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Anonymous
Guest
Tach Gemeinde,
ich möchte Euch heute von meinem Marshall 1974X aus der Handwired-Serie erzählen. Es handelt sich um mein zweites Exemplar; vor ca. acht Jahren hatte ich schon einmal ein solches Schätzchen. Damals hatte ich mich von ihm getrennt, weil ich seine Zerrqualitäten daheim in der Bude nicht genießen konnte. Heute freue ich mich ob den hervorragenden Clean-Klangbildes sowie der Fähgikeit des Amps, seine Overdrive- bis Distortion-Fähigkeiten auch via Treter abrufen zu können.
[img:750x551]http://www.musiker-board.de/attachments/f3-musik-instrumente-know-how//f75-e-gitarren-forum//f44-verstaerker-boxen-e-git//64657d1193483958-combogehaeuse-bauen-mar1974x.jpg[/img]
[img:4000x3000]http://cdn1.gbase.com/usercontent/gear/3063450/p2_uxt2uocov_so.jpg[/img]
Wie der Amp en Detail aussieht und was die technischen Details anbelangt, verrät Euch das Internet ( http://marshallamps.com/product.asp?productCode=1974X , wäre ein guter Startpunkt); hier soll es einzig um meinen Hör- und Spieleindruck des Verstärkers gehen, ohne die technischen Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Nur ganz schnell: 18 Watt Vollröhre Class A, EL84 in der Endstufe, zwei Kanäle (Normal, Tremolo), Celesion G12M Custom Shop (künstlich gealtert, 15 Ohm), alles handverdrahtet.
Was ist nun das Besondere am 1974X? - Das Besondere an ihm ist, dass er nichts besonderes hat. Aha. Klingt nach einem schlauen Satz, so an und für sich, aber was will er uns in diesem Kontext sagen? - Nun, dieser Amp lebt das „Weniger ist mehr“-Prinzip, was zur Folge hat, dass Du das Gefühl hast, Deine Gitarre wäre größer als sie sonst ist. Dein Griffbrett kommt Dir mit einem Mal breiter vor, außerdem habe ich den Eindruck, dass die Saiten freier schwingen würden, als wären die Magnetfelder der Tonabnehmer plötzlich gnädiger und würden mehr Ton zulassen, ohne diesen abzuwürgen. Ich gewinne die Impression, dass hier weniger im Weg ist, der Klang viel direkter zustande kommt. So gibt es z.B. keine Einschwingphase und demnach auch keinen Sag; der Ton steht von Anfang an wie eine Eins im Raum und klingt homogen und gleichmäßig aus.
Apropos Ton: Dieser tönt klar und rein wie ein Gebirgsfluss. Er ist von der Klangfarbe eher dunkel abgestimmt, im positivsten Sinne holzig, was für einen herrlichen, sirupartigen Ton, süß wie Honig, sorgt. Auch hohe Noten klingen fleischig, immer rund und nie spitz. Der Bass drückt und wummert nicht, sondern kommt exakt; so als habe jemand die Special Effects-Sektion zugunsten totaler Ortbarkeit und Plastizität ausgeschaltet: Ein Amp ohne aktivierten Loudness-Regler! Nebengeräusche: Null. Was den beeindruckenden Dynamikumfang nur noch unterstreicht.
Diese Klangeindrücke konnte ich mit Single Coils im ersten Kanal verzeichnen; der Tremolo-Channel ist etwas anders abgestimmt: Das Frequenzspektrum rutscht nach oben, was für Klarheit in den Bassfrequenzen sorgt. Dies steht Humbucker-Gitarren sehr gut: Dieselbe Soundausprägung und Qualität wie im Normal-Kanal, nur eben alles etwas klarer.
Aktiviert man das Tremolo, passiert nur Gutes: Eine absolut gleichmäßige, musikalische Lautstärkeschwankung, die rund läuft und sich Klopfen wie asymmetrisches Pulsieren komplett spart; perfekt!
Dieses Tonbild – egal in welchem Kanal - verzeiht und beschönigt gar nichts, weder eine schlecht klingende Gitarre noch mangelnde Spielkultur; was reinkommt, kommt auch raus. Da trägt eben kein künstliches Basfundament, auch werden Noten nicht „zusammen genuschelt“, kein künstlicher "Höhen-Strahl" - reiner Ton will reine Leistung, und zwar seitens des Inputs, sprich: Gitarrist und Instrument müssen hochwertig sein.
Reißt man den 1974X weit auf, entsteht natürliche Verzerrung der Endstufe; das berühmte brüchige Ausklingen, der süßliche Ton. Hier geht eine ganz Menge, von Hendrix über Chili Peppers über Bonamassa und AC/DC bis hin zu skandinavischem Schweinerock; auch Claptons Woman-Tone kann der Marshall perfekt. Die Dynamik, die hierbei entsteht, ist atemberaubend: Allein der Anschlag entscheidet über Aggessivität und Gaingrad, der Ton ist extrem formbar, erst kurz vor Volumenanschlag wird der Amp im Bassbereich schmutzig bis matschig; also den Regler wieder zurück auf ca. 8, und die Soundwelt ist wieder in Ordnung.
Das ist natürlich trotz „geringer“ 18-Watt-Leistung absolut nix für Zuhause; die Bandtauglichkeit ist dann vollkommen erreicht (es sei denn, der Basser bemüht alle 400Watt, der Drummer verstärkt die Bassdrum und der Mitgitarrist bedient einen Marshall-100W-Fullstack).
Die Klangregelung besteht pro Kanal nur aus einem Tone-Regler additional zum Volumen; im Tremolo-Kanal kommen Intentität und Geschwindigkeit des Tremolos hinzu.
Weitere Regelmöglichkeiten entstehen bei Zuhilfenahme eines Patchkabels, indem man die beiden Kanäle brückt und nach Belieben mischt oder durch eine A/B/Y-Box ansteuert; schon ist ein archaisch anmutendes Konzept absolut up to date, zumal den beiden unterschiedlichen Wegen zum Amp beliebig Effekte hinzugefügt werden können.
Und mit solchen Tretern hat der 1974X seinen Spaß: Es handelt sich um einen pedalfreundlichen Verstärker, der sich gut und gerne anblasen lässt.
Dieser Marshall ist kein halber Bluesbreaker. Es ist kein JTM45-Klon und auch keine Combo-Version des 2061. Dies ist ein eigenständiges Modell mit eigenständigen Qualitäten, für die man keinen Vergleich bemühen muss: Der 1974X setzt voller Selbstbewusstsein eine ganz eigene Duftmarke, die man mal gerochen haben sollte, um sich – eierlegenden Wollmilchsäuen mit vier Kanälen und separaten Klangregelungen zum Trotze - zu erden und zur Quelle des Tons zurückzukehren.
Ich danke dem GW-Mitglied „schobbeschligger“ ganz herzlich für den fairen, vertrauensvollen und vor allem freundlichen Austausch, sowohl zwischenmenschlich als auch materiell und hoffe, Du bist ebenso glücklich mit den Gitarren wie ich mit Deinem Ex. ;-)
Und Dir, lieber Leser, danke ich fürs Dranbleiben; lieben Gruß von
Batz.
PS: Im G&B-Test wurde seinerzeit die Beobachtung gemacht, dass sich die beiden Kanäle auch ohne Brücken gegenseitig beeinflussen; das kann ich trotz intensiven Versuchen nicht bestätigen, weder für dieses noch das Vorgängerexemplar.
ich möchte Euch heute von meinem Marshall 1974X aus der Handwired-Serie erzählen. Es handelt sich um mein zweites Exemplar; vor ca. acht Jahren hatte ich schon einmal ein solches Schätzchen. Damals hatte ich mich von ihm getrennt, weil ich seine Zerrqualitäten daheim in der Bude nicht genießen konnte. Heute freue ich mich ob den hervorragenden Clean-Klangbildes sowie der Fähgikeit des Amps, seine Overdrive- bis Distortion-Fähigkeiten auch via Treter abrufen zu können.
[img:750x551]http://www.musiker-board.de/attachments/f3-musik-instrumente-know-how//f75-e-gitarren-forum//f44-verstaerker-boxen-e-git//64657d1193483958-combogehaeuse-bauen-mar1974x.jpg[/img]
[img:4000x3000]http://cdn1.gbase.com/usercontent/gear/3063450/p2_uxt2uocov_so.jpg[/img]
Wie der Amp en Detail aussieht und was die technischen Details anbelangt, verrät Euch das Internet ( http://marshallamps.com/product.asp?productCode=1974X , wäre ein guter Startpunkt); hier soll es einzig um meinen Hör- und Spieleindruck des Verstärkers gehen, ohne die technischen Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Nur ganz schnell: 18 Watt Vollröhre Class A, EL84 in der Endstufe, zwei Kanäle (Normal, Tremolo), Celesion G12M Custom Shop (künstlich gealtert, 15 Ohm), alles handverdrahtet.
Was ist nun das Besondere am 1974X? - Das Besondere an ihm ist, dass er nichts besonderes hat. Aha. Klingt nach einem schlauen Satz, so an und für sich, aber was will er uns in diesem Kontext sagen? - Nun, dieser Amp lebt das „Weniger ist mehr“-Prinzip, was zur Folge hat, dass Du das Gefühl hast, Deine Gitarre wäre größer als sie sonst ist. Dein Griffbrett kommt Dir mit einem Mal breiter vor, außerdem habe ich den Eindruck, dass die Saiten freier schwingen würden, als wären die Magnetfelder der Tonabnehmer plötzlich gnädiger und würden mehr Ton zulassen, ohne diesen abzuwürgen. Ich gewinne die Impression, dass hier weniger im Weg ist, der Klang viel direkter zustande kommt. So gibt es z.B. keine Einschwingphase und demnach auch keinen Sag; der Ton steht von Anfang an wie eine Eins im Raum und klingt homogen und gleichmäßig aus.
Apropos Ton: Dieser tönt klar und rein wie ein Gebirgsfluss. Er ist von der Klangfarbe eher dunkel abgestimmt, im positivsten Sinne holzig, was für einen herrlichen, sirupartigen Ton, süß wie Honig, sorgt. Auch hohe Noten klingen fleischig, immer rund und nie spitz. Der Bass drückt und wummert nicht, sondern kommt exakt; so als habe jemand die Special Effects-Sektion zugunsten totaler Ortbarkeit und Plastizität ausgeschaltet: Ein Amp ohne aktivierten Loudness-Regler! Nebengeräusche: Null. Was den beeindruckenden Dynamikumfang nur noch unterstreicht.
Diese Klangeindrücke konnte ich mit Single Coils im ersten Kanal verzeichnen; der Tremolo-Channel ist etwas anders abgestimmt: Das Frequenzspektrum rutscht nach oben, was für Klarheit in den Bassfrequenzen sorgt. Dies steht Humbucker-Gitarren sehr gut: Dieselbe Soundausprägung und Qualität wie im Normal-Kanal, nur eben alles etwas klarer.
Aktiviert man das Tremolo, passiert nur Gutes: Eine absolut gleichmäßige, musikalische Lautstärkeschwankung, die rund läuft und sich Klopfen wie asymmetrisches Pulsieren komplett spart; perfekt!
Dieses Tonbild – egal in welchem Kanal - verzeiht und beschönigt gar nichts, weder eine schlecht klingende Gitarre noch mangelnde Spielkultur; was reinkommt, kommt auch raus. Da trägt eben kein künstliches Basfundament, auch werden Noten nicht „zusammen genuschelt“, kein künstlicher "Höhen-Strahl" - reiner Ton will reine Leistung, und zwar seitens des Inputs, sprich: Gitarrist und Instrument müssen hochwertig sein.
Reißt man den 1974X weit auf, entsteht natürliche Verzerrung der Endstufe; das berühmte brüchige Ausklingen, der süßliche Ton. Hier geht eine ganz Menge, von Hendrix über Chili Peppers über Bonamassa und AC/DC bis hin zu skandinavischem Schweinerock; auch Claptons Woman-Tone kann der Marshall perfekt. Die Dynamik, die hierbei entsteht, ist atemberaubend: Allein der Anschlag entscheidet über Aggessivität und Gaingrad, der Ton ist extrem formbar, erst kurz vor Volumenanschlag wird der Amp im Bassbereich schmutzig bis matschig; also den Regler wieder zurück auf ca. 8, und die Soundwelt ist wieder in Ordnung.
Das ist natürlich trotz „geringer“ 18-Watt-Leistung absolut nix für Zuhause; die Bandtauglichkeit ist dann vollkommen erreicht (es sei denn, der Basser bemüht alle 400Watt, der Drummer verstärkt die Bassdrum und der Mitgitarrist bedient einen Marshall-100W-Fullstack).
Die Klangregelung besteht pro Kanal nur aus einem Tone-Regler additional zum Volumen; im Tremolo-Kanal kommen Intentität und Geschwindigkeit des Tremolos hinzu.
Weitere Regelmöglichkeiten entstehen bei Zuhilfenahme eines Patchkabels, indem man die beiden Kanäle brückt und nach Belieben mischt oder durch eine A/B/Y-Box ansteuert; schon ist ein archaisch anmutendes Konzept absolut up to date, zumal den beiden unterschiedlichen Wegen zum Amp beliebig Effekte hinzugefügt werden können.
Und mit solchen Tretern hat der 1974X seinen Spaß: Es handelt sich um einen pedalfreundlichen Verstärker, der sich gut und gerne anblasen lässt.
Dieser Marshall ist kein halber Bluesbreaker. Es ist kein JTM45-Klon und auch keine Combo-Version des 2061. Dies ist ein eigenständiges Modell mit eigenständigen Qualitäten, für die man keinen Vergleich bemühen muss: Der 1974X setzt voller Selbstbewusstsein eine ganz eigene Duftmarke, die man mal gerochen haben sollte, um sich – eierlegenden Wollmilchsäuen mit vier Kanälen und separaten Klangregelungen zum Trotze - zu erden und zur Quelle des Tons zurückzukehren.
Ich danke dem GW-Mitglied „schobbeschligger“ ganz herzlich für den fairen, vertrauensvollen und vor allem freundlichen Austausch, sowohl zwischenmenschlich als auch materiell und hoffe, Du bist ebenso glücklich mit den Gitarren wie ich mit Deinem Ex. ;-)
Und Dir, lieber Leser, danke ich fürs Dranbleiben; lieben Gruß von
Batz.
PS: Im G&B-Test wurde seinerzeit die Beobachtung gemacht, dass sich die beiden Kanäle auch ohne Brücken gegenseitig beeinflussen; das kann ich trotz intensiven Versuchen nicht bestätigen, weder für dieses noch das Vorgängerexemplar.