Guten Morgen,
ich weiss nicht welche Leute den Thomas Blug zum Strat-Player of 200x gewählt haben...ich finde das völlig unangemessen!!
Er müsste mindestens den Titel Strat-Player of the decade bekommen!
Leute, ich war Dienstag auf Clapton-Konzert in Wiesbaden, das war genial.
Perfekt, profihaft, wie man es erwartet.
Das gestern Abend war Rock and Roll. Blut, Schweiss, einfach: geil!
Ich bin immer noch völlig begeistert, ich fürchte es wird ein längeres Review, hoffe ich langweile euch damit nicht...
Fangen wir vorne an:
In Völklingen (Kreistatdt mit 20.000 Einwohnern) steigt jeden Donnerstag im Sommer das sog. City Open Air, da spielen verschiedenste Bands, Abba Revival, mal ne Jazzband, auch mal ein Schauspiel. Alles umsonst und draussen. Publikum ist meist Stammpublikum jenseits der 30 die eben alles anschauen was da so kommt. Werbung gibt es nur sehr eng lokal im Stadtkreis Völklingen, ich habs auch erst gegen 18:10 beim Zeitunglesen zufällig in einer Minianzeige gelesen. Da hiess es, Thomas Blug spielt ungeprobt zusammen mit seinem alten Kumpel Gulli und Mel Gynor, Drummer der Simple Minds. Gulli (Bassist und Sänger) und Thomas hatten wohl in alten Zeiten mal zusammen in einer Band gespielt.
War dann um 19:15 dort, Platz war schon voll (ca. 200-300 Leute), alles fertig, hab mir dann mal die Anlage der Musiker angeschaut. Komme später drauf zurück.
Es sollte um 1930 losgehen. Es war dann 19:50 als Thomas Blug auf die Bühne kam, etwas verlegen, und mit charmantem Lächeln sagte daß Mel Gaynor, extra von London hergeflogen, schon gelandet und auf dem Weg hierher sei.
Zwischenzeitlich hätten sie ein Schlagzeug eines örtlichen Tanzmusikdrummers bekommen (schön in himmelblau, schon etwas älter) und einen alten Bekannten aus dem nahen Frankreich angerufen ob er überbrücken könnte bis Mel da ist.
Also ging es dann um 1950 los. Erster Titel: Hey Joe.
Und da bin ich vom Sound und von der Technik von Thomas schon umgefallen. Geil was geil ist!
Weiter mit Walking on the moon. Nach den beiden Titeln kurz auf die Uhr geschaut, da war es 20:20. 30 Minuten gespielt. Für 2 Titel...
Ging dann munter weiter, Roxanne, eine Bluesrockversion von Wicked Game (vergesst HIM), jedes für sich brilliant und ohne eine Sekunde Langeweile, obwohl die Titel logischerweise gestreckt wurden ohne Ende. War ja nur die Überbrückung...
Gulli, der Bassist und Sänger, ein eingefleischter Plektrumbasser, hielt locker spielerisch mit Thomas mit und bot mit seiner 2-Zigaretten-pro Titel incl. einklemmen der Kippen oben am Sattel genau das Bild des Klischee-Rockers aus den Zeiten der gecoverten Titel.
Dann kam irgendwann um 20:40 Mel Gaynor, ein hünenhafter Schwarzer, offensichtlich vollgepumpt mit Adrenalin von der Autobahnanfahrt vom Flughafen. Der Aushilfsdrummer (Rolf?) wurde mit lautem Beifall vom Publikum gefeiert, dann gings los.
Thomas hatte bei der ersten Ansage schon gesagt, "Mel ist sehr zuverlässig, er wird kommen, und er ist laut, aber gut!".
Genau so war es...zunächst mal sah das Tanzmusikerschlagzeug, noch eingestellt auf Rolf, wie ein Kinderschlagzeug. Thomas sagte noch entschuldigend zu Mel daß es nicht das ist was er sonst gewohnt ist...kurzer Kommentar mit einem breiten Grinsen von Mel: "No problem".
Heilige Scheisse, ich habe am Dienstag Abe Laboriel gesehen, der wie ein Boxer auf die Drums eindrischt, aber Kollege Gaynor...der arme Kollege der das Schlagzeug ausgeliehen hatte hat vermutlich dauernd die Farbe gewechselt ;-)
Ohne dem ersten Drummer zu nahe treten zu wollen, er hat seine Sache sehr gut gemacht, aber hier hat man dann doch Profiklasse gespürt. Im ersten Titel zusammen hat Mel dann meist einhändig gespielt und nebenbei das Schlagzeug neu sortiert, gemerkt hat man da spieltechnisch nichts von.
Er musste allerdings alle 4-5 Takte mit dem linken Fuss die Snare wieder vorschieben weil die unter seiner Bearbeitung immer davonkrabbelte...nach zwei Titeln wurde kurz unterbrochen um mit Gaffa ein bisschen Halt reinzubringen.
Grinsender Kommentar von Thomas zum Publikum: "Wir machen jetzt aus einer Tanszmusikerschiessbude ein Rockschlagzeug".
Und weiter gings...Child in time (habe die Hammond keine Sekunde vermisst!), Highway Star (beids stark an die Made in Japan angelehnte Versionen, Augen zu und vom Sound her dachte ich Ritchie steht da), Rock and Roll, Whole lotta love, Allright now, bisschen Stones dazwischen, Purple Rain, halt Standards die man ungeprobt tatsächlich hinbekommt.
Faszinierend zu sehen wie Thomas in den jeweiligen Titel die Stile der Originalgitarristen perfekt zitierte, sound- und technikmäßig, aber immer individuell er selbst blieb mit unzähligen Verfeinerungen.
Ich habe nie einen Gitarristen gesehen der TONE und Spieltechnik dermassen perfekt nebeneinander (und songdienlich!) kombiniert, der Phrasierung und Shredding so genial aus dem Ärmel zaubert. Hammer!
Das Ganze ging dann bis 22:00, noch 2 Zugaben (geniale Version von With or without you) , um 22:15 musste dann Schluss sein wegen örtlicher Bestimmungen.
Bei allen dreien hat man einfach den Fun gemerkt, losrocken zu können ohne Rücksicht auf irgendwelche Verpflichtungen, just for fun.
Habe hinterher kurz mit Thomas geredet, mal gefragt ob ich sein Stressbrett mal anschauen dürfte, war kein Problem. Ist übrigens ein sehr netter, symphatischer Kollege!
Gespielt hat er ein H&K Top und ne 112er Box und seine Tretminen, fertig.
Hier mal ein paar Bilder, leider nur mit der Handycam.
So, viel Text, vielleicht hat es der eine oder andere sogar bis zum Schluss gelesen...
Gruss
Juergen2