Warum klingt ein gesplitteter HB nicht wie ein Single Coil?

V

volatil

Power-User
29 Sep 2010
500
16
Hallo,

wahrscheinlich wurde darüber schon geschrieben (bzw. philosophiert)...
wahrscheinlich ist es auch irgenwie egal...

..aber irgendwie interessiert mich doch eure Meinung dazu:

Man liest ja immer wieder, dass ein gesplitteter HB "natürlich" nir wie ein echter Single Coil klingen kann...

a) finde ich ich das eigentlich nicht unbedingt - ich habe/hatte mehrere Gitarren, da klangen FÜR MICH die HB gesplittet total wie Single Coils...

und b) wieso ist das so bzw. soll das so sein?
Ich bin nun ein totaler Technick Laie! Ist die Vortsellung 1 Spule, soundso viele Wicklungen = Single Coil zu einfach bzw. naiv gedacht?
Oder liegt "das Phänomen" vielleicht eher daran, welchen HB man splittet bzw. das sich nicht alle konstruktionsbedingt dafür eignen?

Auch "andersrum" stellt sich mir eine weitere (philosophische) Frage:
Wozu braucht man einen High Output Humbucker?
Ein Humbucker brummt nicht, das ist klar.
Aber macht es einen Unterschied wieviel Output der rausgibt? Oder kann ich nicht durch Verwendung eines Boosters und/oder EQs den genau gleichen Sound formen und den Amp in gleicher Weise zum übersteuern bringen? Oder "passiert" da etwas im Pickup, das sich mit einem externe Gerät nicht nachbilden lässt.

Wie gesagt: ich bin totaler Technick Laie. Aber mich würde mal interessieren, ob es eine physikalisch/technische Rationale gegen gesplittete und für high Output HB gibt oder ob das eher was aus dem Bereich "gras wachsen hören" bzw. "Voodoo" ist.

Danke für eure Meinungen!

Schöne Grüße,
Wolfram
 
Moin,

ein herkömmlicher (halber) Humbucker ist anders aufgebaut als ein reiner Singlecoil. Er hat Stahl- anstatt Magnetstifte. Magnetisiert werden die durch einen unterhalb befindlichen Stabmagneten, der zudem für beide Spulen zuständig ist.
Ferner hat ein Humbucker pro Spule weniger Drahtwicklungen, weil sich ja im HH Betrieb beide Spulen ergänzen. Eine halbe Spule hat also 1. im Allgemeinen weniger Wicklungen und 2. eine andere Magnetisierung gegenüber einem reinen Singlecoil.

Es gibt natürlich auch Tricks für Split Humbucker. Bei den neueren PRS Splithumbuckern ist eine Spule Overwound. Im Humbuckerbetrieb wird die zusätzliche Wicklung schaltungstechnisch nicht genutzt. Erst beim Splitting wird sie hinzugeschaltet und hat dann eine Singlecoil typische Wicklungszahl. Das bedeutet zumindest schon mal eine SC Soundanpassung und eine identische Lautstärke zum Humbuckerbetrieb.
Die Dinger klingen einem echten (keramischen) SC sehr ähnlich.
 
Ergänzend zu Tommys Ausführungen:

Es gibt von Seymour Duncan mit den SH-3 Stag Mag einen Humbucker, der aus zwei Single Coils zusammengesetzt wird. Daher klingt dieser gesplittet auch sehr authentisch... nur zusammengeschaltet leider auch nicht wie ein vernünftiger Hamburger...

Es gibt aber normale Humbucker, deren Split Sound seeehr nahe an gute Single Coils käme; spontan fallen mir da The Tone Zone am Steg ein (geht gesplittet ein wenig in Richtung Tele) sowie der Bluesbucker oder APH-1 am Hals ein.

Ich würde mich freuen, wenn wir hier ganz praktisch entsprechende Tipps sammeln können (so der Threadtseller nix dagegen hat): Wer kennt welche Humbucker mit ausgenommen guten Split-Sounds...? ;-)

Lieben Gruß,

Batz. :cool:
 
gabs nicht von Di Marzio den "Humbucker from Hell" für sowas?

DiMarzio schrieb:
Because a conventional humbucker senses the string at two different places, it cancels some frequencies along with the hum.
What if there was a humbucker that cancelled fewer frequencies? It would be brighter and cleaner: almost glassy-sounding.
In other words, it would sound a lot like a Strat® pickup, but with about the same power as a PAF®. We created The Humbucker
From Hell® primarily as a neck pickup. You won’t believe how much it will open up the sound in the neck position of a Gibson®
Les Paul®, and it has an almost acoustic quality in the neck spot of a bolt-on guitar. Why is it called The Humbucker From Hell®?
Try it in the bridge position with a bright amp — but put in your earplugs first, and don’t say you weren’t warned.

http://www.dimarzio.com/pickups/humbuckers/humbucker-hell
 
Ein weiterer Knackpunkt liegt in der Verschaltung mit dem Volume-Poti. Ein echter Humbucker sollte an einem 500k-Poti laufen, Single-Coils an 250k. Splitte ich einfach nur den Humbucker an dem 500k-Poti klingt es ziemlich dünn.
Es gibt aber Möglichkeiten mit dem Splitting eine kleine Schaltung einzubauen, die dem Pickup die 250k liefert. Damit klingt es meiner Meinung schon deutlich vollwertiger. Die anderen Unterschiede (siehe oben) bleiben natürlich trotzdem bestehen.
Eine Alternative ist statt einem Splitting die parallele Verschaltung (statt seriell bei Humbucker-Normalbetrieb) der beiden Spulen. Dadurch bekommt wird der Sound knackiger, hat weniger Output, klingt aber vollwertiger und der Humbucker-Effekt bleibt nach wie vor bestehen. Ist auch kein Single-Coil-Sound - finde es aber klanglich etwas attraktiver als das Splitting. Kommt aber auch auf den Pickup an.

Wozu braucht man High-Output-Pickups:
Von Prinzip her siehst du das schon richtig, dass ein Booster von der Theorie hier einen ähnlichen Effekt bringt. Aber das Ganze reagiert schon etwas anders. Ein High-Output-Pickup klingt in den Höhen nicht so offen und in den Mitten fetter. Das ist für extremere High-Gain-Sounds schon von Vorteil- Es klingt also schon anders. Aber High-Gain ist ja bekanntlich nicht gleich High-Gain - der Geschmack entscheidet. nicht jeder Low-Output-Pickup reagiert auch gleich gut auf einen Booster. Dann klingen verschiedene Booster natürlich anders. Hier muss man sich einfach mal durchtesten, was für einen am besten funktioniert und wo man die größte Schnittmenge mit erreicht, wenn Flexibilität gefragt ist.
Prinzipiell sehe ich das aber auch so, dass es einfacher ist einen Low-Gain-Pickup fetter zu machen, als einen High-Output-Pickup gemäßigter gut klingen zu lassen ;-)
 
Der *Enforcer-Humbucker in meiner Fender 51 klingt - für mich - gesplittet sehr gut. Der Pickup hat einen sehr hohen Gleichstromwiderstand, was wohl dazu beiträgt, dass er im Split-Modus auch noch genug "Fleisch" hat. Trotz des hohen Widerstands klingt der Pickup noch sehr offen und auch clean klasse - finde ich! Außerdem verträgt er sich sehr gut mit einem 250K-Lautstärkepoti, was gesplittet meiner Meinung nach Vorteile hat, weil er so "oben rum" einen Tick runder wird. Sowohl gesplittet als auch als Humbucker lässt er sich prima mit dem Lautstärkepoti (mit Treble-Bleed-Netzwerk 200K/200pf )zähmen.
Das kann in der Kombination so keine andere meiner Gitarren.
Genau deswegen ist diese Gitarre seit längerer Zeit meine #1 auf der Bühne!

Ich habe übrigens ein bisschen mit den Schrauben (also den "Polepieces") gespielt und die einfach mal nach dem Muster des Tex-Mex-Bridge-Pickups meiner Strat eingestellt und bilde mir ein, dass das auch noch etwas beiträgt. :wtf:

*es gibt offenbar mehrere verschiedene Pickups bei Fender unter dem Namen Enforcer. Hatte da schon mal gesucht. :?
 
So, danke erstmal für eure Antworten bis hierhin - da war doch schon einiges aufschlussreiches dabei!

Die Idee von Batz mit den persönlichen Empfehlungen für HB, die sich gut splitten lassen finde ich prima.

Meine Favoriten sind diesbezüglich die Häussel Vin/Vin+ (Nik Huber Dolphin) und die Combi Dimarzio PAF Pro/Fred (Ibanez JS1000), die in den entsprechenden Gitarren für mich wirklich sehr authentisch nach SC getönt haben.
 
Meiner Erfahrung nach hat dies drei Gründe
1. Das Magnetfeld eines Humbuckers sieht anders aus, als das eines Einzelspulers.
2. Die Spulengeometrie eines Humbuckers unterscheidet sich vom klassischen SC, der flach, aber hoch am Magneten gewickelt ist.
3. Der klassische SC besitzt Stabmagnete.

Es gibt aber Humbucker, die gesplittet sehr nah an einen SC kommen. Mein Favorit für den Hals ist immer noch der Schaller Golden 50
 
Was man auch noch erwähnen sollte: Die meisten Humbucker sitzen in völlig anders konstruierten Gitarren als die klassischen Singlecoils. Da hat man Les Pauls, PRS, Superstrat usw.

Da wird man nie den klassischen Vintage-Singlecoil-Sound (TM) heraus bekommen (was auch immer das ist). Wenn man mit diesem Ziel an die Sache heran geht, kann man nur enttäuscht werden.

Wenn man das ganze als Sound-Erweiterung für die eigene Gitarre betrachtet, kann man aber viel Spaß haben. Unter rein klanglichen Aspekten mag ich den wuchtigen Sound des gesplitteten HBs auf meiner PRS lieber als den Klingelkram der angeblich so tollen Vintage-Strats.

Den Humbucker from Hell hatte ich mal auf einer Ibanez RG. Der war bei 80er-Jahre Clean richtig klasse aber verzerrt war das nicht so meins. Das war irgendwie zu langweilig, zu wenig Cohones.
 
In meiner selbstgebauten Formentera Paula ist auch der Steg PU splitbar. Ergebnis ist ein leiserer, dünnerer aber dafür hellerer Ton. Als zusätzliche Soundfarbe willkommen, als Strat-Ersatz aber kein Thema. Klingt eher wie ein leiserer Humbucker und könnte daher prima als "Boost" verwendet werden, wenn man ihn dann wieder zum vollen HB macht.
 
volatil schrieb:
Wozu braucht man einen High Output Humbucker?
Ein Humbucker brummt nicht, das ist klar.
Aber macht es einen Unterschied wieviel Output der rausgibt? Oder kann ich nicht durch Verwendung eines Boosters und/oder EQs den genau gleichen Sound formen und den Amp in gleicher Weise zum übersteuern bringen?

Man braucht einen High Output HB wenn man das geil findet, wenn das alles so geil früh zerrt.

Und wenn einem zufällig der Klang gefällt.

Allerdings geht High-Output oft mit anderen Faktoren einher, die widerum nicht grundsätzlich wünschenswert sind, aber das ist eben denen, die früh zerren geil finden, nicht so sehr klar. Oder die hören das nicht, weil das in ihrer Zerrsuppe untergeht.

Prinzipiell kann ein Booster dasselbe machen.

Aber - um es mal kryptisch und platt zugleich zu sagen - nichts macht exakt dasselbe wie etwas anderes.

Man kann diesen oder jenen isolierten Aspekt von "A" mit "B + Hilfsmittel" sinnvoll ersetzen. Das kann auch gut, oder besser als "A" sein. Aber so richtig "A" mit allem typischem drum und dran ist eigentlich nur "A" selbst.

Das gilt eigentlich für fast alles im Leben.


Zum Thema splitbare Humbucker: Mein Favorit für einen bemerkenswert guten, lauten SC-Sound ist der sauteure Joe Barden Two Tone Humbucker, der mit Spulenanzapfung arbeitet. Sein SC-Sound (Split-Sound kann man ja nicht mehr sagen) ist bemerkenswert laut und nahe an den kleinen Joe Bardens (also nicht so recht über-vintage, aber astreiner moderner Single Coil Sound).
Aber da hier beidseitiges Coiltapping zum Einsatz kommt, ist das natürlich eine ganz andere Angelegenheit. Übrigens eine, die auch noch brummfrei ist. Ist mehr Aufwand zu bauen aber ich wünschte, sowas wäre verbreiteter.
 
Hallo, mein Senf :
"den klassischen Vintage-Singlecoil-Sound (TM) heraus bekommen (was auch immer das ist)"
Bekannt für diesen war wohl M.K. (Dire Straits).
Und was macht der Typ ?
https://www.youtube.com/watch?v=OqOcaLof1Yk&list=PL0AB221B76D85BC50
https://www.youtube.com/watch?v=fED9OqnWqeI
https://www.youtube.com/watch?v=MgGvgTfoHVk
Und immer etwas anders ist klar. Aber macht mal den Blindtest,
wie viele Zuhörer tippen auf HB ?
Ich meine, das Thema geht ohne Ende weiter.....
V.H.
 
V.H. schrieb:

Verstehe ich nicht.

Mark Knopfler spielt dasselbe Lied mit verschiedenen Gitarren und (gleicher Finger zum Trotz) verschiedenen Sounds. Bei einem davon ist ein gesplitteter Humbucker beteiligt, der auch in ungefähr seinen SC-artigen Beitrag leistet.

Und jetzt?

Auf das "in ungefähr" kommt es hier ja gerade an.
 
Hmmm, ich dachte immer,neben anderen Widerstandswerten und Konstrukionsmerkmalen wäre die Einbauposition des gesplitteten Humbuckers für den "unechten" SC-Sound ausschlaggebend.

Bei einer Strat sitzt der Hals-SC am "gedachten" 24. Bund. Bei einer LP z.B. sitzt die gesplittete Spule nicht in dieser Position, sondern ist nach oben bzw. unten verschoben
 
Hallo Frank,

ausschlaggebend ist hier die Mensur: Bei der Strat sitzt der Hals-SC genau über der doppelten Oktave, d.h. Du hast dort dieselben Flageolett-Töne wie über dem 5. Bundstäbchen.

Bei der Les Paul ist es die zum Hals gerichtete Spule des Hals-HBs, die an dieser Stelle sitzt; sie sitzen also an derselben Stelle in Hinblick auf die Mensur.

Lieben Gruß,

Batz.
 
Ja,Batz,

was Du schreibst, ist richtig. Hast Du aber auch bedacht, dass beim gesplitteten Humbucker nur eine Spule aktiv ist? Diese kann sich daher nicht genau unter der Oktave befinden, oder?
 
Wenn man bei einer ge-coil-splitteten Les Paul einen Kapo nimmt, und damit quasi die Bünde neu defniert, wird man vermutlich festellen, dass auf keinem neuen Bund aus dem Humbucker der Sound eines echten Single Coils ertönt.

Ich frage mich auch, ob man nicht viel zu sehr in diesen festen Strukturen denkt, ohne die Flächen "dazwischen" als eigene Möglichkeiten wertzuschätzen.

Einen Einspuler-Klang scheiße zu finden, nur weil der nicht automatisch nach Vintage Single Coil klingt, ist das nicht in etwas so als ob man Limetten dafür hasst, weder anständige Zitronen noch vernünftige Orangen zu sein?
 
Hallo, falls meine Beispiele von MK gemeint sind,
wurde ich grob missverstanden.
Wir gehen im Juli zum sechsten Konzert nicht um
den Sch.klang eines SC am Hals zu hören.

Mein Anliegen war eigentlich mal zu hören,
dass dieser klassische SC-Sound manchmal
sehr in Richtung HB gehen kann.
Brummen tut da eigentlich auch nichts.

Also, das Ding geht ohne Ende weiter.

Grüße V.H.

Und zur Entspannung dieser :
https://www.youtube.com/watch?v=qUgXDBX9APw
 
frank schrieb:
Ja,Batz,

was Du schreibst, ist richtig. Hast Du aber auch bedacht, dass beim gesplitteten Humbucker nur eine Spule aktiv ist? Diese kann sich daher nicht genau unter der Oktave befinden, oder?

Doch, eben die Halsspule des Hals-HBs; also sollte diese beim Split aktiv sein. ;-)

Lieben Gruß,

Batz.
 
Etwas spät zur Party....

Ich empfehle da die Dommenget Doublebucker. Die einzigen mir bekannten Pickups, die Humbucker- und Vintage-mäßige Singlecoilsounds in einem Gehäuse unterbringen.
Ich habe diese Pickups in einer S-Style eingebaut und es funktioniert. Natürlich wird nur wegen einem HB-Sound aus einer Strat keine Gibson, aber naja.....

Einfach mal selber probieren, ist aber leider ein ganz schön teures Vergnügen.
 
Hallo volatil,
ich finde auch die Humbucker von Ray Gerold sensationell.
Vor allem die im Singlecoil Format.
Die brummen weder im Humbucker, noch im Single Coil Betrieb...
Absolut empfehlenswert.
Der Musikladen in Darmstadt Eberstadt in sehr kompetent in der Beratung:
http://musikladen-eberstadt.de/
 
Hallo Sascha,

mein PC meldet, dass deine Seite nicht vertrauenswürdig sei. Wenn ich beim Musikladen Eberstadt einen weiterführenden Link anklicke, kommt die gleiche Meldung.

Kennst du den Spruch auf dem Hosenbandorden?

Viele Grüße

erniecaster
 
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