Lanikai LU-21T - Doppelt hält besser

DerOnkel

Power-User
26 Nov 2004
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Ellerau
Lanikai LU-21T - Doppelt hält besser

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist ebenfalls in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)

Heute startet eine mehrteilige Serie über die Tenor-Ukulele LU-21T, die der Onkel vor fast vier Jahren käuflich erworben hat. Aus Gründen, die im Laufe dieser Serie noch genannt werden entstand die Idee, ein kurzes Review zu verfassen. Wie beim Onkel üblich, ist es dann natürlich doch etwas länger geworden und lag darüber hinaus lange und vergessen auf Platte. Nun wird das also wirklich Zeit...

Vorwort

Selbst die härtesten Vertreter der sechssaitenzupfenden elektrischen Musiker ertappt man schon seit Jahren immer häufiger beim Fremdgehen. Sie stellen ihre geliebte Elektrogitarre einfach in den Ständer und greifen zu akustischen Instrumenten.

Insbesondere für Balladen im Bereich der Rock-Musik hat sich die sechs- oder zwölfsaitige Westerngitarre schon lange einen festen Platz auf den Bühnen erobert, sind mit ihr doch Klangfarben möglich, die eine massive Elektrogitarre - trotz aller Technik - nie wird liefern können. Schöne Beispiele für Rock-Balladen mit akustischen Gitarren findet man zum Beispiel bei "Bon Jovi", "Europe" oder den "Scorpions". Aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Es gibt kaum eine Band aus dem Rock-Bereich, die auf solche Balladen verzichtet. Selbst im Metal gehören sie als Kontrastprogramm einfach dazu.

Das Thema Zupfinstrument in der Rock- und Popmusik erschöpft sich jedoch nicht mit der zu den Kasten-Halslauten gehörende Gitarre in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Bei "Styx" und natürlich bei "R.E.M." wird zum Beispiel häufig eine Mandoline eingesetzt. Bands die im weitesten Sinne auch im Country oder Folk verwurzelt sind, schätzen dann auch schon mal das Banjo - auch eine Laute, die allerdings zu den Spießlauten zählt.

Durch Gruppen, wie das "Ukulele Orchestra of Great Britain", den durch YouTube bekannt gewordenen Hawaianer Jake Shimabukuro und natürlich durch den Titel "Over The Rainbow" des bereits 1997 verstorbenen Hawaianers Israel Kamakawiwo'ole erlebt die Ukulele seit einiger Zeit eine gewisse Renaissance. Ihr Einsatz ist dabei nicht mehr auf die traditionelle Musik beschränkt, sondern man spielt mit ihr quasi alles, was einem "vor die Finger" kommt.

Für einen Gitarristen, der ja die grundlegende Spielweise eines bundierten Zupfinstrumentes beherrscht, ist es nicht besonders schwer, sich auch mit Mandoline, Banjo oder Ukulele vertraut zu machen. Steht man in einem Geschäft vor so einem Instrument, so unterliegt man leicht der Versuchung. Wenn dann noch der Reiz des Neuen dazukommt, dann ist es eben geschehen...

So geschah es unlängst auch dem Onkel. Wie es ihm mit seiner Neuerwerbung ergangen ist, erzählt dieses "etwas andere Review". Wie immer hart aber fair...

1. Vorgeschichte

Was tun, wenn man von netten Menschen einen Gutschein über fünfzig Euro erhält, der dann bei Just Music in Hamburg einzulösen ist, man dort aber nichts zu kaufen hat? Nun...

Gitarren seiner Wahl kauft der Onkel - nach ausgiebiger Recherche und alter Väter Sitte - in der "Bucht" des Internet und für die Verschleißartikel, wie zum Beispiel Saiten, gibt es das große "T". Es fand sich dann aber doch noch ein Grund für einen "analogen" Kauf vor Ort: Anläßlich eines informellen Besuches im Dezember 2010 (nur mal gucken) hatte der Onkel die Guitalele GL-1 von Yamaha in der Hand. "Niedlich, das wäre doch was für den MiniOnkel!", so dachte er.

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Abbildung 1-1: Die Guitalele Yamaha GL-1

Auf der Heimfahrt fiel dem Onkel dann auf, daß der Preis ja wunderbar zum Gutschein paßt. Na bitte! Und außerdem konnte er damit ja auch spielen - im Urlaub zum Beispiel. Also gab es am nächsten Samstag einen kleinen Familienausflug zum Heiligengeistfeld nach St. Pauli.

"Einmal Guitalele bitte und schön einpacken! Was, eine Tasche ist auch dabei? Um so besser!"

Aber was hing denn da an der Wand? Jede Menge kleiner, quitschbunter Ukulelen. Spätestens seit der Onkel das "Ukulele Orchestra of Great Britain" entdeckt hat, findet er diese kleinen "hüpfenden Flöhe" klasse!


Video 1-1: The Ukulele Orchestra of Great Britain - The Good, The Bad and The Ugly (Youtube)

Aber was da in bunter Vielfalt als U-30G für nur 19,90 Euro an der Wand hing, schrie geradezu: "Nimm’ mich mit! Ich bin schön und billig!"

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Abbildung 1-2: Sopran Ukulele U-30G von Mahalo

Gegen solche Argumente ist der Onkel allerdings schon seit langem immun und der Plastik-Look tat sein Übriges. Geiz ist zwar geil, aber billig ist nicht immer gut! Mit "schön billig" sind diese Ukulelen auch schon erschöpfend behandelt. Richtig spielen jedoch... Aber da gibt es bestimmt noch andere Ukes...

Ja, zum Beispiel die für 29 Euro. Die müssen ja schon deutlich besser sein, denn der Preis ist ja um 50% höher und sie sind genauso schön bunt! Also, schnell mal anfassen. Reaktion: "Och nö!" Aber das hat der Onkel natürlich nur gedacht, denn er ist ja ein höflicher Onkel!

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Abbildung 1-3: Sopran-Ukulele U1S von Baton Rouge

In der Hand erinnern diese Instrumente jedoch auch noch an ein Spielzeug und nicht an ein ernsthaftes Instrument. Der Klang ist flach und ausdruckslos und irgendwie wie... naja, eben Plastik!

Daß hier nur die billigsten Saiten verwendet werden, verwundert nicht. In den verschiedenen Online-Foren wird daher empfohlen, die Werksbesaitung solcher Ukes umgehend zu ersetzen.

"Teuer" gleich "Besser"? Nun, einen wirklichen Mehrwert konnte der Onkel bei der U1S leider nicht feststellen! Je bunter das Instrument, desto weniger scheint es für seine eigentliche Bestimmung geeignet zu sein. Der Vertrieb bietet diese billigen und bunten Ukulelen im Sechser- oder Zwölferpack an. Wenn man in diesem Zusammenhang an instrumentelles Schüttgut denkt, liegt man damit wohl nicht so verkehrt!

Wer auf der Bühne werbewirksam ein Instrument zertrümmern möchte, ist mit diesen Billig-Ukes sicherlich gut bedient. Möchte man sich jedoch ernsthaft mit der Ukulele beschäftigen, so sollte man von diesen spaßbremsenden "Farben" lieber Abstand nehmen! Aber da gibt es bestimmt noch andere Ukes...

Stimmt! Da waren doch tatsächlich noch ein paar Exemplare in richtiger Holz-Optik! Kurze Probe: Klingt ganz ordentlich, läßt sich brauchbar bespielen und die Stimmung wird auch gut gehalten. Die Saiten... nun ja, man kann eben nicht alles haben!

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Abbildung 1-4: Kohala HU-212

Also verschwand der Onkel mit zwei Instrumenten unter dem Arm. Eine Sopran-Ukulele von Kohala war da rein zufällig für 49 Euro in seiner Tasche steckengeblieben... Das war wie mit seinem Kollegen, der sich einen Gitarrenkoffer kaufte und Zuhause erstaunt feststellte, daß da doch eine Gitarre drinnen lag! Komisch!

Kaum war der Laden jedoch verlassen, ging das Theater schon los: "Du bist ein Idiot!", schimpfte sich der Onkel auf der Rückfahrt. "Du lernst sowieso keine neuen Akkorde und dann liegt das Ding schnell wieder in der Ecke. Schade um das schöne Geld!"

Aber schon am nächsten Abend saßen die ersten Griffe, es war kein Problem neue zu erlernen und Spaß machte es auch noch. Was hatte der blöde Onkel eigentlich zu meckern?

Nach ein paar Tagen hielt sich die Begeisterung jedoch schon wieder in Grenzen, denn es war nicht nur etwas schwierig auf der HU-212 zu spielen (die Uke ist sehr klein und der Onkel sehr groß, was insbesondere für seine Hände gilt), sondern das Instrument intonierte auch nicht sauber. Schon ab dem dritten Bund gab es Probleme, sodas die Akkorde alle ein wenig unrein wurden. Auch die Oktavreinheit war nicht ganz einwandfrei, was das Problem natürlich noch verschärfte.

Wenn man die kurze Mensur der HU-212 bedenkt, dann wird schnell klar, daß schon leichte Abweichungen bei der Positionierung von Bünden und Steg zu hörbaren Problemen führen. Da ist wirklich Präzision gefragt und ob man die für 49 Euro zuverlässig über die gesamte Streuung einer Produktion erwarten kann, ist durchaus fraglich. Einen entsprechenden Test zur Qualitätssicherung wird sich der Hersteller aus Kostengründen sicherlich ersparen. Also schnell wieder zurück zu Just Music und...

Nein, der Kauf wurde natürlich nicht rückgängig gemacht! Der Onkel hatte sich mittlerweile mit dem Thema Ukulele etwas intensiver beschäftigt und wußte in etwa um die Schwachstellen dieser Instrumente. Und dann war da noch die neu entstandene Begeisterung und eine braune Tenor-Ukulele. Sie entsprach in ihren Abmessungen ziemlich genau der Guitalele...

Also gab es ein Update und noch eine Tasche für 15 Euro dazu. Insgesamt wurde der Gutschein mehr als dreimal umgesetzt. Arme FrauOnkel!

Die Tenor-Ukulele LU-21T von Lanikai sollte jedoch noch zu einigen Aufregungen führen! Aber alles der Reihe nach...

2. Lanikai

Die hawaiianischen Ortschaft Kailua an der Ostküste der Insel O'ahu, 25 Kilometer von der Hauptstadt Honolulu entfernt, wird auch als "Lanikai" bezeichnet. Dieser Ort ist vor allem für seine Strände, die "Lanikai Beaches" berühmt.

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Abbildung 2-1: Lanikai Beach, da will DieTochter auch gern' hin!

Wer das Bild betrachtet und dabei an Musik denkt, der wird ganz schnell einen bestimmten Sound im Ohr haben und an nette blumenbekränzte Hula-Mädchen denken, die unter Palmen Musik machen…

Hawaii trifft sich thematisch sehr gut, denn hier erhielt das im Jahre 1879 von portugiesischen Einwanderern mitgebrachte Instrument seinen heutigen Namen: Ukulele, der "hüpfende Floh", weil die Finger des Musikers sich so schnell über das Griffbrett bewegten. So erzählt es jedenfalls die Legende oder besser gesagt eine von mehreren Versionen.

"Lanikai" ist aber auch eine Marke der "Hohner Musikinstrumente GmbH & Co. KG" mit Sitz im schwäbischen Trossingen, die seit dem 22. Oktober 2000 unter diesem Namen "zufällig" Ukulelen vertreibt. Der Name ist hier also Programm. Die Firma Hohner selber erlangte Anfang des 19. Jahrhunderts weltweite Berühmtheit durch ihre produzierten Mundharmonikas, die besonders in den USA reißenden Absatz fanden.

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Abbildung 2-2: Verschiedene Mundharmonikas von Hohner

Auf anderen Geschäftsfeldern war man allerdings weniger erfolgreich und als nach dem zweiten Weltkrieg das Interesse der Menschen an Mundharmonikas sank, sank auch der Stern von Hohner. Im Jahre 1997 wurde die Aktienmehrheit von dem 1930 gegründeten taiwanesischen Hersteller KHS übernommen, der seit 1969 unter anderem mit Yamaha zusammenarbeitet, und die Familie Hohner zog sich aus dem Geschäft zurück.

Seit 1999 schreibt Hohner wieder bescheidene Gewinne, wie es im Artikel "Ein Bläsle für Freund und Feind" zu lesen ist. Von den ehemals 5000 Mitarbeitern der weltweit größten Harmonikafabrik sind heute nur noch ein paar Hundert in Trossingen übriggeblieben, die Instrumente produzieren und an Neuentwicklungen arbeiten. Der Großteil der Instrumente wird mittlerweile in asiatischen Fabriken produziert, wie es heute auch bei vielen anderen deutschen Herstellern (leider) gute Sitte ist.

3. Ukulelen von Lanikai

Unter der Marke "Lanikai" wird heute eine Vielzahl von Ukulelen angeboten. Auf der deutschen Internetpräsenz fanden sich im Dezember 2010 vier Serien und zwei weitere Instrumente, die unter dem Namen des erloschenen hawaiianischen Vulkans "Kohala" als eigene Marke firmieren.

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Abbildung 3-1: Banjolele LBU-C

Die gesamte Bandbreite des Angebotes offenbarte sich jedoch erst nach einem Besuch der englischen Internetpräsenz. Hier fanden sich noch vier weitere Serien sowie eine Banjolele (engl. Ukulele-Banjo). Bekanntlich lernte der junge Brian May auf so einem Instrument seine ersten Akkorde. Später setzte er die Banjolele im Titel "Good Company" ein.


Video 3-1: A Night At The Opera - Good Company (Youtube)

Dieses Video ist besonders bemerkenswert, weil Brian May hier auch etwas über die Jazz-Band erzählt, die er bei Good Company mit seiner Gitarre imitiert.

3.1 All over the world

Das gesamte weltweite Angebot von Ukulelen durch Lanikai bestand Ende des Jahres 2010 aus insgesamt 51 Instrumenten und setzte sich wie folgt zusammen:

Tabelle 3-1: Ukulelen-Serien von Lanikai
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Für eine Ukulele kann man durchaus bis zu 1000 Euro ausgeben. Wo innerhalb dieser Preisspanne positioniert sich "Lanikai"? Eine Preisanalyse zeigte deutlich, daß Hohner mit dieser Marke hauptsächlich den mittleren Marktbereich adressiert. Gut 80% der Instrumente befanden sich dort.

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Abbildung 3-2: Marktsegmentierung der Lanikai Ukulelen

Dabei war eine eindeutige Dominanz des oberen Mid-Range festzustellen. In etwa 60% aller Ukulelen sind dort angesiedelt. Im unteren Mid-Range verbleiben dann 22%.

Aus dieser Verteilung ist zu schließen, daß sich die Marke "Lanikai" keinesfalls als "Budget-Label" versteht. Unterschlägt man die zwei Instrumente der "Kohala-Serie", die ja nur "by Lanikai" sind, dann bleiben für das Low-End lediglich 6% oder 3 Instrumente von insgesamt 51 übrig. Diese sind vermutlich nur als "Appetithappen" zu verstehen, die ein Marketier wohl als "Enabler" bezeichnen wird.

Für den amerikanischen Markt wird eine deutlich größere Vielfalt angeboten, was mit großer Wahrscheinlichkeit auch historisch begründet ist. Hier findet man Instrumente mit massiven Decken aus Zeder, Fichte, Koa, Mango und anderen exotischen Hölzern. Die Marktsegmentierung der beiden Teilmärkte folgt der gesamten Verteilung. Man kann also nicht sagen, daß in den USA generell die besseren und in Deutschland die billigeren Ukulelen angeboten werden.

3.2 Weltweite Tenöre

Im gesamten Angebot von Lanikai waren, mit Stand vom Dezember 2010, fünfzehn Tenor-Ukulelen im klassischen Sinne enthalten. Viele von ihnen werden auch als elektrisches Modell angeboten. Die sieben rein akustischen "Tenöre" in der bekannten "Achter-Form" sind im nachfolgenden Bild zusammengestellt:

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Abbildung 3-3: Verschiedene Tenor-Ukulelen von Lanikai

Die Preisspanne aller Tenor-Ukulelen reicht von 119 Euro bis 329 Euro. Bezüglich der Marktsegmentierung findet man die schon bekannten Verhältnisse.

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Abbildung 3-4: Marktsegmentierung der Lanikai Tenor-Ukulelen

Interessant ist, daß das untere Mid-Range allein aus der LU-21T und ihren beiden elektrifizierten Schwestern besteht. Damit stellt dieses Instrument also den Einstieg zu den Tenor-Ukulelen von Lanikai dar.

3.3 Brüder und Schwestern

Ukulelen gibt es mittlerweile in den unterschiedlichsten Variationen. Abgesehen von den verschiedenen Formen und Stimmungen ist das Hauptunterscheidungskriterium die Größe des Instrumentes. Im Laufe der Entwicklung haben sich vier Größen etabliert. Neben der bekannten Sopran-Ukulele, die gleichzeitig der kleinste Vertreter dieser Instrumentengattung ist, gibt es noch die Register Konzert, Tenor und Bariton.

Lanikai deckt mit der LU-Serie alle vier Register teilweise sogar mehrfach ab. Innerhalb der LU-21-Gruppe findet man Ukulelen aller Größen mit den gleichen Ausstattungsmerkmalen. Das folgende Bild zeigt die vier Vertreter im maßstäblichen Vergleich:

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Abbildung 3-5: Bariton-, Tenor-, Konzert-, und Sopran-Ukulele im Größenvergleich

Neben der von der Gitarre bekannten "Achter-Form", findet man auch einen ovalen Korpus, der an eine Ananas erinnert. Diese "Pineapple Ukulele" ist allerdings nicht so häufig anzutreffen

Eine Baß-Ukulele gibt es eigentlich nicht. Wie es auf Wikipedia nachzulesen ist, handelt es sich bei dem sogenannten "U-Bass" eigentlich um eine Baß-Gitarre mit den Abmessungen einer Bariton-Ukulele.

[img:600x357]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb3_6_Kala_KA-UBASS-FS.jpg[/img]
Abbildung 3-6: Bass-Ukulele KA-UBASS-FS von Kala

Aufgrund der geringen Nachfrage, ist eine Standarisierung der Abmessungen der Baß-Ukulele bisher nicht erfolgt. Häufig wird einfach eine akustische Baß-Gitarre verwendet, die freilich deutlich größer ist. Das ist zum Beispiel auch für das bekannte "Ukulele Orchestra of Great Britain" der Fall. Der Instrumentalist Jonty Bankes sagte dazu am 20. November 2007:

...a guitar has six strings, whereas this instrument has four strings, the same number as the ukuleles my colleagues are playing, so therefore this is a bass ukulele. It is the future...

Nun, an Selbstbewußtsein mangelt es dem guten Jonty wirklich nicht...

Ulf

(Weiter geht es in ein paar Tagen)

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist ebenfalls in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
 
Lanikai LU-21T - Doppelt hält besser (Teil 2)

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist ebenfalls in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)

4. Die Tenor-Ukulele LU-21T

4.1 Spezifikation und ermittelte Daten

Die LU-21T stellt das drittgrößte Instrument der LU-Serie dar. Die technischen Daten sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt, in denen die Herstellerangaben durch eigene Messungen und Beobachtungen ergänzt wurden:

Tabelle 4-1: Daten der LU-21T
[img:551x630]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Tab_4_1_Daten_LU_21T.jpg[/img]

Diese Abmessungen zeichnen das Bild einer normalen Tenor-Ukulele, deren Länge und Mensur auf Wikipedia mit 66cm und 43cm angegeben werden. Ganz offensichtlich scheinen einige Daten auf der Webseite des Herstellers nicht so ganz zu stimmen oder die vorliegende LU-21T weicht von dieser Spezifikation ein wenig ab.

4.2 Die Hölzer

Wie man der Spezifikation entnehmen kann, wird für die LU-21T hauptsächlich Nato verwendet. Unter dieser Bezeichnung werden, nach Wikipedia zwei Hölzer der Johannisbrotgewächse (Caesalpinioideae), nämlich Mora Excelsa und Mora Gonggrijpii, geführt, die aus der Karibik und dem nördlichen Südamerika, also im weitesten Sinne aus der gleichen Region, stammen.

[img:600x219]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb4_1_AllesNato.jpg[/img]
Abbildung 4-1: Alles Nato oder was?

Neben diesen beiden Holzarten gehören noch fünf weitere Arten dieser Unterfamilie an, die im Instrumentenbau jedoch keine Bedeutung haben [Wikipedia].

Die in Südostasien beheimatete Gattung Peninsular Malaysia aus der Familie der Sapotengewächse wird als "Nyatoh" bezeichnet und firmiert häufig auch unter dem Begriff "Nato". Für diese Gehölze werden regional unterschiedlich auch die Namen "Pali", "Riam", "Taban", "Chay", "Balam" oder "Padang" verwendet. Diese drei Hölzer ähneln zwar dem häufig im Instrumentenbau verwendeten südamerikanischen Mahagoni, sind mit diesem jedoch nicht verwandt, denn diese relativ streng geschützte Holzart gehört zur Gattung der Meliaceae.

Die unter dem Sammelbegriff "Nato" geführten Hölzer werden gerne für die Produktion preiswerter Gitarren verwendet. Sie eignen sich generell sehr gut für die Fertigung von Musikinstrumenten, sind allerdings deutlich weicher als Mahagoni. Wie man hört, sollen Brüche in Hals und Kopfplatte bei solchen Instrumenten "schon mal vorkommen". "Nato" wird häufig zu einer dunklen, rotbraunen Farbe abgetönt, damit es dem teuren Mahagoni ähnlicher sieht. Der Begriff "Nato-Mahagoni" wird in diesem Zusammenhang immer wieder von einigen Herstellern genutzt, um dem Verbraucher zu suggerieren, daß hier tatsächlich Mahagoni verwendet wird. Diese irreführende Bezeichnung ist jedoch eine klare Verbrauchertäuschung!

Unter der Bezeichnung "Palisander" (engl. Rosewood) sammeln sich ebenfalls verschiedene Hölzer. Sie alle gehören jedoch der Gattung der Dalbergien an. Nachdem Brasilien 1968 ein Ausfuhrverbot für das begehrte Rio-Palisander (Dalbergia Nigra) erlassen hatte und die Gattung 1992 unter Artenschutz gestellt wurde, hat sich der Musikinstrumentenbau auf die Nutzung von ostindischem Palisander (Dalbergia Latifolia) konzentriert. Dieses Holz ist aber auch schon selten geworden und so wird es seit den 80er Jahren auf Plantagen außerhalb von Indien nachgezüchtet und unter dem Namen "Sonokeling" vertrieben.

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Abbildung 4-2: Griffbrettrohlinge aus Sonokeling

Gleichwohl es sich bei diesem Holz aus biologischer Sicht um ostindischen Palisander handelt, weist Sonokeling angeblich nicht die gleichen guten Eigenschaften wie die Hölzer aus Indien auf, was in erster Linie auf die klimatischen Bedingungen an den Standorten der neuen Plantagen zurückzuführen sein dürfte.

4.3 Optischer Eindruck und Verarbeitung

Schmuck sieht sie ja aus, die LU-21T. Das rötlichbraune Finish von Korpus und Kopf steht in einem schönen Kontrast zum dunkleren Griffbrett über das die vier weißen Kunstdarmsaiten der italienischen Firma Aquila in der typischen Stimmung g, c, e, a verlaufen.

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Abbildung 4-3: Lanikai LU-21T

Die Zargen sind beidseitig durch ein einfaches weißes Kunststoff-Binding aus einem Stück sauber eingefaßt. Da gibt es keine "Haken und Ösen"; Binding und Zargen gehen glatt ineinander über. Eine Stoßstelle ist nicht zu entdecken. Diese befindet sich anscheinend unsichtbar unter dem Halsfuß. Ganz offensichtlich wurde der Korpus vollständig erstellt, bevor der Hals montiert wurde.

Auf dem Boden finden sich zwei "Äste". So etwas sollte eigentlich nicht sein, ist angesichts des Preises jedoch zu verschmerzen. Ein Blick in den Korpus zeigt jedoch, daß diese "Äste" dort nicht zu sehen sind. Ein deutlicher Hinweis darauf, daß Decke und Boden wohl nicht massiv sind, sondern aus einem Laminat bestehen. Selbstverständlich gibt es Ukulelen mit massiven Decken und Böden, aber natürlich nicht für den Preis der LU-21T.

Der gesamte Korpus ist seidenmatt lackiert und faßt sich nicht schlecht an, gleichwohl ein paar kleine "Pickel" darauf hindeuten, daß man beim Schleifen wohl etwas "schnell" war. Dieser Eindruck wird in einer Kundenbewertung bei Thomann bestätigt. Eine homogene und glatte Fläche ist jedenfalls etwas anderes. Das Argument des Kostendrucks kann man hier schlecht vorbringen, denn die Guitalele vom Konkurrenten Yamaha offenbart diese Schwächen nicht und kostet doch nur die Hälfte der LU-21T!

Der Hals besteht aus drei Teilen: Die abgewinkelte Kopfplatte wurde an den eigentlichen Hals als Träger des Griffbretts angeschäftet. Gleiches gilt für den Halsfuß. Beides ist wieder ein Zugeständnis an den Preis, denn ein einteiliger Hals muß aus dem Vollen herausgearbeitet werden, was wesentlich mehr Holzverlust nach sich zieht und somit die Kosten erhöht.

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Abbildung 4-4: Angeschäftete Kopfplatte

Im dunklen Griffbrett finden sich vier eingelegte einfache Dots als Bundmarkierung an den Positionen 5, 7, 10 und 12. Ein zweiter Dot am zwölften Bund fehlt leider, ist jedoch zu verschmerzen. Daß entsprechende Markierungen an der Seite des Griffbretts fehlen, ist da schon ärgerlicher. Warum man das vergessen hat, ist die große Frage. So teuer kann das eigentlich nicht sein!

Laut Spezifikation besteht das Griffbrett aus Palisander. Ein Vergleich mit einem Rohling ergibt eine große Ähnlichkeit. Die farblichen Unterschiede sind mit Sicherheit dem Weißabgleich der Kamera bei Kunstlicht zuzuschreiben.

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Abbildung 4-5: Griffbrett der LU-21T und Griffbrettrohling aus ostindischem Palisander (Sonokeling) im Vergleich

Sieht man sich das Griffbrett einmal genauer von der Seite an, so stellt man fest, daß die Linie zwischen Griffbrett und Hals ein wenig schwankt. Eigentlich sollte sie wie mit dem Lineal gezogen sein, da Halskantel und Griffbrett vor dem Verkleben ja plan geschliffen werden. Da entsteht doch der Verdacht... Also her mit der Kamera und ein Makroaufnahme gemacht...

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Abbildung 4-6: Das Griffbrett von der unteren Zarge aus gesehen

Ganz augenscheinlich ist hier Farbe im Spiel, die zumindest im unteren Bereich des Griffbretts nicht sauber aufgetragen wurde und auch die Enden der Bunddrähte bedeckt. Unter Umständen könnte sich darunter auch ein schmales Furnier befinden. Ein massives Griffbrett muß man nicht auf so eine Weise "verstecken". Wenn das Griffbrett aus einem mehrteiligen Laminat bestünde, dann hätte man dadurch auch eine Erklärung für die fehlenden Bundmarkierungen am Griffbrettrand.

Am sechzehnten Bund ist das gesamte Griffbrett gerade mal 3,47mm dick und wird - oh Überraschung - in Richtung Sattel immer dicker. Direkt am Sattel sind es dann tatsächlich 4,45mm - wenn man der Dicke des Farbstriches glauben darf. Möglich, daß es nicht ganz einfach ist, in so ein dünnes Laminat entsprechende Bundmarkierungen einzuarbeiten.

Interessant ist auch, daß die Griffbrettlackierung an der einen Seite unterschiedlich ausfällt: Bis zum vierzehnten Bund ist sie leicht glänzend. Danach nur noch matt. Entweder wurde der Klarlack dort vergessen oder er konnte nicht mehr aufgebracht werden, um den Korpus nicht noch einmal zu lackieren. Da dieser Unterschied nur an der unteren Seite des Griffbretts zu finden ist, liegt hier wohl eher Vergeßlichkeit vor!

Die achtzehn Bünde sind allesamt sauber eingesetzt. Da steht nichts am Rand über.

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Abbildung 4-7: Sauber abgerichtete Bünde

Blutige Finger wird man sich an der LU-21T also nicht holen! Gleichwohl das Griffbrett mit seinen Bünden durchaus über leichte "Höhen und Tiefen" verfügt, ist das nur optisch, denn alle Bundpositionen sind ohne Schnarren oder Scheppern zu greifen. Man sollte hier also nicht päpstlicher als der Papst sein und dabei auch den Preis der LU-21T nicht vergessen!

Eines der absoluten Highlights dieser Tenor-Ukulele sind mit Sicherheit die vier ölgelagerten Mechaniken! Ihre Gangbarkeit läßt sich durch eine kleine Schraube am Flügel der Mechanik einstellen. Einen solchen Luxus findet man sonst nur bei deutlich teureren Instrumenten.

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Abbildung 4-8: Einstellbare Mechanik

Diese Wahl "rächt" sich dann auch prompt! Die Mechaniken lassen sich butterweich bedienen und das Instrument hält sauber seine Stimmung. Auch nach einem Jahr intensiver Nutzung sind keine Probleme festzustellen, was für ein Instrument dieser Preisklasse durchaus bemerkenswert ist. Hier gibt es also absolut keinen Grund zur Klage, sondern es ist vielmehr ein großes Lob fällig!

Wie wichtig gute Mechaniken sind, kann man schnell feststellen. Wenn das Instrument die Stimmung nicht hält, wird besonders ein Anfänger schon nach kurzer Zeit verzweifeln und das Instrument wieder in die Ecke stellen. Bei Lanikai scheint man das erkannt zu haben und gibt der Zielgruppe ein vernünftiges "Werkzeug" an die Hand!

Auch über die Brücke der LU-21T gibt es nicht viel zu meckern. Sie besteht, - laut Spezifikation - und auch augenscheinlich, aus einem palisanderartigen Holz. Die glattgeschliffene Brücke wurde sauber mit der Decke verklebt. Spalte sind nicht zu erkennen. Allerdings findet man zwischen der Befestigung der ersten und zweiten Saite doch ein paar Schwachstellen im Holz und in der Kunststoffeinffassung. Hier wurde ein spanabhebendes Werkzeug wohl zu intensiv genutzt. Die Funktionalität ist davon nicht betroffen; der Eindruck einer gewissen Nachlässigkeit bleibt aber bestehen. So etwas sollte bei einer Qualitätskontrolle eigentlich auffallen und nicht zur Auslieferung gelangen!

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Abbildung 4-9: Die Brücke der LU-21T mit leichten Mängeln

Die Stegeinlage - auch als Untersattel bezeichnet - besteht aus weißem Kunststoff. Die bei Gitarren übliche Neigung zur Kompensation der Mensur ist nicht vorhanden. Zum einen, weil Nylon-Saiten keine so starke Kompensation benötigen und zum zweiten, weil dann ein Problem mit der dünnen G-Saite entstehen würde. Die Oktavreinheit ist trotzdem akzeptabel und durchaus mit dem zu vergleichen, was man bei guten Konzertgitarren erwarten kann.

4.4 Bespielbarkeit und Klang

Sie liegt gut in der Hand, das kleine Leichtgewicht aus dem Hause Lanikai. Bei gerade mal 537g benötigt man keinen Gurt zum Tragen. Wie alle Ukulelen wird auch die LU-21T auf der einen Seite durch die Greifhand gestützt, während der Ellenbogen das Instrument gegen den Körper des Instrumentalisten preßt.

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Abbildung 4-10: Die Haltung einer Ukulele

Dieser Druck sollte jedoch nicht zu stark sein, denn er übt durchaus einen Einfluß auf den Klang aus! Je stärker der Druck, desto bedeckter klingt das Instrument. Das ist logisch, da durch den Druck die Decke in ihrer Schwingfähigkeit behindert wird. Eine Dämpfung der hohen Frequenzen ist dann zwangsläufig die Folge. Im Sitzen läßt man den Korpus einfach auf einem Schenkel ruhen.

Einmal gestimmt, offenbart die LU-21T einen vollen und ausgewogenen Klang. Das so ein kleines Instrument so laut sein kann...

Satte Bässe darf man von ihr allerdings nicht erwarten, aber dieses gefühlte "Manko" ist konstruktionsbedingt. Es gibt keine Tenor-Ukulele, die mit Bässen aufwartet, das sagt ja schon der Name aus. Wer die Überzeugung vertritt, ein Instrument mit laminierter Decke würde nicht gut klingen (können), wird hier eindeutig eines besseren belehrt! Dieser Effekt ist sicher zum großen Teil auch den Aquila Nylgut-Saiten geschuldet, die unter Musikern mittlerweile einen hervorragenden Ruf genießen und für viele "die" Ukulelen-Saiten schlechthin sind. Im Konzertgitarren-Forum war dazu am 06.02.2006 folgendes zu lesen:

... schon beim aufziehen stelle ich fest, dass die saiten erstaunlich stimmungsstabil sind...
... klanglich allerdings kann ich ansonsten nur gutes berichten. ganz prägnant ist die sehr hohe lautstärke der saiten, ich habe wohl noch niemals zuvor eine solch kraftvolle diskant-saite erlebt... die klangfülle ist schlichtweg als "verbüffend" einzustufen...
... ich musste mich fast zurücknehmen, beim spiel... der hohe pegel der klangstärke wird zudem "mühelos" erzielt... brillant, klar, tonschön, stimmungsstabil, überaus kraftvoll...
saite der absoluten spitzenklasse, ganz excellent

Diese Aussagen betreffen zwar einen Satz für die Konzertgitarre, können aber auch so für die Saiten der LU-21T stehen bleiben.

4.5 Die Stellung im Markt

Die Frage, ob ein Instrument billig ist oder nicht, läßt sich leicht durch einen Blick auf das Preisschild und den Inhalt des eigenen Geldbeutels prüfen. Herrscht "Ebbe" in der Kasse, dann können selbst zehn Euro teuer sein. "Billig" ist folglich eine eher subjektive Festlegung. Ob das Instrument preiswert, also seinen Preis wert ist, steht indes auf einem anderen Blatt. "Billig" und "teuer" kann in diesem Zusammenhang in beiden Fällen durchaus preiswert bedeuten - oder auch nicht!

Interessant ist in jedem Fall, wie das Instrument preislich im Markt einzuordnen ist. Um diese Frage zu beantworten, wurden die Straßenpreise von insgesamt 33 Tenor-Ukulelen ohne Tonabnehmer mit Stand vom 22.12.2010 ermittelt und eine Segmentierung erstellt:

[img:553x299]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb4_11_MarktsegmentierungTenorUkulelen.jpg[/img]
Abbildung 4-11: Marktsegmente für Tenor-Ukulelen

Die ermittelte Preisspanne reichte dabei von 73 Euro bis 960 Euro. Dabei wurde das mitgelieferte Zubehör in der Bewertung nicht berücksichtigt. Das verzerrt das Bild natürlich etwas, denn eine Ukulele, die mit einer Tasche ausgeliefert wird, ist effektiv billiger, als ein gleichpreisiges Instrument ohne Tasche. Diese Verzerrung ist natürlich um so größer, je geringer der Preis des Instrumentes ist.

Hier ist zu bemerken, daß bei den meisten Konkurrenten eine Tasche im Lieferumfang enthalten ist. So teuer kann das eigentlich nicht sein, denn auch die nur halb so teure Guitalele vom Yamaha bringt eine Tasche mit. Das würde der LU-21T sicherlich auch gut zu Gesicht stehen!

Man erkennt in Abbildung 4-11 deutlich, daß die LU-21T wieder knapp in das untere Mid-Range fällt. Die Bewertung des Instrumentes sollte also grundsätzlich vor dem Hintergrund dieser Einordnung erfolgen, denn ein Vergleich mit der "Honu Deluxe Tenor" für 960 Euro ist mit Sicherheit weder fair noch gerechtfertigt!

[img:600x279]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb4_12_HonuDeluxeTenor.jpg[/img]
Abbildung 4-12: Honu Deluxe Tenor TRC KXXX

Unterstellt man, daß Qualität und Güte eines Instrumentes grundsätzlich mit dem geforderten Preis korrelieren, dann kann die LU-21T eigentlich nichts Besonderes sein. Ausnahmen bestätigen jedoch immer die Regel. Diese kleine Lanikai punktet insbesondere mit den sehr guten Mechaniken, der als gut zu bezeichnenden Verarbeitung und dem guten Klang. Von daher ist sie also nicht nur preiswert, sondern doch etwas Besonderes.

Ulf

(Weiter geht es in ein paar Tagen)

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Wow, Hochachtung für die wirklich umfangreiche Arbeit!

Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, mal wieder eine Ukulele anzuschaffen, so was fehlte als Ansporn ;-)
 
Lanikai LU-21T - Doppelt hält besser (Teil 3)

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5. Was die anderen sagen...

Wer sich, wie der Onkel, beruflich mit Produktqualität beschäftigt, der weiß, daß es sehr gewagt ist, von den festgestellten Eigenschaften einer Stichprobe auf die Eigenschaften der gesamten Produktion zu schließen. Hinter diesem komplizierten Satz verbirgt sich eine einfache Frage: Ist die LU-21T des Onkels einmalig oder verhalten sich alle diese Instrumente so? Da der Onkel aus verständlichen Gründen nicht die gesamte Produktion aufkaufen kann, bleibt nichts anderes übrig, als die Meinung anderer Nutzer zur Abrundung hinzuzuziehen. Hier eine kleine Auswahl:

philxbx's (Ukulele Underground):
...I had heard that this series were hit-and-miss regarding quality, but glad to say mine are fine.
The sound is stunning for a cheap Uke, (£90) lovely bright tone, with a good level of sustain. Folks at my club are surprised, as it sounds better then ukes around the £200 area.

Hastour (Ukulele Underground):
I have compared it with many more expensive instruments, but it still suprises me with how good, loud and clean its sound is. Sadly, intonation is far from perfect, although acceptable. But it's still a really good instrument at this price.

Anonym, (Musicians Friend):
I've owned a lot of Ukes over the years and this one is superior to any of the others... The tone is beautiful and the workmanship great.

Roblofosho, (Musicians Friend):
For the first couple of days the ukulele wouldn't stay in tune but I thought the tuners were messed up and not holding the strings in place but it was the strings that are stretchy and after a week it stays in tune for the longest time.

l7YaRossV, (Musicians Friend):
...The price is too much for this. The tuners are loose, the bridge is off, and the strings it comes with are terrible. I know the stock strings aren't the best, but these are just horrible. I can't tune the 4th and 1st strings without them affecting each other because of the poor tuners and bad bridge. It makes it virtually unplayable, I may have gotten a bad uke or something, but I'm sending it back regardless.

Tschebberwooky, (Ukulelenclub Diskussionsforum):
...teilweise rauhe Oberfläche, macht den Eindruck einer nicht so guten Verarbeitung...
Die Lanikai wäre von Anfang an die richtige Wahl gewesen. Sie ist zwar etwas einfacher als die Stagg, ist aber meiner Meinung nach das bessere Instrument für Anfänger. Vor allem die Leichtigkeit des Instruments und die Aquila-Saiten machen Spass.

Charlie Cycle (Los Angeles, CA):
The build quality though not perfect, is great for a practice ukulele. You can see dried glue marks in the right light and the finish isn't top quality, but keep in mind the low price. All in all worth the money...

Molly K Johnston (PINEHURST, NC, US):
...After getting the strings stretched and holding tune it sounded great. I returned it because the quality of the instrument was low. I know this isn't a high end Uke but the fret board was smeared with the frets cut off improperly. The body of the instrument had saw marks that were sanded down before finishing but you could tell it wasn't good enough. The tuning pegs were out of alignment as well.

Wenn man noch etwas weiter recherchiert, ließe sich diese Liste beliebig fortsetzen, ohne sie jedoch inhaltlich signifikant zu verändern.

Tja, was soll man nun dazu sagen? Das Ergebnis ist, sagen wir einmal, durchwachsen. Auf der einen Seite wird der LU-21T durchwegs ein guter bis sehr guter Klang attestiert und auf die gute Verarbeitung hingewiesen. Auf der anderen Seite wird die Verarbeitungsqualität allerdings auch in unterschiedlichen Stufen bemängelt. Zwischen "sehr gut" und "sehr schlecht" scheinen alle Varianten vertreten zu sein. Als weiterer optischer Nachweis mag ein Bild aus dem Shop von "Elderly Instruments" dienen. Auch bei diesem Instrument scheint das Schleifpapier nicht mit ausreichender Dauer und Hingabe zur Anwendung gekommen zu sein.

[img:600x300]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb5_1_PickelBruecke_LU-21T.jpg[/img]
Abbildung 5-1: Die Brücke einer LU-21T mit Pickeln (rechts)

Diese Tatsache ist, zusammen mit den gezeigten Kritiken, ein deutlicher Hinweis darauf, daß es in der Produktion der LU-21T zu deutlichen Streuungen kommt. Ein entsprechender Qualitätstest scheint nicht vorhanden zu sein oder aber er greift nicht.

Qualität hat ihren Preis und das im wahrsten Sinne des Wortes! Wenn ein Hersteller die Schwankungen in seiner Produktion nicht in den Griff bekommt, dann führt ein Qualitätstest immer zu massiven Ausbeuteverlusten. Es entstehen dabei also Kosten für den Test und den Ausbeuteverlust. Beides muß dann im Preis für das Produkt berücksichtigt werden. Folge: Entweder steigt der Preis oder der Gewinn sinkt. Beides ist gerade bei niedrigpreisigen Produkten nicht erwünscht und kann leicht dazu führen, daß der sogenannte "Business Case" nicht mehr aufgeht und man die Gewinnzone für das Produkt nicht mehr erreichen kann. Viele Hersteller verzichten daher aus Kostengründen auf Qualitätskontrollen und setzen darauf, daß der Endkunde, angesichts des niedrigen Preises, diese Produktionsschwankungen stillschweigend in Kauf nimmt.

Für den Endkunden ist das natürlich unschön, denn der übliche "blinde" Kauf im Internet birgt dadurch ein gewisses Risiko. Es bleibt dann nur eine Möglichkeit: Wenn man nicht zufrieden ist, wird das Instrument zurückgegeben. Kommerzielle Anbieter sind heute in Deutschland gemäß §312 BGB und der "BGB-Informationspflichten-Verordnung" zur Rücknahme, auch ohne Angabe von Gründen, verpflichtet.

Die verwendeten Saiten auf der LU-21T werden fast durchgängig positiv beurteilt. Das Review von "l7YaRossV" bildet da eine große Ausnahme. Aus Abbildung 5-1 ist jedoch deutlich zu erkennen, daß hier, aus welchem Grund auch immer, nicht die weißen Aquila-Saiten verwendet wurden. Wenn man ein solches Instrument erhält, ist ein Vergleich natürlich nur schwer möglich und eine eventuelle negative Erfahrung läßt sich keinesfalls auf die Gesamtheit aller LU-21T übertragen!

Mit der Bewertung solcher User-Reviews muß man also sehr vorsichtig sein. Man sollte unbedingt deren näheres Umfeld in Augenschein nehmen. Durchgängig positive Rezensionen, die sich auf Internetseiten von Herstellern oder Händlern finden, sollte man grundsätzlich mit großer Skepsis begegnen. Gleiches gilt für Reviews auf privaten Webseiten, auf denen direkte Links zu Händlern wie Amazon vorhanden sind. Von so einem Review ist es bis zu einer versteckten Produktwerbung leider nicht sehr weit.

Ulf

(Weiter geht es in ein paar Tagen)

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Lanikai LU-21T - Doppelt hält besser (Teil 4)

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6. Wie sich der Hals vom Korpus trennt

Im Laufe der nächsten Tage erfreute sich die LU-21T wachsender Beliebtheit in der Familie des Onkels. Sogar FrauOnkel probierte ein Weihnachtslied... Sechs Tage ging alles gut und dann kam der Onkel am Freitag abend in seinen Keller und fand zu seiner Überraschung eine "zweiteilige" Ukulele vor...

6.1 Ursachenforschung

Erster Gedanke: "Die lieben Kleinen! Die soll doch gleich..." Aber halt, die lieben Kleinen waren schon den ganzen Tag unterwegs und noch nicht wieder im Hause und selbst wenn sich einer der Beiden auf das Instrument gesetzt hätte, dann wäre Kleinholz zwingend die Folge gewesen. "Wäre ja schließlich nicht das erste Mal!", dachte der Onkel. War es aber nicht, denn der Korpus war leider absolut unversehrt! Die Fische im Aquarium werden wohl auch kaum mal eben schnell... Es mußte also eine andere Erklärung geben!

Ah, Erinnerung! Seit gestern war das Instrument statt auf G auf A gestimmt. Das gibt natürlich eine etwas größere Spannkraft, die dann auf Hals und Korpus wirkt. Sie erhöht sich ganz genau um 26%. Aber ist das daraus resultierende Drehmoment am Halsfuß ausreichend, um für eine gewaltsame Trennung zu sorgen? Das darf eigentlich nicht sein, denn A ist auch noch eine Standardstimmung für eine Ukulele dieser Klasse. Da stimmt also was nicht...

Der Onkel ist jetzt nicht nur ärgerlich, sondern auch neugierig und das ist in jedem Fall eine "schlechte" Kombination! Sehen wir uns das Ganze also etwas genauer an:

[img:600x359]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb6_1_DieKonstruktionHalsbefestigung.jpg[/img]
Abbildung 6-1: Die Konstruktion der Halsbefestigung

Betrachtet man die Innenseite des Halsfuß, so fällt auf, daß nur im oberen Bereich wirklich Bruchreste von der Korpuszarge zu sehen sind. Der untere Teil des Halsfuß ist "sauber". Vermutlich wurde hier die Verleimung nicht einwandfrei ausgeführt. Der Halsfuß wird mit Hilfe zweier Dübel am oberen Stock des Korpus befestigt, die einem Drehmoment an dieser Stelle natürlich nur geringen Widerstand entgegensetzen. Warum die Dübel nicht mittig angebracht wurden, ist sicherlich eine gute Frage, spielt für die Stabilität der Verbindung jedoch keinerlei Rolle.

Deutlich besser als die einfache gedübelte Verbindung, wäre zum Beispiel ein sogenannter "Schwalbenschwanz". Hier wird der Hals mit Hilfe eines Zapfens mit dem oberen Stock des Korpus fest verbunden. Diese Art der Verbindung kennt man hauptsächlich von deutschen Meistern. Der "spanische Halsfuß" dient gleichzeitig als oberer Stock für den Korpus und wird zum Beispiel bei den hochwertigen klassischen Akustikgitarren nach spanischer Bauart verwendet. Aber das alles ist sehr aufwändig und kostet natürlich...

[img:320x210]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb6_2_Halsbefestigung.jpg[/img]
Abbildung 6-2: Schwalbenschwanz und spanischer Halsfuß

Interessant ist auch der Blick auf das Griffbrett, welches genau am fünfzehnten Bund glatt gebrochen ist. Es besteht aus insgesamt fünf verschiedenen Schichten. Hier ist ganz eindeutig ein Laminat verwendet worden. Lediglich die beiden oberste Schichten scheinen aus einem dünnen Palisanderfurnier zu bestehen, von denen das Oberste zusätzlich dunkel eingefärbt erscheint.

[img:600x514]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb6_3_Griffbrettaufbau.jpg[/img]
Abbildung 6-3: Aufbau des Griffbretts

Die Bundschlitze selber reichen bis zur halben Dicke des Griffbrettes hinunter. Seine Festigkeit wird also maximal durch die unteren drei Schichten bestimmt! Eine besonders große Stabilität darf man von einer solchen Konstruktion folglich nicht erwarten. Sie ist eigentlich auch nicht notwendig, da die entstehenden Kräfte vom Halsfuß aufgenommen werden sollen.

Soweit also die Theorie. Die Praxis zeigt jedoch, daß der Halsfuß dieser Aufgabe offensichtlich doch nicht so recht gewachsen war!

Ein Mitarbeiter von Just Music äußerte den Verdacht, daß unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten von Korpus und Halsfuß zu Spannungen in der Hals-Korpus-Verbindung geführt haben. Zusammen mit der fehlerhaften Verleimung und der erhöhten Saitenspannung hätte sich dann die Verbindung gelöst und in der Folge konnte das schwache Griffbrett dem anliegenden Drehmoment wohl nicht mehr standhalten. Normalerweise würde man in so einem Fall den Bruch am vierzehnten Bund erwarten, da hier der Halsfuß endet. Daß der Bruch dann jedoch am fünfzehnten Bund auftrat, spricht für eine besondere Schwächung an gerade dieser Position.

Wie Abbildung 6-3 deutlich zeigt, sind lediglich die unteren beiden Schichten gebrochen, wobei dann auch ein Teil des Deckenlaminates abgerissen wurde. Die oberen drei Schichten weisen saubere Schnittkanten auf. Offensichtlich handelt es sich dabei um die Wand des eingesägten Bundschlitzes.

6.2 Ergebnisse

So wie sich die Dinge darstellen, scheint die LU-21T am fünfzehnten Bund, unterhalb des Hals-Korpus-Übergangs, über eine konstruktionsbedingte Schwachstelle zu verfügen. Zusammen mit der fehlerhaften Verleimung und der vergrößerten Saitenspannung, die hier als Auslöser gewertet werden muß, kam es zum Abriß der verbliebenen Verleimung am Halsfuß mit nachfolgendem Bruch des Griffbrettes.

Als Ursache des Schadens ist mit großer Wahrscheinlichkeit die fehlerhaften Verleimung von Halsfuß und Korpus anzusehen. Das dünne Griffbrett konnte dem anliegenden Drehmoment keine ausreichende Gegenkraft mehr entgegensetzen und zerbrach folglich an seiner dünnsten und damit auch schwächsten Stelle, an der gleichzeitig das fast größte Drehmoment wirksam wird.

6.3 Nachgefragt

Die Firma Hohner teilte zu diesem Schaden am 30.11.2010 folgendes mit:

Die glänzende Innenseite des Halsfusses deutet darauf hin, dass die Klebeverbindung nicht stabil ausgeführt worden ist. Die Lackierung wird grundsätzlich erst nach der Verbindung von Hals und Korpus durchgeführt. Möglicherweise wurde nicht genug Kleber aufgetragen, so dass beim Sprühlackieren Lack in den Spalt gezogen wurde.
Der Halsfuß, nicht das Griffbrett, muss die Hebelwirkung der Saitenspannung aushalten.
Die 2 Halbtöne höhere Stimmung der Nylgut oder Nylon Saiten ist ... kein signifikant höherer "Stress" für die Ukulele und ist sicherlich nicht der Grund für den Halsbruch.
...Beim Sägen der Bundstäbchen-Schlitze wird das Griffbrett aufgespreizt. Das wird durch das Einpressen der Bundstäbchen wieder kompensiert. Das Einhämmern/Einpressen der Bundstäbchen trägt zwar zur Steifigkeit des Halses bei, hat aber keine "Haltefunktion" am Hals-Korpus Übergang. Wie gesagt – die Klebestelle und die sog. "Pins" haben diese Aufgabe.

Diesen Aussagen kann der Onkel voll und ganz zustimmen. Ob der Halsfuß der LU-21T die entstehende "Hebelwirkung" der Saitenspannung besonders gut "aushält" bezweifelt er jedoch. Die gesamte Verbindung wird auf Zug belastet. Der Großteil der entstehenden Last wird von der Verleimung aufgenommen und auf die Oberfläche der Zargen verteilt. Die beiden "Pins" werden da sicherlich keine große "Hilfe" sein!

Natürlich hatte es das mehrteilige Griffbrett dem Onkel auch angetan und prompt landeten entsprechende Fragen bei der Firma Hohner, die dazu am 30.11.2010 folgendes mitteilte:

Gemäß unserer Spezifikation und den Fertigungsunterlagen aus der Fabrik wird für die Griffbretter Sonokeling aus Indonesien verwendet (Dalbergia latifolia). Diese Holzart wird auch als Ostinidischer Palisander bezeichnet.

Gut, dagegen ist nichts einzuwenden. Sonokeling ist lediglich ein anderer Name für den ostindischen Palisander, der jetzt allerdings nicht mehr in Indien wächst...

Was dann folgt ist jedoch schon viel interessanter:

In dieser Preisklasse ist es üblich, dass die Griffbretter laminiert aufgebaut sind...
Ein massives Palisander-Griffbrett wäre sicher hochwertiger, wirkt sich aber in Materialkosten und -verfügbarkeit aus. Wir haben uns dagegen entschieden. Deswegen steht in der Beschreibung auch lediglich "rosewood" und nicht "solid rosewood".

Diese letzte Aussage ist tatsächlich sehr bemerkenswert. Der Onkel wird folglich demnächst bei Gibson anfragen, aus welchen Hölzern das Palisandergriffbrett der "Eric Clapton 1960 Les Paul" besteht, denn diese amerikanische Firma sprach oder besser gesagt schrieb im Januar 2011 hier auch nur von "Rosewood Fingerboard" und vermeidet, auch heute noch, das Attribut "solid" bei allen anderen Instrumenten konsequent! Vielleicht ist es in dieser Preisklasse ($8,468) ja auch üblich, daß das Griffbrett laminiert...

Die altgediente Traditionsfirma Gibson ist mit diesem Vorgehen jedoch nicht allein. Fender, Gretsch, Rickenbacker, Ibanez und noch viele andere sprechen heute lediglich von "Rosewood" oder "Palisander". Das haben sie übrigens auch schon in der Vergangenheit so gehalten! Der Onkel wird also noch viele Anfragen schreiben müssen...

Jetzt aber genug der Ironie. Kommen wir wieder zur Sache:

So unbefriedigend konnte der Onkel das leider nicht stehen lassen und in der Folge wurde bezüglich der Griffbrettkonstruktion noch einmal bei Hohner per E-Mail nachgehakt. Allein die Frage, ob man auf diese etwas "intime" Frage überhaupt eine Antwort erhalten würde, war spannend. Hohner teilte dazu am 03.01.2011 folgendes mit:

...Ich habe Ihre Frage an die Produktion weitergeleitet. Bisher ging ich davon aus, dass die Farbunterschiede durch unterschiedliche Beize und Faserrichtung bedingt sind. In meinen Unterlagen ist nur Sonokeling aufgelistet. Ich lasse jetzt prüfen, ob sich das tatsächlich auf alle Schichten bezieht.

Schwingt da eine gewisse Unsicherheit mit? Offensichtlich. Warum man Hölzer für ein Laminat vor der Verleimung beizen soll, ist dem Onkel aber nicht ganz klar, denn im Zweifel würde dadurch doch die Haftung des Leimes auf der Holzoberfläche eingeschränkt. Aber genug der Spekulation. Jetzt hieß es wieder: Warten!

Am 07.01.2011 wurde das Warten belohnt und der Onkel nahm mit einem befriedigendem "Wußte ich’s doch!" folgendes zur Kenntnis:

Ihre Vermutung war richtig, dass die laminierten Griffbretter der LU Serie aus verschiedenen Hölzern zusammengesetzt sind.
Die oberste Schicht ist wie angegeben Sonokeling, jedoch für die anderen Schichten wurde den aktuellen Infos zufolge "Basswood", also eine Lindenart, verwendet.

"Woll'n doch mal seh'n!", dachte der Onkel und suchte nach einem Bild von Lindenholz. Hier ist eines, zusammen mit dem Querschnitt des Griffbretts:

[img:600x223]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/Abb6_4_Griffbrett_Lindenholz.jpg[/img]
Abbildung 6-4: Lindenholz und Griffbrett der LU-21T

Von der Farbe her könnte es sich bei den zwei untersten Schichten tatsächlich um Linde handeln. Die leicht unterschiedliche Färbung ist dabei vielleicht eine Folge von verschiedenen Faserverläufen. Wenn das Laminat gesperrt aufgebaut wurde (Sperrholz), um die Stabilität des Griffbretts zu erhöhen, ist das sogar sehr wahrscheinlich.

Die obersten beiden Schichten sind für Linde eindeutig zu dunkel, die zweite Schicht ein wenig zu rötlich. Hier spricht alles für Sonokeling, das ganz oben offensichtlich dunkel eingefärbt wurde. Da Linde deutlich weicher als Palisander ist, dürfte es schwierig sein, die Bünde darin dauerhaft und ausreichend fest im Holz zu verankern. Es steht daher zu vermuten, daß auch die zweite Schicht aus dem härteren Sonokeling besteht.

Für die Mehrzahl der Hersteller sind die Begriffe "Palisander" oder "Rosewood" im Zusammenhang mit dem Griffbrett immer mit dem Attribut "massives Holz" verbunden. Das ist quasi der Standard und für die Verbraucher gilt dieser Zusammenhang folglich auch! Nutzt ein Hersteller für das Griffbrett eine andere mechanische Konstruktion und Materialkomposition, wie es hier offensichtlich der Fall ist, so sollte er das in der Spezifikation seines Instrumentes auch deutlich darlegen. Andernfalls setzt er sich dem Verdacht der Verbrauchertäuschung aus!

Diese Befürchtung teilt man bei Hohner (damals) zumindest auch und antwortete am 07.01.2011 weiter:

Ich nehme dieses Ergebnis zum Anlass, in den nächsten Wochen unsere veröffentlichten Spezifikationen nach und nach Korrektur zu lesen und ggf. zu korrigieren bzw. zu ergänzen.

Na, da bleibt der Onkel doch am Ball und wird von Zeit zu Zeit mal nach dem "Rechten und dem Linken" sehen!

Bezüglich des weiteren Verfahrens teilte Hohner schon am 30.11.2010 mit:

Grobe Herstellungsfehler dieser Art werden bei Lanikai trotz des großen Verbreitungsgrades und der erheblichen Stückzahlen nur sehr selten gemeldet. Ich bin jedoch der Meinung, dass es sich hier um einen Garantiefall handelt und dass Sie Anspruch auf den Austausch Ihrer LU21T haben. Ihr Exemplar entspricht offenbar nicht den Qualitätsansprüchen, die Hohner an die Lanikai Ukulelen stellt. Bitte kontaktieren Sie dazu den Händler, bei dem Sie das Instrument erworben haben. Der Händler wird die Reklamation entgegennehmen und über den regulären Großhandelsvertriebsweg (Fa. Musik-Meyer in Marburg) zu Lasten von Lanikai abwickeln.

Und so geschah es! Die LU-21T ging ein paar Tage später zurück zu Henner bei Just Music und nach einer guten Woche hielt der Onkel erfreut eine neue und "einteilige" LU-21T in seinen Händen.

Ende gut, alles gut!

Oder?

(Weiter geht es in ein paar Tagen)

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist ebenfalls in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
 
Mein Vorschlag an Hohner für die zukünftige Kennzeichnung solcher Griffbretter: Hanuta Palisander :)
Schöner Artikel, lange nix mehr gehört.
 
Ja nun geht es auch noch weiter? Mir schwant da Böses...

Ich hätte ja nun beinahe eine LU-21C oder T bestellt, da das Christkind noch auf einen Wunsch von mir wartet. Es muß wohl weiter warten, erstmal.
 
blowfire schrieb:
Ja nun geht es auch noch weiter? Mir schwant da Böses...

Ja, es geht tatsächlich noch weiter, aber das wird jetzt wirklich noch ein paar Tage dauern...

blowfire schrieb:
Ich hätte ja nun beinahe eine LU-21C oder T bestellt, da das Christkind noch auf einen Wunsch von mir wartet. Es muß wohl weiter warten, erstmal.

So schlimm ist das wirklich nicht. Des Onkels LU-21T is still alive. Kuckst Du hier:

[img:600x531]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Images/OnkelUkes.jpg[/img]
Die Ukes des Onkels (rechts LU-21T)

Also, wenn Du gar nicht still sitzen kannst... Der Onkel wird Dich nicht hindern! ;-)

Ach ja, in diesem Zusammenhang würde mich schon interessieren, was W°° zu dieser Art der Halsbefestigung zu sagen hat. Mal seh'n, ob er vorbeikommt...

Ulf
 
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