geschäfteter Hals gebrochen, Frage

juergen2

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Hallo,
hab mir ja Ende der 80er ne Strat bauen lassen und sie an nen Freund weiterverkauft. Beim Versuch jetzt die Gitarre zurückzukaufen hab ich leider herausgefunden daß sie ihm hingefallen und an der Kopfplatte gebrochen ist. Er hat sie an einen handwerklich begabten Holzfertiger (der auch jahrelang für den Gitarrenladen, wo ich die Strat hab bauen lassen, gearbeitet hat, allerdings nach meiner Zeit) weiterverkauft, der sie noch unrepariert dort stehen hat und sie mir auch wieder (repariert) verkaufen würde.
Problem bei der Strat: Sie hat einen extrem dünnen Hals mit nach hinten angewinkelter Kopfplatte(genau wie die Ibanez JEM777), geschäftet, allerdings im Fender-Design.

Der Kollege der sie reparieren möchte macht am Telefon einen guten, kompetenen Eindruck.

Er sagt, wegen des dünnen Halses und der Schäftung wird es mit Leim nicht dauerhaft halten. Er schlägt vor ne Kohlefaserverstärkung anzubringen, die vom 1./2. Bund (Beginn der Schäftung) bis zur gesamten Kopfplatte geht. (natürlich nur auf der Rückseite, man sieht also von vorne nix).

Vom Sound her soll es eher mehr Sustain bringen, und Stabilität dürfte m.E. bei Kohlefaser auch kein Thema mehr sein.

Jetzt meine Frage in die Runde: Hat jemand Erfahrung mit so was? Diese Reparaturmethode ist mir neu.

Ich möchte die Gitarre auf jeden Fall wieder kaufen, einfach aus sentimentalen Nostalgiegründen; Frage ist nur ob die Reparaturmethode bekannt und praktikabel ist (und ich sie nur nicht kenne) oder gibts Alternativen, oder ist bei so einem Bruch in Schäftung ein neuer Hals angesagt.

Danke für eure Hilfe bzw. Meinungen!

Gruss

Juergen2
 
Hi,

soweit ich das beurteilen kann, geht so etwas auch mit einigen dünnen Streifen Funier (Mahagoni). Das dürfte günstiger als Kohlefaser sein. Das ist nach dem Bruch der Kopfplatte meiner Akustik ebenso gemacht worden. Allerdings aus zeitlichen Gründen. Perfekt wäre weitaus aufwendiger gewesen, aber es hält. Darauf kam es mir in dem Fall an. Wobei die Frage ist, wie der Meister da vorgehen will. Integriert er die Kohlefaser ins Holz, oder stellt er nur eine oberflächliche Verbindung her?

Die Idee dahinter, ist es, die gebrochenen Fasern zu "überbrücken", damit der Spannung durch die Saiten wieder genug Zug entgegengesetzt werden kann.

Um das genau zu beurteilen, bedarf es jedoch 1. Bilder des Bruches, da diese immer individuell zu Beurteilen sind und 2. eines Fachmannes. (Die es im Forum ja auch gibt ;-) )

Mit dem Sustain ist´s so´ne Sache. Ja, eine stabilere , mit mehr Masse ausgestattete Kopfplatte kann sich durchaus auf´s Resonanz bzw. Schwingungsverhalten auswirken. Inwiefern da jetzt ein wenig Kohlefaser etwas bringt , sei mal dahingestellt. Wichtig ist halt die fachlich gerechte Wiederherstellung der Bespielbarkeit, woll? Klangliche Einbußen sind nicht
zu erwarten, aber es bedeutet einen Wertverlust.

P.S: Ein neuer Hals? Bist du irre ? ;-)
 
Zu bedenken ist noch, dass Kohlefaser zwar hohe Zug- und Biegespannungen aufnehmen kann, aber eine sehr geringe Kerbschlagfestigkeit hat. Ein kleiner Schlag auf die Verstärkung und es kann sofort brechen...
 
juergen2":2pl0cvq6 schrieb:
Hallo,

Danke für eure Hilfe bzw. Meinungen!

Gruss

Juergen2

Hi Jürgen
Ein Schäfter bietet in der Regel eine austeichende Leimfläche für eine dauerhafte Verbindung. Bei einer korrekten Fuge wird der Leim sogar besser halten, als das gewachsene Holz. Bei einer alten unsauberen Fuge kann man aber Bedenken haben.
Man kann, wie Marcello schreibt, ein festes Material über den Riss furnieren. Das kann Kunststoff, aber auch Hartholz sein und 1mm außen ist fester, als 12mm innen.
Die Biegefestigkeit eines Körpers wächst nämlich mit seinem Querschnitt in der 3. Potenz! Darum finde ich die Idee mit der Stange nicht so elegant.
Die eingebrachte Kohlenfaserstange mag für sich enorme (Zug) Kräfte aufnehmen. Im Kopf hält sie nur so viel, wie das Epoxidharz, was sie klebt. Und im Inneren des Halses treten gar keine nennenswerten Kräfte auf.
Mit einem außen aufbegrachten, bündig beigearbeiteten Furnier bekomme ich nicht nur eine durchgehende, steife Faser auf den Außenbereich des Bruchs, ich habe auch eine große Leimfläche.
 
Guten Morgen allerseits,

erstmal danke für eure Antworten, konnte heute erst wieder online gehen.

Also so wie ich den Handwerker verstanden habe will er keine Kohlenfaserstange einsetzen, sondern aussen eine Art Schale ab dem 1./2. Bund bis zur gesamten Kopfplatte einarbeiten, ins Holz bündig eingelassen.

@W°°: Das wäre ja im Prinzip das was du auch geschrieben hast, also kann ich davon ausgehen daß das Hand und Fuss hat was er da vorhat. Wobei ich mir das optisch noch nicht so ganz vorstellen kann, Kohlefaser auf hellem Holz. Aber hauptsache es hält und sie ist wieder einwandfrei bespielbar.

@Marcello: Nun, was heisst irre, die Überlegung war ganz einfach, wenn diese (mir bis dato unbekannte) Reparaturmethode fragwürdig ist und ich da Geld reinstecke, um dann hinterher doch wieder irgendwas anderes machen zu müssen, dann wäre u.U. gleich der Invest in nen Hals rentabler. Ich wusste es einfach nicht, aber da ihr beiden mich da etwas beruhigt habt daß man den Hals auch so wieder hinbekommt werd ich es auf alle Fälle erstmal so versuchen.

Ich halt euch auf dem laufenden, er will sie bis Ende November fertig haben.

Gruss

Juergen2
 
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