G
Gino
Bekanntes Mitglied
- 27 Nov 2007
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So, ich wage mich mal an einen review des LANEY Lionheart LH5-112 Combo, den ich nun seit einigen Wochen mein Eigen nenne. Ausschlaggebend für die Anschaffung war letztlich der günstige Preis durch Bestellung in UK (gut 200.- EUR weniger als der gängige Straßen-/online-Preis bei uns - DANKE für die entsprechenden Hinweise hier im Forum!), obwohl ich inzwischen sagen muß, dass auch beim bundesdeutschen Preis jeder Cent gerechtfertigt wäre.
Der Lionheart-Combo liegt, was die nominelle Leistung betrifft, im breiten Feld der 5-Watt-Combos, wobei er hinsichtlich der Ausstattung und daraus resultierend in Vielseitigkeit, Sound und Leistungseffizienz (siehe Lautsprecher) m.E. in einer ganz anderen Liga als Epi Junior und Co. spielt - das gilt natürlich auch für den Preis.
Der Amp ist 2-kanalig aufgebaut. Hi/Lo Eingänge, Clean Vol., Bright-Schalter, der auf beide Kanäle wirkt, Drive, Drive Vol., Drive Schalter, Bass/Middle/Treble-Klangreglung, Reverb-Regler (ja, der Amp hat eine ausgewachsenen Hallspirale an Bord!) und noch einen weiteren Tonregler nach der ‘phase inverter’-Röhre. In der Röhrenabteilung gibts eine TAD high grade 12AX7 in V1, 2 no-name China Röhren in V2 und V3 (bei mir laufen da inzwischen alte Fender/RCA 7025) und schließlich 2 TAD selected EL84 als V4 und V5. Die Gleichrichtung erfolgt per Diode. Rückwärtig gibt’s den Anschluß für den (mitgelieferten) Fußschalter (Drive/Reverb), einen (nicht regelbaren) parallelen Einschleifweg (0db Nominalpegel), 2 Lautsprecherbuchsen (internal u. external) mit dazugehörigem Impedanzwahlschalter (8 u. 4 Ohm) UND einen 12" Celestion G12H Heritage Lautsprecher!! Spätestens beim Lautsprecher wird klar, dass Laney einen amtlichen Verstärker anbieten will. Auch von den Abmessungen 420 x 559 x 250 mm) hat der Amp durchaus “erwachsene” Ausmaße - er wiegt immerhin 19 kg. Schön ist der an der vorderen Unterseite angebrachte Ausklappmechanismus, mit dem man den Amp ankippen kann - allerdings nicht wirklich schräg genug.
Der “erwachsen”-Eindruck setzt sich nach dem Einschalten fort. Der Lionheart klingt trotz seiner 5-Watt-Endstufe absolut erwachsen, und das auch unverzerrt! Das ausgewachsene Gehäuse (Multiplex) in Verbindung mit dem G12H (hoher Wirkungsgrad - 100 db / tiefe Resonanzfrequenz - 55 Hz) sorgen sowohl clean als auch verzerrt für ein volles Frequenzspektrum, dem es weder obenrum noch untenrum an irgendwas fehlt.
Zurück zum clean-Kanal: Mit der Tele (Joe Barden pups) bleibt es bis etwa halb zwölf wirklich clean, mit Humbuckern (Hamer / WCR Darburst-Goodwood-Combo) setzt die leichte Verzerrung schon ab kurz nach 10 Uhr ein. Bis fast zum Vollanschlag des clean-Vol-Potis gibt es dann ein wunderbares Spektrum von leicht angezerrt bis deftigem crunch, ohne dass den Amp oder den Speaker dabei irgendetwas aus der Fassung bringen könnte. Das ganze klingt typisch britisch, ohne dass ich hier allerdings ein eindeutiges Votum zugunsten des großen “M” oder des großen “V” abgeben würde. Irgendwie liegt der Laney dazwischen, wobei die Tendenz mit der Stellung des Potis deutlich von “V” nach “M” wandert. Ganz clean klingt er auch sehr viel direkter als ein Vox, eher wie ein Kalifornier, der sich lange Jahre an das rauhe britische Klima gewöhnt hat.
Der drive-Kanal, der ja mit einem Mastervolume arbeitet, fängt vorstufenmäßig bei leichtem crunch an und geht kontinuierlich in fette Verzerrung über. Hat auch nichts mit Kalifornien zu tun - klingt schon sehr englisch, sehr definiert mit wenig Kompression. Hier tut natürlich der Heritage Greenback das seine dazu, was besonders bei den jederzeit sehr strammen Bässen deutlich wird. Überhaupt ist es erstaunlich, wie ‘bass-stabil’ der Kleine ist. Ich habe ihn mit meinem Mesa Maverick 1x12 (35 Watt aus 4 EL 84) verglichen, in dem seit kurzem immerhin ein Celestion Gold (dem Pfundkurs sei Dank!) werkelt, und der kleine Laney steht dem Boogie, was die Strammheit betrifft, in nix nach...Apropos Celestion Gold. Als notorischem “modder” kam mir der Gedanke, ob denn der Amp vielleicht mit einem Celestion Alnico - in dem Falle dann dem Blue - noch zu optimieren wäre. Mit dem großen Bruder - dem Gold - jedenfalls macht der Laney keine bessere Figur. Ganz im Gegenteil: Er verliert an “Rotz” (was ja Geschmacksache wäre) und an Bassfundament. Die niedrigere Resonanzfrequenz des G12H steht dem Kleinen gut zu Gesicht und der Greenback ist deshalb wirklich erste Wahl!
Der Lionheart kann sowohl richtig clean (mit der zu erwartenden Einschränkung durch begrenzten headroom) als auch richtig “Dreck” (britisch aggressiv, aber dabei immer harmonisch und ohne Matschen). Was mich aber besonders fasziniert, ist der weite Bereich dazwischen, von subtilem Anzerren bis zum satten crunch. Hier hat man sowohl über die Vol. und Gain-Potis am Amp, aber auch gerade über das Vol.-Poti der Gitarre beinahe unbegrenzte Möglichkeiten, sowohl mit single-coils als auch mit Humbuckern. Und auch der Hall läßt sich dezent bis sehr tief fantastisch einsetzen.
Die Verarbeitung ist durchweg sehr hochwertig (vergoldete Anschlüsse, sauberste Lötarbeiten etc.). Er ist “handmade in Great Britain”, was allerdings nicht bedeutet, dass er point-to-point verdrahtet wäre. Innen sitzt eine sehr solide wirkende Platine, die aber lt. Herstellerangaben ebenfalls in GB von Hand verdrahtet worden sein soll. Als langjähriger Mesa-Boogie-user habe ich aber überhaupt keine Probleme mit hochwertigen Verstärkern, die mit Platine aufgebaut sind.
Wie das immer so ist, wird auch der Lionheart nicht jedem gefallen. Ohne Tretminen kann er kein heavy metal, obwohl er prima auf Pedale reagiert. Mit einem Mesa V-Twin davor kann er sogar “Recto für Arme”, bei humaner Lautstärke. Und Santana-Creme ist auch nicht sein Ding. Eben ein Blues- und Rock-Amp für Puristen, die allerdings mehr wollen als nur 2 Regler und einen Schalter.
Mitbewerber um meine Käufergunst waren unter anderem der Fender Princeton RI, der Twinsound Tweedsound 15, Fender Blues Jr., Vox AC 15 u.ä. Er ist definitiv zu laut, um als reiner “bedroom-amp” zu fungieren. Bei mir steht er in meinem so leidlich schallisolierten Keller, wo er mir schon ordentlich was auf die Ohren geben kann. Für gemäßigtere Sachen ist er m.E. auch durchaus live einsetzbar, ggf. abgenommen und/oder mit einer Zusatzbox.
Geliefert wird der Amp mit einem 2-fach Fußschalter für Hall und Kanalumschaltung sowie mit einer sehr wertigen Schutzhülle.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Lionheart. Einziger Kritikpunkt ist der Kunstledergriff, der sich bereits nach wenigen Tagen aufgelöst hat. Aber Laney hat per E-Mail Ersatz versprochen.
Allen, die in ähnlichen Gewässern fischen wie ich, empfehle ich wärmstes einen Test! Der kann auch sehr gut mit seinen großen 20-Watt-Brüdern gemacht werden. Alle Lionhearts klingen schon sehr ähnlich.
Wenn ich ein wenig mehr Zeit habe, will ich mal ein paar Aufnahmen machen, und wenn mir dann noch ein freundlicher Mensch verrät, wie ich die einstellen kann, würde ich das dann tun.
Tante Edith: Hier ist ein schönes youtube-Video, das den Kleinen (IMO sehr repräsentativ) in Aktion zeigt:
http://www.youtube.com/watch?v=5aaCoJABZfc
Der Lionheart-Combo liegt, was die nominelle Leistung betrifft, im breiten Feld der 5-Watt-Combos, wobei er hinsichtlich der Ausstattung und daraus resultierend in Vielseitigkeit, Sound und Leistungseffizienz (siehe Lautsprecher) m.E. in einer ganz anderen Liga als Epi Junior und Co. spielt - das gilt natürlich auch für den Preis.
Der Amp ist 2-kanalig aufgebaut. Hi/Lo Eingänge, Clean Vol., Bright-Schalter, der auf beide Kanäle wirkt, Drive, Drive Vol., Drive Schalter, Bass/Middle/Treble-Klangreglung, Reverb-Regler (ja, der Amp hat eine ausgewachsenen Hallspirale an Bord!) und noch einen weiteren Tonregler nach der ‘phase inverter’-Röhre. In der Röhrenabteilung gibts eine TAD high grade 12AX7 in V1, 2 no-name China Röhren in V2 und V3 (bei mir laufen da inzwischen alte Fender/RCA 7025) und schließlich 2 TAD selected EL84 als V4 und V5. Die Gleichrichtung erfolgt per Diode. Rückwärtig gibt’s den Anschluß für den (mitgelieferten) Fußschalter (Drive/Reverb), einen (nicht regelbaren) parallelen Einschleifweg (0db Nominalpegel), 2 Lautsprecherbuchsen (internal u. external) mit dazugehörigem Impedanzwahlschalter (8 u. 4 Ohm) UND einen 12" Celestion G12H Heritage Lautsprecher!! Spätestens beim Lautsprecher wird klar, dass Laney einen amtlichen Verstärker anbieten will. Auch von den Abmessungen 420 x 559 x 250 mm) hat der Amp durchaus “erwachsene” Ausmaße - er wiegt immerhin 19 kg. Schön ist der an der vorderen Unterseite angebrachte Ausklappmechanismus, mit dem man den Amp ankippen kann - allerdings nicht wirklich schräg genug.
Der “erwachsen”-Eindruck setzt sich nach dem Einschalten fort. Der Lionheart klingt trotz seiner 5-Watt-Endstufe absolut erwachsen, und das auch unverzerrt! Das ausgewachsene Gehäuse (Multiplex) in Verbindung mit dem G12H (hoher Wirkungsgrad - 100 db / tiefe Resonanzfrequenz - 55 Hz) sorgen sowohl clean als auch verzerrt für ein volles Frequenzspektrum, dem es weder obenrum noch untenrum an irgendwas fehlt.
Zurück zum clean-Kanal: Mit der Tele (Joe Barden pups) bleibt es bis etwa halb zwölf wirklich clean, mit Humbuckern (Hamer / WCR Darburst-Goodwood-Combo) setzt die leichte Verzerrung schon ab kurz nach 10 Uhr ein. Bis fast zum Vollanschlag des clean-Vol-Potis gibt es dann ein wunderbares Spektrum von leicht angezerrt bis deftigem crunch, ohne dass den Amp oder den Speaker dabei irgendetwas aus der Fassung bringen könnte. Das ganze klingt typisch britisch, ohne dass ich hier allerdings ein eindeutiges Votum zugunsten des großen “M” oder des großen “V” abgeben würde. Irgendwie liegt der Laney dazwischen, wobei die Tendenz mit der Stellung des Potis deutlich von “V” nach “M” wandert. Ganz clean klingt er auch sehr viel direkter als ein Vox, eher wie ein Kalifornier, der sich lange Jahre an das rauhe britische Klima gewöhnt hat.
Der drive-Kanal, der ja mit einem Mastervolume arbeitet, fängt vorstufenmäßig bei leichtem crunch an und geht kontinuierlich in fette Verzerrung über. Hat auch nichts mit Kalifornien zu tun - klingt schon sehr englisch, sehr definiert mit wenig Kompression. Hier tut natürlich der Heritage Greenback das seine dazu, was besonders bei den jederzeit sehr strammen Bässen deutlich wird. Überhaupt ist es erstaunlich, wie ‘bass-stabil’ der Kleine ist. Ich habe ihn mit meinem Mesa Maverick 1x12 (35 Watt aus 4 EL 84) verglichen, in dem seit kurzem immerhin ein Celestion Gold (dem Pfundkurs sei Dank!) werkelt, und der kleine Laney steht dem Boogie, was die Strammheit betrifft, in nix nach...Apropos Celestion Gold. Als notorischem “modder” kam mir der Gedanke, ob denn der Amp vielleicht mit einem Celestion Alnico - in dem Falle dann dem Blue - noch zu optimieren wäre. Mit dem großen Bruder - dem Gold - jedenfalls macht der Laney keine bessere Figur. Ganz im Gegenteil: Er verliert an “Rotz” (was ja Geschmacksache wäre) und an Bassfundament. Die niedrigere Resonanzfrequenz des G12H steht dem Kleinen gut zu Gesicht und der Greenback ist deshalb wirklich erste Wahl!
Der Lionheart kann sowohl richtig clean (mit der zu erwartenden Einschränkung durch begrenzten headroom) als auch richtig “Dreck” (britisch aggressiv, aber dabei immer harmonisch und ohne Matschen). Was mich aber besonders fasziniert, ist der weite Bereich dazwischen, von subtilem Anzerren bis zum satten crunch. Hier hat man sowohl über die Vol. und Gain-Potis am Amp, aber auch gerade über das Vol.-Poti der Gitarre beinahe unbegrenzte Möglichkeiten, sowohl mit single-coils als auch mit Humbuckern. Und auch der Hall läßt sich dezent bis sehr tief fantastisch einsetzen.
Die Verarbeitung ist durchweg sehr hochwertig (vergoldete Anschlüsse, sauberste Lötarbeiten etc.). Er ist “handmade in Great Britain”, was allerdings nicht bedeutet, dass er point-to-point verdrahtet wäre. Innen sitzt eine sehr solide wirkende Platine, die aber lt. Herstellerangaben ebenfalls in GB von Hand verdrahtet worden sein soll. Als langjähriger Mesa-Boogie-user habe ich aber überhaupt keine Probleme mit hochwertigen Verstärkern, die mit Platine aufgebaut sind.
Wie das immer so ist, wird auch der Lionheart nicht jedem gefallen. Ohne Tretminen kann er kein heavy metal, obwohl er prima auf Pedale reagiert. Mit einem Mesa V-Twin davor kann er sogar “Recto für Arme”, bei humaner Lautstärke. Und Santana-Creme ist auch nicht sein Ding. Eben ein Blues- und Rock-Amp für Puristen, die allerdings mehr wollen als nur 2 Regler und einen Schalter.
Mitbewerber um meine Käufergunst waren unter anderem der Fender Princeton RI, der Twinsound Tweedsound 15, Fender Blues Jr., Vox AC 15 u.ä. Er ist definitiv zu laut, um als reiner “bedroom-amp” zu fungieren. Bei mir steht er in meinem so leidlich schallisolierten Keller, wo er mir schon ordentlich was auf die Ohren geben kann. Für gemäßigtere Sachen ist er m.E. auch durchaus live einsetzbar, ggf. abgenommen und/oder mit einer Zusatzbox.
Geliefert wird der Amp mit einem 2-fach Fußschalter für Hall und Kanalumschaltung sowie mit einer sehr wertigen Schutzhülle.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Lionheart. Einziger Kritikpunkt ist der Kunstledergriff, der sich bereits nach wenigen Tagen aufgelöst hat. Aber Laney hat per E-Mail Ersatz versprochen.
Allen, die in ähnlichen Gewässern fischen wie ich, empfehle ich wärmstes einen Test! Der kann auch sehr gut mit seinen großen 20-Watt-Brüdern gemacht werden. Alle Lionhearts klingen schon sehr ähnlich.
Wenn ich ein wenig mehr Zeit habe, will ich mal ein paar Aufnahmen machen, und wenn mir dann noch ein freundlicher Mensch verrät, wie ich die einstellen kann, würde ich das dann tun.
Tante Edith: Hier ist ein schönes youtube-Video, das den Kleinen (IMO sehr repräsentativ) in Aktion zeigt:
http://www.youtube.com/watch?v=5aaCoJABZfc