frank
Power-User
- 13 Okt 2004
-
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- 0
Hi Leute,
ich gehöre ganz gewiß nicht zu den Leuten, die sich einen neuen Amp anschaffen, damit sie etwas zu tunen haben.
Am liebsten ist es mir, wenn ich überhaupt nicht Hand an die Dinger legen muss. Amps, deren Sound mir nicht gefällt, kommen daher gar nicht erst ins Haus. Und was dort schon ist, ist gut wie es ist und bleibt auch so - habe ich jedenfalls bisher gedacht.
Nun bin ich vor einiger Zeit, dem Rat eines GW-lers gefolgt, der mir schon vor längerer Zeit einige gute Tipps gegeben hat. Ich mache kein Geheimnis draus, Tippgeber und guter Berater war der Univalve.
Er empfahl mir, mal probeweise in meinem Amp andere Vorstufen-Röhren zu verwenden.
In meinem Amp, dem Mesa Lonestar Special, stecken ab Werk Vorstufen-Röhren, deren genaue Herkunft darauf nicht verzeichnet ist. Lediglich die Beschriftung "russian 2" deutet auf das Herkunftsland hin.
Um`s vorweg zu nehmen: Schlecht sind diese Röhren auch nicht, aber auch nicht der Weisheit letzter Schluß.
Na gut, was kann schon schief gehen? Also schaffte ich mir einen Satz electro harmonix an.
Und weil die Groove Tubes, Gold Series im Ruf stehen, schön vintage zu klingen, nahm ich davon auch gleich einen Satz mit; denn man kann ja nie wissen...
Die electro harmonix habe ich eingebaut und keine besonders augenfälligen Klangveränderungen festgestellt.
Also wieder raus damit und die Groove eingesetzt.
Und das verändert den Sound im clean und crunch dann doch erheblich.
Er wird weicher, voller, ausdrucksstärker. Die Zerre setzt nicht so bösartig oder heftig ein, sondern klingt halt etwas sanfter. Sehr schön vintage halt und deshalb blieben sie auch drin.
Davon berichtete ich Univalve, der in seiner Antwort einen GAS-Anfall für NOS-Röhren auslöste und mir davon auch gleich mal einen Satz zuschickte.
Rein damit. Richtig ist, dass die Groove Tubes alten, aber ungebrauchten Röhren soundlich sehr nahe kommen. Aber die mir von Univalve zur Verfügung gestellten Phillips ECG 5751 sind noch mal deutlich hörbar eine Nummer besser.
Und Uni hatte einen "Geheimtipp" auf Lager, den er - und das sei ausdrücklich festgestellt - selbst ausgebrütet hat.
Er empfahl mir, meine Gleichrichterröhre, eine Phillipps 5Y3GT, gegen eine 5R4WGB - Röhre zu tauschen. Das ist eine Röhre, über die besser Univalve Auskunft gibt.
Aber: Man kann sie nach Unis Feststellungen ohne Bedenken gegen die heutigen werkseitig eingebauten Gleichrichterröhren vom Typ 5Y3GT tauschen.
Und weil Uni so ein freundlicher Kerl ist, hat er mir davon gleich mal eine ins Päckchen gelegt. Allerdings hat er auch geäußert, dass diese neue alte Röhre den Charakter des Amps verändert.
Soso, aha, na ja, mal einbauen.
Und?
Recht hat er, der Uni. Ich habe einen anderen Amp.
Ich würde den Sound meines Special jetzt so beschreiben:
Cleankanal:
Das eingesteuerte Gain macht sich deutlich früher bemerkbar. Um den Amp clean zu halten, musste ich Gain deutlich zurücknehmen.
Jetzt klingt er sehr rund, voll mit schönen Höhen, Bässen und Mitten.
Da sind insbesondere in den hohen Lagen keine unangenehm spitzen Frequenzen hörbar. Der schon vorher gute clean ist für meinen Geschmack deutlich besser geworden.
Zerrkanal:
Der Zerrkanal des Lonestar ist ja ein Clone des Clean, eben nur je nach Gain-Einstellung mehr oder weniger angezerrt.
Er klingt aber etwas anders, weil Gain-Beimischung andere Tone-Einstellungen erforderlich macht.
Zusätzlich kann ich zur Zerre ein Drive dazuschalten und per Potie den Driveanteil regeln. Grundsätzlich ergibt das dann einen moderneren, gainreicheren Ton.
Kurz, Gain wird mit Drive zusätzlich geboostet. Je mehr Drive, um so weniger Gitarre, aber um so mehr Signal wird übertragen.
Das hat sich mit der neuen Gleichrichterröhre grundsätzlich nicht geändert.
Oder eben doch.
Zunächst war es auch hier erforderlich, Gain und Drive herunter zu regeln. Außerdem mussten auch die Einstellungen bei Trebble, Mit, Bass und Presence neu angepasst werden.
Das brachte folgendes Ergebnis:
Auf den hohen Saiten und auch in den höheren Lagen singt der Amp bereits mit wenig Gain und wenig Drive (beides 10.30 h) und bei geringer Lautstärke (5-Watt-Modus, Master auf 11) wie ein guter Röhrenamp in voller Endstufensättigung.
Regelt man mehr Gain/Drive oder alternativ mehr Lautstärke bzw. auch beides zu, geht der Amp neben der Soundveränderung in ein gut kontrollierbares, singendes Clipping.
Genau das ist meine Vorstellung von einem Mesa-Sound.
Auf den Basssaiten, auch dort in allen Lagen, klingt er bei gleichen Einstellungen annähernd wie ein alter Marshall, fetzig, rockig.
Wenn ich Drive abschalte, also den Zerrkanal nur als Clone des Clean nutze, ergibt sich (abhängig von der Gain-Stellung) ein weiterer, wirklich brauchbarer Sound, der dem "Jumping at Shadows" von Gary Moore sehr nah kommt.
Das war früher nicht der Fall; denn Drive an oder aus, zumeist zog das für den richtig guten Ton eine Veränderung der Tone-Poties nach sich.
Das ist jetzt nicht mehr der Fall.
Und deshalb werde ich den werksmäßig nur handschaltbaren Drive-Schalter auf den Fußtaster legen; denn Dank der neuen alten Röhren bin ich Besitzer eines 3-Kanalers geworden
Ich bin mehr als froh, diesen Weg des Amp-Tunings gegangen zu sein. Deshalb ziehe ich dieses Fazit:
1. Groove Tubes Gold Series sind Röhren, die in der Tat den NOS sehr nahe kommen.
2. Man kann Groove Gold ohne Bedenken kaufen. Allerdings sind sie deutlich teurer als NOS. Also kann man gleich NOS kaufen, wenn man eine zuverlässige Quelle kennt. Die zu finden sollte kein Problem sein.
3. elektro harmonix 12AX7 kosten 10 Euro und sind gute Röhren, die man bedenkenlos kaufen kann. Andererseits kosten NOS je nach Quelle max. 20 Euro. Dafür bringen sie den besseren Sound - in meinen Ohren.
4. Jeder Besitzer eines Amp, der eine Gleichrichterröhre vom Typ 5Y3GT eingebaut hat, kann und sollte darüber nachdenken, ob er sie mal gegen eine vom Typ 5R4WGB tauschen will, um zu hören, was sich verändert. Diese Investition kostet keine 20 Euro (ohne Vorstufenröhren). Das ist nicht zuviel verlangt für die Möglichkeit, sich eine neue Soundwelt zu erschließen.
ich gehöre ganz gewiß nicht zu den Leuten, die sich einen neuen Amp anschaffen, damit sie etwas zu tunen haben.
Am liebsten ist es mir, wenn ich überhaupt nicht Hand an die Dinger legen muss. Amps, deren Sound mir nicht gefällt, kommen daher gar nicht erst ins Haus. Und was dort schon ist, ist gut wie es ist und bleibt auch so - habe ich jedenfalls bisher gedacht.
Nun bin ich vor einiger Zeit, dem Rat eines GW-lers gefolgt, der mir schon vor längerer Zeit einige gute Tipps gegeben hat. Ich mache kein Geheimnis draus, Tippgeber und guter Berater war der Univalve.
Er empfahl mir, mal probeweise in meinem Amp andere Vorstufen-Röhren zu verwenden.
In meinem Amp, dem Mesa Lonestar Special, stecken ab Werk Vorstufen-Röhren, deren genaue Herkunft darauf nicht verzeichnet ist. Lediglich die Beschriftung "russian 2" deutet auf das Herkunftsland hin.
Um`s vorweg zu nehmen: Schlecht sind diese Röhren auch nicht, aber auch nicht der Weisheit letzter Schluß.
Na gut, was kann schon schief gehen? Also schaffte ich mir einen Satz electro harmonix an.
Und weil die Groove Tubes, Gold Series im Ruf stehen, schön vintage zu klingen, nahm ich davon auch gleich einen Satz mit; denn man kann ja nie wissen...
Die electro harmonix habe ich eingebaut und keine besonders augenfälligen Klangveränderungen festgestellt.
Also wieder raus damit und die Groove eingesetzt.
Und das verändert den Sound im clean und crunch dann doch erheblich.
Er wird weicher, voller, ausdrucksstärker. Die Zerre setzt nicht so bösartig oder heftig ein, sondern klingt halt etwas sanfter. Sehr schön vintage halt und deshalb blieben sie auch drin.
Davon berichtete ich Univalve, der in seiner Antwort einen GAS-Anfall für NOS-Röhren auslöste und mir davon auch gleich mal einen Satz zuschickte.
Rein damit. Richtig ist, dass die Groove Tubes alten, aber ungebrauchten Röhren soundlich sehr nahe kommen. Aber die mir von Univalve zur Verfügung gestellten Phillips ECG 5751 sind noch mal deutlich hörbar eine Nummer besser.
Und Uni hatte einen "Geheimtipp" auf Lager, den er - und das sei ausdrücklich festgestellt - selbst ausgebrütet hat.
Er empfahl mir, meine Gleichrichterröhre, eine Phillipps 5Y3GT, gegen eine 5R4WGB - Röhre zu tauschen. Das ist eine Röhre, über die besser Univalve Auskunft gibt.
Aber: Man kann sie nach Unis Feststellungen ohne Bedenken gegen die heutigen werkseitig eingebauten Gleichrichterröhren vom Typ 5Y3GT tauschen.
Und weil Uni so ein freundlicher Kerl ist, hat er mir davon gleich mal eine ins Päckchen gelegt. Allerdings hat er auch geäußert, dass diese neue alte Röhre den Charakter des Amps verändert.
Soso, aha, na ja, mal einbauen.
Und?
Recht hat er, der Uni. Ich habe einen anderen Amp.
Ich würde den Sound meines Special jetzt so beschreiben:
Cleankanal:
Das eingesteuerte Gain macht sich deutlich früher bemerkbar. Um den Amp clean zu halten, musste ich Gain deutlich zurücknehmen.
Jetzt klingt er sehr rund, voll mit schönen Höhen, Bässen und Mitten.
Da sind insbesondere in den hohen Lagen keine unangenehm spitzen Frequenzen hörbar. Der schon vorher gute clean ist für meinen Geschmack deutlich besser geworden.
Zerrkanal:
Der Zerrkanal des Lonestar ist ja ein Clone des Clean, eben nur je nach Gain-Einstellung mehr oder weniger angezerrt.
Er klingt aber etwas anders, weil Gain-Beimischung andere Tone-Einstellungen erforderlich macht.
Zusätzlich kann ich zur Zerre ein Drive dazuschalten und per Potie den Driveanteil regeln. Grundsätzlich ergibt das dann einen moderneren, gainreicheren Ton.
Kurz, Gain wird mit Drive zusätzlich geboostet. Je mehr Drive, um so weniger Gitarre, aber um so mehr Signal wird übertragen.
Das hat sich mit der neuen Gleichrichterröhre grundsätzlich nicht geändert.
Oder eben doch.
Zunächst war es auch hier erforderlich, Gain und Drive herunter zu regeln. Außerdem mussten auch die Einstellungen bei Trebble, Mit, Bass und Presence neu angepasst werden.
Das brachte folgendes Ergebnis:
Auf den hohen Saiten und auch in den höheren Lagen singt der Amp bereits mit wenig Gain und wenig Drive (beides 10.30 h) und bei geringer Lautstärke (5-Watt-Modus, Master auf 11) wie ein guter Röhrenamp in voller Endstufensättigung.
Regelt man mehr Gain/Drive oder alternativ mehr Lautstärke bzw. auch beides zu, geht der Amp neben der Soundveränderung in ein gut kontrollierbares, singendes Clipping.
Genau das ist meine Vorstellung von einem Mesa-Sound.
Auf den Basssaiten, auch dort in allen Lagen, klingt er bei gleichen Einstellungen annähernd wie ein alter Marshall, fetzig, rockig.
Wenn ich Drive abschalte, also den Zerrkanal nur als Clone des Clean nutze, ergibt sich (abhängig von der Gain-Stellung) ein weiterer, wirklich brauchbarer Sound, der dem "Jumping at Shadows" von Gary Moore sehr nah kommt.
Das war früher nicht der Fall; denn Drive an oder aus, zumeist zog das für den richtig guten Ton eine Veränderung der Tone-Poties nach sich.
Das ist jetzt nicht mehr der Fall.
Und deshalb werde ich den werksmäßig nur handschaltbaren Drive-Schalter auf den Fußtaster legen; denn Dank der neuen alten Röhren bin ich Besitzer eines 3-Kanalers geworden
Ich bin mehr als froh, diesen Weg des Amp-Tunings gegangen zu sein. Deshalb ziehe ich dieses Fazit:
1. Groove Tubes Gold Series sind Röhren, die in der Tat den NOS sehr nahe kommen.
2. Man kann Groove Gold ohne Bedenken kaufen. Allerdings sind sie deutlich teurer als NOS. Also kann man gleich NOS kaufen, wenn man eine zuverlässige Quelle kennt. Die zu finden sollte kein Problem sein.
3. elektro harmonix 12AX7 kosten 10 Euro und sind gute Röhren, die man bedenkenlos kaufen kann. Andererseits kosten NOS je nach Quelle max. 20 Euro. Dafür bringen sie den besseren Sound - in meinen Ohren.
4. Jeder Besitzer eines Amp, der eine Gleichrichterröhre vom Typ 5Y3GT eingebaut hat, kann und sollte darüber nachdenken, ob er sie mal gegen eine vom Typ 5R4WGB tauschen will, um zu hören, was sich verändert. Diese Investition kostet keine 20 Euro (ohne Vorstufenröhren). Das ist nicht zuviel verlangt für die Möglichkeit, sich eine neue Soundwelt zu erschließen.