Ich kann mich Uwe nur anschließen. Ich wollte dem Erniecaster ja sowieso mal was zu dem Gerät erzählen, also kann ich es auch hier tun.
Der AmpliFire kostet in der Tat 633 €, nicht 750. Wie ich bereits geschrieben habe, ist (in der neusten Firmware) die Belegung der Fusschalter frei möglich. Man kann einen für preset up und einen für preset down programmieren, dann bleibt der dritte für das An- und Ausschalten eines Effekts (Delay, Boost, Chorus - was auch immer). Oder man belegt zwei Schalter mit je zwei Favoriten-Sounds (so mache ich es). Bei kleineren Gigs genügt mir das, ich habe dann Clean, Crunch, Rhythm-Overdrive und Solo verfügbar und kann bei allen je einen Effekt addieren. Das ist derzeit Chorus bei Clean und Delay bei den drei anderen.
Die Bedienung des Amplifire am Gerät selbst ist sehr einfach und geht flott vonstatten. Es gibt einen Editor für den Rechner, der optisch nicht viel hergibt, aber funktionell gut arbeitet und alle Befehle übersichtlich auflistet.
Die Soundqualität des Amplifire bewegt sich WEIT über der von Pod HD, Eleven Rack und Fender Mustang. Die Cleansounds sind runder, körperlicher, dynamischer. Die Zerrsounds sind ebenso dreidimensionaler, neigen weniger zu irgendwelchen quäkenden, näselnden oder sonstwie störenden Mittenfrequenzen.
Das liegt sicher auch an den bereits erwähnten IRs. Man kann vorhandene Impuls Responses wählen oder eigene laden und frei den Sounds zuordnen. Auch das Kopieren vorhandener Impulse Responses auf andere Sounds ist möglich.
Die Effekte sind sehr gut und in der neuesten Firmware auch recht vielfältig, insbes. Modulation und Delay (das ist ein echter Glanzpunkt des Geräts geworden, es gibt u.a. ein 4-tap-Delay mit vier unabhängigen Delayeinheiten).
Der Reverb ist etwas spartanisch, klingt aber gut.
Exotische Effekte sind (noch) nicht vorhanden, wer sowas braucht, sollte besser zum FX 8 von Fractal greifen.
Die Peripherie ist gut: 2x symetrisch XLR out, 2x symetrisch/unsymetrisch Klinke out, Kopfhörer-Ausgang, Midi-In und -Out, Effektweg (schaltbar, mit Trails, also Abschaltung des Send statt des Return), alles wichtige ist da.
Auf der Oberseite sind die den Amp-Reglern entsprechenden Parameter Gain, Vol, Bass, Mid, Treble, Presence als Potis verfügbar, dazu ein unabhängig vom Preset (also global) agierender Master Vol. Allein durch die 6 Amp-Regler sind schnelle Korrekturen ein Kinderspiel: einfach drehen. Und bei Gefallen kurz auf "Save" klicken. Fertig. Der Master Vol Regler kann entweder auf alle Ausgänge oder nur auf die XLRs oder nur auf die Klinkenausgänge Einfluss nehmen. So kann man z.B. seinen persönlichen Monitor "füttern" und unabhängig vom Signal für den FOH seine Lautstärke immer wieder justieren.
Was er nicht kann ist die Speaker-Komponente nur auf eine Ausgangssektion schalten (etwa um mit den Klinkenausgängen eine Gitarrenbox anfeuern zu können). Aber das brauche ich auch nicht, für mich ist Modeling konsequenter umgesetzt, wenn man die komplette Signalkette emuliert, also mit FRFR oder mit In Ear Monitoring arbeitet. Ich mache beides, je nach Situation (db Flexsys FM 12 als Wedge, Shure PSM 300 mit Hearsafe-Hörern als IEM).
Das schöne am Amplifire ist die extrem kompakte Bauweise in Verbindung mit der Qualität. Das Ding passt in mein Gigbag - ich hatte noch nie so schnellen und kompakten Aufbau. Netzgerät, 2x XLR zur PA, Gitarrenkabel, fertig. Genial.
Bei größeren Gigs setze ich eine kleine Midileiste ein (Jomlabs VLT 4), die kaum länger als der Amplifire, aber nur 4 cm tief und hoch ist. Also: winzig. Sie ermöglicht mir freies Schalten aller Presets (Bänke à 4 Sounds) und da sie Midi-Mapping beherrscht, ist es völlig wurscht, an welcher Stelle die Sounds im Amplifire liegen. Das hat mich am Eleven Rack immer genervt, daß ich mir die Sounds so nebeneinander legen musste, wie ich sie auch abrufen wollte. Jetzt ist das egal - der Jomlabs kann auf Preset 1 Sound Nr 1 des Amplifire aufrufen und auf Preset 2 Sound Nr. 16. Und passt auch noch ins Gigbag.
Ich spiele ca. 35 Gigs im Jahr mit einer Coverband und bin mit dem Amplifire total happy. Ich habe ihn einmal mit einem Kemper verglichen, den ein Kollege hatte und wir waren beide der Meinung, daß er sich hinter dem nicht verstecken muß. Wobei der konzeptionelle Unterschied natürlich ist, daß der Kemper alles an Sounds laden kann, was man ihm als Profile gibt, also klanglich ein offenes System ist. Andererseits: haste keine guten Profiles, haste keine guten Sounds.
Ich war ein großer Fan des Eleven Rack, aber der Amplifire ist um Klassen besser. Ich war nie ein großer Fan des Pod HD (hatte den 300) und sage euch: der taugt nix zum Vergleich, da sind Lichtjahre dazwischen.