Bändchen Mikrofon Fame VRM 12

A

Anonymous

Guest
Bändchen hat mich schon lange interessiert ... vor allem natürlich um den Amp zu mikrofonieren, aber auch als Alternative für A-Gitarre und Gesang.

Weil ich nicht so tief in die Tasche greifen wollte, habe ich mir hier im lokalen Gitarren-Ikea ein billiges von der Hausmarke besorgt. Ein Fame VRM 12 fürn knappen hunderter.

Sieht optisch einem ca. 10x so teuren Royer 121 verdächtig ähnlich ... nur deutlich weniger edel.

Man sagt einem Bändchenmikro ja einen vergleichsweise Höhenarmen und warmen Sound nach, der einer Egitarrenabnahme ja entgegenkommen soll. Außerdem einen ziemlich krassen Nahbesprechungseffekt (wenn man nah an die Schallquelle geht, werden die tiefen Frequenzen richtig laut)

Gut ... Bändchen vor den Amp, zusammen mit einem SM57
Überraschung: Das Bändchen klang erstaunlich frisch und offen mit einem Angenehm vollen Tieftonbereich. Hatte ich mir irgendwie muffeliger vorgestellt.

Insgesamt klingt das Ding vor'm Amp sofort gut und ausgewogen. Interessant ist aber vor allem, dass es, im Gegensatz zum Shure z.B., viel krasser auf Positionsänderungen reagiert. Es klingt auch eigentlich am besten, wenn man es direkt vor der Kalotte parkt und min 10cm Abstand zum Lautsprechergitter einplant, da sonst die Bassanhebung viel zu krass rüber kommt. Richtet man es auf die Mitte des Membranradius, wie ich es mit dem Shure gerne mache, wird der Sound gleich unbrauchbar muffelig.
Soso ... Interessantes Mikro also. Klingt klasse und gefällt mir zum recorden besser als ein SM57.
Ein paar Sachen muss man allerdings beachten:
- Das Teil hat, wie fast alle Bändchen, eine 8er Charakteristik, muss also ggf, hintenrum etwas geschirmt werden, wenn der Raum stärker hallt.
- 48v Phantomspannung sollte man auf keinen Fall anschalten, da das das Bändchen zerstören kann.
- Das Mikro ist passiv und braucht einen kräftigen Preamp, besonders für leise signale.

Vorhin dann nochmal ein paar Tests mit A-Gitarre gemacht. Diesmal parallel mit einem Brauner Valvet Röhrenmikro in der Höhe vom 12. Bund.

Da war sie plötzlich, die vielgepriesene Muffeligkeit des Bändchenmikros. Ist am Amp wahrscheinlich wegen des begrenzten Frequenzspektrums nicht so aufgefallen. Klingt sehr warm und fett, deutlich weniger luftig als das Großmembraner aber trotzdem noch erstaunlich detailliert und vor allem nicht so billig wie ich erwartet hätte. Vor allem wenn die Aufnahmen etwas älter klingen sollen hat das seine Berechtigung. Oder wenn man eine Schön knorrige Rythmusgitarre auf die Festplatte nageln will, wo die Obertöne nicht so extrem singen.

Zum Schluss habe ich dann noch ein Paar Experimente mit Mitte/Seite Mikrophonie gemacht, zusammen mit dem Brauner ...da hat mir das Mikro auch nochmal richtig gut gefallen. Das Direktsignal (Mitte) sehr transparent und knackig durch das Brauner und das Stereobild (Seite) sehr schön warm und voll. Dadurch kriegt man eine sehr schön warme Breite, ohne dass das Konkrete des einzelnen Instrumentes verloren geht. Kann ich mir sehr gut für eine minimalistische Vocal/Guitar Aufnahme vorstellen.

Also, mein Fazit: Ein tolles und erstaunlich preiswertes Mikro für den Einstieg in die Bändchenwelt. Sicherlich kein absoluter Allrounder aber ein gut einsetzbarer Spezialist. Macht vor allem vorm Amp ne tolle Figur. Bin sehr positiv überrascht.

Kommt übrigens im einer Holzschatulle, die zusammen mit der Spinne, in einem Aluköfferchen liegt. Sehr edel ausgestattet. Feinifeini.





[img:1024x682]http://i557.photobucket.com/albums/ss12/gurkenpfluecker/3883b610-8f47-425a-9f25-8ff7fd90742a.jpg[/img]
 
Die Bändchen schlagen zurück! Ich finde mindestens ein Bändchen gehört in jeden Mikrofonkoffer. Nachdem mein Superlux R102 das Zeitliche gesegnet hatte (ist halt kein SM57 wes du mal durch die Gegend werfen kannst) hab ich mir ein Oktava ML52 zugelegt. Dies hat zwar die Optik eines Russischen Müllasters und wiegt auch ähnlich viel klingt aber sehr fein. Ja, in den luftigen Höhen ist es taub, dafür bildet es halt Transienten sehr geschmackvoll ab. Drum ist es gerne meine Wahl wenn es um Sachen geht, die zuviel spitze Höhen haben und auch noch grobe Transienten, wie meine perkussiven Instrumente. Auch Akustikgitarren kommen damit sehr natürlich rüber und wenns einem zu dumpf ist, dann kann man ja noch ein wenig Kleinmembran dazu mischen. Aber nehmt mal ne Stahlseitengitarre mit nem Bändchen und nem Kleinmembran auf und dreht aus dem Kleinmembran ein wenig die Höhen raus, dann wisst ihr was ich meine. Auch schön sind Bändchen für Gesang, wenn man jemanden hat der sehr viel Deessing braucht, hiermit wirds gleich besser, ok, ne sehr luftige moderne Stimme kriegt man damit nicht hin, wenns mehr Motown sein soll - gerne.

:)

r
 
Cascade Fat Heads scheint auch viel Liebe entgegenzuschlagen,
zumindest in mehr oder minder einschlägigen Foren aus Übersee.
Das Fat Head BE ist ja auch lächerlich billig,
aber ich tät dann doch auf die Variante mit Lundahls sparen, denke ich...

Man bekommt heutzutage schonn echt viel tolles Zeug für kleines Geld.

Viele Grüße,
woody
 
Woody schrieb:
Cascade Fat Heads scheint auch viel Liebe entgegenzuschlagen,
...
aber ich tät dann doch auf die Variante mit Lundahls sparen, denke ich...


Ja, von denen habe ich auch schon viel gutes gehört. Gibt sogar nen D Vertrieb. Sind da auch nicht teurer als wenn Du sie selber importierst.

Ich habe das VRM12 grad mal aufgemacht. Positiv aufgefallen ist mir, dass der Ribbon schön straff aufgehängt ist und nicht durchbaumelt (das scheint wohl ein beliebtes Problem bei Chinabändchen zu sein) Und es ist auch sehr wenig dämmstoff drin. eigentlich nur zwei lagen mesh. Kein Stoff oder so. Also sehr wenig akustische Dämpfung.

Vielleicht auch interessant in dem Zusammenhang: Man sagt ja, dass es im Grunde nur eine Handvoll verschiedener Chinesischer Bändchenmotoren gibt, die dann OEM in verschiedene Gehäuse gepackt werden (teils versehen mit aktiver Elektronik)

Ich habe da grad diesen Artikel ausgegraben: http://recordinghacks.com/2008/11/01/chinese-ribbon-microphone-designs/

Die Fakten und Bilder mit dem offenen VRM12 nebeneinandergehalten stelle ich fest, dass es nicht unwhrscheinlich zu sein scheint, dass in meinem in meinem der gleiche Motor befindet wie in dem Fathead.

Ich überlege mir schon ein zweites zu kaufen und das zu lundahlen. Weiss wer, wo es die Trafos hier gibt?
 
Ich benutze schon länger das MXL R144 Bändchen (um die 100 €) in Kombination eines dynamischen (SM57/E609 etc.).
Bändchen sind weitaus zickiger was Positionen angeht als andere Typen.
Meistens klingt ein Bändchen "weiter weg" um einiges besser, so meine Erfahrung.
 
Gurkenpflücker schrieb:
Vielleicht auch interessant in dem Zusammenhang: Man sagt ja, dass es im Grunde nur eine Handvoll verschiedener Chinesischer Bändchenmotoren gibt, die dann OEM in verschiedene Gehäuse gepackt werden (teils versehen mit aktiver Elektronik)

Ja, aber die Dinger anständig zusammenzubauen ist wohl auch noch mal ein Akt für sich.
Jon von http://shinybox.com schreibt dazu z.B. das hier.
Die Shinyboxes sind im Wesentlichen auch China-Fertigung, die frische Bändchen kriegen und neue Trafos.


Viele Grüße,
woody
 
Woody schrieb:
Die Shinyboxes sind im Wesentlichen auch China-Fertigung, die frische Bändchen kriegen und neue Trafos.


Ja, davon habe ich auch schon gehört.
In dem Kontext habe ich grad auch diese Seite gefunden:

http://openplanrecording.wordpress....-ribbon-mics-analog-sound-at-a-digital-price/

Der gute Mann verkauft Chinabändchen in offenbar einer Standard und einer gemoddeten Variante (Neue Bändchen, neue Trafos)

Das Modell the Grill, so behaupte ich mal kühn, dürfte so ziemlich das gleiche sein wie mein Fame.

Lustigerweise gefallen mir fast durchgehend die Samples der Standardversionen viel besser. Die U-Mods sind mir rgendwie zu zirpselig.
 
Ganz herzlichen Dank für die Besprechung nebst Diskussion; ich lese hier sehr interessiert mit! :cool:
 
Ich habe das RB 500 ( https://www.thomann.de/de/the_tbone_rb500.htm?gclid=COXRubPuxrsCFUFd3god7nAALw )

Wirkt etwas klobiger, als das Fame, aber man kann damit ebenfalls sehr schöne Ergebnisse erzielen.
 
HaWe schrieb:
Ich habe das RB 500 ( https://www.thomann.de/de/the_tbone_rb500.htm?gclid=COXRubPuxrsCFUFd3god7nAALw )

Wirkt etwas klobiger, als das Fame, aber man kann damit ebenfalls sehr schöne Ergebnisse erzielen.
Das t bone RB 100 scheint baugleich mit dem Fame VRM 12 zu sein.
Optik, Frequenzgang ...
 
gitarrenruebe schrieb:
Das t bone RB 100 scheint baugleich mit dem Fame VRM 12 zu sein.
Optik, Frequenzgang ...

Das Gehäuse ist anders. Das t.bone ist klobiger. Beim Fame schauen die Flügel des Motors seitlich raus. Wobei der Motor wahrscheinlich der gleiche ist.

Ich habe greüchte gelesen, dass die Fame "pro" Modelle händisch nachbearbeitet werden. Kann ich aber nicht bestätigen.


Das RB500 ist ja quasi der Klassiker unter den Billigbändchen. So eins muss ich mir auch noch mal besorgen. Soll etwas linearer sein.
 

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