Keith McMillen Softstep Review

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Anonymous

Guest
Der Mann muß spielen. Also hab ich mir den Softstep von KMI gekauft (http://www.keithmcmillen.com/softstep/overview). Das Ding ist ein neuartiger Controller, mit 10 druckempfindlichen Tasten. Ich werde im nachfolgenden nicht die Features beschreiben, das können die Jungs von KMI sicher besser. Mir gings mehr um einen Erfahrungsbericht. Also dann:

Kauf:
Es ist hierzulande nicht so einfach, sich das Ding zuzulegen. Man muß via amazon.com aus den US bestellen. Zum Zeitpunkt meines Kaufes gab es zwei Versender, die das Ding nach Deutschland senden, amazon.com selber und audioMIDIcom (die scheinen mittlerweile aber nicht mehr nach D zu versenden). Letztere sind um einiges billiger gewesen, also habe ich natürlich dort bestellt. Es kamen allerdings nochmal 68€ Zoll dazu.
Ich habe den Softstep selber sowie die MIDI Erweiterungsbox gekauft, insgesamt 254,46€ plus 68€ Zoll - also nicht gerade ein Schnäppchen.

Auspacken:
Das Ding ist leicht und klein. Toll für's Flugzeug, aber die Taster sind nur bis - ich würde schätzen - Schuhgröße 40 sauber zu bedienen, sie sind recht nah beieinander. Wenn ich's recht verstanden habe, gibt es eine Option, daß der Softstep nur auf den am heftigsten gedrückten Schalter reagiert.
In der Packung sind noch ein 5m USB Kabel, und ein USB-Netzteil (wie z.B. beim iPhone), daß mechanisch nur auf amerikanische Stecker paßt - elektrisch würde es funktionieren, es nimmt laut Aufdruck 240V an. Ich nehme derzeit mein iPhone-Netzteil, das funktioniert prima.

Inbetriebnahme:
In der Midibox (ebenfalls kleiner als gedacht, echt süß) ist auch noch ein USB Kabel dabei. Die verschiedenen Arten des Anschließens sind sauber im Handbuch beschrieben, das spare ich mir jetzt mal.

Ein Nachteil ist der Anschluß der zwei USB-Kabel. Die Anschlüsse sind nicht irgendwie geschützt, und daher abbruchgefährdet, wenn man im Eifer des Gefechts mal auf die Kabel tritt. Ein kleiner Kabelkanal wäre besser gewesen.

Wo wir bei den Nachteilen sind: Die Hintergrundbeleuchtung ist recht deutlich mit den Humbuckern zu empfangen - aber man kann sie abschalten.

Nicht verstanden hab ich erst den Unterschied zwischen Hosted und Standalone-Betrieb.

Hosted: Der Hosted-Betrieb ist der, wenn der Softstep an den Computer angeschlossen ist UND das Softstep-Programm läuft. Dann hat der Softstep erweiterte Möglichkeiten, das werd ich vielleicht später mal beschreiben.

Standalone: Ich selber möchte den Softstep mehr als Livegerät (wenn auch meist innerhalb meiner eigenen vier Wände) verwenden, also ohne Computer. Das ist dann der Standalone-Betrieb, wenn also der Softstep entweder a) nur über das USB Netzteil angeschlossen ist (d.h. ganz ohne Computer), oder b) an den Computer, aber ohne das Softstep-Programm.
Die Möglichkeit a) ist natürlich praktisch für den Live-Betrieb, b) kann man z.B. nutzen, um einen Sequencer oder Softwaresynthesizer via MIDI zu steuern. Dabei wirkt der Softstep dann als ganz normales MIDI interface.

Um die Verwirrung komplett zu machen, kann man im Hosted-Modus den Standalone-Modus programmieren. Verständlicher ausgedrückt: Über das Programm kann man festlegen, wie der Softstep im Livemodus reagiert.

Ich hab also erstmal zum programmieren den Hosted Betrieb gewählt, Computer -> USB -> Softstep -> USB -> MIDI-Interface -> Axe-Fx angeschlossen und das Softstep-Programm gestartet. Nach einer relativ langen Startzeit meldete das Programm, daß die Firmware des Softstep-Controllers nicht aktuell sei. Kein Problem, die liegt in einem der Ordner unterhalb des Programms und ist mit meinem bewährten Programm MIDI-OX schnell aufgespielt (nebenbei: das geht erheblich schneller als eine neue Firmware für's Axe-Fx).

Dann habe ich mich an der Programmierung versucht. Ich arbeite in der Softwarebranche, bin also nicht völlig unbeleckt davon, und die Controller-Programmierung war nicht so schwer. Erst nicht verstanden habe ich dagegen das Konzept der Setlisten. Das erklär ich nachher mal.

Erste Regel ist nach meinen Erfahrungen: das zu steuernde Gerät, also hier das Axe-FX sichern! Backup aller oder zumindest des aktuellen Presets... denn manchmal schickt der Softstep scheinbar MIDI-Bomben, dann sind alle Effekte plötzlich auf Bypass, oder das Axe-Fx stürzt ab. Ich hab Glück gehabt, denn mein Preset klingt auf einmal besser als vorher, irgendwas ist anders.
Nachtrag: Das passiert mittlerweile nicht mehr. Das Ding reagiert sehr zuverlässig.

Die in den Videos beschriebenen 5 verschiedenen Controller-Richtungen (X,Y, 2 verschiedene Rotationsrichtungen und Druck) sind in der Praxis schwer zu realisieren, ich habs aber auch erst ein paarmal probiert. Druck ist am einfachsten, X und Y gehen, wenn man sich konzentriert, aber die Rotationen sind zuverlässig für mich nicht hinzubekommen. Aber mir würde es auch schon langen, wenn die Taster einfach nur druckempfindlich sind, dann hat man ja schon die Möglichkeit, 10 verschiedene Controller zu steuern.

Teil 2 folgt gleich.
 
2. Teil.

Mittlerweile hab ich die Programmierung erstmal abgeschlossen, und auch einige Stunden gespielt. Der anfängliche, nicht so gute Eindruck ist Zufriedenheit gewichen. Man muß sich in die unterschiedliche Begriffswelt des Softstep erst mal einarbeiten, und das Programm hat auch ein paar Unebenheiten.

Ein Begriff, den ich erst nicht verstanden habe, sind die Setlisten - der Begriff ist schlecht gewählt. Ist aber ganz einfach: Unter einer Setlist versteht man eine komplette Controllerbelegung. Zwischen den Setlisten kann man mit dem Diamantenkreuz (hat jemand ein besseres Wort? Ich meine die Cursortasten-Anordnung rechts) Tasten rechts und links hin-und herschalten. Was macht man mit Setlisten?

Ich hab im Augenblick zwei Setlisten. Die eine dient der Axe-FX-Preset-Auswahl, die andere steuert Wahwah, Gain, Tempo etc. Irgendwann werd ich noch eine dritte programmieren, für die Looper-Steuerung.

Also ungefähr so: Presetwahl <-> Livesteuerung <-> Loopersteuerung

Wie sieht das im Betrieb aus? Einmal Diamant-Links, das Display zeigt "PRGM", und ich weiß, ich bin in der Preset-Auswahl-Setlist. Dreimal Diamant-Oben, das Display zeigt "3_", einmal die 0-Taste, und das Axe-Fx stellt Preset 30 ein.

Dann Diamant-rechts, das Display zeigt "AXE" zum Zeichen, daß ich in meiner Live-Setlist bin. Nun schaltet z.B. die Taste 6 den Verzerrer ein, Taste 1 regelt Gain, Taste 2 den Hall-Anteil, 3 die Wahwah-Frequenz, 4 ist noch unbelegt, 5 regelt das Volume, 7 regelt Delay-Anteil, 8 schaltet Wahwah ein, 0 ist Taptempo.

Dabei kann man für jede Taste das Display sowie zwei LEDs neben den Tasten (rot und grün) wählen. Wenn ich z.B. Taste 6 drücke, um den Verzerrer einzuschalten, zeigt das Display "DRV" an (bis irgendwann eine andere Taste gedrückt wird) und die rote Leuchte geht an.

Wenn ich Wahwah spielen will, drücke ich kurz die 8, das Display zeigt "WAH" und dann steuere ich mit Druck auf die 3 das Wahwah. Während dessen zeigt das Display "W 0" bis "W127", je nachdem, wie stark ich die Taste drücke. Ich hab erst probiert, mit einer Taste nicht nur die Frequenz zu steuern, sondern auch das Wah einzuschalten, sobald nur der geringste Druck auf diese Taste besteht. Aber im Eifer des Gefechts nimmt man oft den Fuß zu weit zurück, das Wah ist aus und der Übergang hört sich sch... an.

Die Wah-Steuerung per Druck ist gewöhnungsbedürftig. Ein Pedal (das man ebenfalls anschließen kann) liefert präzisere Ergebnisse. Übrigens kann man die Empfindlichkeit der Tasten einstellen, je nachdem ob man Sumo-Ringer oder Ballerina ist. Auf dem Axe-Fx sollte man übrigens eine Verzögerung (Damping) einstellen, damit man die Schritte des Wahs nicht als Filterknacken hört. Ich habe derzeit 51ms gewählt.

Auf der 2 liegt die Belegung für den Reverb-Anteil. Wenn ich auf den oberen Teil der Taste drücke, zählt es in schnellen, gut zu kontrollierenden Schritten von 0 bis 127. Trete ich auf den unteren Teil, zählt es wieder runter. Man triffts nicht immer sofort, aber das Display sagt einem, wo man sich gerade befindet ("R 0" bis "R127").

Weil ich ein Spielkind bin, hab ich mir für den Delay-Anteil wieder was anderes ausgedacht. Die Taste 7 ist im "Latch" Betrieb programmiert. Was heißt das? Ich wähle per Druck auf die 7 die Stärke des Delays (Display zeigt z.B. "D 90"), und nehme dann den Fuß schnell von der Taste herunter. D90 bleibt dann stehen. Diese Latch programmierung ist ein wenig tricky. Wenn man nicht richtig auf der Taste steht, bekommt man die 127 nicht hin. Mal sehen, ob ich mich daran gewöhne, bisher gings einigermassen. Ich habs nicht gemacht, aber es gibt durchaus die Möglichkeit, beispielsweise von D1 bis D63 die grüne, und darüber die rote LED einzuschalten, so hätte man dann noch eine optische Kontrolle.

Ein Nachteil an dieser Steuerung des Delay- und Hallanteils: Normalerweise spiele ich mit 100% Hall und Delay (das heißt aber nicht, daß alles in Hall "ersäuft"!), die Parameter fangen aber nach dem Start des Gerätes immer bei 0 an. Ich muß also erstmal ca. 4s nach oben drücken. Da gibts möglicherweise einen Trick, den muß ich aber erst mal ausprobieren: Man kann einen offset angeben, wenn ich den auf 127 lege, könnte es funktionieren... Mhmmm).

Meine Versuche, in x-Richtung einen Parameter, und in y-Richtung einen anderen Parameter zu steuern, habe ich sein lassen - das war mir zu diffizil.

Mein bisheriges Fazit:

Ein erster nicht so guter Eindruck ist einem guten Eindruck gewichen. Das Ding arbeitet derzeit stabil. Es ist sehr leicht und klein. Nachteile sind die Hintergrundgeräusche der (abschaltbaren) Hintergrundbeleuchtung, die sehr verwundbar liegenden USB-Anschlüsse, die nicht immer sauber zu treffenden Tasten. Insbesondere die oberen Tasten verwende ich im allgemeinen lieber, um etwas ein- oder auszuschalten, sie sind schwerer zu treffen. Unten hab ich mich mittlerweile dran gewöhnt.

Das beiligende Programm hat kleine Fehler, aber man kommt nach einiger Zeit dahin, wo man hin will. Abstürze hatte ich keine. Die Einstellung der Midi-Ports ist nicht selbsterklärend, manchmal muß man den Midi-expander einstellen, manchmal den Midi-Out seiner Karte, da muß man etwas rumprobieren, aber dann ist es gemacht.

Keith Mac Millen täte gut daran, einige Instruktionsvideos zu drehen, denn das Ding ist komplex.

Schöner wäre es, wenn der Midi-Expander in das Softstep eingebaut wäre. Warum die Extrakiste?

Vorteile sind eine neue Freiheit bei der Steuerung seines Lieblings-Gitarrenmodelers. Insbesondere das Setlisten-Konzept ist toll. Daß man das Display programmieren kann, ist ebenfalls gut gelungen.

Der Vergleich mit dem FCB1010, meinem bisherigen Controller (mit UnO Chip), ist schwierig. Der große Vorteil beim FCB 1010 sind die zwei Pedale, und die großen, sicher zu treffenden Tasten. Nicht zu vergessen der Preis. Das Softstep ist schön klein und leicht, nur wenig größer wie die untere Tastenleiste des FCB1010 (von 1 bis Down). Die Setlisten sind ebenfalls ein klarer Sieger für den Softstep. Die Variabilität des Softstep sprechen für ihn. FCB1010 ist dagegen sehr einfach zu bedienen.

Wenn ich jemals einen Gig vor 1000 Leuten hätte, würde ich den FCB1010 mitnehmen. Er ist robust, und simpel zu bedienen. Mit Lampenfieber ist es einfach besser zu bedienen ;-)

Aber hier zu Hause und vor bis zu 999 Leuten spiele ich mit dem Softstep!
 
Ich sehe Deinen guten, interessanten Bericht leider erst jetzt. Ich hatte mich auch lange Zeit für das SoftStep interessiert, aber die im Axe-Fx-Forum geschilderten negativen Erfahrungen mit dem Standalone-Modus haben mich immer wieder zögern lassen. Erst schienen es Kinderkrankheiten zu sein (weil Software im Spiel), aber dann wurde erwähnt, dass der Standalone-Modus lt. McMillen mit diversen Einschränkungen verbunden sei.

Ich hatte ähnliche Vorstellungen wie Du (Axe-Fx, Wah-Steuerung, x/y-Ausnutzung, nur noch ein kleines, leichtes Board für alle Steuerungen etc.), aber bisher leider keinen einzigen Anwenderbericht gefunden, der bestätigt, dass diese mit dem SoftStep live praxistauglich umsetzbar sind. Für den Livebetrieb müsste das SoftStep wohl doch etwas größer und einfacher zu treffen sein. Daher habe ich das Teil dann doch nicht gekauft.

Inzwischen gibt es das SoftStep ja mit Erweiterungsbox bei einigen deutschen Musikgeschäften für unter 300,- Euro.

Und der Batt-O-Meter von McMillen ist auf jeden Fall eine gute Sache.
 
Leider hat sich nach nur zwei "Ausseneinsätzen" die Mini-USB Buchse zum Expander verabschiedet.

Das ganze ist nur noch teuerer Schrott.

Nicht kaufen!

Die theoretische Idee ist gut, aber in der Praxis ist mein billiges Behringer FCB 1010 einfach zuverlässiger.

Gitman, die Fußtreter waren nicht mein Problem. Ich trage meist Turnschuh-ähnliche Schuhe, und nach ein wenig Übung war das ganze gut zu gebrauchen. Aber die Steckverbindungen sind einfach zu fragil.
 

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