Umgang mit Grifftabellen

  • Ersteller Ersteller Anonymous
  • Erstellt am Erstellt am
A

Anonymous

Guest
Hallo Guitarworld'ler,

diese Frage richtet sich hauptsächlich an die Musiker unter euch, die mit Grifftabellen (Akkordsammlungen) arbeiten oder dies in der Vergangenheit getan haben. Ich möchte mein Akkordvokabular erweitern, da ich eigentlich über die letzten zwei Jahre mich auf diesem Gebiet eher zurück entwickelt habe - meistens habe ich Übung einfach durch Improvisation ersetzt. Ich habe mir ein Buch besorgt, ein einfaches Grifftabellen-Buch von Voggenreiter. Darin finden sich zu jedem Ton eine Unmenge an Chords und mir fehlt eine Methode, effektiv damit zu arbeiten.

Wie geht ihr an solche Akkord-Sammlungen ran und wie übt ihr damit?
Habt ihr spezielle Methoden/Übungen wie ihr euch neue Akkorde einprägt?

Im Moment übe ich vor allem Funk, primär bin ich mit der Rhythmusarbeit beschäftigt, meine Schlaghand ist nicht tight und das möchte ich ändern. Welche Chords eignen sich für Funk und vorallem, gibt es eine Reihe an Standard-Chords im Funk - für mich wäre vorallem E7#9 so einer? Welche Akkordarten bieten sich für Funk besonders an?

Ich muss dazu sagen, dass ich von Musiktheorie keine Ahnung habe, in der Vergangenheit habe ich Akkorde hauptsächlich durch Songs gelernt, die mir gefallen haben. Was mir gefühlsmäßig gut gefallen hat, blieb irgendwie hängen. Meine bisherige Erfahrungen mit Grifftabellen beschränkt sich eigentlich auf eine eigene Zusammenstellung der Akkorde von "Blood Sugar Sex Magic" (RHCP). Da gefielen mir alle Akkorde und eine spezielle Vorgehensweise in der Arbeit damit war bisher so nicht igendwie noch kein Muss...

Vielen Dank für eure Hilfe
und viele Grüße,
- Nils
 
Hallo Nils,
zu Grifftabellen habe ich ein eher gespaltenes Verhältnis.
Daß man zu jedem Akkord, den man braucht auch ein Voicing findet, ist natürlich töfte.
Wie man da ein brauchbares Voicing findet, oder wie man sich in der riesen Masse von Akkorden zurechtfindet, ist, finde ich ein Problem, das Grifftabellen aufwerfen.
Zumal sie suggerieren, daß man erst ein guter Gitarrist ist, wenn man alle zwölfunddrölfzigtausend Akkorde kennt.

Im Funk spielt man meist Akkorde, die sich auf den oberen vier Saiten (also klingend, jetzt) sprich d, g, h, e abspielen.
damit kommt man einem Bass und Keyboards am wenigsten in diue Quere, und man setzt sich durch.
Meist kommt man ja mit Moll- und Dominantseptakkorden ganz gut hin, als Voicings ginge z.B. für einen a-moll-Akkord:
Code:
5
5
5
5
x
x
oder
Code:
12
12
12
10
x
x

für einen A7 kann man z.B.

Code:
5
5
6
5
x
x
oder
Code:
12
12
12
11
x
x

spielen.
Mit den Akkorden kann man schon 80% aller Funkstücke spielen und 99% aller James-Brown-Nummern... :cool:

Einen E7#9 kannst Du z.B. spielen als
Code:
3
3
1
2
x
x

Viel Spaß,
Woody
 
hi ihr beiden!


Woody":6tjwx18p schrieb:
oder
Code:
12
12
12
10
x
x

Stimmt so nicht. Das wär ein Cmaj7.
Am7 wäre in dieser Lage: (Besteht übrigens aus den gleichen Tönen wie ein C6)
12
10
12
10
x
x

woody":6tjwx18p schrieb:
Code:
12
12
12
11
x
x
Cmaj7b9????

Als Voicing für A-moll7 gefällt mir das auch ganz gut:
8
8
9
7
x
x

A7:
9
8
9
7
x
x

Amaj7
9
9
9
7
x
x

bzw.

Am7:
x
5
5
5
x
5

A7:
x
5
6
5
x
5

Amaj7:
x
5
6
6
x
5


Viel Spaß beim ausprobieren.

bis morgn
thomesch
 
thomesch":2cl890td schrieb:
Stimmt so nicht. Das wär ein Cmaj7.

Moin thomesch,
Nils schrob, daß er wenig Ahnung hat von Theorie, deswegen hab ich Ausführungen diesbezüglich weggelassen.
Der von Dir bemängelte Akkord ist ein a-min 7 9/C ohne Grundton.
Den spielt ohnehin meist der Bass, also ein Grund weniger für einen Gitarristen, sich damit zu belasten. ;-)

Viele Grüße,
Woody
 
Hi Leute,

ich sehe schon, da ist man mit der Theorie klar im
Vorteil, insgesamt. Was mich aber wirklich interessieren
würde, die Leute die sich auch wenig mit Theorie
beschäftigen, seid ihr zufrieden mit eurem Arsenal
an Akkorden?

Wie prägt man sich Akkorde, die einem wirklich
gefallen, dauerhaft ein? Kleine Übungen dazu
entwickeln?

Ich denke im fortgeschrittenen Status ist das alles
nicht so ein Problem, aber was ist mit den Usern
hier, die erst 3, 4 oder 5 Jahre spielen, wie seid
ihr da so vorgegangen was Akkorde anbetrifft?
 
seid ihr zufrieden mit eurem Arsenal
an Akkorden?

Es kommt mir ein bisschen so vor, als fragt da jemand "Ich habe ein Wörterbuch französisch - aber welche Vokabeln soll ich daraus lernen?"

sonic-23":cza3ylev schrieb:
Wie prägt man sich Akkorde, die einem wirklich
gefallen, dauerhaft ein? Kleine Übungen dazu
entwickeln?

Das ist sicher das Beste. Weil: Ohne Zusammenhang kein Einprägen. Wobei Zusammenhang wiederum heißt: Er sollte sinnvoll sein, so dass auch die Funktionen der Akkorde innerhalb des Zusammenhangs gelernt werden können. Sonst kannst Du zwar 1000 Akkorde lernen, wirst diese aber kaum einsetzen können und am Ende 990 davon wieder vergessen.

Code:
 F7   | B7   | F7   | F7    |
 B7   | B7   | F7   | D7 |
 Gm7  | C7   | F7   | C7    |


Spiel das mal in allen möglichen Griffvariationen in allen Lagen.

Anschließend ersetzt Du einen Teil der 7er durch 9er Akkorde (7/9).

Dann transponiertst Du die Folge (schriftlich) in anderen Tonarten und spielst da wiederum zig Kombinationen. Lern die Folgen zum einen auswendig, aber sag Dir beim Spielen immer "dies ist ein XY ...".

Im nächsten Schritt beschäftigst Du Dich mit "Ersatzakkorden", die Dich weiter ins Reich der praktischen Anwendungen(!) und Zusammenhänge bestimmmter Akkorde hineinbringen.

Z.B. hier
http://msjipde.uteedgar-lins.de/ms-prim ... html#Blues

im Kapitel "Blues"

Code:
 F7     | B7     | F7        | Cm7   F7 
 B7     | Hdim | F7        | Am7b5 D7alt |
Gm7   | C7alt | F7  D7alt | Gm7   C7alt |

alt(eriert) = z.B. 7/b9 oder 7/#9
 
Hans_3":3i06uzqu schrieb:
Es kommt mir ein bisschen so vor, als fragt da jemand "Ich habe ein Wörterbuch französisch - aber welche Vokabeln soll ich daraus lernen?"

Ich habs nur nicht so mit der Grammatik und
muss deshalb einen eigenen Weg finden ;-)
 
sonic-23":1mqcycdh schrieb:
Hans_3":1mqcycdh schrieb:
Es kommt mir ein bisschen so vor, als fragt da jemand "Ich habe ein Wörterbuch französisch - aber welche Vokabeln soll ich daraus lernen?"

Ich habs nur nicht so mit der Grammatik und
muss deshalb einen eigenen Weg finden ;-)

sonic-23":1mqcycdh schrieb:
Ich möchte mein Akkordvokabular erweitern, / Darin finden sich zu jedem Ton eine Unmenge an Chords und mir fehlt eine Methode, effektiv damit zu arbeiten.

Beides getrennt geht halt net. Der "eigene Weg" ohne Verstehen von Zusammenhängen ist dann halt, möglichst viele Akkorde der Grifftabelle auswendig zu lernen und sie nach "try & error"anzuwenden. Aber für diese "Lösung" hättest Du doch nicht extra das Internet befragen müsssen...
 
Ich gebe die Suche nach Leuten nicht auf, die ohne großes theoretische Wissen - wie ich - an die Sache ran gehen. Leider meldet sich halt nicht wirklich jemand... ehrlich gesagt glaube ich nicht wirklich, dass ich der einzige bin...
 
Tach,

wer keine Buchstaben auseinanderhalten kann muß sich Hörbücher kaufen.
Wer keine Notenkenntnisse hat muß sich ebenfalls auf seine Ohren verlassen.
Was für einen Rat erwartest du von Leuten ohne Theoriewissen, außer: Ohren auf!?
Leute mit Kenntnissen versuchen Dir gerade weiterzuhelfen.
 
Hallo Nils,

ich war vor 2 Jahren an einem ähnlichen Punkt angekommen - die Standardakkorde, die ich zum Anfang gelernt hatte (E- und A-Shape als Barré verschoben, womöglich als moll oder siebener gespielt) waren mir irgendwann einfach zu wenig.

Ich bin seither kein Supertopchecker geworden, habe mein Akkordrepertoire aber doch erweitert. Eine umfassende Methode kann ich nicht geben, ich betone schon einmal vorsorglich gegen etwaige Einwände nachfolgender Diskutanten: dies sind nur einige meiner persönlich gemachten Erfahrungen.

Das Gerüst für alles folgende bildeten für mich zunächst die Harmonisierungen der Dur- und Moll-Tonleiter:

Dur: Imaj7 - IIm7 - IIIm7 - IVmaj7 - V7 - VIm7 - VIIm7b5
Moll: Im7 - IIm7b5 - IIImaj7 - IVm7 - Vm7 o. V7 - VImaj7 - VII7 (es ist spät nachts, hoffe, ich hab das noch richtig hingebracht...)

Mit diesen Schemata wurde mir schon einiges klarer, was den Zusammenhang zwischen den Akkorden betrifft; zum Beispiel, an welcher Stelle ich Moll- und an welcher Dur-Akkorde spielen sollte, damit es klingt.
Gleichzeitig hatte ich mit der Harmonisierung meinen musikalischen Horizont um bereits zwei gänzlich neue Akkorde erweitert: maj7 und m7b5.

Im nächsten Schritt lernte ich erst einmal gebräuchliche Voicings für alle diese Akkorde der Tonleiter, in der Art, dass ich am Ende den betreffenden Akkord jeweils mit Grundton auf der tiefen E-, A- oder auch D-Saite spielen konnte (also erst einmal drei Varianten pro Akkordtyp) Gerade die Akkorde mit dem Grundton auf der D-Saite waren dabei für mich gänzlich neu und das Spiel auf den Diskant-Saiten erschien mir schon ziemlich funky im Vergleich zum vorigen.

Danach übte ich einige Erweiterungen für die schon verinnerlichten Akkorde ein, 6er, 9er, 13er... So entstand schon einmal ein gewisses neues Standardrepertoire an Akkorden, auf das ich wahrscheinlich immer noch in den meisten Fällen zurückgreife.

***
Was mir im Nachhinein aber vielleicht am meisten geholfen hat und als grundsätzliche Methode geblieben ist war es, die Akkorde eben nicht einfach nur auswendig zu lernen, sondern mir immer jeweils zu verdeutlichen, wie sie aufgebaut sind.

Beispiele:
maj7: 1-3-5-7maj
m7: 1-b3-5-7
7: 1-3-5-7
m7(9): 1-b3-5-7-9 (wie gesagt: es ist spät, gehe gleich schlafen...)

Wenn ich mir einen neuen Akkord merken wollte, habe ich mir also klar gemacht, welcher Ton bei ihm jetzt welches Intervall darstellt. Das war zu Beginn ganz schön verhirnt und fiel schwer, inzwischen geht es relativ leicht, weil ich die Intervallabstände auf dem Griffbrett visuell verinnerlicht habe.
Der Trick liegt einfach darin, dass ich mich einmal hingesetzt und grundsätzlich verdeutlicht habe, welche Intervallverhältnisse auf diesem bestehen: wenn der Grundton auf dieser Saite liegt, wo wäre dann die kleine Terz? die große? die Sexte? die kleine Septime? etc.
Wenn man sich das aufgemalt hat und verinnerlicht, erhält man ein recht einfaches visuelles System, um alle möglichen Akkorde auf dem Griffbrett zu verstehen. Ich lege mit meinen Fingern den Akkord und erkenne: aha, hier habe ich also den Grundton, dann ist dieser Finger also die drei, der hier die Quinte, der die sieben... Mit wenigen Blicken hat man die Akkordstruktur erfasst.

Natürlich mache ich das jetzt nicht jedes Mal, wenn ich einen Akkord anschlage - Gott bewahre! Nur eben, wenn ich vielleicht etwas verändern will, zum Beispiel an einer Stelle mal einen Sext-Akkord ausprobieren oder einen Neuner. Dann muss ich diese Akkorde zuvor nicht auswendig gelernt haben, sondern kann sie mir mit meinem Wissen über ihren Aufbau selber aus den Intervallen zusammenbasteln. Damit hat sich der ganze Aufwand wohl gelohnt...

Vorteil I: Anstatt Akkorde in allen möglichen und unmöglichen Lagen stur auswendig zu lernen, kann man je nach Bedarf ein passendes Voicing suchen.
Vorteil II: Seither verstehe ich auch erst die ganzen Akkord-Variationen in den besagten Akkordsammlungen und kann mit ihnen etwas anfangen.

Ich bin durch diese Methode beileibe kein Jazzer geworden; wenn wir aber in der Band an einem neuen Song arbeiten kann ich seither mit etwas Nachdenken die Akkorde einfach variieren, durch Lagenwechsel, etwaige Erweiterungen, anderes Voicing.

***
Ein bißchen lang geworden der Text, sorry - als Novize der Harmonielehre werde ich damit auch viele Leute gelangweilt haben. Es ist sicherlich nicht der alleinige Weg zum Glück, geschildert habe ich bloß meine persönlichen Reiseerfahrungen...

Gruß, Mischa
 

Similar threads

A
Antworten
5
Aufrufe
1K
Anonymous
A
A
Antworten
2
Aufrufe
2K
Anonymous
A
A
Antworten
14
Aufrufe
2K
Anonymous
A
Zurück
Oben Unten