Review einer Billig-Paula (Keiper)

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Anonymous

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Moinsen.

Modell: Keiper CS 111
siehe
http://cgi.ebay.de/KEIPER-LP-KOPIE-DER- ... dZViewItem

CS steht für Cherry Sunburst, meine ist also rot-gelb; der Lack am Rücken und Hals lässt das Holz gut durchscheinen.
Gezahlt habe ich inkl. Versand keine 140 Euro.

Holz:
Der -eingeleimte- Hals ist einteilig mit angeschäfteter Kopfplatte. Der Korpus ist augenscheinlich 4-teilig, die Decke scheint einteilig, ist vermutlich aber nur Furnier. Laut Beschreibung bei meiner Keiper sind Hals und Body aus Mahagonie. Angesichts des Preises und des Gewichts vermute ich aber, dass es sichum Nato handelt. Ich kanns aber nicht sicher sagen.
Das Gewicht ist (für ne Paula) eher leicht.

Ich mag:
Ich mag zunächst die Halsform: super zu bespielen, schön fleischig, aber nicht zu fett, nicht zu dünn, liegt auch bei längerem Spielen gut in der Hand. Da können sich manch teurere Gitarren was abgucken.
Der Klang ist mittig, aber nicht mumpfig oder undefiniert. Der Ahorndecken-Höhenbiss einer guten Paula fehlt der Keiper ein wenig, dafür hat sie mehr Wärme und Mittenkick als viele andere Paulas. Insgesamt klingt sie recht gut, auch die Pickups klingen erstaunlich gut. Ob sie feedbacksicher sind, konnte ich nicht feststellen (spiele derzeit nur zu Hause). Ein Pickup-Tausch ist wegen des guten Klanges für mich derzeit kein Thema, die PUs bringen den akustischen Grundcharakter gut rüber. Wem der warme Grundcharakter gefällt, kann echt Spaß haben mit der CS 111. Das Sustain ist nicht ganz so toll wie bei meiner Burny Paula, aber immer noch sehr zufriedenstellend.
Die Bünde vomTyp "schmal und mittelhoch" sind auch o.k., nicht perfekt abgerichtet, aber gut spielbar.

Ich mag nicht:
Die Werkssaiten waren unbrauchbar, die Werkseinstellung war zwar keineswegs gut, aber immerhin war sie ab Werk spielbar. Neue Saiten, Hals und Oktavreinheit eingestellt, und ne 1/2 Stunde nach dem Auspacken hatte ich gut spielbares Instrument. Nix für Anfänger, für mich aber kein allzugroßer Act.
Die Wirkung der Potis ist nicht sehr gleichmäßig; wer viel mit den Reglern arbeitet wird auf Dauer nicht um einen Austausch rumkommen. Ich arbeite nicht so vel mit den Potis, und weil der Klang bei "alle Regler auf" gut ist, werde ich die Elektrik so lassen.
Was ich wirklich austauschen musste waren die Tuner. Die waren unpräzise, Stimmen ohne Stimmgerät war ne Tortur, und die Stimmung hielt auch nicht gut. 20 Euro für (sehr gute) WSC Partsland Kluson-Kopien, und der Käse war gegessen. Artificial harmonics kommen bei meiner Burny oder Salvarez wesentlich besser, was vielleicht am mittigen Grundsound der Keiper liegt

Support:
Keine Ahnung.

Verarbeitung:
Für den Preis recht gut. Ich habe keine nenneswerten Verarbeitungsfehler entdeckt, bis auf die suboptimale Werkseinstellung.

Fazit:
Gut klingende Gitarre in Paula-Optik mit guter Bespielbarkeit.
Klingt natürlich nicht wie ne gute Tokai oder Burny, das tut dem Spaß aber imho keinen Abbruch.
Rechnet man die Kosten für neue Tuner und neue Saiten mit ein, hat man für rund 160 Euro ne prima Klampfe, die angenehm klingt (wenn man den warmen Grundklang mag) und sehr gut spielbar ist. Wegen des eingeleimten Halses ist das Sustain recht gut, sicher besser als bei mancher Epi-Paula mit Schraubhals.
Natürlich klingt die Keiper nicht so gut wie eine 800-Euro-Paula von Edwards, Burny oder Tokai, aber sie
klingt keineswegs schlecht, und die Werks-PUs klingen deutlich besser als die bei meiner mehr als doppelt so teuren Dean Sarasota.

Nachtrag:
Für Anfänger (wegen der suboptimalen Werkseinstellung) nur dann geeignet, wenn sie jemanden zur Hand haben, der ihnen die Einstellarbeiten abnehmen kann oder zumindest genau erklären kann, wie man eine Paula-Kopie richtig einstellt. Andernfalls rate ich Anfängern, lieber im örtlichen Fachhandel einzukaufen und keine Keiper via Internet zu bestellen.

Nachtrag 2:
Sie klingt gut (für den Preis), aber der Unterschied zu meiner Burny ist doch hörbar. Vor allem in den Details, bei den Spielfeinheiten und wie diese übertragen werden hört man deutlich den Unterschied zwischen einem Top-Instrument und der Keiper.

Ciao
Steve
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Artificial harmonics kommen bei meiner Burny oder Salvarez wesentlich besser, was vielleicht am mittigen Grundsound der Keiper liegt

Das ist ja der übliche Trick (und die Crux) bei eigentlich allen preiswerten LP-Copies bishin zu den Epis: Es werden PUs mit niedriger Resonanzfrequenz eingebaut. Die klingen denn schon mal irgendwie "voll" und gaukeln zumindest in den unteren Lagen aufgrund ausgeprägter Tiefmittenbetonung Sustain vor.

Solange man nicht mehr verlangt (oder es als Anfänger - nicht Du bist gemeint - nicht hört), ist das OK (oder auch nicht). Meist passiert aber aufgrund schlechter und nicht abgestimmmter Hölzer dann dort nichts, wo eigentlich die Post bei Gitarren abgeht: Bei der Obertonentfaltung, die unten grenzenlosen Matsch verhindert und oben den erforderlichen Glanz auf die Höhen bringt.

Dies ist auch der Grund für Deine Beobachtung mit den Harmonics: Das Holz gibt sie nicht her und die PUs auch nicht.

Bezeichnend ist, dass solche Gitarren dann auch mit "guten" PUs meist nicht besser oder subjektiv sogar schlechter klingen können: Deckelt der Werks-PU klangliche Mängel der Gitarre noch gnädig zu, reißt der anspruchsvollere Edel-PU dem Ganzen die Maske vom Gesicht: Er wartet auf Attack, Obertontfaltung und Sustain (das alles möglichst auch noch am 22. Bund) - und bekommt nix davon.

Kurzum: Eigentlich ein schönes Review. Kommt aber auf den Standpunkt an...

Ich rate ganz klar von Instrumenten ab, die genau genommen nix taugen außer zu Aussagen: "Für den Preis kommt ein Ton raus. Der Anfänger kann sich das leisten, aber muss die Gitarre einstellen können und neue Mechaniken kaufen und installieren können. Und letztlich klingt sie dann immer noch nicht doll, weil diese und jenes net so geht...".

Wie gesagt, nix gegen das Review. Ich frage mich nur, ob die (Gitarristen)Welt solche Produkte, die bei genauer Betrachtung nichts weiter sind als ein einziger fauler Kompromiss, wirklich braucht?

Gerade derjenige, der sich jeden Euro mühsam abringen muss, sollte sein Geld eben nicht in solche Gitarren stecken!!! Billiggitarren-(Zu)Käufe sind was für Leute, die nicht auf jeden Cent sehen müssen. Zum Untersuchen, zum Experimentieren, Wegwerfen und aus reiner Neugier.
 
Hans_3":11n2oelg schrieb:
Artificial harmonics kommen bei meiner Burny oder Salvarez wesentlich besser, was vielleicht am mittigen Grundsound der Keiper liegt

Das ist ja der übliche Trick (und die Crux) bei eigentlich allen preiswerten LP-Copies bishin zu den Epis: Es werden PUs mit niedriger Resonanzfrequenz eingebaut. Die klingen denn schon mal irgendwie "voll" und gaukeln zumindest in den unteren Lagen aufgrund ausgeprägter Tiefmittenbetonung Sustain vor.

Moin.

Neee, ich denke, da liegst du falsch, denn die Keiper CS111 klingt auch ohne Amp, also 'trocken' gespielt, recht mittig. Die PUs geben ergo den akustischen Grundsound halbwegs akurat wieder.
Harmonics kommen meiner Meinung nach wegen des akustischen Grundsounds nicht so gut wie bei den (trocken gespielt) deutlichen höhenreicheren Klampfen rüber. Macht aber nix. Zum Üben ist es imho manchmal gar nicht so falsch wenn man etwas um den Ton kämpfen muss :-).

Wie gesagt, nix gegen das Review. Ich frage mich nur, ob die (Gitarristen)Welt solche Produkte, die bei genauer Betrachtung nichts weiter sind als ein einziger fauler Kompromiss, wirklich braucht?

Brauchen ist immer so ne Sache. Braucht man ein Auto? Braucht man mehr als 2 Paar Jeans?
Brauchen tu ich die Keiper sicher nicht, es war dennoch keine sinnlose Ausgabe, denn man kann gut auf ihr spielen und sie klingt gut. Was will man mehr? Icheknne wesentlichteurere Klampfen die entweder schlechter spielbart sind oder schlechter klingen.
Ich würde sie nicht mit ins Studio nehmen, aber live als Backup-Instrument ist sie sicher o.k. (sofern die PUs gewachst sind, was ich nicht weiß). Und zum Üben für zu Hause ist sie eine prima Wahl, imho.

Gerade derjenige, der sich jeden Euro mühsam abringen muss, sollte sein Geld eben nicht in solche Gitarren stecken!

Gerade Leute, die wenig Knete haben, müssen auf besonders gutes Preis/Leistungs-Verhältnis achten. Und diesbezüglich ist die Keiper mit das Beste was ich je in den Händen hatte. Rausgeworfenes Geld ist sie keineswegs, sofern man den mittigen (aber nicht mulmigen) Holzsound mag (was ich definitiv tu). Meiner Meinung nach.
Wie gesagt, die PUs klingen deutlich besser als die meiner (Neupreis) mehr als doppelt so teuren Dean Sarasota Standard, die Bespielbarkeit finde ich (subjektiv gesehen) auch besser, da die Keiper einen fetteren Hals und ein besseres Halsprofil hat, meinem Geschmack nach.

Tschö
Steve
 
Hi Steve,

ich freue mich, dass mal endlich jemand ein Review zu einer solchen Gitarre geschrieben hat und danke Dir für Deine sichtlich an den Tag gelegte Objektivität.

Wenn ich mich an Deiner Beschreibung orientiere, finde ich an der Gitarre nichts, was mich reizen würde.
Aber was sagt das schon? Nur, dass ich sie mir nicht kaufen würde, mehr nicht.

Darüber hinaus denke ich, es gibt viele Gründe, ein preiswertes Instrument zu kaufen. Geldmangel ist nur einer davon. Und wenn einer absolut nicht in der Lage oder gewillt ist, sich eine teurere Gitarre mit weniger Mängeln zu leisten, was soll er dann machen? Dann könnte die Keiper vielleicht noch die "Einäugige unter den Blinden" sein.

Gleichwohl vermag ich mich (zumindest im Augenblick) noch nicht dazu durchzuringen, einem Anfänger die Keiper (oder andere Marken dieser Preisklasse) zu empfehlen.
Begründung: Gerade ein Einsteiger benötigt ein in jeder Hinsicht zuverlässiges Material. Und das sollte für etwas mehr Geld erhältlich sein.
 
frank":2jl7z3h0 schrieb:
Begründung: Gerade ein Einsteiger benötigt ein in jeder Hinsicht zuverlässiges Material. Und das sollte für etwas mehr Geld erhältlich sein.

Hi Frank,

die Keiper ist eigentlich zuverlässig. Da sehe ich jetzt nicht DAS dicke Problem.

Das Hauptproblem sehe ich eher bei der Werkseinstellung.
Was bei vielen Cheapo-Klampfen der vielleicht größte Pferdefuss für Newbies ist: die (unbrauchbare oder sehr schlechte) Werkseinstellung.
Insbesondere wenn ein Freud-Los-Vibrato oder Vintage-Vibrato verbaut ist.
Leute wie du und ich bekommen das schon richtig oder zumindest brauchbar eingestellt, Newbies dagegen haben keine Chance.
Daher würde ich die Keiper nur dann nem Newbie empfehlen, wenn der nen Kumpel oder so hat, der die Einstellung vornehmen kann.
Hat Newbie niemanden, der das einstellen macht, und muss deshalb einen Gitarrenbauer dafür bezahlen, dann lohnt (rein finanziell) so ne Klampfe oft nicht mehr.

CYah
Steve
 
rockin' steve":3cqwgu0s schrieb:
Das Hauptproblem sehe ich eher bei der Werkseinstellung.
Was bei vielen Cheapo-Klampfen der vielleicht größte Pferdefuss für Newbies ist: die (unbrauchbare oder sehr schlechte) Werkseinstellung.

Hi Steve,

genau das habe ich mit "zuverlässig" gemeint.

Dein Lösungsvoschlag klingt allerdings brauchbar. Mit so einem erfahrenen Mucker an der Seite könnte der Einsteiger allerdings auch Alternativen checken. Z.B. sich auf dem örtlichen Gebrauchtmarkt umschauen. Vielleicht gibt es dort etwas besseres zum gleichen Preis?

Wie auch immer, Steve, man könnte endlos lange Für und Wider abwägen und doch zu keinem sicheren Ergebnis kommen; denn wir können die von Person zu Person unterschiedliche emotionale Seite beim Gitarrenkauf nicht beurteilen. Was nützt die tollste Stratkopie, wenn der Newbie nun mal unbedingt eine Paula-Kopie haben will? Nix!

Bleibt zu hoffen, dass die potenziellen Interessenten Dein Review durchlesen. Denn da finden sie einen brauchbaren Denkstoff!

Vielleicht noch diese Anregung: Es könnte Sinn machen, wenn Du im Review Deinen Satz "Für Anfänger..." in Dein Fazit verschiebst und evtl. dort auch noch den Kumpel-Tipp anfügst. Ich bin nämlich nicht sicher, ob die Einsteiger, die ohnehin nur lesen, was sie lesen wollen, die weiteren Statements überhaupt noch zur Kenntnis nehmen. ;-)
 
golfredo":2znd19pm schrieb:
Gescheite postings, frank.
Kompliment

Das kann man allerdings von diesem hier nicht sagen ... ;-)


Anmerkung am Rande zu diesem Fred-Thema:
Ich bin nach wie vor begeistert von meiner "Jackey Jackson" (=Keiper=xxxxx) Hollow-Body LP. Neue Tuner, Bonesteg, andere PUs, 50er Jahre Verdrahtung => ein ganz gut klingendes Instrument - nicht nur verstärkt!!
 

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