Moritz: Na, Du kannst wohl hellsehen, was? ;-) Ich habe gerade eben den "richtigen" Body geswirlt und stelle gleich mal einige Fotos rein. Ist schon interessant, wie aufgeregt man selber ist, bei einem solchen Experiment :lol: Aber meine Frau hat mir ganz tapfer zur Seite gestanden und geholfen. Gott sei dank. Also später mehr... ;-)
 
Ja sehr geil, die Lackierung sieht doch schon mal echt klasse aus.
Jetzt aber mal 2 doofe Frage:
1. Wie macht man so eine Swirl Lackierung denn?
2. Wie Hast du das Bild deiner Ibanez Gitarre erstellt? Gibts dafür ein besonderes Program?

freu mich auch schon auf die Schritt-für-Schritt Bilder!
 
Hallo zusammen,

@Solid Edge: Gibt keine doofen Fragen... ;-) Bei einer Swirl-Lackierung werden die verschiedenen Farbe in einem großen Behälter, der mit Wasser gefüllt ist, auf die Oberfläche des Wassers "geschüttet" und eben miteinander "verswirlt" also verrührt. Anschließend wird der Body durch diese Oberfläche in das Wasser getaucht und die Farbe bleibt an dem Body haften. Et voila: Swirl-Lackierung.

Das Bild meiner Ibanez ist ein Mix auf richtigen Bildern und virtuell erzeugten Grafilen (z. B. das Tremolo etc.). Das habe ich alles mit Photoshop gemacht, weil ich gerne das Gesamtresultat optisch vor mir habe, auch schon während der Bauphase. ;-)

So: Hier erstmal ein Bild, des heute geswirlten Bodys. Nur noch trocknen, Klarlack drauf, Hardware montieren, Fertig. :lol: Kommt leider auf einem Foto nicht so gut rüber, wie in der Realität...

Guitar_Finish_Swirl_1.jpg


Achja, und noch die neue Illustration der fertigen Gitarre ;-)

Illustration_JEM_2.jpg
 
Boah, das ist ja super geworden! In welcher Höhe belaufen sich denn die Kosten für die Lackierung?

Und woher kriegt Griffbretter mit solchen geilen Inlays, oder wird das anders umgesetzt?
 
Hi Moritz,

vielen Dank. Ich musste die Lackierung leider vollständig selbst ausprobieren. Da sind schon einige Kosten angefallen, aber nichts in astronomischer Höhe. Ich habe in Deutschland niemanden gefunden, der mir sowas hätte machen können. Einzig Siggi Braun hatte eine solche Lackierung in Erwägung gezogen, wusste aber nicht, wie das bei ihm wird, da er sowas auch noch nie angefertigt hatte. Im Ausland scheint das kein problem zu sein, wohl aber hier zu Lande. Vielleicht ist diese Art der Lackierung aber zur Zeit einfach nicht "in" genug. :) Ich nehme gerne Aufträge an ;-)

Das Griffbrett bzw. der Hals liegt mir schon in dieser Form vor. Da ich sowas nicht selber kann, habe ich mir diesen in USA von Christopher Woods anfertigen lassen.

Gruß,
Mirko
 
wow, die ist echt schick geworden!
Jetzt bin ich aber neugierig geworden:
Wie viele Versuche hat man denn? Kann man die immer wieder eintauchen wenn einem das Ergebnis nicht gefällt?
Warum sind die Pickupfräsungen nicht bunt geworden?
Darf man fragen wie der Body von hinten aussieht? (so wie ich mir die Technik vorstelle, lässt sich damit die Oberfläche nur auf einer Seite optimieren. Einmal eintauchen und vorsichtig rausziehen....Oder ist da jetzt ein Gedankenfehler drin?)

sry fürs Nerven! ;-)
 
VVolverine":2nbb2sao schrieb:
Vielleicht ist diese Art der Lackierung aber zur Zeit einfach nicht "in" genug. :)

Meiner Meinung nach eine Schande Zeit für ein bischen Extravaganz! ;-)

VVolverine":2nbb2sao schrieb:
Ich nehme gerne Aufträge an ;-)

Da würde ich dann mal drauf zurück kommen! :)
Ich wollte mir im Laufe des Jahres noch ne gebrauchte RG 550 oder Ähnliches anschaffen und die in nem schönen Hellblau-Blau-ein bischen Weiß und Schwarz -Swirl wäre der absolute Hammer!
Ne blaue Multicolor gabs ausserdem offiziell noch nicht von Ibanez :)
 
@Moritz: Ja, da stehe ich direkt neben Dir. Was habe ich mir damals, als die PAW von Steve Vai rauskam, eine solche Gitarre gewünscht. :lol: Ich habe sogar versucht eine klassische Gitarre so zu lackieren. Allerdings mit Spraydosen, weil ich damals die Technik nicht kannte.

Solid_edge":d5h2uwss schrieb:
wow, die ist echt schick geworden!
Jetzt bin ich aber neugierig geworden:
Wie viele Versuche hat man denn? Kann man die immer wieder eintauchen wenn einem das Ergebnis nicht gefällt?
Warum sind die Pickupfräsungen nicht bunt geworden?
Darf man fragen wie der Body von hinten aussieht? (so wie ich mir die Technik vorstelle, lässt sich damit die Oberfläche nur auf einer Seite optimieren. Einmal eintauchen und vorsichtig rausziehen....Oder ist da jetzt ein Gedankenfehler drin?)

sry fürs Nerven! ;-)

Danke. Nein, man hat nur einen Versuch. Sollte der schief gehen, heißt es: trocknen lassen, alles wieder abschleifen, ggf. neu grundieren und wieder versuchen. ;-) Die Pickup-Fräsungen sind deshalb nicht geswirlt, weil ich sie vorher abgeklebt habe. Ich fand einen schwarzen Untergrund für die PUs passender.

Jein, prinzipiell läßt sich diese Technik nicht sonderlich stark beeinflußen. Klar, die Farben sind variabel und den eigentlichen Swirl und dessen Intensität kann man sicherlich auch beeinflussen, aber alles andere ist so, wie es der Zufall so will. Soll heissen, eine gleiche Lackierung ein zweites Mal anfertigen ist unmöglich. Jede Lackierung ist für sich ein Unikat. Ich mache heute Abend mal ein Foto von der Rückseite. Eigentlich sieht Sie von beiden Seiten ganz nett aus... ;-)
 
Hi VVolverine !

Ich finde deine Lackierung ist wunderbar geworden! Herzlichen Glückwunsch!

Könntest du uns vielleicht die "Arbeitsschritte" erklären, was man da genau zu machen hat?

Quillt das Holz beim Eintauchen auf? Oder braucht man da ne Art wasserfeste Grundierung?
Wie ist das denn mit Staub und co.? Hast du einen Abzug oder sowas benutzt? Kann man das überhaupt im Freien machen?

Hier sieht alles so einfach aus...

http://www.youtube.com/watch?v=8XUEbXAm-hY&feature=fvst

http://www.youtube.com/watch?v=TvK89LsX ... re=related

Gruß
Hoyer

:-D :-D
 
Hoyer":3oe9ry7v schrieb:
Könntest du uns vielleicht die "Arbeitsschritte" erklären, was man da genau zu machen hat?

Quillt das Holz beim Eintauchen auf? Oder braucht man da ne Art wasserfeste Grundierung?
Wie ist das denn mit Staub und co.? Hast du einen Abzug oder sowas benutzt? Kann man das überhaupt im Freien machen?

Hi,

im Prinzip wird ja schon alles in den Filmen gezeigt. Das Holz würde wahrscheinlich aufquillen, wenn es völlig unbehandelt in das Wasser getaucht wird, dehalb muss schon eine Grundierung aufgetragen werden, wie eben bei normalen Lackierungen auch. Staub usw. spielen keine Rolle, da die Gitarre ja später noch mit Klarlack lackiert wird. Es sollten natürlich kein Treibgut auf der Wasseroberfläche schwimmen, aber ich denke das versteht sich auch von selbst... ;-)
 
Toll geplant und noch besser umgesetzt - klasse :dafuer: Man muss sich nur trauen!

Ich bin schon seit langer Zeit am recherchieren, was Paisley Lackierungen angeht. Jörg Tandler macht das in ähnlicher Art mit Servietentechnik.

Ich finde gerade sowas absolut geil:

3avc-de.jpg


Diese hier hatte ich auf der letzten Musikmesse entdeckt und seit dem geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf :roll:
 
Rat Tomago":fg3pwhit schrieb:
@Martin:

Nicht mehr aus dem Kopf gehen? Man sieht doch wohl eindeutig am Innenleben der Tasche das du sie dir schon geschnappt hast! ;-)

Haha, nein nein - das ist ein edles Leder Gigbag für knappe 400 Euro. Konnte man auf der Messe auch kaufen. Aber es gefällt mir auch :lol:
 
Magman":1hrua1wr schrieb:
Ich bin schon seit langer Zeit am recherchieren, was Paisley Lackierungen angeht. Jörg Tandler macht das in ähnlicher Art mit Servietentechnik.

Ich finde gerade sowas absolut geil:

Diese hier hatte ich auf der letzten Musikmesse entdeckt und seit dem geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf :roll:


:drool: geilhabenwollenleckerleckergrflmsm
 
Riddimkilla":lvouzrfi schrieb:
Magman":lvouzrfi schrieb:
Ich bin schon seit langer Zeit am recherchieren, was Paisley Lackierungen angeht. Jörg Tandler macht das in ähnlicher Art mit Servietentechnik.

Ich finde gerade sowas absolut geil:

Diese hier hatte ich auf der letzten Musikmesse entdeckt und seit dem geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf :roll:


:drool: geilhabenwollenleckerleckergrflmsm

Lecker gelle ;-) Die Teles gibt es hier: www.nickpageguitars.com

Sorry für das OT VVolverine, ich werde bei Gelegenheit mal nen extra Fred aufmachen mit Fragen zu Paisley Lackierungen...
 
Rat Tomago":3umflwwg schrieb:
Grad von Sonny gezeigt bekommen, das ist ja wohl mal der Hammer! :shock:

IMG_8245.jpg

Hi Moritz,

ja, das ist ein Diabolo Swirl mit Rot, Schwarz und etwas Weiss als Grundfarben. Ich habe so einen auch schon ausprobiert. Leider passen die Hals-Inlays meines Halses nicht dazu. Aber ein 7-Saiter Projekt steht in naher Zukunft auch noch an. Mal sehen, vielleicht bekommt der so einen "Anstrich".

Ach ja, ich war noch die Rückseite schuldig ;-)

Guitar_Finish_Back_1.jpg


So, morgen ist Body Nr. 2 mit dem Swirl dran. Mal sehen, wie mir der gelingt :lol:

Gruß,
Mirko
 

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