Harley Benton TE 70 Black Paisley

Ha.Em

Power-User
5 Jan 2009
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Da mir a.a.O. geschrieben wurde, dass eine Tele in jedem Gitarrenhaushalt ein Muss ist, sah ich mich genötigt, eben so ein Instrument zu erwerben.
Fender? -U.S.A./Mexiko- Squier?

Eine Butterscotch oder Vintage White mit Linde oder Erlekorpus und Ahornhals sollte es sein. 700,00 Euro für eine Fender waren mir für ein Experiment ohne mehrere Gitarren zu testen dann doch zuviel. Beim Recherchieren über Squier bin ich zwangsläufig über die Harley Benton Teles gestolpert, die an allen Ecken gelobt, und fast immer einer Squier vorgezogen werden.

Es wurde also eine Harley Benton, die es in meiner Wunschkonfiguration allerdings nicht gibt.

Da ist sie nun, eine Harley Benton TE 70 Black Paisley. Deluxe Serie

https://www.thomann.de/de/harley_benton_te_70_black_paisley.htm ("Harley Benton TE-70 Black Paisley")

Linde-Korpus
Ahornhals – C-Profil, Radius 350 mm
Gewogen: 3.468 g.

Jede Menge Fotos und alles weitere gibt’s bei Thomann.

Für 169,00 Euro eine brauchbare Gitarre? Da muss ein Haken dran sein, also auf das Ding zu untersuchen.

Mit zwei Fingern den Hals entlang. Der Sattel, laut Thomann 43 mm breit, ich messe 42 mm, ist leicht versetzt eingebaut. Links fehlt vielleicht ein Zehntel, welches rechts nun übersteht.

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Das sieht auf dem Bild schlimm aus, in Wirklichkeit fühle ich es kaum, und es sollte mit zwei, drei Feilenhieben oder einem Stück Schleifpapier schnell behoben sein.

Der Hals ist ein C-Profil. 23,09 mm im ersten Bund, 23,40 mm im siebten und 24,08 mm im dreizehnten Bund. Etwas dicker also wie der Wide Thin meiner PRS, aber deutlich dünner wir die 59er Hälse meiner Paulas. Der Hals ist lackiert, spielt sich angenehm.

Die Bünde sind gut eingepaßt, bis auf zwei, da fühle ich unter der Fingerkuppe eine leichte Rauheit.

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Insgesamt müssen die Bünde auch poliert werden

Die Dots sind auflackiert/gedruckt, ist O.K. Aber wer hat sich den Blödsinn mit dem aufgedruckten Skunk-Stripe ausgedacht? Da fühle ich mich vorsätzlich verar***t.

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Beim Lackieren hat (vermutlich) ein Staubkorn den Weg unter den Lack gefunden, und die Halstasche rechts sieht nicht schön aus:

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In natura muss man da schon sehr genau hinsehen, hier auf den Fotos mit Ausleuchtung und Makroobjektiv siehts natürlich dramatisch aus.



Weiter im zweiten Teil, da ich nur 10 Fotos anhängen kann.

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Weiter geht's:

Saiten über die Böckchen und den Sattel gedrückt, gedehnt, gestimmt und Saitenlage und Oktavreinheit geprüft. Die gekapselten Mechaniken laufen sauber, haben aber eine ungewohnte Übersetzung, und an die kleinen Flügel muss ich mich allerdings gewöhnen. Aber so wie ich mich kenne, kommen da ohnehin Locking Tuner drauf.

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Die Oktavreinheit ist ganz O.K., bei den minimalen Abweichungen justiere ich erstmal nichts nach. Die Saitenlage ist gut. Kapo im dritten Bund, unter den Saiten im ersten Bund paßt ein Blatt 80 g Papier, ein 160 g Karton schon nicht mehr.

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Der Hals ist gerade, letzter Bund gedrückt, Saitenhöhe im 12. Bund:

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Saitenhöhe ohne niederzudrücken:

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Wilkinson Ashtray, Messingböckchen, String-through-Body.

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Die Saiten sollen D’Addario EXL 110.010 - .046 sein. Ich kann’s nicht genau begründen, aber die gefallen mir nicht, fühlen sich nicht gut an. Saitenwechsel (Pyramid Nickel Classics 10-46 oder 9-42) wird die Erste Aktion sein, wenn ich die Gitarre behalte.

Soundfiles gibt’s unmengen im Netz, zudem wahrscheinlich in besserer Qualität, wie ich das könnte. Deshalb nur der subjektive Eindruck:

Die Roswell Pickups der TE 70 hören sich für mich wie eine Tele an. Der Bridge-Pickup knackig, klar, der Neck-Pickup viel wärmer, mittiger, je nach Amp (am Helix) fast schon jazzig, beide zusammen klingen erst recht nach Tele, und anders als meine anderen Gitarren, also eine echte Bereicherung. Wenn ich mir Soundfiles von Mojo, Twang-Kings und wie sie alle heißen anhöre, gibt’s für mich momentan keinen Grund an einen PU-Tausch zu denken.

Die Potis reagieren und laufen sauber auf der ganzen Bahn, vielleicht einen einen Ticken schwerer als üblich. Der 3-Weg-Schalter rastet ebenfalls leicht und sauber ein.

Fazit:

Die Gitarre bleibt. Mit dem kleinen Lackfehler kann ich angesichts des Preises leben, die restlichen Mängel sind mit ein wenig Schleifvlies und Politur zu beheben.

Mittlerweile sind auch 10-42er Nickel Classics drauf, und dabei habe ich noch dieses Foto gemacht:

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Im Korpus ist also noch Platz für einen Humbucker.

Jetzt kann man natürlich fragen, ob die Gitarre so durch die Qualitätskontrolle darf. Aber es sind zwei kleine Schönheitsfehler, die Rauheit an zwei Bünden und der nicht richtig ausgerichtete Sattel stören nicht wirklich und zudem auch in wenigen Minuten behoben.

Man sollte die Kirche im Dorf lassen und sich darüber im Klaren sein, dass die Gitarre 169,00 Euro kostet. Eine 500,00 Euro Gitarre, würde natürlich zurückgehen. Wenn man ein wenig Zeit investiert finde ich angesichts dieses Preises den Gegenwert grandios, zumal ich am Sound nichts auszusetzen habe.
 
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Ich würde daran erstmal nichts machen, sondern zurückschicken, wie sie ist!
Ich kenne auch solche Aussetzer, mit denen ich mich nicht weiter beschäftigen möchte.
Schade, Geld in den Sand gesetzt?!

P.s.: Schönreden geht immer, aber ist Selbstbetrug! ;)
 
Hallo,

grundsätzlich ist das ein tolles Review, es fehlt nur ein Punkt.

Es handelt sich nach deinen Schilderungen objektiv um eine brauchbare und spielbare Gitarre. Davon gibt es natürlich tausende. Was aber passiert mit deinen Mundwinkeln, wenn du die Gitarre spielst? Fängst du an zu grinsen? Spielst du Sachen, die du sonst nicht spielst? Freust du dich wie Bolle, dass sie da ist?

Das ist für mich der Punkt, auf den es ankommt. Ob man eine Tele im Haushalt hat, finde ich nicht wichtig.

Gruß

erniecaster
 
Hallo ernie,

scharfsinnig wie immer, und eine absolut berechtigte Frage. Kam übrigens so ähnlich auch von meiner Frau „Wann willst Du die denn noch spielen?“

Grundsätzlich werde ich natürlich jetzt nicht andere Sachen spielen. Ich spiele ja nicht in einer Kapelle, sondern nur für mich; und da ist das immer von meiner Laune oder einer Phase abhängig.

Genauso wie ich hin und wieder die Akustik statt einer elektrischen in die Hand nehme, werde ich bestimmte Sachen demnächst wohl auf der Tele spielen, denn das ist schon ein ganz anderer Sound als die PRS mit den Growl Dogs (Trotz Coil Split).

Stand heute gehe ich davon aus, dass ich je nach Laune zwischen der PRS und der Tele wechseln werde. Beide liegen gut in der Hand, beide machen Laune und jede hat ihren eigenen Sound. Momentan spiele ich natürlich nur die Tele.

Die PRS spielt sich wie Butter, und jetzt mit den Growl Dogs macht sie die Tokai mit HB überflüssig. Ich muß keine Gitarre aus finanziellen Gründen verkaufen, aber da ich kein Sammler bin, wird die Tokai zu meinem Schwager nach Spanien ziehen, der versucht schon länger, sie mir abzuschwatzen.

Die Faber (Tokai) Goldtop mit den P 90 wird bleiben. Ich spiele sie zwar nur hin und wieder, aber wenn, dann mit einem echt fetten Grinsen.

Mal seh’n, wie es in ein paar Wochen oder Monaten aussieht.

Gruß

Horst

Kurzer Nachtrag zur Tele:

Die Bünde habe ich mit einem Scotch Microfine Schleifpad poliert, und die beiden rauhen Bundenden mit 240 Schleifpapier und dann Ultrafine. Den rechts leicht überstehenden Sattel habe ich mit einigen Hieben mit der Schlichtfeile beseitigt. Der Hals ist jetzt für mich makellos.

Der Tuner für die e-Saite hakt leicht, da kommen irgendwann Locking-Tuner drauf, dann wird auch der Sattel gegen einen Tusq ersetzt.

Momentan spiele ich 9 – 46er Nickel Classics. Macht Laune.

Wo kommt denn nun der Preis her?

Eine komplette Gitarre zu einem Preis, wo ich bei Rockinger oder Warmouth gerade mal einen unlackierten Hals bekomme.
Der CNC-Maschine ist es letztendlich fast egal welches Holz sie bearbeitet, also zahle ich bei Hals und Korpus für die Schnittführung des Rohholzes, Trocknung/Lagerung, Maserung, Holzart. Bei Warmouth beträgt der Preisunterschied etwa 600,00 Euro von billig zu teuer.

Die Hardware stammt augenscheinlich nicht von den Herstellern mit den großen Namen und riesigen Werbebudgets, aber bis auf die Tuner habe ich rein garnichts daran auszusetzen.

Gespart wurde an den Dots: Aufgedruckt statt eingelegt, aber wen interessiert das wirklich.

Gespart wurde auch an der Nacharbeit, siehe Bünde, Sattel . . .

Sehe ich mir die Bohrung für den Halsstab oder unter dem Schlagbrett die Fräsungen an, wird deutlich, dass hier auf Durchsatz statt auf glatter Kanten gearbeitet wurde. Aber wie oft schaue ich mir die Bohrung für den Halsstab an, oder schraube das Schlagbrett ab um die rauhen Fräskanten zu betrachten. Außerdem: Macht das klanglich einen Unterschied?

Die winzige Lacknase entdeckt man wirklich nur bei konzentriertem Suchen, und den ausgefransten Lack an der Halstasche sieht man tatsächlich nur mit Makroobjektiv und guter Ausleuchtung. Einmal kurz mit Politur drüber, und mit bloßem Auge ist nichts mehr zu erkennen.

Für mich heißt das:

169,00 € für die Gitarre, 7,70 € für die Saiten, 1 Stunde Nacharbeit, und ich habe eine Gitarre, die echt Laune macht.

Demnächst: 75,00 Euro für andere Tuner, 9,50 für einen Tusq-Sattel, und ich habe eine, für mich, perfekt klingende und zu spielende Tele. Das (aufgedruckte) Paisley Muster ist bei längerer Betrachtung jetzt nicht der Hit, aber hat etwas. Meiner Frau gefällt's.

Sicherlich kein Mojo, aber die Gitarre muss sich nicht verstecken.
 
Ich hatte Schätzchen von J&D, Squier und ne Harley...!
Ganz ehrlich?!

Getaugt haben sie alle nicht für den GROßEN Ton!
Den gibts m.M. erst ab 2000;- €
Gruß, U.

Siehe meinen Bastel-Thread...
 
Ich hatte Schätzchen von J&D, Squier und ne Harley...!
Ganz ehrlich?!

Getaugt haben sie alle nicht für den GROßEN Ton!
Den gibts m.M. erst ab 2000;- €
Gruß, U.

Siehe meinen Bastel-Thread...
An den 2.000 Euro scheitert das nicht. Mir geht's recht gut.
Ich bin auch gar nicht auf der Jagd nach dem GROẞEN Ton.

Wenn ich mich hinsetzen und beim Spielen abschalten kann, immer auf neue Ideen komme und mich morgens schon darauf freue am Abend "meine" Gitarre in die Hand zu nehmen, dann bin ich schon sehr zufrieden.

Und auf die Tele freue ich mich jetzt genauso, wie auf meine anderen. Für mich hat sie genau den Ton, den ICH von einer Tele erwarte.
 
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Auf deinen Fotos sieht es so aus, als ob das Griffbrett auf den Hals verleimt ist, also kein einteiliger Hals, ist das so?
Wenn ja, kein Kriterium, letztendlich muss eine Gitarre gut bespielbar sein, was sie offenbar ist.
Hakelige Tuner haben sogar die USA Gitarren, so nebenbei.
Das mit dem Skunkstripe ist schon lustig, aber wurst, solange die Funktion des Halsstabs ordentlich ist.

Viel Freude damit!
 

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