trekkerfahrer
Power-User
Texturiertes Soja, Bohnenquark oder “die Tofu Gitarre“
Ich musste es probieren, in der letzten Woche ist bei mir eine Modelling Gitarre, die Line 6 Variax 600 nebst der optionalen Workbench Software eingezogen.
Ist sie Fisch, ist sie Fleisch, klingt sie wie ihre Vorbilder, oder schmeckt sie zumindest wie gut zubereiteter Fleischersatz? Das waren die Fragen, die mich beschäftigten, und die ich im Folgenden, rein subjektiv, zu klären versuche.
Ausstattung und Handling
Die Variax 600 hat, bis auf die vertrauten Ein- oder Zweispuler, alles was eine Gitarre so haben sollte. Sechs Saiten, einen Korpus der an eine Mischung aus Strat und Hamer Prototype erinnert, einen einteiligen, lackierten Ahornhals mit Medium Bünden und ein an zwei Punkten gelagertes Vibrato System. Sie liegt mir gut in der Hand, ist durchschnittlich schwer (mein Exemplar bringt es auf 3,9kg) und hängt ausgeglichen am Gurt. Das einzige was es zu bemäkeln gibt, ist der wohl unvermeidliche Kunststoffsattel, der in Verbindung mit dem Vibratosystem bei Betätigung desselben nicht gerade zur Stimmstabilität beiträgt. Der Vorbesitzer hat bereits Gotoh Locking-Mechaniken montiert, also schmiere ich den Sattel mit etwas Graphit. Dennoch verstimmt sich die Gitarre bei leichtester Benutzung des Hebels. Ich montiere eine weitere Feder, so dass das Vibrato auf dem Korpus aufliegt, auch das führt nicht zum gewünschten Ergebnis. Es kehrt trotz Zweipunkt-Aufhängung nicht in den Ursprungszustand zurück. Schade, aber der chinesische Jammerhaken dieser Gitarre bekommt das Prädikat „absolut unbrauchbar“.
Die sichtbare Elektrik besteht aus einem Fünfwegschalter, einem Lautstärke- und einem Tonregler, sowie dem Modellwahlknopf, mit dem die unterschiedlichen modellierten Gitarrenmodelle der Variax ausgewählt werden.
Mitgeliefert wird bei der 600er ein Fusschalter, der sowohl der Stromversorgung der Gitarre, alternativ zu den On-Board Batterien dient, als auch zwei Ausgänge, einmal Klinke, einmal XLR bietet. Damit kann man dann z.B. die Akusitikmodelle zur PA und die elektrischen zum Gitarrenamp schicken.
Bis auf die fehlenden Pickups sieht sie also schon mal aus wie Fleisch, mal sehen wie sie schmeckt.
Die Sounds
Die erste Kostprobe findet ohne Begleitmusikanten statt, also nur die Gitarre, ein Amp und ich. Der erste Eindruck ist durchaus positiv. Die Gitarre produziert null Nebengeräusche. Egal ob Humbucker oder Single Coil Simulation, es brummt nichts, aber auch gar nichts. Ich wähle das Strat-Modell, hier „Spank“ genannt und schalte mit dem Fünfwegschalter die verschiedenen Pickup-Kombinationen durch. Es klingt stratig. So soll es sein. Ich schalte auf das Tele-Modell und siehe da, es klingt mehr nach Tele als nach Strat.
Ich schalte auf das LP Modell und tatsächlich, ein Humbuckersound tönt aus den Lautsprechern, auch wenn mir die Presets der Les Paul am wenigsten gefallen. Wenn so die Zwischenstellung einer 58er Sunburst klingt, bin ich froh das Geld meiner Bank stattdessen in eine Immobilie investiert zu haben. Die kann man wenigstens heizen um sie warm zu bekommen.
Ein bißchen weniger harsch wird es wenn man den Body per Workbench austauscht, ebenso kann man die Software dazu nutzen das Preset, welches das dumpfe Gemulme der Original Tele-Hals Position simuliert, gegen etwas Sinnvolleres zu tauschen. Es geht weiter mit Gretsch, Rickenbacker, Semis und Jazzmamas bis hin zur Simulation diverser Akustikgitarren. Für die Akustikgitarren schalte ich auf die PA um und bin zum ersten Mal wirklich enttäuscht. Fingerpicking geht so gerade noch, bei Spiel mit dem Plektron klingt es dann doch ziemlich nach Plastik. Auch die Möglichkeit mit dem Tonregler die virtuelle Mikrofonposition zu verändern bringt keine Besserung. Vor allem beim Akkordspiel fehlt hier einfach deutlich die Dynamik. Damit meine ich nicht laut und leise, sondern die Klangveränderung bei Variation des Anschlags. Es klingt eigentlich immer gleich und nie richtig gut. Kommentar meines Gitarristenkollegen bei der folgenden Probe, nach meinem kläglichen Versuch zumindest die Unempfindlichkeit gegen Rückkopplungen der Akusik-Simulationen positiv herauszustellen: „Da kannst Du auch Deine Ibanez mit Montageschaum ausschäumen, da gibt’s auch kein Feedback mehr.“
Vergleich mit den Vorbildern
Zum Vergleich mit den Vorbildern die die Variax modellieren/simulieren will stehen mir eine 05er Diego Strat, eine 89er Fenix Telecaster, eine 76er Les Paul Custom sowie eine 70er Les Paul Deluxe mit P90 PUs zur Verfügung.
In der direkten Gegenüberstellung hat die Diego deutlich mehr Höhen zu bieten. Die Variax klingt nicht schlecht, die Diego jedoch weitaus lebendiger. Dieser Eindruck verstärkt sich bei leicht angezerrten Soli, bei denen der Variax einfach ein wenig die Dynamik abgeht. Der Telecaster Vergleich fällt ähnlich aus.
Die Les Paul Modelle habe ich bereits mit der Workbench verändert, indem ich den Korpus der 58er LP gegen die 54er Goldtop getauscht habe, da in meinen Ohren das Werkspreset einfach nur mit oberen Mitten nervte. Die Variax klingt clean wärmer und runder als meine Custom, hat jedoch auch weniger Mitten und damit weniger Durchsetzungsvermögen. Clean ist das an der Halsposition und in Mittelstellung nett, verzerrt wird es dann doch arg mulmig.
Den direkten Vergleich mit meiner Deluxe mit P90 PUs verliert die Variax klar was die Lebendigkeit angeht, extreme Distortion mit der P90 Steg-Simulation gefällt mir allerdings sehr gut, besser und durchsichtiger als die Humbucker-Simulation.
Im Band-Kontext
Die Feuertaufe der Variax fand bei der folgenden Probe statt. Wie kann sie sich in der Band mit Drums, Bass und einer zweiten Gitarre behaupten?
Bei cleanen Rhythmus-Parts fehlt mir, ähnlich wie schon bei den Akustik-Modellen, die Dynamik meiner analogen Gitarren. Die Variax reagiert auch bei den elektrischen Modellen nicht mit einer wirklichen Änderung des Klangs, insbesondere dem Verhalten im Obertonbereich, bei einer Änderung der Anschlagstärke. Normalerweise spiele ich die Rhythmus-Parts mit einer meiner Barracudas oder der Diego Strat, und live ist für mich der entscheidende Punkt, dass ich bei härterem Anschlag mehr Höhenanteile bekomme und der Part dadurch nicht nur lauter wird, was live eh kein Mensch registrieren würde, sondern eine völlig andere Klangfarbe bekommt. Das kann die Variax nicht leisten. Egal wie ich anschlage, die Klangfarbe bleibt immer gleich.
Dieser Eindruck setzt sich bei verzerrten Sounds fort, es fehlt das Durchsetzungsvermögen. Mann kann mit den Fingern machen was man will, es ergibt kaum eine Änderung im Klang. Um nicht falsch verstanden zu werden: die Variax klingt in keinster Weise steril, künstlich oder unnatürlich. Auch kann ich den bei den 500er Modellen oft bemängelten Piezo-Klonk nicht feststellen, selbst abgedämpfte Rhythmus-Sounds klingen zumindest bei meiner Spielweise authentisch. Es fehlt für meinen Stil einfach die Dynamik.
Auch wenn viele Tester den Vorteil der vielen verschiedenen Modelle in einer Gitarre für Top40 Musiker hervorheben: „Datt tutet nich !“, auch ein Top40 Gitarrist kann mit Dynamik ausdrucksstärker klingen. Für mich lautet das Fazit: Die Variax wird mich auf keine Bühne begleiten.
Ich baue mir eine Gitarre – Die Workbench
Zum guten Schluss, der für mich positivste Aspekt an der Variax, weil es meinen Spieltrieb befriedigt: Die Workbench. Hier kann ich meine Gitarre per Netzwerkkabel mit meinem PC verbinden und mir per Software eigene Gitarren zusammenbasteln. Ob Jazzmama mit Single Coil am Hals, Semi mit um eine Oktave heruntergestimmter A- und E-Saite um mich selbst auf dem Bass zu begleiten, Spielen mit verschiedenen Grundformen und beliebigen Pickups, selbst die Werte für Potis und Ton-Kondensatoren können gewählt, und die Ergebnisse quasi in Echtzeit überprüft werden. Das macht Spass. Ich sitze oft vor dem PC und schreibe Text und Musik gleichzeitig, hier können die verschiedenen Modelle der Variax durchaus inspirierend wirken, ihre Nebengeräuschfreiheit ist ein weiterer positiver Nebeneffekt, Einstreuungen gibt es nicht, brummfrei vor dem Rechner zu spielen hat etwas. Auch die Akustik-Simulationen klingen über Kopfhörer und Mischpult brauchbar, zumindest fürs Fingerpicking. Das ist was für mich die Stärken dieser Gitarre ausmachen, und warum sie wahrscheinlich nicht in kurzer Zeit erneut den Besitzer wechseln wird.
Fazit
Tofu kann man lecker zubereiten, ein gutes Steak ersetzen kann es für mich nicht.
Dennoch ist die Variax ein nettes Spielzeug, inspirierend beim Songwriting, nebengeräuschfrei vor dem PC. Die Sounds können zwar nicht den Anspruch erfüllen so zu klingen wie die Originale (und ich gehöre nicht zu den Leuten die einen Unterschied zwischen Edelstahl- Messing- oder Stahlmadenschrauben bei den verschiedenen Saitenreitern einer Strat erkennen), trotzdem hat die Variax einige Sounds auf Lager die etwas Eigenes und auch Gutes haben.
Positiv/Negativ
+ Viele Sounds in einer Gitarre
+ Spaßfaktor beim Erstellen eigener Kombinationen
+ Nebengeräuschfreiheit
+ Teilweise: Alternative Stimmungen auf Knopfdruck
- Vibrato Nebengeräusche
- Vibrato lässt sich nicht verstimmungsfrei einstellen
- Werks-Sounds (insb. Tele und LP)
- Akustik-Modelle
- Fehlende Dynamik
So, und nun noch ein paar Fotos der Gitarre:
Auf der Rückseite befindet sich neben der Vibrato-Abdeckung auch das Batteriefach.
Der Modellwahlschalter
Die Variax und ein paar ihrer Vorbilder, die zum Vergleich standen.
Ich musste es probieren, in der letzten Woche ist bei mir eine Modelling Gitarre, die Line 6 Variax 600 nebst der optionalen Workbench Software eingezogen.
Ist sie Fisch, ist sie Fleisch, klingt sie wie ihre Vorbilder, oder schmeckt sie zumindest wie gut zubereiteter Fleischersatz? Das waren die Fragen, die mich beschäftigten, und die ich im Folgenden, rein subjektiv, zu klären versuche.
Ausstattung und Handling
Die Variax 600 hat, bis auf die vertrauten Ein- oder Zweispuler, alles was eine Gitarre so haben sollte. Sechs Saiten, einen Korpus der an eine Mischung aus Strat und Hamer Prototype erinnert, einen einteiligen, lackierten Ahornhals mit Medium Bünden und ein an zwei Punkten gelagertes Vibrato System. Sie liegt mir gut in der Hand, ist durchschnittlich schwer (mein Exemplar bringt es auf 3,9kg) und hängt ausgeglichen am Gurt. Das einzige was es zu bemäkeln gibt, ist der wohl unvermeidliche Kunststoffsattel, der in Verbindung mit dem Vibratosystem bei Betätigung desselben nicht gerade zur Stimmstabilität beiträgt. Der Vorbesitzer hat bereits Gotoh Locking-Mechaniken montiert, also schmiere ich den Sattel mit etwas Graphit. Dennoch verstimmt sich die Gitarre bei leichtester Benutzung des Hebels. Ich montiere eine weitere Feder, so dass das Vibrato auf dem Korpus aufliegt, auch das führt nicht zum gewünschten Ergebnis. Es kehrt trotz Zweipunkt-Aufhängung nicht in den Ursprungszustand zurück. Schade, aber der chinesische Jammerhaken dieser Gitarre bekommt das Prädikat „absolut unbrauchbar“.
Die sichtbare Elektrik besteht aus einem Fünfwegschalter, einem Lautstärke- und einem Tonregler, sowie dem Modellwahlknopf, mit dem die unterschiedlichen modellierten Gitarrenmodelle der Variax ausgewählt werden.
Mitgeliefert wird bei der 600er ein Fusschalter, der sowohl der Stromversorgung der Gitarre, alternativ zu den On-Board Batterien dient, als auch zwei Ausgänge, einmal Klinke, einmal XLR bietet. Damit kann man dann z.B. die Akusitikmodelle zur PA und die elektrischen zum Gitarrenamp schicken.
Bis auf die fehlenden Pickups sieht sie also schon mal aus wie Fleisch, mal sehen wie sie schmeckt.
Die Sounds
Die erste Kostprobe findet ohne Begleitmusikanten statt, also nur die Gitarre, ein Amp und ich. Der erste Eindruck ist durchaus positiv. Die Gitarre produziert null Nebengeräusche. Egal ob Humbucker oder Single Coil Simulation, es brummt nichts, aber auch gar nichts. Ich wähle das Strat-Modell, hier „Spank“ genannt und schalte mit dem Fünfwegschalter die verschiedenen Pickup-Kombinationen durch. Es klingt stratig. So soll es sein. Ich schalte auf das Tele-Modell und siehe da, es klingt mehr nach Tele als nach Strat.
Ich schalte auf das LP Modell und tatsächlich, ein Humbuckersound tönt aus den Lautsprechern, auch wenn mir die Presets der Les Paul am wenigsten gefallen. Wenn so die Zwischenstellung einer 58er Sunburst klingt, bin ich froh das Geld meiner Bank stattdessen in eine Immobilie investiert zu haben. Die kann man wenigstens heizen um sie warm zu bekommen.
Ein bißchen weniger harsch wird es wenn man den Body per Workbench austauscht, ebenso kann man die Software dazu nutzen das Preset, welches das dumpfe Gemulme der Original Tele-Hals Position simuliert, gegen etwas Sinnvolleres zu tauschen. Es geht weiter mit Gretsch, Rickenbacker, Semis und Jazzmamas bis hin zur Simulation diverser Akustikgitarren. Für die Akustikgitarren schalte ich auf die PA um und bin zum ersten Mal wirklich enttäuscht. Fingerpicking geht so gerade noch, bei Spiel mit dem Plektron klingt es dann doch ziemlich nach Plastik. Auch die Möglichkeit mit dem Tonregler die virtuelle Mikrofonposition zu verändern bringt keine Besserung. Vor allem beim Akkordspiel fehlt hier einfach deutlich die Dynamik. Damit meine ich nicht laut und leise, sondern die Klangveränderung bei Variation des Anschlags. Es klingt eigentlich immer gleich und nie richtig gut. Kommentar meines Gitarristenkollegen bei der folgenden Probe, nach meinem kläglichen Versuch zumindest die Unempfindlichkeit gegen Rückkopplungen der Akusik-Simulationen positiv herauszustellen: „Da kannst Du auch Deine Ibanez mit Montageschaum ausschäumen, da gibt’s auch kein Feedback mehr.“
Vergleich mit den Vorbildern
Zum Vergleich mit den Vorbildern die die Variax modellieren/simulieren will stehen mir eine 05er Diego Strat, eine 89er Fenix Telecaster, eine 76er Les Paul Custom sowie eine 70er Les Paul Deluxe mit P90 PUs zur Verfügung.
In der direkten Gegenüberstellung hat die Diego deutlich mehr Höhen zu bieten. Die Variax klingt nicht schlecht, die Diego jedoch weitaus lebendiger. Dieser Eindruck verstärkt sich bei leicht angezerrten Soli, bei denen der Variax einfach ein wenig die Dynamik abgeht. Der Telecaster Vergleich fällt ähnlich aus.
Die Les Paul Modelle habe ich bereits mit der Workbench verändert, indem ich den Korpus der 58er LP gegen die 54er Goldtop getauscht habe, da in meinen Ohren das Werkspreset einfach nur mit oberen Mitten nervte. Die Variax klingt clean wärmer und runder als meine Custom, hat jedoch auch weniger Mitten und damit weniger Durchsetzungsvermögen. Clean ist das an der Halsposition und in Mittelstellung nett, verzerrt wird es dann doch arg mulmig.
Den direkten Vergleich mit meiner Deluxe mit P90 PUs verliert die Variax klar was die Lebendigkeit angeht, extreme Distortion mit der P90 Steg-Simulation gefällt mir allerdings sehr gut, besser und durchsichtiger als die Humbucker-Simulation.
Im Band-Kontext
Die Feuertaufe der Variax fand bei der folgenden Probe statt. Wie kann sie sich in der Band mit Drums, Bass und einer zweiten Gitarre behaupten?
Bei cleanen Rhythmus-Parts fehlt mir, ähnlich wie schon bei den Akustik-Modellen, die Dynamik meiner analogen Gitarren. Die Variax reagiert auch bei den elektrischen Modellen nicht mit einer wirklichen Änderung des Klangs, insbesondere dem Verhalten im Obertonbereich, bei einer Änderung der Anschlagstärke. Normalerweise spiele ich die Rhythmus-Parts mit einer meiner Barracudas oder der Diego Strat, und live ist für mich der entscheidende Punkt, dass ich bei härterem Anschlag mehr Höhenanteile bekomme und der Part dadurch nicht nur lauter wird, was live eh kein Mensch registrieren würde, sondern eine völlig andere Klangfarbe bekommt. Das kann die Variax nicht leisten. Egal wie ich anschlage, die Klangfarbe bleibt immer gleich.
Dieser Eindruck setzt sich bei verzerrten Sounds fort, es fehlt das Durchsetzungsvermögen. Mann kann mit den Fingern machen was man will, es ergibt kaum eine Änderung im Klang. Um nicht falsch verstanden zu werden: die Variax klingt in keinster Weise steril, künstlich oder unnatürlich. Auch kann ich den bei den 500er Modellen oft bemängelten Piezo-Klonk nicht feststellen, selbst abgedämpfte Rhythmus-Sounds klingen zumindest bei meiner Spielweise authentisch. Es fehlt für meinen Stil einfach die Dynamik.
Auch wenn viele Tester den Vorteil der vielen verschiedenen Modelle in einer Gitarre für Top40 Musiker hervorheben: „Datt tutet nich !“, auch ein Top40 Gitarrist kann mit Dynamik ausdrucksstärker klingen. Für mich lautet das Fazit: Die Variax wird mich auf keine Bühne begleiten.
Ich baue mir eine Gitarre – Die Workbench
Zum guten Schluss, der für mich positivste Aspekt an der Variax, weil es meinen Spieltrieb befriedigt: Die Workbench. Hier kann ich meine Gitarre per Netzwerkkabel mit meinem PC verbinden und mir per Software eigene Gitarren zusammenbasteln. Ob Jazzmama mit Single Coil am Hals, Semi mit um eine Oktave heruntergestimmter A- und E-Saite um mich selbst auf dem Bass zu begleiten, Spielen mit verschiedenen Grundformen und beliebigen Pickups, selbst die Werte für Potis und Ton-Kondensatoren können gewählt, und die Ergebnisse quasi in Echtzeit überprüft werden. Das macht Spass. Ich sitze oft vor dem PC und schreibe Text und Musik gleichzeitig, hier können die verschiedenen Modelle der Variax durchaus inspirierend wirken, ihre Nebengeräuschfreiheit ist ein weiterer positiver Nebeneffekt, Einstreuungen gibt es nicht, brummfrei vor dem Rechner zu spielen hat etwas. Auch die Akustik-Simulationen klingen über Kopfhörer und Mischpult brauchbar, zumindest fürs Fingerpicking. Das ist was für mich die Stärken dieser Gitarre ausmachen, und warum sie wahrscheinlich nicht in kurzer Zeit erneut den Besitzer wechseln wird.
Fazit
Tofu kann man lecker zubereiten, ein gutes Steak ersetzen kann es für mich nicht.
Dennoch ist die Variax ein nettes Spielzeug, inspirierend beim Songwriting, nebengeräuschfrei vor dem PC. Die Sounds können zwar nicht den Anspruch erfüllen so zu klingen wie die Originale (und ich gehöre nicht zu den Leuten die einen Unterschied zwischen Edelstahl- Messing- oder Stahlmadenschrauben bei den verschiedenen Saitenreitern einer Strat erkennen), trotzdem hat die Variax einige Sounds auf Lager die etwas Eigenes und auch Gutes haben.
Positiv/Negativ
+ Viele Sounds in einer Gitarre
+ Spaßfaktor beim Erstellen eigener Kombinationen
+ Nebengeräuschfreiheit
+ Teilweise: Alternative Stimmungen auf Knopfdruck
- Vibrato Nebengeräusche
- Vibrato lässt sich nicht verstimmungsfrei einstellen
- Werks-Sounds (insb. Tele und LP)
- Akustik-Modelle
- Fehlende Dynamik
So, und nun noch ein paar Fotos der Gitarre:


Auf der Rückseite befindet sich neben der Vibrato-Abdeckung auch das Batteriefach.

Der Modellwahlschalter

Die Variax und ein paar ihrer Vorbilder, die zum Vergleich standen.