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Anonymous
Guest
Falls Ihr es auf musikertalk.com noch nicht gelesen habt, hier ein review meines Hauptinstrumentes, des Ibanez BTB 675 NTF:
Auf der Suche nach einem guten Fünfsaiter-Bass bin ich Anfang 2008 über den Ibanez BTB 675 NTF gestolpert. Was diesen von anderen unterscheidet und warum ich ihn bei meinem nächsten Besuch im MusicShop gleich mitgenommen habe, beleuchte ich in diesem Bericht / Test – wie auch immer man es nennen mag. Zuerst mal ein Bild von dem Schmuckstück:
Die Facts:
Fünfsaiter mit durchgehendem Hals und extralanger Mensur – das gibt einen beispielhaft definierten Ton, der all meine anderen Instrumente um Längen übertrifft. Ab Werk hat der Bass Elixier-Bassaiten in den Stärken 0.040 bis 0.125 aufgespannt, die ich ohnehin sehr gerne mag. Der Hals hat 23 Bünde, 24 auf D- und G-Saite, im Bild sieht man den elegant geschwungenen Bogen am unteren Griffbrettende. Ein ordentliches Gigbag und ein günstiger Gurt gehören zum Lieferumfang – trotzdem habe ich meinem neuen Hauptinstrument gleich mal einen ordentlich breiten Ledergurt und ein SKB-Case spendiert, denn er wiegt schon was und wird viel transportiert.
Zwei aktive Bartolini MK2-Pickups, im Format irgendwo zwischen J, MM und Soapbar, dazu das zugehörige Gespann aus Volumen- und Balanceregler sowie eine aktive Dreibandklangregelung, ebenfalls von Bartolini, welche für meinen Geschmack sehr musikalisch auf den Bass abgestimmt ist und keine unsinnigen d.h. musikalisch unbrauchbaren Einstellungen zulässt wie so manche +/- 24dB-Regler. Und hier ist auch schon das einzig zu erwähnende Negativum des Basses: Die Befestigung der Potiknöpfe mittels kleiner Imbusschrauben an der Potiachse war nicht dauerhaft und mussten nachgezogen werden.
Die Elektrik läuft übrigens mit zwei Batterien und 18V Versorgungsspannung, was einen wesentlich höheren Headroom ohne Verzerrungen ermöglicht. Ausgenutzt wird dieser Headroom in der Werkseinstellung nicht, aber ich finde es schön zu wissen, dass die Elektrik so designt wurde, dass sie auf gar keinen Fall das schwächste Glied in der Kette der Klangübertragung sein kann.
Der Korpus ist nicht deckend lackiert und besteht aus einem Eschekern mit einer dünnen Schicht Walnuss auf der Oberseite. Der durchgehende Hals besteht aus fünf Streifen, drei Ahorn und zwei Bubinga, und verfügt über ein aufgeleimtes Palisandergriffbrett mit 24 Medium-Bünden. Auf dem Bild sieht man die Streifen des durchgehenden Halses. Bei meinem Bass sind die Streifen perfekt zusammengesetzt, man fühlt trotz des dünnen Lackes keine Übergänge auf der Halsrückseite. Bei einem Schwestermodell, welches ich neulich spasseshalber in einem Musikgeschäft angespielt habe, ist diese Arbeit nicht ganz so perfekt umgesetzt. Nichts, was stören würde, aber im direkten Vergleich zu meinem in dieser Hinsicht perfekt verarbeiteten Modell fällt es auf und sollte erwähnt werden.
Die Brücke besteht aus Monorails in Cosmo Black, womit sich Brücken für jeden Bass bauen lassen – vom Vier- bis hin zum Siebensaiter. Die Mechaniken im zu den Monorials passenden Design arbeiten im positiven Sinne unauffällig. Soll heissen perfekt.
Ein wirklich nettes Ausstattungsdetail stellt in meinen Augen die verriegelnde Klinkenbuchse dar – so kann man nicht so ohne weiteres das Kabel aus der Buchse ziehen. Da man beim Herausziehen immer auch die Verrigelung öffnen muss, ist das Herausziehen des Kabels beim Ibanez eine sehr bewusste Sache, was ich auch als Tontechniker sehr begrüße. Es gibt kaum etwas Ätzenderes als einen Bassisten oder Gitarristen, der schnell mal das Kabel seines per DI abgenommenen Instrumentes abzieht, das gibt immer einen schönen Knall auf der PA, was den Speakern überhaupt nicht gut tut.
Der Bass kommt ab Werk perfekt eingestellt, Saitenlage und Bundreinheit sind wunderbar, und der extralange Hals mit seiner Mensur von 35 Zoll oder Inches ist spitzenmässig bespielbar und verführt wirklich dazu, auf dem gesamten Griffbrett herumzuturnen – fragt meine Bandkollegen! Der Hals ist übrigens keiner von diesen extradünnen Flitzeteilen der Ibanez SoundGear-Familie, man hält aber auch keinen Baseballschläger wie bei der ATK-Serie in der Hand. Richtig schön dazwischen. Auch keinerlei Dead Spots auf dem gesamten Hals, very nice indeed. Die Umgewöhnung von einem normalen Bass auf den BTB mit XXL-Mensur geht übrigens „on the fly“, man merkt es gar nicht. Okay, die gute Bespielbarkeit macht es auch leicht.
Und der Sound? Alles drin, alles dran! Man hat von den tiefsten Tiefen bis zu den höchsten Höhen alle Register präsent. Ausreichend Obertöne für gute Durchsetzungskraft und Ortbarkeit im Bandsound gehören ebenfalls dazu wie ein Sustain bis über-übermorgen - durchgehender Hals halt. Der Bass klingt mit seinem "Pianostring"-Sound nicht wie eins der klassischen Vorbilder, Precision, JazzBass oder MusicMan – wobei er mit seiner Ausgewogenheit und dem vollen Pfund letzteren noch am nächsten kommt. Wenn ich in meiner Coverband mal klassische Preci-Sounds brauche, drehe ich einfach den Balanceregler hin zum Halspickup und vergesse, dass ich eine tiefe H-Saite mitgekauft habe, das funktioniert dann im Bandgefüge ganz wunderbar, obwohl ein guter Preci wohl noch etwas besser knurrt. Der Bartolini-Stegpickup des Ibanez BTB alleine hat wesentlich mehr Substanz als ein JazzBass in identischer Einstellung und hat auch nicht dieses Näseln oder Knödeln. Ich finde das so absolut gut, aber wenn jemand vorwiegend auf der Suche nach klassischen Sounds ist, wird er woanders eher fündig. Meine bevorzugten Sounds hole ich in Mittelstellung des Balancereglers heraus – wie oben schonmal gesagt, alles drin, alles dran: Pfund, Brillianzen, Charakter. Durchsetzungsfähigkeit, aber kein Wummern. Die Klangregelung des Basses nutze ich eigentlich gar nicht, man kann auch alles wunderbar mit den Fingern herausholen. Aber auch die Anhänger anderer Glaubensrichtungen, nämlich die treuen Jünger des exzessiven EQ-Einsatzes am Instrument, werden bedient und erhalten durchweg brauchbare Sounds, genauso wie die Slapstyle-Adepten. Die einzige Ausnahme meiner persönlichen EQ-Verweigerung ist bislang der Song „Bleeding Love“ von Leona Lewis, wo ich den Bassregler kräftig aufdrehe. Dann einen Anschlag pro Takt, und das ganze klingt fast wie ein überfetter Synthi-Bass oder ein Moog.
Fazit: Ein guter Amp dazu (von meinem Boogie berichte ich demnächst), ein gutes Kabel, und nicht nur der Bass alleine klingt spitze, nein, die ganze Band macht einen Schritt nach vorne. Der Ibanez BTB 675 NTF ist ähnlich vielseitig verwendbar wie der MusicMan Stingray, den man in Jazzcombos genauso sieht wie in Hardrock- und Metalbands. Und das wichtigste, überall gibt er eine gute Visitenkarte ab. Wer in der Preisklasse zwischen 600,- und 1000,- ein gutes Instrument sucht, sollte nicht zuschlagen, ohne den Ibanez getestet zu haben. Wer stattdessen einen Vier- oder Sechssaiter sucht, wird in derselben Serie ebenfalls fündig. Antesten. Unbedingt.
Viele Grüße
Jo
Auf der Suche nach einem guten Fünfsaiter-Bass bin ich Anfang 2008 über den Ibanez BTB 675 NTF gestolpert. Was diesen von anderen unterscheidet und warum ich ihn bei meinem nächsten Besuch im MusicShop gleich mitgenommen habe, beleuchte ich in diesem Bericht / Test – wie auch immer man es nennen mag. Zuerst mal ein Bild von dem Schmuckstück:
Die Facts:
Fünfsaiter mit durchgehendem Hals und extralanger Mensur – das gibt einen beispielhaft definierten Ton, der all meine anderen Instrumente um Längen übertrifft. Ab Werk hat der Bass Elixier-Bassaiten in den Stärken 0.040 bis 0.125 aufgespannt, die ich ohnehin sehr gerne mag. Der Hals hat 23 Bünde, 24 auf D- und G-Saite, im Bild sieht man den elegant geschwungenen Bogen am unteren Griffbrettende. Ein ordentliches Gigbag und ein günstiger Gurt gehören zum Lieferumfang – trotzdem habe ich meinem neuen Hauptinstrument gleich mal einen ordentlich breiten Ledergurt und ein SKB-Case spendiert, denn er wiegt schon was und wird viel transportiert.
Zwei aktive Bartolini MK2-Pickups, im Format irgendwo zwischen J, MM und Soapbar, dazu das zugehörige Gespann aus Volumen- und Balanceregler sowie eine aktive Dreibandklangregelung, ebenfalls von Bartolini, welche für meinen Geschmack sehr musikalisch auf den Bass abgestimmt ist und keine unsinnigen d.h. musikalisch unbrauchbaren Einstellungen zulässt wie so manche +/- 24dB-Regler. Und hier ist auch schon das einzig zu erwähnende Negativum des Basses: Die Befestigung der Potiknöpfe mittels kleiner Imbusschrauben an der Potiachse war nicht dauerhaft und mussten nachgezogen werden.
Die Elektrik läuft übrigens mit zwei Batterien und 18V Versorgungsspannung, was einen wesentlich höheren Headroom ohne Verzerrungen ermöglicht. Ausgenutzt wird dieser Headroom in der Werkseinstellung nicht, aber ich finde es schön zu wissen, dass die Elektrik so designt wurde, dass sie auf gar keinen Fall das schwächste Glied in der Kette der Klangübertragung sein kann.
Der Korpus ist nicht deckend lackiert und besteht aus einem Eschekern mit einer dünnen Schicht Walnuss auf der Oberseite. Der durchgehende Hals besteht aus fünf Streifen, drei Ahorn und zwei Bubinga, und verfügt über ein aufgeleimtes Palisandergriffbrett mit 24 Medium-Bünden. Auf dem Bild sieht man die Streifen des durchgehenden Halses. Bei meinem Bass sind die Streifen perfekt zusammengesetzt, man fühlt trotz des dünnen Lackes keine Übergänge auf der Halsrückseite. Bei einem Schwestermodell, welches ich neulich spasseshalber in einem Musikgeschäft angespielt habe, ist diese Arbeit nicht ganz so perfekt umgesetzt. Nichts, was stören würde, aber im direkten Vergleich zu meinem in dieser Hinsicht perfekt verarbeiteten Modell fällt es auf und sollte erwähnt werden.
Die Brücke besteht aus Monorails in Cosmo Black, womit sich Brücken für jeden Bass bauen lassen – vom Vier- bis hin zum Siebensaiter. Die Mechaniken im zu den Monorials passenden Design arbeiten im positiven Sinne unauffällig. Soll heissen perfekt.
Ein wirklich nettes Ausstattungsdetail stellt in meinen Augen die verriegelnde Klinkenbuchse dar – so kann man nicht so ohne weiteres das Kabel aus der Buchse ziehen. Da man beim Herausziehen immer auch die Verrigelung öffnen muss, ist das Herausziehen des Kabels beim Ibanez eine sehr bewusste Sache, was ich auch als Tontechniker sehr begrüße. Es gibt kaum etwas Ätzenderes als einen Bassisten oder Gitarristen, der schnell mal das Kabel seines per DI abgenommenen Instrumentes abzieht, das gibt immer einen schönen Knall auf der PA, was den Speakern überhaupt nicht gut tut.
Der Bass kommt ab Werk perfekt eingestellt, Saitenlage und Bundreinheit sind wunderbar, und der extralange Hals mit seiner Mensur von 35 Zoll oder Inches ist spitzenmässig bespielbar und verführt wirklich dazu, auf dem gesamten Griffbrett herumzuturnen – fragt meine Bandkollegen! Der Hals ist übrigens keiner von diesen extradünnen Flitzeteilen der Ibanez SoundGear-Familie, man hält aber auch keinen Baseballschläger wie bei der ATK-Serie in der Hand. Richtig schön dazwischen. Auch keinerlei Dead Spots auf dem gesamten Hals, very nice indeed. Die Umgewöhnung von einem normalen Bass auf den BTB mit XXL-Mensur geht übrigens „on the fly“, man merkt es gar nicht. Okay, die gute Bespielbarkeit macht es auch leicht.
Und der Sound? Alles drin, alles dran! Man hat von den tiefsten Tiefen bis zu den höchsten Höhen alle Register präsent. Ausreichend Obertöne für gute Durchsetzungskraft und Ortbarkeit im Bandsound gehören ebenfalls dazu wie ein Sustain bis über-übermorgen - durchgehender Hals halt. Der Bass klingt mit seinem "Pianostring"-Sound nicht wie eins der klassischen Vorbilder, Precision, JazzBass oder MusicMan – wobei er mit seiner Ausgewogenheit und dem vollen Pfund letzteren noch am nächsten kommt. Wenn ich in meiner Coverband mal klassische Preci-Sounds brauche, drehe ich einfach den Balanceregler hin zum Halspickup und vergesse, dass ich eine tiefe H-Saite mitgekauft habe, das funktioniert dann im Bandgefüge ganz wunderbar, obwohl ein guter Preci wohl noch etwas besser knurrt. Der Bartolini-Stegpickup des Ibanez BTB alleine hat wesentlich mehr Substanz als ein JazzBass in identischer Einstellung und hat auch nicht dieses Näseln oder Knödeln. Ich finde das so absolut gut, aber wenn jemand vorwiegend auf der Suche nach klassischen Sounds ist, wird er woanders eher fündig. Meine bevorzugten Sounds hole ich in Mittelstellung des Balancereglers heraus – wie oben schonmal gesagt, alles drin, alles dran: Pfund, Brillianzen, Charakter. Durchsetzungsfähigkeit, aber kein Wummern. Die Klangregelung des Basses nutze ich eigentlich gar nicht, man kann auch alles wunderbar mit den Fingern herausholen. Aber auch die Anhänger anderer Glaubensrichtungen, nämlich die treuen Jünger des exzessiven EQ-Einsatzes am Instrument, werden bedient und erhalten durchweg brauchbare Sounds, genauso wie die Slapstyle-Adepten. Die einzige Ausnahme meiner persönlichen EQ-Verweigerung ist bislang der Song „Bleeding Love“ von Leona Lewis, wo ich den Bassregler kräftig aufdrehe. Dann einen Anschlag pro Takt, und das ganze klingt fast wie ein überfetter Synthi-Bass oder ein Moog.
Fazit: Ein guter Amp dazu (von meinem Boogie berichte ich demnächst), ein gutes Kabel, und nicht nur der Bass alleine klingt spitze, nein, die ganze Band macht einen Schritt nach vorne. Der Ibanez BTB 675 NTF ist ähnlich vielseitig verwendbar wie der MusicMan Stingray, den man in Jazzcombos genauso sieht wie in Hardrock- und Metalbands. Und das wichtigste, überall gibt er eine gute Visitenkarte ab. Wer in der Preisklasse zwischen 600,- und 1000,- ein gutes Instrument sucht, sollte nicht zuschlagen, ohne den Ibanez getestet zu haben. Wer stattdessen einen Vier- oder Sechssaiter sucht, wird in derselben Serie ebenfalls fündig. Antesten. Unbedingt.
Viele Grüße
Jo