A
Anonymous
Guest
Freunde der effektiven Vielfalt,
ich habe mir ein Line6 M5 zugelegt, natürlich in der perfiden Absicht, dass diese kleine, preisgünstige Kiste – derzeit 119€ - all meine anderen Line6-Treter überflüssig machen wird, die Ihr dann alle von mir kaufen müsst.
Anlass war übrigens jener nette Thread hier: http://www.guitarworld.de/forum/preissturz-line6-m-5-t40671,highlight,Line6+m5.html ; hierfür an dieser Stelle meinen Dank, Wolfram!
Ich habe, bzw. hatte schon so einiges von Line6 besessen oder länger testen können; das MM4, das FM4, Verbzilla, Echo Park, Dr. Distorto, Chrunchtone, Übermetal, Tap Tremolo, Space Chorus, Rotomachine und so weiter. Manches davon ist auch noch hier vor Ort, so dass ich den M5 mit seinen „Vorgängern“ direkt vergleichen konnte.
Ich spare mir an dieser Stelle eine allgemeine Beschreibung des Aussehens und der Möglichkeiten – das können andere besser, siehe Internet und Fachzeitschrift. Mir geht es hier konkret darum, ob das M5 in der Lage ist, die anderen Line6-Pedale zu ersetzen: Wie gut ist es im Vergleich?
Dazu möchte ich dann doch ein klitzekleines Stückchen weiter ausholen: Modeling ist in meinen Augen der Versuch, ein möglichst echtes klangliches Abbild von einem Original zu schaffen. Abbild bedeutet aber – ähnlich wie in Platons Höhlengleichnis – dass wir von einem dreidimensionalen Objekt ein zweidimensionales Bild bekommen; so wie eine mp3-Datei eine wav-Datei abbildet. Je nach dem, wie viel Tiefenwirkung dieses Bild nun hat, gefällt es uns oder eben nicht; manche Gemälde kommen sehr dicht an Dreidimensionalität heran (insb. 3D-Bilder ;-) ), andere bleiben „naiv“.
Das mag man ungünstigenfalls im Raum selbst hören und spüren; auf Aufnahmen dieses Ereignisses wiederum würde es größtenteils bis ganz „verschwinden“.
Übertragen auf das M5: Wie echt klingt es und fühlt es sich tatsächlich an? - Ich setze bei den Vorgängern an und sage: Diese variierten in der klanglichen Güte. Die Modulationseffekte z.B. lassen es an Schmatz, Tiefe, Dynamik und Modulation bisweilen heftig vermissen – z.B. Chorus, Univibe und Rotary-Models -, können bisweilen aber auch Spaß bereiten, so z.B. in Form der Tremolos oder des Phasers. Die Distortions des DM-4 klingen in meinen Ohren allesamt künstlich, unecht und fühlen sich „weit weg“ an; einzige Ausnahme war für mich die Line6 Distortion, die mag ich irgendwie. Beim FM4 ärgerte mich, dass die Kiste in manchen Effekten die Lautstärke boostet, dann aber wieder absenkt; klanglich ist das ansonsten ein tolles Gerät ohne Mecker, höchstens bei Vokal-Effekten, recht organisch mit vielen brauchbaren Sounds. Verbzilla ist ein überragendes Hallgerät, Echo Park eine beeindruckende Delay-Sammlung, Liqua Flange der vielseitigste Flanger, den ich kenne (dem es aber auch an „echtem“ Schmatz und analogem Feeling mangelt), etc.
Zwischenfazit: Die Line6-Originale sind durchwachsen; einige echte, große Highlights, einige Enttäuschungen.
Und jetzt kommt's: Das M5 ist meines Erachtens wiederum ein Abbild dieser Abbilder! Quasi eine digitale Kopie der Kopie eines analogen Vorbilds. Es geht klanglich an manchen Stellen noch weiter runter, an manchen kann das Niveau (nahezu) 1:1 gehalten werden; die Kopie ist insgesamt nahezu identisch, aber eben nicht ganz. "Fehler" in den Original-Kopien von Line6 sind aufs M5 übertragen worden, so gibt es z.B. dieselben Lautstärke-Unterschiede.
Generell fehlt mir im direkten Vergleich mit den Line6-Originalen eine gewisse Direktheit und Dynamik, Filter sind z.B. etwas langsamer, die Peak-Follower (hier Sense Input genannt) arbeiten anders, undynamischer, die Distortion-Models sind noch etwas indirekter, weiter weg und haben ein unecht wirkendes Hochmitten/Höhenbild, die Synth-Sounds nicht nicht so fett und sprecher träger, "harmloser" an als beim FM4.
Das relativiert sich bei Raumeffekten ein wenig, wenngleich auch dort die ToneCores, bzw. das DM-4 die Nase hörbar vorn haben.
Fazit: Man kriegt beim M5 eine riesige Menge Effekte fürs Geld, das ist und bleibt unbestritten. Wer einfach mal wissen will, was geht, der kann dieses Gerät als eine Mischung aus Spielwiese und Effekt-Lehrbuch verstehen. Jedoch wird man wohl irgendwann partiell herauswachsen aus der hier dargebotenen Effektgüte und sich einzelne Pedale als Originale wünschen. Der Umkehrschluss lautet also: Der Boutique-gewohnte Soundgourmet wird hier wohl eher nicht fündig werden.
Jetzt verstehe ich auch, warum es so viele der hier enthaltenen Line6-Pedale auch weiterhin gibt; das "Fachpersonal" hat es nun einmal einfach etwas besser drauf.
Ich hoffe, auf diese Weise dem ein oder anderen einen Fehlkauf, bzw. Fehlverkauf zu ersparen. ;-)
Lieben Gruß,
Batz.
PS: Hier findet Ihr u.a. einige der genannten Pedale zum Kauf/Tausch: http://www.guitarworld.de/forum/biete-batz-benzers-bombast-bazar-alles-muss-raus-t41297.html (Dauerwerbesendung)
ich habe mir ein Line6 M5 zugelegt, natürlich in der perfiden Absicht, dass diese kleine, preisgünstige Kiste – derzeit 119€ - all meine anderen Line6-Treter überflüssig machen wird, die Ihr dann alle von mir kaufen müsst.
Anlass war übrigens jener nette Thread hier: http://www.guitarworld.de/forum/preissturz-line6-m-5-t40671,highlight,Line6+m5.html ; hierfür an dieser Stelle meinen Dank, Wolfram!
Ich habe, bzw. hatte schon so einiges von Line6 besessen oder länger testen können; das MM4, das FM4, Verbzilla, Echo Park, Dr. Distorto, Chrunchtone, Übermetal, Tap Tremolo, Space Chorus, Rotomachine und so weiter. Manches davon ist auch noch hier vor Ort, so dass ich den M5 mit seinen „Vorgängern“ direkt vergleichen konnte.
Ich spare mir an dieser Stelle eine allgemeine Beschreibung des Aussehens und der Möglichkeiten – das können andere besser, siehe Internet und Fachzeitschrift. Mir geht es hier konkret darum, ob das M5 in der Lage ist, die anderen Line6-Pedale zu ersetzen: Wie gut ist es im Vergleich?
Dazu möchte ich dann doch ein klitzekleines Stückchen weiter ausholen: Modeling ist in meinen Augen der Versuch, ein möglichst echtes klangliches Abbild von einem Original zu schaffen. Abbild bedeutet aber – ähnlich wie in Platons Höhlengleichnis – dass wir von einem dreidimensionalen Objekt ein zweidimensionales Bild bekommen; so wie eine mp3-Datei eine wav-Datei abbildet. Je nach dem, wie viel Tiefenwirkung dieses Bild nun hat, gefällt es uns oder eben nicht; manche Gemälde kommen sehr dicht an Dreidimensionalität heran (insb. 3D-Bilder ;-) ), andere bleiben „naiv“.
Das mag man ungünstigenfalls im Raum selbst hören und spüren; auf Aufnahmen dieses Ereignisses wiederum würde es größtenteils bis ganz „verschwinden“.
Übertragen auf das M5: Wie echt klingt es und fühlt es sich tatsächlich an? - Ich setze bei den Vorgängern an und sage: Diese variierten in der klanglichen Güte. Die Modulationseffekte z.B. lassen es an Schmatz, Tiefe, Dynamik und Modulation bisweilen heftig vermissen – z.B. Chorus, Univibe und Rotary-Models -, können bisweilen aber auch Spaß bereiten, so z.B. in Form der Tremolos oder des Phasers. Die Distortions des DM-4 klingen in meinen Ohren allesamt künstlich, unecht und fühlen sich „weit weg“ an; einzige Ausnahme war für mich die Line6 Distortion, die mag ich irgendwie. Beim FM4 ärgerte mich, dass die Kiste in manchen Effekten die Lautstärke boostet, dann aber wieder absenkt; klanglich ist das ansonsten ein tolles Gerät ohne Mecker, höchstens bei Vokal-Effekten, recht organisch mit vielen brauchbaren Sounds. Verbzilla ist ein überragendes Hallgerät, Echo Park eine beeindruckende Delay-Sammlung, Liqua Flange der vielseitigste Flanger, den ich kenne (dem es aber auch an „echtem“ Schmatz und analogem Feeling mangelt), etc.
Zwischenfazit: Die Line6-Originale sind durchwachsen; einige echte, große Highlights, einige Enttäuschungen.
Und jetzt kommt's: Das M5 ist meines Erachtens wiederum ein Abbild dieser Abbilder! Quasi eine digitale Kopie der Kopie eines analogen Vorbilds. Es geht klanglich an manchen Stellen noch weiter runter, an manchen kann das Niveau (nahezu) 1:1 gehalten werden; die Kopie ist insgesamt nahezu identisch, aber eben nicht ganz. "Fehler" in den Original-Kopien von Line6 sind aufs M5 übertragen worden, so gibt es z.B. dieselben Lautstärke-Unterschiede.
Generell fehlt mir im direkten Vergleich mit den Line6-Originalen eine gewisse Direktheit und Dynamik, Filter sind z.B. etwas langsamer, die Peak-Follower (hier Sense Input genannt) arbeiten anders, undynamischer, die Distortion-Models sind noch etwas indirekter, weiter weg und haben ein unecht wirkendes Hochmitten/Höhenbild, die Synth-Sounds nicht nicht so fett und sprecher träger, "harmloser" an als beim FM4.
Das relativiert sich bei Raumeffekten ein wenig, wenngleich auch dort die ToneCores, bzw. das DM-4 die Nase hörbar vorn haben.
Fazit: Man kriegt beim M5 eine riesige Menge Effekte fürs Geld, das ist und bleibt unbestritten. Wer einfach mal wissen will, was geht, der kann dieses Gerät als eine Mischung aus Spielwiese und Effekt-Lehrbuch verstehen. Jedoch wird man wohl irgendwann partiell herauswachsen aus der hier dargebotenen Effektgüte und sich einzelne Pedale als Originale wünschen. Der Umkehrschluss lautet also: Der Boutique-gewohnte Soundgourmet wird hier wohl eher nicht fündig werden.
Jetzt verstehe ich auch, warum es so viele der hier enthaltenen Line6-Pedale auch weiterhin gibt; das "Fachpersonal" hat es nun einmal einfach etwas besser drauf.
Ich hoffe, auf diese Weise dem ein oder anderen einen Fehlkauf, bzw. Fehlverkauf zu ersparen. ;-)
Lieben Gruß,
Batz.
PS: Hier findet Ihr u.a. einige der genannten Pedale zum Kauf/Tausch: http://www.guitarworld.de/forum/biete-batz-benzers-bombast-bazar-alles-muss-raus-t41297.html (Dauerwerbesendung)