Faith Neptune Naked - vor dem Review

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo!

Es gibt eine Reihe von Youtube-Anbietern, die ich regelmäßig besuche. Justnickmusic ist sehr empfehlenswert, ich sehe gerne die Tests von Session Musik und die Rigrundowns. Und alles von Andertons Music und von Rob Chappers. Letztgenannte machen auch Werbung für Faith.

Von denen war ich letztes Jahr wirklich angefixt. Ich hatte mich von meiner Lakewood getrennt, meiner letzten verbliebenen vollmassiven Westerngitarre. Tatsächlich gab es im Haushalt nur noch eine Yamaha CPX und ein paar E-Gitarren. Im Guitar Center Cologne hatte man sich letztes Jahr den gesamten Messestand von Faith unter den Nagel gerissen. Die Instrumente kamen von Frankfurt erst zurück zum Vertrieb und gingen dann nach Köln. Angeblich, um die Gitarren noch einmal einstellen zu lassen. Ich hatte mich damals ein wenig in die Venus verguckt, die es nur mit Pickup gibt. Das Pickupsystem von Shadow fand ich wirklich herausragend schlecht, daher hatte sich das dann schnell erledigt. Ich bin damals unglaublich enttäuscht aus dem Laden gegangen. JEDE EINZELNE Gitarre war so eingestellt, dass sie nur sehr leise gespielt werden konnte - denn ein nur normaler Anschlag führte schon zum Schnarren der drei tiefen Saiten.

Zwischenzeitlich hatte ich mich von einigem elektrischen Zeug getrennt und es waren zwei gute vollmassive Instrumente hier eingezogen. Eigentlich alles schön. Wenn ich heute zu rekapitulieren versuche, WARUM ich vor einigen Tagen bei ebay auf eine Faith Westerngitarre geboten habe, finde ich keine Erklärung. Aber zurück zur Gitarre.

Die Naked-Serie von Faith fällt durch komplette Abwesenheit von "Blingbling" auf. Es gibt kein Binding - gar keins. Die Der Lack ist seidenmatt, offenporig und hauchdünn. Da dieses gebrauchte Instrument im Januar 2014 gekauft wurde, ist es ja quasi ladenneu und so sind die Hölzer auch noch sehr hell. Das wirkt alles ein bißchen unfertig, hat was von IKEA. Dazu kommt, dass bei dieser billigsten Serie natürlich auch nicht die besten Hölzer verbaut werden. Man sieht also, wo gestückelt wurde (Halsfuß, angeschäftete Kopfplatte). Dennoch sind alle Hölzer massiv und gerade an den sichtbaren Verleimungen kann man durchaus sehen, dass die fleißigen Indonesier was können.

Sowas kann man für relativ schmales Geld in diesem empfehlenswerten Laden kaufen:

http://www.musik-oevermann.de/online-shop/2-akustische-gitarren--instrumente/1508-faith-naked-neptune-fkn?gclid=COaTz9-0kr4CFWEOwwodW3kAag

Hier mal als Video - nein, das bin nicht ich:

http://www.youtube.com/watch?v=f1f5_t8zs1o

Die fast ladenneue Gitarre habe ich für weniger als 300,-- € bei ebay geschossen.

Die Mechaniken sind offen gesagt nicht so toll. Und damit bin ich absolut fertig mit jeder Art von Gemecker. Ich habe selten und in dieser Preisklasse noch nie so ein angenehmes Instrument in der Hand gehabt. Der Hals ist ein absoluter Traum jedes E-Gitarristen. Die matten Oberflächen fassen sich wunderbar an. Reden wir nicht drumrum - das ist eine Minijumbo und ich bin nicht besonders groß. Mit dieser Gitarre sitzt man nicht bequem auf dem Sofa (dafür habe ich andere), das ist schon ein Geschoß. Im Stehen gespielt ist das überhaupt kein Thema - sie drückt nicht in die Rippen wie eine Dreadnought und ein Gurtpin ist auch dran.

Kommen wir endlich zum Sound. Die toten Saiten des Vorbesitzers kamen natürlich erstmal runter und ich hatte nur 011er im Haus. Hey, das ist eine ganz gute Gitarre! - Das etwa war mein erster Gedanke. Verdammt, ist die laut! Das war der zweite Gedanke. Da geht noch was! Gedanke drei. Ohne Rücksicht auf Verluste bin ich losgefahren, habe 012er Saiten gekauft und die 011er Saiten runtergeschmissen.

Mit 012ern ist das eine richtig, richtig gute Gitarre geworden. Es ist der typische Jumbo-Sound mit dicken Bässen, die aber absolut nicht mulmen. In der Mitte ist eine kleine Frequenzabsenkung, die Platz für Gesangsstimmen bietet und die Höhen glitzern darüber. Die Faith ist laut, verdammt laut. Wenn man wirklich aggressiv reinhaut, reagiert sie auch entsprechend, wird dabei aber nicht zickig und absolut unangenehm.

Wer singende Slidesoli spielen möchte und für die tiefen Töne einen Bassisten neben sich stehen hat, der soll sich was anderes suchen. Fingerpicker können mal probieren aber bitte nicht unter einer Körpergröße unter 1,80 m. Für kleine Besetzungen, in denen gesungen wird, ist die Gitarre ein Hammer - oder um den Dobrospieler zu begleiten.

Die genannten Einschränkungen sind jumbo-typisch, dafür kann Faith nichts. Ich rate dazu, Faith-Gitarren mal anzuspielen.

Gruß

erniecaster
 
erniecaster schrieb:
Im Guitar Center Cologne hatte man sich letztes Jahr den gesamten Messestand von Faith unter den Nagel gerissen.

Ich erinnere mich, ich hatte da mal ein paar von angespielt.
Ich war recht angetan, besonders zu dem Preis,
so ganz meins waren sie jeweils nicht, das ist aber eine reine Geschmacksaussage.


Viele Grüße,
woody
 
Hallo!

"Updaten" wir mal.

Was! für! eine! geile! Gitarre!!

Die Faith hat sich zu meiner heimlichen Lieblingsgitarre gemausert. Satte Bässe ohne jedes Wummern, transparente Mitten ohne jeden Matsch und klare Höhen ohne Klirren oder Nerven. Ich nehme mir diese Gitarre und muss nicht um jeden Ton kämpfen, dennoch kann ich durch Spieltechnik den Klang formen. Laut ist das Biest, dabei immer voll und ausdrucksstark.

Für die Mechaniken, die sich etwas billig anfühlen, habe ich mir einen Ersatz gegönnt, den ich aber noch nicht montiert habe. Das ist die einzige Verbesserungsmaßnahme - sie wäre nicht nötig gewesen aber das gönne ich mir.

Der Satin-Lack ist empfindlich. Es sind mittlerweile Plektrumspuren auf der Decke, der rechte Unterarm hat den Lack hochglänzend geschubbert. Die Halsrückseite ist ein Traum, glänzend gespielt ohne sich speckig anzufühlen oder zu kleben.

Diese Gitarre macht mir einfach unglaublich Spaß und ich bin sehr froh, sie spielen zu dürfen.

Gruß

erniecaster
 
Hallo zusammen,

nachdem ich ja zwei Bühnen-Akustikgitarren verkauft habe, musste natürlich was anderes her.

Meine Faith Neptune liebe ich bereits heiß und innig. Anfangs gefiel mir die etwas seifige Optik der Fichtendecke nicht; die Decke ist aber schön nachgedunkelt, ein paar Spielspuren sind bereits deutlich zu sehen. Kleiner Warnhinweis: Die Naked-Serie altert optisch wirklich schnell. Es sind sehr schnell Spielspuren in dem matten Lack, der auch an beanspruchten Stellen wie unter dem rechten Arm zu "seidenglänzend" wird. Die Neptune deckt klanglich alle Einsatzgebiete super ab, in denen ich einen fetten Bass und einen raumfüllenden Sound brauche. Sobald durchsetzungsfähige Mitten gefragt sind, stößt sie an ihre Grenzen. Da brauchte ich eine Ergänzung.

Die Venus-Serie von Faith ist die typische Grand Concert- oder OM-Form/Größe, ein bißchen verändert vielleicht aber das ist nicht relevant. Da ich mit der Neptune so glücklich bin, habe ich kurz entschlossen eine Venus ebenfalls aus der Naked-Reihe gekauft.

Die Venus ist wie die Neptune super verarbeitet. Diese Gitarre fragt eindeutig nach 011er-Saiten und spielt sich damit wie Butter. Sie ist genauso stimmstabil und bringt die gleiche "freundliche" Dynamik mit wie die Neptune. Damit meine ich, dass sie sehr schön auf Spieltechnik und Anschlag reagiert, dabei aber nicht zickig ist.

Der Bass ist im Vergleich dünner - das war zu erwarten. Die Mitten kommen deutlicher - das war gewünscht. Die Höhen sind sehr ähnlich - das hatte ich mir erhofft. Kurz gesagt, ist das für mich die perfekte Ergänzung zur Neptune.

Ich bin vom Pickupsystem total überrascht. Tatsächlich hatte ich erwartet, das sofort tauschen zu müssen. Es ist ein Shadow Nanoflex Pickup mit einem Performer T-Preamp. Das hatte ich schon mal probiert und fand es total doof. Nach einem ersten kurzen Test der Venus blieb mir gar nichts anderes übrig als zuzugeben, dass das hier wirklich gut funktioniert.

Gestern habe ich mit meinem Trio einen Gig gespielt. In diesem Trio spiele ich gemeinsam mit einer Pianistin - da würde die Neptune frequenztechnisch untergehen (früher habe ich da meine Yamaha CPX gespielt) und ich griff mir die Venus. Wir hatten das Vergnügen einer gestellten guten Anlage mit einem guten und netten Techniker und Zeit für einen ausgiebigen Soundcheck. Natürlich hatte ich meine Hausaufgaben gemacht und mein Hartke AGX schonmal vorbereitet. Anschließen, stimmen, auf Geheiß des Technikers ein paar Akkorde spielen, worauf der schlicht meinte, dass er an dem Sound ja nun mal gar nichts mehr drehen müsse = volle Punktzahl für den verstärkten Sound.

Ich bin glücklich und zufrieden mit den beiden Faith.

Der Disclaimer der guten Ordnung halber: Ich habe keine Verbindung zu Hersteller und/oder Importeur.

Gruß

erniecaster
 
Hallo,

Update.

Die Faith Venus Naked hat sich zu meiner Hauptgitarre gemausert. Die einzige Modifikation sind zwei andere Endpins.

Sie verschwindet häufig auf eine geniale Weise. Erst einmal unter dem rechten Arm, das Ding ist einfach bequem. Der Hals würde fast ähnlich verschwinden, wenn sich der dünne Lack nicht so toll anfühlen würde.

Sound? Sie macht einfach, was sie soll. Ich mache damit einfach Musik, sie fällt meistens nicht auf sondern macht eben ihren Job. Aggressiv? Hau rein. Sanft? Spiel sanft. Die Venus folgt, unterstützt, füttert. Hin und wieder blitzt sie zwischendurch auf und klingt so grandios, dass ich kurz abgelenkt werde. Aber eigentlich ist das ein Werkzeug und ich bin derjenige, der spielt.

Tolles Ding.

Und dann die Optik. Die Satin-Lackierung rubbelt sich sanft glänzend, wo sie viel angespielt wird. Plektrumspuren sind schnell zu sehen. Und sie dunkelt nach. Ja, diese Gitarre sieht gebraucht aus und das, weil sie es ist.

Würde sie mir heute abhanden kommen, würde ich sofort eine neue ordern und hoffen, dass sie genauso gut klingt.

Habe ich auch was Schlechtes zu sagen? Ja. Die Mechaniken sind nicht so toll. Ein neuer Satz liegt bereit. Irgendwie komme ich aber nicht dazu, sie zu montieren - bei jedem Saitenwechsel vertage ich das wieder. Scheint nicht so schlimm zu sein.

Sorry, ich bin einfach total verliebt.

Gruß

erniecaster
 
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