pit_s_xroad":1w31d9ps schrieb:
Eines bin ich mir jedoch sicher... sein Podest, auf welchem er steht, wäre nicht so hoch, wenn er noch leben würde...
Genau das denke ich auch.
Es sind ja genau diese "was wäre wenn..." Diskussionen, die Hendrix zum absoluten Kultobjekt gemacht haben.
Ich muss mal, zum besseren Verständnis, kurz anmerken, dass ich nicht sooo sehr der Hendrix Fan bin. Speziell das, was immer so gehypt wird, nämlich mehr oder minder seine solistischen Exzesse (sei es auf den Alben oder live), ist an sich nicht richtig mein Ding. Wenn schon, dann sind's eher die Rhythmus-Sachen, allen voran natürlich so bekannte Dinger wie "Little Wing", aber auch die Rhythmus-Gitarre in "All Along The Watchtower" ist wirklich rattenscharf.
Naja, und dann gibt's eben diese ganzen (mehrheitlich posthum veröffentlichten) "Alben", welche oft nur aus irgendwelchen räudigen Ü-Raum-Session-Mitschnitten bestehen. Klar, da gibt's die ein oder andere Perle zu entdecken, aber manchmal muss man dafür doch sehr genau hinhören. Auch die Live-Performances glänzen oft nicht wirklich, das hat a) mit Hendrix selber zu tun (Stimmgeräte gab's da wohl doch noch nicht...), b) aber auch mit den streckenweise unterirdischen Leistungen seiner Mitmusiker. Und wo wir schon bei denen sind, da hat's leider meistens ganz mächtig gehapert, ich denke kaum, dass der gute Jimi da sein volles Potential ausspielen konnte. Gerade deshalb wäre es natürlich interessant, zu sehen (bzw. zu hören), was der gute Mann denn im Kreise von EL&P oder auch einer Miles Davis Band hätte anstellen können, denn da hätte es dann doch erheblich kompetentere Mitstreiter gehabt.
Wie dem auch sei, Jimi kann sich jetzt mehr oder minder auf seinen Vorschusslorbeeren ausruhen (ähem...) und muss nicht unter Beweis stellen, dass auch mal wirklich durchgängig gute Alben wie Live-Shows drin gewesen wären. Und so kann man ihn dann eben auch, aufgrund des zweifelsohne vorhandenen, aber selten so richtig umgesetzten Potentials, zur Ikone erheben.
Ich mag mich hier bei einigen ganz gewaltig in die Nesseln setzen, aber einen für mich zumindest halbwegs brauchbaren Vergleich bietet der Herr Clapton. Der hat damals, zu Cream-Zeiten (und z.T. auch schon vorher, bei Derek and the Dominoes etwa) durchaus etliche Meilensteine gesetzt, sei es nun spiel- oder soundmäßig (einige halten E.C. ja für den "Erfinder" des modernen, verzerrten Gitarrensounds, bzw. zumindest für einen der entscheidenden Pioniere).
Nun ja, Superstar-Status hin oder her, meiner bescheidenen Meinung nach hat Mr. Clapton danach aber nicht mehr viel geleistet, bzw. seinem hohen Ansehen als Gitarrist keine Rechnung getragen. Da gab's dann Weichspüler-Balladen für die vielzitierte bügelnde Hausfrau und immer die gleichen ollen Blueslicks live (die, zu meiner großen Verwunderung, dann aber doch immer Begeisterungsstürme auslösten). Von "stilbildend", "Ausnahmeleistung" oder gar "revolutionär" kann so richtig gar keine Rede mehr sein - das kann jeder spielen, und - noch entscheidender - hat auch quasi jeder gespielt, streckenweise eben auch deutlich vor Clapton.
Nur dass mich niemand missversteht: Ich stehe zwar auch auf technisch akkurates Gitarrenspiel, von daher kann ich mich für eine Weile auch mal für die Herren Satriani und Co. begeistern, aber ausschlaggebend sind in punkto "neuer Kram" (ich will lieber nicht "revolutionär" sagen) dann doch ganz andere Dinge. So finde ich etwa jemanden wie Robert Fripp (oder auch seinen alten Mitstreiter Adrian Belew) deutlich interessanter und auch "entwicklungsfreudiger" als speziell den Herrn Clapton. Denn die sind's, die die Auffassung von Gitarrespiel wirklich erweitern bzw. weiterbringen.
Heißer Anspieltipp übrigens nach wie vor Bowies "Scary Monsters", denn da geben sich die Herren Fripp, Belew und (Carlos) Alomar die Ehre.
Weitere Kandidaten wären so Typen wie David Torn, David Tronzo oder auch Bill Frisell.
Die haben das Gitarrespiel sicherlich nicht revolutioniert (da sind wir ja eh irgendwie in den 70ern stehen geblieben, abgesehen davon, dass es schneller und digital wurde), aber irgendwie doch kontinuierlich voran getrieben.
All das musste (bzw. konnte) Hendrix dann eben nicht mehr unter Beweis stellen. So kann er sich das Ganze ziemlich gelassen von seinem Ikonenthron angucken und zufrieden noch das ein oder andere Engel- (oder gehörnte...) Groupie vernaschen.
- Sascha