Fryette Pittbull Ultra Lead

Gerrit

Power-User
28 Jan 2006
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ES WAR EINMAL

Auf der Suche nach einem modernen, leistungsstarken und natürlich gut klingenden Amp bin ich unter anderem auch bei der Firma VHT gelandet. Deren Sig:X hatte es mir eigentlich angetan, weil er vor allem viele verschiedene hochwertige Sounds bietet. Während eines Tests bin ich dann auch auf den Pittbull Ultra-Lead (im nachfolgenden nur noch UL gennant) gestoßen. Und das eigentlich nur, weil ich wissen wollte, wie sich 1.400 € mehr für einen Amp überhaupt begründen.
Naja, ich war ebenso angetan vom UL wie vom Sig:X. Listenpreis für den Sig:X ist 1.999 €, für den UL 3.400 €. Für einen Studenten sind das natürlich utopische Preise, weshalb ich nur hoffen konnte, bei eBay mit etwas Glück einen gebrauchten Sig:X günstig zu schießen.

Anfang 2009 nannte Steven Fryette seine Firma VHT dann in Fryette um, weil er wohl bei einem Kreditgeschäft die Namensrechte an seiner Frima verlor. Der Name ging, die Designs blieben. Ich hatte mich eigentlich innerlich schon vollends mit dem Sig:X angefreundet, obwohl ihm im Gegensatz zum UL so praktische Features wie der zusätzliche 6-Band-EQ und das Mastervolumen fehlten. Anfang September '09 hatte ich
ein Angebot bei eBay beobachtet und letztendlich den Zuschlag bekommen. Vier Tage später stand dann tatsächlich ein VHT Pittbull Ultra-Lead bei mir zuhause.
Trotzdem schreibe ich hier von einem Fryette Pittbull Ultra-Lead, obwohl ich eigentlich einen VHT Pittbull Ultra-Lead besitze! Warum? Der deutsche Vertrieb für Fryette bietet Besitzern von VHT-Produkten die Möglichkeit ihre Amps, Cabs, Power-Amps, etc. umzulabeln. Die Möglichkeit habe ich in Anspruch genommen. Das Ganze geschieht im Rahmen einer von Fryette selber initiierten Aktion.

DAS REZEPT

Der UL bietet zwei verschiedene Inputs, die mit High und Low gekennzeichnet sind. Entsprechend der Output-Leistung der Tonabnehmer der Gitarre empfiehlt es sich die Gitarre entsprechend anzuschließen.
Der Clean-Kanal bietet die übliche Treble-Middle-Bass-Klangregelung, einen Volume-Poti, sowie eine Boost-Funktion. Diese bringt den Clean-Kanal um einiges nach vorne und verpasst dem Sound eine ordentliche Scheibe Dampf. Der Bright-Switch verleiht dem Sound mehr Höhen und macht ihn unwesentlich crisper, der Shift-Switch pusht vorallem die Mitten. Beides fällt besonders bei Variation der Anschlagsstärke auf. Je mehr man dem UL gibt, desto mehr macht er im Clean-Kanal daraus. Alles sehr „dynamisch“.
Die Kanäle Rhythm und Lead teilen sich eine Standard-Klangregelung, sowie den aus dem Clean-Kanal bekannten Shift-Switch. Der geht hier in etwa gleich zu Werke wie im Clean-Kanal. Jeder Kanal bietet weiterhin einzeln die Möglichkeit auf Gain und Volume Einfluss zu nehmen. Eine hauseigene Entwicklung ist das zuschaltbare Gain Stacking, das eine weitere Röhre zuschaltet, wenn man mittels Miniswitch von Normal-Gain auf High-Gain umschaltet. Das kann für jeden Kanal einzeln mit einem Schalter eingestellt werden. Weiteren Einfluss auf den Sound kann man mit den Edge-Schaltern ausüben, die ebenfalls für Lead und Rhythm einzeln vorhanden sind. Hier findet sich eine weitere Spezialität des UL. Edge verpasst den Höhen und den oberen Mitten einen leichten Gainschub. Das sorgt für mehr Definition im Bassbereich bei gleichzeitig wesentlich aggresiverem Sound. Besonders komplizierte Harmonien können bei hoher Verzerrung so differenzierter dargestellt werden. Der Rhythm-Kanal kann ausserdem noch geboostet werden. Ein ziemlich effektives Tool! Dem Sound kann so eine ganze Schippe Gain hinzugefügt werden.
Die Endstufensektion bietet neben dem Master- auch einen Presence-Poti, der genauso funktioniert wie man sich das vorstellt. Eine weitere hauseigene Entwicklung ist die spezielle Depth-Schaltung. Dem Klangbild können so mehr Bässe hinzugefügt werden, wobei Höhen und Mitten nicht beschnitten werden.

Die Rückseite beherbergt wiederum einiges an nützlicher Anschlussperipherie. Besonders nützlich ist der FX-Loop, der sowohl parallel als auch seriell genutzt werden kann. Per Regler kann bei serieller Nutzung der Level des Loops eingestellt werden, bei paralleler Nutzung kann der Mix eingestellt werden. Zusätzlich kann mit einem weiteren Schalter das generelle Level des Loops um 10 dB gesenkt werden, mit einem weiteren kann der Loop manuell aktiviert werden. Buchsen für Send und Return sind natürlich auch vorhanden.
Ein Anschluss für den Fusschalter, ein Line-Ausgang mit Level-Poti, zwei Speaker-Outputs mit Impendanzwahlschalter, ein Schalter zum Stummschalten der Endstufe, sowie ein Ground-Lift-Schalter komplettieren die rückwärtige Anschlussperipherie.

Huch! Kein Wort vom schaltbaren 6-Band-EQ?! Richtig. Meine Version ist eine der wenigen, die keinen zusätzlichen Equalizer haben. Das ist zwar schade, hat aber den Vorteil, dass sowohl Presence als auch Depth von der Vorderseite aus regelbar sind. Bei der EQ-Version ist das nicht der Fall. Der EQ-Schalter des Footswitch entfällt hier entsprechend.

Die Schaltung zwischen den drei Kanälen funktioniert folgendermaßen: „Rhythm“ schaltet zwischen dem Clean- und Rhythm-Kanal, der Lead-Schalter aktiviert den Lead-Kanal unabhängig davon, ob Clean oder Rhythm aktiviert ist. So kann zwischen allen Kanälen direkt geschaltet werden. Sehr sinnvoll und praktisch gelöst!

UND WIE SCHMECKT'S?!

Der Pittbull Ultra-Lead bildet zusammen mit dem Pittbull Hundret/CLX zusammen die Speerspitze im Fryette-Programm. Der Hundert/CLX setzt unter anderem auf eine anders aufgebaute Endstufe. So klingt dieser insgesamt etwas seichter oder runder, da die Endstufe den klassischen Amps nachempfunden ist. Ganz in Gegensatz zum Ultra-Lead, dessen Endstufe auf absolut klare Wiedergabe setzt und mit KT88 betrieben wird. So klingt der Amp auch absolut tight und richtig fett.
Der UL gibt alles sehr sehr akkurat wieder. Es ist fast so, als würde ein dezent klingender, aber äusserst effektiv arbeitender Kompressor im Signalweg hängen. Jede Note, jede Harmonie steht sofort im Raum, es mulmt nichts, es wird nichts verharmlost. Weder im Cleankanal, noch (und das ist sehr wichtig) wenn‘s dreckig wird. Man kriegt zu hören was man spielt, was mich sehr (positiv) überrascht hat, denn man wird gezwungen sauberer zu spielen! Das meine ich ernst.

Das große „Thema“ des UL ist meiner Meinung nicht Gain sondern Variabilität. Mit diesem Amp ist sehr sehr vieles möglich. Von jazzy Ultraclean, Country mit Eierschneidersound, fettem mittigem australischem Rocksound bis zu tief schürfendem drop-tuned Metal. Klingt zugegebenermaßen ziemlich pauschal! Ist es sicherlich auch, aber der UL bringt dennoch immer recht viel seiner eigenen Note mit ins Spiel bringt. Diese liegt im Bereich leicht britisch und sehr modern.
Der Name Ultra-Lead bezieht sich hierbei also nicht auf die prädestinierte Stilrichtung, sondern eher auf das maximal Machbare. Bei ersten Experimenten mit maximaler Verzerrung war ich zuerst etwas enttäuscht, da nicht der Lead-Sound rauskommt, den z.B. Piero mit seinem Elmwood hinbekommt. Trotzdem steht der Ton sehr lange! Das liegt in der Hauptsache daran, dass das Voicing des Amps generell mitten- und höhenlastiger eingestellt ist. Der Sound ist einfach immer präsent, egal wie die Klangregelung eingestellt ist. Das mag mögen wer will, ich persönlich konnte mich schon beim ersten Test im Musikladen damit anfreunden.
Trotzdem ist natürlich ausreichend Bassfundament vorhanden. Besonders fällt selbiges auf, wenn man Harmonien auf den Diskantsaiten spielt. Dem Ganzen liegt immernoch ein gesunder Bassanteil zugrunde. Auch Singlenotes werden insgesamt relativ ausgewogen (von der Einstellung der Klangregelung ausgehend) wiedergegeben. Hier empfiehlt sich mit Bass- und Depth-Regler gleichzeitig zu experimentieren. Bass verändert das gesamte Klangbild, während Depth das Klangbild „nur“ untenrum andickt.

SALZIG

Der Cleankanal klingt ziemlich „steril“, im Sinne von „schwule Scheiße“-steril. HiFi-Sound beschreibt es möglicherweise für den Laien-/ uneingeweihten Leser besser. Viele Höhen und Mitten müssen rausgedreht werden, um den Sound californisch hinzubekommen. Allerdings klingt es immernoch nicht wirklich rund, sonder eher eckig und kantig. Höhen und Mitten lassen sich leider nicht so elimieren, dass es direkt nach klassischem Jazz-Sound klingt. Das mag ein Manko sein, ich halte es höchstens für gewöhnungsbedürftig.
Schaltet man die drei Positionen des Toggles meiner PRS CE 22 durch, passiert alles wie erwartet. Lediglich die Wahl des Bridge-PUs sollte mit Bedacht geschehen, da ein beherzter Hieb in die Saiten leichte Windböen im Bereich der Knie und Schienbeine aufkommen lässt. Hier offenbart der UL schon, was sich später nur noch mehr bestätigt: Da ist Druck dahinter!
Die Bright- und Shift-Schalter helfen bei der Klangfindung sehr gut, da sie dem Sound Crisp verleihen, den man ohne Weiteres nur durch harten Anschlag serviert bekommt. Auch hier empfielt es sich Höhen und Mitten nicht zu hoch zu drehen, damit zum Beispiel ein eingeschalteter Bright-Schalter nicht sofort die Ohren zum bluten bringt. Der aktivierte Boost ist im Vergleich dazu schon eine richtige Offenbarung! Die Kombination Boost plus Brigde-PU bringen den Spieler schon sehr stark in australische Gefilde. Im Singlecoil-Betrieb lässt sich der UL leicht crunchige Akkorde entlocken und am Hals-PU klingt alles so herrlich bluesy, dass es mir vor lauter Ekel fasst schon das Essen ... Insgesamt lässt sich hier viel realisieren, wobei die Einstellung der Regler mit Bedacht passieren sollte. Es sei denn, man steht auf die Kreissäge.
Ich gestalte hier meinen Sound mit dem Bassregler auf ca. zehn Uhr und Treble- und Midpoti sind auf ca. 13 Uhr gestellt. Zusätzlich spiele ich mit aktiviertem Bright, da der Höhenverlust im Singlecoilbetrieb meiner PRS doch enorm ist. Gesplitteter Humbucker halt …

FETTIG

Der Rhythm-Kanal setzt da an, wo‘s mit dem geboosteten Clean-Kanal aufhört. Bei Normal-Gain geht es noch relativ moderat zur Sache. Bei Gain-Regler auf neun Uhr gedreht schießen einem schon recht deftige Crunchsounds entgegen. Hier begegnet man ausserdem einer Eigenart des Pittbulls. Je mehr Gain, desto mehr Bassanteil im Klangbild. Das gilt im übrigen für beide Kanäle.
Je weiter man den Gainregler aufdreht, desto mehr kommt man in die Gefilde, die dem EVH „brown-sound“ ähneln. Gain steigt ab ca. 2 Uhr schlagartig an und das Signal bekommt danach nur noch mehr Bass. An diesem Punkt ist ein richtig schöner klassischer Lead-Tone realisierbar, weil hier der Amp noch am besten einen seidigen Ton produzieren kann. Recht lang anhaltendes Sustain gepaart mit nicht allzu hohem Gain.
Mit gut aufgrerissenem Gain ist der Pittbull bereits im High-Gain angekommen. Hier empfielt es einfach mal ein paar offene Akkorde anzuschlagen und deren Auflösung zu lauschen. Jetzt die Überraschung: Der Sprung in den High-Gain-Modus des Rhythm-Kanals bewirkt, dass unter anderem auch Höhen und Mitten einen ordentlichen Schub erhalten. Es klingt also erstmal nicht allzu dumpf, sondern wieder schön definiert. Ab diesem Punkt merkt man, wie sich das allgemeine Klangbild langsam vom britischen verabschiedet und ins moderne driftet. Ebenfalls ab diesem Punkt verliert die Treble-Middle-Bass-Regelung langsam an Effizienz und der Presence-Regler nimmt eine wesentlichere Rolle in der Klangformung ein.
Der geboostete Rhythm-Kanal setzt dem Ganzen dann nochmal die Krone auf. Dem Signal wird eine ganze Ecke Gain hinzugefügt und der Sound wird einfach fetter. Angenehm fällt hier auf, dass die Dynamik des Amps zunimmt. Am besten lässt sich das an der Tatsache festmachen, dass man mit dem Volume-Poti bis in den crispen Cleanbereich reindrehen kann. Und das klingt einfach auch noch wahnsinnig gut. Bei Gelegenheit werde ich mir wieder einen Minus-Booster besorgen, um diesen Sound direkt abrufen zu können. Einfach toll!
Wenn man mit dem Rhythm-Kanal und den Pickups meiner PRS gleichzeitig ein wenig experimentiert, bekommt man schon ein sehr weites Feld an gängigen Crunch-, Overdrive- und High-Gain-Sounds abgedeckt.

SCHARF

WUMMS!!! Dunkler und tiefer geht es im Lead-Kanal zur Sache. Vorallem bei Normal-Gain macht sich der Unterschied zum Rhythm-Kanal bemerkbar. Ein auf High-Gain gestellter Rhythm-Kanal ist, bis auf den helleren Sound wie ein auf Normal-Gain gestellter Lead-Kanal. Die Ansprache und die Dynamik halte ich für fast identisch. Deshalb erstmal nur soviel zum Normal-Gain-Modus.
Ültra-Brütal-Gain … der High-Gain Lead-Kanal ist für mich die Superlative dieses Amps. Die zwei sinnvollsten Einsatzgebiete dieses Kanals sind schnelle Solos und das Schrubben fetter Chords. Man bekommt diesen Kanal nicht wirklich dazu seidig zu klingen. Das hat vorallem den Grund, dass High-Gain-Sounds im Bandgefilde gerne mal drohen abzusaufen. Aus dem Grund ist der Lead-Kanal wieder etwas kantiger gevoiced, als der Rhythm-Kanal. So wird wiederrum einiges an Definition wiedergewonnen.
Trotz der bereits erwähnten Kantigkeit, geht der Lead-Kanal mit den Frequenzen ganz schön weit in den Keller, wenn er muss. Chords (ja, auch die komplexeren) kommen in diesem Kanal richtig richtig richtig geil. Dank des Edge-Switches kommen die Chords mit viel Auflösung aus der Box. Ein Plus, dass besonders dann zum tragen kommt, wenn man sich mit komplexeren Akkorden beschäftigt. Durch Verschiebung des Gainsprektrums hin zu den Mitten, Hochmitten und Höhen wird verhindert, dass die Bässe anfangen zu matschen.
Da mir das Voicing des Pittbull recht gut gefällt, sind die Regler des Tonestacks komplett auf zwölf Uhr gestellt. Da passt für beide Kanäle ganz gut. Hin und wieder spiele ich ihn mit etwas stärkeren Mitten und weniger Bass. Gain liegt in beiden Kanälen zwischen zwei und drei Uhr, wobei ich im Rhythm-Kanal auf Normal-Gain spiele, im Lead-Kanal auf High-Gain. Edge ist stehts aktiviert. Für Boost bleiben ebenfalls alle Einstellungen gleich.

FUNKTION VOR FORM

Genug von der ekelhaften Lobhudelei. Was an diesem Amp richtig kacke ist, ist sein Gewicht das jenseits von gut und böse bei über 17 Kilogramm liegt. Das liegt erstens an riesigen überdimensionierten Trafos, zweitens daran, dass der Amp innen bis zum bersten mit Technik vollgestopft ist und zum dritten an dem riesigen fetten Gehäuse in dem das Chassis ruht. Um Einstreuung der Trafos zu vermeiden, sitzt einer der Trafos in der Mitte des Chassis, während der andere links aussen sitzt. So liegt der Amp beim Tragen natürlich überhaupt nicht ausgewogen in der Hand, sondern hängt immer zu einer Seite runter. Also sollte man den Pittbull besser mit zwei Händen tragen.
Bei so viel Power braucht es eine passende Box bzw. passende Speaker. Die Leistung ist zwar mit 120 Watt angegeben, aber durch Nachmessen kam heraus, dass der Amp im Cleankanal auch schonmal ca. 200 Watt an die Box liefert. Entsprechend verlangt es hier auch nach modernen Speakern, die mehr als üblich vertragen. Ich habe mich deshalb für die sinnvollste, kompakteste und in dem Fall kostengünstigste Lösung entschieden. Ich benutze einen EV12L in einer Small Thiele.
Das bringt mich zu einem weiteren Manko. Endstufe und Speaker brauchen zusammen relativ viel Pegel um ausgewogen zu klingen. Soetwas wie Zimmerlautstärke kennt der Pittbull zwar schon, aber es klingt einfach nicht vernünftig weil die fehlenden Hochmitten und Höhen einfach fehlen und sie sich nicht wirklich reindrehen lassen, da der EV12L diese mit weniger Pegel einfach nicht vernünftig wiedergibt.
Zuvor besaß ich eine Fryette Deliverance 2x12“-Box. Die hatte in etwas das selbe Problem wie meine jetzige Box, erst bei etwas Pegel ausgewogen zu klingen. Wegen Platzmangel habe ich mich dann zugunsten der Thiele wieder von ihr getrennt. Andere User empfehlen fast einstimmig den UL entweder mit einer Fryette Fat Bottom 4x12“ zu nutzen, oder eine einfache 1960er Marshall zu testen. Diese soll wohl auch recht brauchbare Ergebnisse erzielen. Bisher hatte ich keine Möglichkeit auch nur eine der Boxen zu testen.

WAS BLEIBT HÄNGEN

Zum Schluss die Zusammenfassung. Der Amp klingt britisch. Er tendiert aber im High-Gain mehr dazu modern zu klingen, ohne seine Attitüde zu verlieren. Dennoch ist er dank seiner drei Kanäle, des Boots und weiterer sinnvoller Features mit fünf Sounds extrem vielseitig. Durch seine Eigenart extrem akkurat wiedergeben zu können, bietet er zusätzlich Sounds die nur wenige andere Konkurenten auf dem Markt bereitstellen können. Soviel Sound kostet beim Händler leider auch entsprechendes Geld und ist mit einer UVP von ca. 3.400 € zu vergüten. Ob es wirklich sinnvoll ist, soviel Geld für einen Amp auszugeben sei mal dahin gestellt.
 
Das Review hab ich vor ein paar Monaten mal verfasst und es grade beim
Aufräumen der Festplatte wieder gefunden. Bei Auffinden von Mahagonie
oder einem Standart, oder was auch immer ... behaltet es.
 
Hallo Gerrit,
schönes Rewiev. Informativ und auch offen.
Mich interessiert eine Frage. Bei welchen Gelegenheiten kannst Du den Amp so weit aufdrehen, daß er klingt? Im Proberaum, In Clubs, auf welchen Bühnen (so daß Du wirklich sagst: Jetzt klingts geil)?
Gruß, Rainer
 
frhay8":1tjq4v1u schrieb:
Hallo Gerrit,
schönes Rewiev. Informativ und auch offen.
Mich interessiert eine Frage. Bei welchen Gelegenheiten kannst Du den Amp so weit aufdrehen, daß er klingt? Im Proberaum, In Clubs, auf welchen Bühnen (so daß Du wirklich sagst: Jetzt klingts geil)?
Gruß, Rainer

Hallo Rainer,

mit "aufreissen" und "klingen" meine ich natürlich nicht, dass man ihn auch
nur in irgendeiner Weise in die Endstufensättigung fährt. Das wäre absolut
Wahnsinn. Er muss so laut aufgedreht werden, dass das Sprechen nicht mehr
ohne weiteres möglich ist. Ich kann Dir keine genaue Hausnummer was Db
angeht geben, aber wenn die Preamp-Levels zwischen 12 und 13 Uhr stehen,
klingt er mit Mastervolume ab 9-10 Uhr.
 
Vor einiger Zeit habe ich mich in der Shanghaier Musikladen-Szene etwas umgeschaut. Auf Empfehlung bin ich dann u.A. in einem etwas größeren Laden gewesen, der “SuperMusic“ hieß. Insgesamt nur etwas kleiner als der Gibson Store, aber dafür wesentlich besser bestückt, was Auswahl betrifft.

Und da lachte er mich an: Ein Pittbull UL-EQ auf einer slant FatBottom 4x12". Der Besitzer des Ladens wollte mich nur widerwillig spielen lassen, nachdem ich meine Absicht bekundete den Amp definitiv nicht kaufen zu wollen. Er schien mich wohl für ein Kiddy zu halten, dass mal einen richtig teueren Amp spielen wollte. Womit er auch absolut richtig lag!

Zum Wesentlichen: Die Box! :lol:

Fryette FatBottom 4X12 Slant Speaker Cabinet

Aufbau und Interieur

Die Box besteht aus Birke-Multiplex, das an den Ecken miteinander verzahnt ist. Über die Stärke des Holzes kann ich leider keine Aussage treffen, ebenso wenig wie über den inneren Aufbau. Da die Box laut Ladenbesitzer fast 40 kg wiegen soll, gehe ich davon aus, dass das verwendete Holz relativ dick und die Konstruktion relativ schwer und steif ist. Überzogen ist die Box mit dem für Fryette übliche Tolex. Besonders zu erwähnen sind die aufsteckbaren Rollen, die zwar recht fest sitzen, aber dennoch einen recht wackeligen Eindruck machen. Im Übrigen etwas, dass ich selbst an meiner ehemaligen Deliverance 2x12" auszusetzen hatte. Die schönen großen blauen Adam Hall-Rollen würde ich bevorzugen. In das Gehäuse eingelassen sind die wertig wirkenden blechernen Griffschalen. Ich denke, dass es sich hierbei um das Adam-Hall Standard-Produkt handelt.
Die Speaker sind front-loaded, was schonmal auf ein relativ breites Abstrahlverhalten schließen lässt. Die Frontbespannung lässt sich entsprechend abnehmen. Intern fungiert ein von Steve Fryette entwickelter und von Eminence gefertigter Speaker als Lautmacher, der auf die Bezeichnung P-50-E getauft wurde. Die Box kann entweder an vier oder an 16 Ohm Mono betrieben werden. Stereo entsprechend an acht Ohm - aber ganz ehrlich: welcher Depp betriebt eine 4x12" Stereo?! Insgesamt verträgt die Box 200 Watt, oder zweimal 100 Watt, aber ... naja, ihr wisst ja.

INFO: Einen Teil der Infos habe ich aus dem Netz gezogen, da sich eine eingehende Inaugenscheinnahme im Test nicht machen ließ.


Der Klang

Eines voraus: Alle Parallelen zu anderem Equipment muss ich mit meinem „Gedächtnissprotokoll“ ziehen, bzw. dem was oben niedergeschrieben steht.

Die Box klingt zu allererst einmal am Amp sehr ausgewogen. Soll heißen, dass nichts übermäßig betont wird und vor allem meine geliebten Mitten nicht flöten gehen!
Bei gemäßigten Lautstärken lässt die FB412 mehr Höhen und Hochmitten zu als meine Small-Thiele. Das mag wiederrum daran liegen, dass der Amp einfach mehr Speaker füttern muss und somit mehr Leistung abgegeben werden muss, um auf etwa gleiche Lautstärke wie bei meiner Small-Thiele zu kommen. Zumindest hatte ich den Eindruck beim Spielen mit den Potis. Weiterhin drängte sich beim Spielen mit den Potis der Eindruck auf, dass die FB412 recht souverän mit dem umgeht, was der Amp ihr gibt. Ich hatte das Gefühl, dass die Klangregelung wesentlich effektiver funktionierte. Besonders Presence- und Depth-Poti haben bei der FatBottom 4x12“ einen immensen Einfluss auf den Sound; mehr noch, als vorher!
Die Bässe sind immer tight und gott sei dank nicht übermäßig vorhanden! Soll wiederrum nicht heißen, dass sie einen Mittennöck o.Ä. hat. Die Box lässt den Amp recht ähnlich im Vergleich zu den vorher getesteten Boxen klingen und haucht ihm sogar noch etwas mehr "Leben" ein (klingt eigentlich absolut blöde). Sie unterstützt die klanglichen Eigenschaften ausgezeichnet. Der Eindruck, den ich im obrigen Review geschildert habe, hat sich nach dem Test nur noch mehr bestätigt. Der Charakter, also das „kantige“ des Amps, bleibt erhalten und wird meiner Meinung nach weder beschnitten noch geprägt. Eierschneider kann er immer noch und es matscht nichts. Ich sage nur "wierd mids"!

Kurz und knapp

Tolle Box, die meiner Meinung nicht nur für den Pittbull eine Aufwertung bedeutet. Ein Test der Box zusammen mit anderen Amps ist für mich auf jeden Fall obligatorisch! Für 1099 € MSRP eine tolle, keineswegs überteuerte Box!
 

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