gitarrenruebe
Power-User
- 20 Okt 2005
-
- 5.592
- 1
- 52
Jimmy Barnes hat wohl die 50 stramm hinter sich gelassen und hatte wohl zuletzt auch echte gesundheitliche Probleme mit dem Herzen. Die aktuelle CD „Out in the Blue“ ist auch für Barnes-Verhältnisse recht ruhig ausgefallen, so dass ich damit rechnete, dass er es nun live auch etwas dezenter angehen lässt.
Erfreulicherweise füllt sich Kapp ganz gut, ich schätze mal, dass 600 Leute da sind.
Eröffnet wurde die Show um 20:45 Uhr von seiner Tochter EllyMay, die mit Teilen der Barnes-Band ein sehr ruhiges, akustisches Set von ca. 30 Minuten brachte. Bekannte Songs wurde umarrangiert und sehr „laid back“ zum Besten gegeben, zB „Always take the weather“ (Crowded House / Finn Brothers), „I will always love you“ in einer Version mit einer Slide-Gitarre, die mir heute noch Gänsehaut auf den Rücken macht (der Song, den Whitney Houston so unsäglich kitschig in „Bodyguard“ verunstaltet hat und im Original von Dolly Parton ist – die Blonde mit den dicken Hupen hat den Song übrigens auch geschrieben, ist übrigens reichlich unterschätzt ...), „I´ll be there“ von den Jackson 5, „Slip of the tongue“ von Diesel und ein paar mehr. Alle Songs wurden sehr folkig mit leicht country-eskem Einschlag dargeboten, sehr athmosphärisch, toll arrangiert. Schon mal super Einstieg in einen Musikaben – klasse Einstimmung.
Dann ca. 10 Minuten Pause, und die Barnes-Band entert die Bühne. Leider konnte man die Namen der Band später bei der Vorstellung nicht gut verstehen, sein Sohn war an den Drums, Frau und Tochter sangen Background, dazu kamen noch zwei Gitarristen, ein Bassist und ein Keyboarder. Musikalisch ganz feines Niveau, allesamt Könner. Und als Band in der Lage, „Katzenpisse in Benzin zu verwandeln“.
2 ½ Stunden Rock´n Roll. Die Band drückt, dass es eine Freude ist. Es ist auch nicht zu laut - gut. Der Gesamtsound ist der Knaller, genau wie der Background-Gesang. Alle in der Band singen und liefern so ein Brett ab, dass Jimmy in Refrains oft Add-Lips eine Oktave höher drauflegen kann. Ach so, ab und an greift Jimmy auch mit zur Gitarre, aber nur bei wenigen Songs. Der jüngere Gitarrist ist für die dreckigen Riffs und die grobmotorischen Soli zuständig (den Job hätte ich auch liebend gerne gespielt ;-)), der zweite Gitarrist ist schon etwas betagter (dessen Namen ich leider nicht verstanden habe) und eigentlich nur für kleine, feine Fills, sehr schöne Soli und Gänsehaut-Slide-Einlagen zuständig (zB das Intro von „Driving Wheels“, das ja ein gewisser Herr D Lindley gespielt hat, wurde sehr schön übernommen, aber wirkte mit seinem eigenen, sehr geschmackvollen Stil etwas „verspielter“).
Für die Interessierten, das Equipment ist schnell gelistet: Es kamen (bis auf eine babyblaue Strat und eine kleine kompakte Bühnenakustik) nur Telecasters zum Einsatz, an Amps nur weiße Handwired-Vöxe, AC30 mit Zusatzbox und AC15 Top mit 1x12 Box – superoffene Sounds, wenig Zerre, viel „Fett“ und Sparkle. Selbst bei zeitweise drei Gitarren nie Matsch – insgesamt Sounds, die auf der Cruiser´schen Skala zwischen „dirty“ und „light crunch“ einzuordnen wären. Nur ganz selten mal mehr Gain ... sehr schön. Auch der Bass klingt prima, es wurde auch hier auf bewährte Klassiker zurückgegriffen: Ampeg SVT, 8x10 Cab, Fender-Preci. Fertig. Klingt, drückt, rockt.
Das Programm war eine tolle Zeitreise durch das Barnes´sche Wirken: Aus Cold-Chisel-Zeiten kamen natürlich „Rising Sun“ und „Khe San“, von den Easybeats (bei denen er natürlich nicht spielte) das obligatorische „Good Times“ (seit Jahren immer in seinem Programm, sogar auf seiner Live-Platte „Barnesstorming“ und als Livebonus auf dem „Living-Loud“-Projekt mit Steve Morse zu hören), und natürlich seine eigenen Klassiker waren alle vertreten: „Working class man“, „Drivin Wheels“, „Lay down your guns“, „Daylight“ uvm.
Vom neuen Album auch ein paar Songs, wobei der Titelsong „Out in the blue“ live supergut kommt. Songs werden mit viel Humor angesagt, kleine Geschichten bringen die Leute zum Lachen.
Jimmy auf der Bühne wie eh und je: Ein „Working Class Man“. Ein Arbeiter, schnauft, schwitzt, schreit, schuftet. Die Stimme irgendwo mit dem Soul eines Joe Cocker, dem Blues eines Eric Burdon, in Sachen „Brüllerqualitäten“ können sowohl Brian Johnson als auch Noddy Holder nach Hause gehen: Kurz – ich kenne keinen Rocksänger, der Live mehr Energie hat. Merkt man, dass ich Fan bin? Ja ? Gut !Nach 2 Stunden dann „Thank you“.
Die Leute fordern mehr, und kriegen es: Weitere 30 Minuten.
Beim Zugaben-Set muss dann ein Roadie Jimmys Tele nehmen, und bekommt dann erstmal im ersten Zugaben-Song – überraschend für ihn selbst, er schaut etwas verdutzt – ein Solo an der Gitarren, Jimmy besteht darauf. Der Roadie gibt alles, spielt super, und freut sich wie ein Schnitzel.
Im nächsten Song müssen dann alle auf der Bühne anwesenden Gitarristen allesamt einens strammen Ständer bekommen haben, in einer treiben Rocknummer „ordnet“ der Chef „lets rock“ an und alle Gitarristen ínkl. Roadie bekommen einen schönen langen Solospot. Vorletzte Zugabe ist dann „The Weight“ von „The Band“, einer meiner Lieblingssongs, Gänsehaut DeLuxe.
Fazit: Die 32 Euro konnte man nicht besser investieren. Wer auf Rockmusik steht und die Gelegenheit hat, sich Herrn Barnes anzusehen, der tue das bitte.
Anspieltipps:
Erfreulicherweise füllt sich Kapp ganz gut, ich schätze mal, dass 600 Leute da sind.
Eröffnet wurde die Show um 20:45 Uhr von seiner Tochter EllyMay, die mit Teilen der Barnes-Band ein sehr ruhiges, akustisches Set von ca. 30 Minuten brachte. Bekannte Songs wurde umarrangiert und sehr „laid back“ zum Besten gegeben, zB „Always take the weather“ (Crowded House / Finn Brothers), „I will always love you“ in einer Version mit einer Slide-Gitarre, die mir heute noch Gänsehaut auf den Rücken macht (der Song, den Whitney Houston so unsäglich kitschig in „Bodyguard“ verunstaltet hat und im Original von Dolly Parton ist – die Blonde mit den dicken Hupen hat den Song übrigens auch geschrieben, ist übrigens reichlich unterschätzt ...), „I´ll be there“ von den Jackson 5, „Slip of the tongue“ von Diesel und ein paar mehr. Alle Songs wurden sehr folkig mit leicht country-eskem Einschlag dargeboten, sehr athmosphärisch, toll arrangiert. Schon mal super Einstieg in einen Musikaben – klasse Einstimmung.
Dann ca. 10 Minuten Pause, und die Barnes-Band entert die Bühne. Leider konnte man die Namen der Band später bei der Vorstellung nicht gut verstehen, sein Sohn war an den Drums, Frau und Tochter sangen Background, dazu kamen noch zwei Gitarristen, ein Bassist und ein Keyboarder. Musikalisch ganz feines Niveau, allesamt Könner. Und als Band in der Lage, „Katzenpisse in Benzin zu verwandeln“.
2 ½ Stunden Rock´n Roll. Die Band drückt, dass es eine Freude ist. Es ist auch nicht zu laut - gut. Der Gesamtsound ist der Knaller, genau wie der Background-Gesang. Alle in der Band singen und liefern so ein Brett ab, dass Jimmy in Refrains oft Add-Lips eine Oktave höher drauflegen kann. Ach so, ab und an greift Jimmy auch mit zur Gitarre, aber nur bei wenigen Songs. Der jüngere Gitarrist ist für die dreckigen Riffs und die grobmotorischen Soli zuständig (den Job hätte ich auch liebend gerne gespielt ;-)), der zweite Gitarrist ist schon etwas betagter (dessen Namen ich leider nicht verstanden habe) und eigentlich nur für kleine, feine Fills, sehr schöne Soli und Gänsehaut-Slide-Einlagen zuständig (zB das Intro von „Driving Wheels“, das ja ein gewisser Herr D Lindley gespielt hat, wurde sehr schön übernommen, aber wirkte mit seinem eigenen, sehr geschmackvollen Stil etwas „verspielter“).
Für die Interessierten, das Equipment ist schnell gelistet: Es kamen (bis auf eine babyblaue Strat und eine kleine kompakte Bühnenakustik) nur Telecasters zum Einsatz, an Amps nur weiße Handwired-Vöxe, AC30 mit Zusatzbox und AC15 Top mit 1x12 Box – superoffene Sounds, wenig Zerre, viel „Fett“ und Sparkle. Selbst bei zeitweise drei Gitarren nie Matsch – insgesamt Sounds, die auf der Cruiser´schen Skala zwischen „dirty“ und „light crunch“ einzuordnen wären. Nur ganz selten mal mehr Gain ... sehr schön. Auch der Bass klingt prima, es wurde auch hier auf bewährte Klassiker zurückgegriffen: Ampeg SVT, 8x10 Cab, Fender-Preci. Fertig. Klingt, drückt, rockt.
Das Programm war eine tolle Zeitreise durch das Barnes´sche Wirken: Aus Cold-Chisel-Zeiten kamen natürlich „Rising Sun“ und „Khe San“, von den Easybeats (bei denen er natürlich nicht spielte) das obligatorische „Good Times“ (seit Jahren immer in seinem Programm, sogar auf seiner Live-Platte „Barnesstorming“ und als Livebonus auf dem „Living-Loud“-Projekt mit Steve Morse zu hören), und natürlich seine eigenen Klassiker waren alle vertreten: „Working class man“, „Drivin Wheels“, „Lay down your guns“, „Daylight“ uvm.
Vom neuen Album auch ein paar Songs, wobei der Titelsong „Out in the blue“ live supergut kommt. Songs werden mit viel Humor angesagt, kleine Geschichten bringen die Leute zum Lachen.
Jimmy auf der Bühne wie eh und je: Ein „Working Class Man“. Ein Arbeiter, schnauft, schwitzt, schreit, schuftet. Die Stimme irgendwo mit dem Soul eines Joe Cocker, dem Blues eines Eric Burdon, in Sachen „Brüllerqualitäten“ können sowohl Brian Johnson als auch Noddy Holder nach Hause gehen: Kurz – ich kenne keinen Rocksänger, der Live mehr Energie hat. Merkt man, dass ich Fan bin? Ja ? Gut !Nach 2 Stunden dann „Thank you“.
Die Leute fordern mehr, und kriegen es: Weitere 30 Minuten.
Beim Zugaben-Set muss dann ein Roadie Jimmys Tele nehmen, und bekommt dann erstmal im ersten Zugaben-Song – überraschend für ihn selbst, er schaut etwas verdutzt – ein Solo an der Gitarren, Jimmy besteht darauf. Der Roadie gibt alles, spielt super, und freut sich wie ein Schnitzel.
Im nächsten Song müssen dann alle auf der Bühne anwesenden Gitarristen allesamt einens strammen Ständer bekommen haben, in einer treiben Rocknummer „ordnet“ der Chef „lets rock“ an und alle Gitarristen ínkl. Roadie bekommen einen schönen langen Solospot. Vorletzte Zugabe ist dann „The Weight“ von „The Band“, einer meiner Lieblingssongs, Gänsehaut DeLuxe.
Fazit: Die 32 Euro konnte man nicht besser investieren. Wer auf Rockmusik steht und die Gelegenheit hat, sich Herrn Barnes anzusehen, der tue das bitte.
Anspieltipps:
- CD "Freight Train Heart", 1987, mit Neil Schon, David Lindley ...
CD "Barnesstorming", 1988, alle Klassiker drauf, halt im 80er Live-Sound
CD "Two Fires", 1990, mit Brian Setzer
CD "Flesh & Wood" - Akustisch, viele Duette drauf, zB mit Badloves, Cocker, Tommy Emmanuel ...