Review: Dr. Nöres-Piero-Guitarworld Preamp

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Anonymous

Guest
Tach zusammen!

Hier hat Piero die Vorgeschichte erklärt:
Piero the Guitarero":1b1vxs0y schrieb:
Dieses Bauprojekt hat was von einer
"Stammtischwette geboren aus einer Bierlaune" - Und Guitarworld ist ja bekanntermaßen ein virtueller Stammtisch ;-) Dazu mehr in Abschnitt 2)

-------------Abschnitt 1 ----------------------

Ich hatte schon lange eine Affinität für den CAE3+ Preamp. Als ich z.B. meine Soldano X99 2001 erworben hatte, war ich vom Klang des Geräts dermaßen enttäuscht, das ich es zum modifizieren nach Köln zu www.ampete.de brachte. Als Anhaltspunkt wo die Reise hingehen sollte gab ich ihm eine VHS Videokassette - Inhalt: Die "Ohne Filter" Aufzeichnung von Steve Lukather mit den Los Lobotomys.

Natürlich hat der Mann es nicht geschafft mir den komprimierenden Sound den Steve da fuhr in meinen Preamp zu fuddeln, Ich weiß nichtmal ob er sich das Video überhaupt angesehen hat. Deswegen registrierte ich mich dann 5 Jahre später im deutschen Tube-Town Forum um nachzufragen in wie weit ein Umbau möglich wäre -> http://www.tube-town.de/ttforum/index.p ... l#msg33436
Just zu der Zeit trieb sich im Tube-Town Forum ein gewisser Dr.Noeres rum, der drauf und dran war einen Soldano X88R Klon zu bauen, nachdem Mitglied Andy_ jedoch auf meine Nachfrage hin den Plan
des Bradshaw Preamps gepostet hatte, bekam er eine "künstlerische Eingebung" und beschloss anstatt des 180 Tausendsten X88 Klons, einen Custom Audio Klon zu bauen...

--------- Abschnitt 2 ---------------------------

Stell dir vor du besitzt mit das exklusivste Equipment was existiert und im Direktvergleich schmiert es gnadenlos ab, so passiert bei der Sommersession 2007 wo Dr.Nøres Preamp meine Boutique-Kiste spielend versenkt hat...

http://www.guitarworld.de/forum/nach-de ... tml#112709

Da wächst dann schon der Wunsch: Man, ick will och sowat extravagantes haben...!

Auf der letzten Burgsession ever, Juli 2009, spielte ich dann erstmals den Dr.Nøres Preamp, hier auf dem Foto von Auges Axe Workshop baue ich im Hintergrund gerade ab -> http://www.guitarworld.de/gwpages/galle ... ,6035.html
...und ich habe die Ehre, dieses superseltene Teil zum Test hierhaben zu dürfen. Wahrscheinlich nur, weil ich als einer der wenigen Übriggebliebenen noch gelegentlich 19" breite Nachtschränkchen durch die Gegend rolle! ;-)

Versteht sich, dass ich hier nur meine ganz persönlichen Eindrücke schildere.

Eigentlich mochte ich den Sound von Steve Lukather bei Los Lobotomies überhaupt nicht. Viel zu schrill, zu komprimiert, zu verzerrt....

Aber in diesen Tagen kann man nicht sehr wählerisch sein, wenn man eine Affinität zu 19“ breiten Blechkisten hat. Und der CAE 3+ SE ist als Vorlage ja keine ganz kleine Schuhgröße. Piero war so freundlich, mir ohne Kaufzusage und Vorkasse die Höllenmaschine leihweise zum Test zur Verfügung zu stellen. Diese Woche war es dann so weit, dass ich das Ding in aller Ruhe und unter kontrollierten Bedingungen vor die Ohren nehmen konnte.

Der Versuchsaufbau war wie folgt:
Mein Rack aus diesem Thread http://www.guitarworld.de/forum/mad-cru ... 30045.html war Grundlage der Gegenüberstellung. Piero´s Preamp wurde in eine freie Loop eingeschleift und mit einem Engl Z 11 Midi Switcher dazu veranlaßt, fernbedient die Kanäle zu wechseln.

Auf der anderen Seite standen die im Rack vorhandenen Vorstufen zur Verfügung:
- Groove Tubes Trio
- Engl 520
- Tube Works Real Tube II
- Reußenzehn Black Face

Das Signal ging aus dem Looper/Switcher in das G-Force und von dort in eine Tech 21 Power Engine 60 und eine Yamaha DS 60-112, beide mit einem Eminence Wizard ausgestattet. (das ist diesem Boliden sicherlich nicht angemessen. Da gehört eine ordentliche Stereo-Röhrenendstufe und mindestens 2 Doppelzwölfer dran!)
Nochmals: Ich möchte mir nicht auch nur den Anschein von Objektivität geben; ich habe die Vorstufe ausschließlich an meinen persönlichen Soundvorstellungen gemessen. Also quasi: ich habe einen sehr geilen Sound; geht das n o c h ein bißchen besser?

Der Cleansound ist eine Offenbarung. Was immer man als Referenz betrachten möchte, der Preamp kann es. Mitunter muß man den zusätzlichen EQ einsetzen, wenn man zu viel Höhen und ein winziges Bißchen zuwenig Präsenzen hat, aber der Ton ist wundervoll. Gerade bei angehobenen Präsenzen und gezügelten Höhen komme ich spontan an´s Sabbern, wenn ich den Gainregler langsam hochfahre (und natürlich den Volumenregler entsprechend nach unten korrigiere). DAS ist ein Sound, den ich mit meinen Kisten so nicht hinbekomme. Dabei mag ich ihn so...
Leider habe ich dabei schon den EQ ausgereizt, und einfach weggeschaltet klingt auch der Cleansound nicht mehr ganz so perfekt.

Der Kanal 2. Autschen! Der tritt mich in den Hintern, ohne dass ich ihn darum gebeten hätte. Alle Regler auf 12 Uhr läßt schon ein Gewitter los, das ich kaum beim Leadkanal brauche. Aber auch hier ist der Regelbereich über das ganze Spektrum verwendbar; Gain auf 9 Uhr und mit Volume entsprechend angepaßt, kommt hier ein tragfähiger Sound für Strat Hals-PU zu Stande, der mir gut gefällt. Allerdings muß ich den Trebleregler zwischen 7 und 8 Uhr belassen, sonst fräsen mir die Höhen den Kitt aus den Fensterscheiben. Mit dem EQs gelingt es mit wenigen Handgriffen, das Problem zu entschärfen. Unter Zuhilfenahme des Levelreglers des EQ bekomme ich einen sehr offenen, transparenten Bluessound, der mit Gain- und Mittenregler sowohl für SC wie für HB am Hals ausgesprochen charaktervoll ist. (Nur leider hatte ich den EQ ja schon für den Cleankanal verbraten...)

Der Leadkanal. Boaah. Eyyyyyyh. Ich beherrsche offensichtlich die nötigen Dämpfungstechniken nicht, denn bei allen Gaineinstellungen oberhalb 10 Uhr schlüpfen mir ungewollte Feedbacks unter den Händen hindurch. Die Höhen schneiden mir die Ohren in Scheiben, und erst, als ich sie auf unter sieben Uhr abgeriegelt habe, wird das besser. Dann aber gleich ziemlich dumpf. Kein Problem, nehmen wir den EQ, und schon ist eine sehr schöne Balance zwischen Höhen und Präsenzen hergestellt, die Durchsetzung im Bandkontext ohne Aufdringlichkeit gewährleistet. (Was bin ich doch für ein alter Sack. Mir gefallen immer noch die Gitarrensounds von Thin Lizzy auf der „Live & dangerous“...) Aber hatten wir den EQ nicht schon...

Tja. Was soll ich sagen. Ein toller Preamp. Nebengeräusche bei m e i n e n Leadsounds vernachlässigbar, vorher praktisch nicht vorhanden, Gain und Höhen bis zum Abwinken, der Regelbereich sämtlicher Potis in vollem Umfang nutzbar, die Klangregelung musikalisch, die Bedienung höchst übersichtlich. Mehr als ausreichender Ausgangspegel für alle meine Bedürfnisse. Ich bekomme meine Wunschsounds ohne Ausnahme hin, mitunter besser als mit meinem Krempel. Der Preamp hängt sehr gut am Volumenregler der Gitarre. Ein mächtiges Instrument.

Wofür brauche ich das Teil?
Live? Nein. Clean ist absolut phantastisch, aber ich muß mich für eine von zwei von mir geliebten Varianten entscheiden. Es fehlt mir an dieser Stelle ein Kanal. Die Kanäle 2 und 3 haben für mich viel zu viel Gain und ebenso zu viel Höhen. Mit anderen Worten: ich bin nicht der richtige Gitarrist für diese tolle Kiste. Sie klingt einfach zu modern für mich alten Sack. Dafür habe ich bei beiden mit dem Präsenzregler bei eingeschaltetem EQ exzellente Ergebnisse erzielt. Dynamik und Nebengeräuschverhalten sind vom Feinsten. Das spricht für einen Einsatz im Studio. Nur arbeite ich dort mittlerweile nur noch mit softwarebasierten Lösungen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schicke ich diesen Preamp wieder zurück. Weinend, weil er wirklich gut ist, weil er ein edles Teil und eine Zierde in jedem Rack ist; lachend, weil ich bestätigt gefunden habe, dass mein Gerümpel für mich ziemlich perfekt funktioniert und selbst durch hochkarätiges Material nicht einfach zu toppen ist (sh. Piero oben). Und weil ich einen GAS-Anfall kostenneutral abfedern konnte.

Danke. Piero für die Leihgabe, allen Lesern für ihre Geduld.
 

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