Cimar-Strat: Halskorrektur

DerOnkel

Power-User
26 Nov 2004
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Ellerau
Wir schreiben das Jahr 1983. Ein unbekannter Schüler und hoffnungsvoll angehender Gitarrist betritt das Geschäft von Zinngrebe in Hamburg Wandsbek.

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Eigentlich will er nur mal schauen, was es denn so neues gibt. Da fällt sein Blick auf eine braune Stratocaster. Zufällig steht da auch ein JC-120 (Ja, die sagenhaften Transistor-Teile mit dem eingebauten Chorus. Das war damals schon was!). Nur wenige Minuten später hat unser Schüler die Gitarre um den Hals gehängt und die ersten Akkorde perlen aus dem JC....

"Gar nicht mal so schlecht!", denkt unser Schüler, der mit seinen 19 Lenzen noch in die Kategorie "unwissender Bengel" einzuordnen ist. Damals gab es noch kein Internet, da wurde "live" verhandelt. Eigentlich sollte die Strat von der Firma Cimar 650DM kosten. "Aber kuck ma hier, da hat sie 'n klein' Fehler im Lack! Is aber nich so schlimm!", meinte der Verkäufer. 495DM und sie würde unserem Schüler gehören...

Wie die Geschichte ausgeht, kann sich wohl jeder ausrechnen. Gestärkt durch zahlreich gegebene Nachhilfestunden stand die Cimar zwei Tage später im Keller unseres Schülers, direkt neben einer weinroten Aria Pro II ES-700!

So nett die Cimar auch war, so konnte sie sich doch nie wirklich aus dem Schatten der ES-700 lösen, die der Schüler stets bevorzugte und so war sie das Backup und wurde nur bei wirklich dringenden Strat-Anlässen aktiviert.

Wer war bloß dieser Gitarren-Banause?

Wir schreiben das Jahr 2002. Es gibt mal wieder einen Grund die Cimar-Strat zu bewegen. Unser Schüler bewegt sich auch, jetzt allerdings ein wenig langsamer. Mit 38 Jahren geht man die Dinge eben schon ruhiger an.

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In den hohen Lagen war das irgendwie merkwürdig. Fast schien es so, als ob man dauernd von der hohen E-Saite runterfallen würde. "Komisch!", dachte der Onkel, denn nur um den handelt es sich hier. "Da muß ich bei Gelegenheit mal nachsehen!" Sprach's und packte die Cimar nach dem Gig wieder in den Koffer und dann in den Keller. So ein Gitarren-Banause!

Wir schreiben das Jahr 2008. Seit vier Jahren ist der Onkel auch online unterwegs und hat mehrere hundert Artikel und Beiträge zum Thema Elektrogitarre und Gitarrenelektronik verfaßt. In die Kategorie "unwissender Bengel" paßt der Onkel also nicht mehr so ganz hinein.

In einer schöpferischen Pause wandert sein Blick vom Monitor nach rechts zum Regal. Da hängt die Cimar-Strat. "Komisch sieht die ja irgendwie aus!", denkt unser Onkel und sein Interesse ist geweckt.

CimarHals02.jpg


Mit geübten Blick folgt die erste Analyse:

  1. Warum sind die Pole der Pickups denn nicht unter der E-Saite?
  2. Die hohe E-Saite verläuft in den hohen Lagen schon fast an der Halskante (da war doch mal was?)
Schlußfolgerung: "Die Blödmänner haben die Brücke falsch positioniert! Die sollte man doch gleich..."
behead.gif


Und es folgen eine ganze Reihe nicht druckfähiger Begriffe aus des Onkels reichhaltigem Repertoire.
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Also flugs einen Draht her und mal peilen, wie weit man die Brücke nach oben versetzen muß. Junge, Junge, mit einem halben Zentimeter wird man da wohl nicht auskommen! Aber halt! Jetzt sind zwar die Pole des Halstonabnehmers unter dem Draht, aber beim Stegtonabnehmer paßt es nun nicht mehr richtig. So geht das also nicht!

Schlußfolgerung 2: Der Hals ist schief!

"Na, das kann ja lustig werden!", dachte der Onkel und sah sich schon eine große Rechnung beim Gitarrenbauer seines Vertrauens begleichen. Aber vielleicht...

Also wurde der Hals abgebaut. Jetzt konnte man den Hals in der Halstasche bewegen und optimal ausrichten. Tatsächlich fand sich die richtige Position. Nur leider paßten jetzt die Schraublöcher im Hals nicht mehr!

Die Lösung sah dann wie folgt aus:
  1. Schraublöcher auf 8mm aufbohren
  2. Geeignete Holzdübel auf Länge bringen und einleimen.
Hier das Resultat:

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Anschließend wurde die Oberfläche mit den Schwingschleifer wieder etwas "planiert". Die schon vorher existierenden Krater konnte so natürlich nicht entfernt werden, aber das störte den Onkel nicht.

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Jetzt konnte der Hals optimal ausgerichtet werden, um anschließend mit Hilfe einer Schraubzwinge fixiert zu werden. Dann kam die Bohrmaschine zum Einsatz, denn die Löcher für so große Schrauben sollte man immer vorbohren! Andernfalls läuft man Gefahr, daß das Holz reißt.

"Und, hat es was gebracht?" wird man jetzt sicherlich fragen. Sehen Sie selbst...

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Nun hängt die Cimar wieder am Regal, bis zum nächsten Strat-Anlaß.

CimarStrat.jpg


Der Onkel ist eben ein echter Gitarren-Banause! ;-)

(Eine aktuelle und vollständige Version dieses Beitrages ist in der Knowledgebase der Guitar-Letter zu finden.)

Ulf
 
DerOnkel rocks :D

schön zu lesen! Gibt es eine Möglichkeit die Gesamtheit deiner Beiträge irgendwo gebündelt zu lesen? Sprich website oder ähnliches?

gruss!
 
tommy_d":276eijxc schrieb:
Gibt es eine Möglichkeit die Gesamtheit deiner Beiträge irgendwo gebündelt zu lesen? Sprich website oder ähnliches?

Hmm... Allein im Musiker-Board bin ich bei über 2000 Beiträgen. Ein guter Ausgangspunkt für eine Onkel-Recherche ist die neue Internetpräsenz der Guitar-Letter, zu finden unter http://www.guitar-letter.de.

In den verschiedenen von mir heimgesuchten Foren geht man am besten über mein User-Profil und findet dann die von mir erstellten Beiträge und Themen.

Bring aber ein paar Tage Zeit mit... ;)

Ulf
 
Wie kann sowas passieren? Meine Cimar ist aus der gleichen Periode und der Hals ist gerade wie eine Eins...
 
Sascha´s Strat":24a162x9 schrieb:
Wie kann sowas passieren? Meine Cimar ist aus der gleichen Periode und der Hals ist gerade wie eine Eins...
Das ist eine gute Frage! Der Hals selber ist auch kerzengerade. Er war lediglich schief in der Halstasche montiert.

Sie ist mir vor Äonen in einem Heizungskeller einmal umgefallen, sodas sie mit dem Griffbrett platt auf einem Stück Mauer gelandet ist. Seitdem hat sechste Bund unter der E-Saite eine kleine Kerbe, die zum Glück kein Problem darstellt.

Für den hier beschriebenen Schaden hätte sie eigentlich seitwärts umfallen müssen und das kann ich definitiv ausschließen!

Die Befestigungsschrauben des Halses waren ebenfalls gerade und in den originalen Bohrungen waren keine Anzeichen für einen mechanischen Streß festzustellen.

Da bleibt nur die Vermutung auf einen Produktionsfehler, den mir unwissendem Bengel der Verkäufer damals untergeschoben hat.

Wenn man das Instrument nur spielt und die oberen Lagen meidet, fällt das kaum auf. Man schaut dann ja auch nicht auf das Instrument.

Die Tatsache, daß sie bei mir bisher nicht so häufig zum Einsatz kam erklärt auch, warum ich es wohl aus optischen Sicht bisher übersehen habe.

Ist schon ein wenig merkwürdig, aber nun ist ja alles im Lot! ;)

Ulf
 
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