- Hersteller
- Eigenbau
- Baujahr
- 2007
Hiermit wäre nun nach 3 Jahren endlich meine 2. E-Gitarre fertig. Ich denke aber auch an der Länge des Textes lässt sich darauf schliessen, das viel geschehen ist. Auch wer nur die Bilder sehen will muss lang scrollen.
Hier liste ich erst mal ein paar markante Details auf, die nicht jede Gitarre hat:
- halb durchgehender Hals (der Hals geht zwar durch den kompletten Korpus, aber nur hinten durch, d.h. wenn man die Gitarre von vorne betrachtet ist der Korpus einteilig massiv und hinten in einer Nut sieht man den charakteristischen Ahornstreifen eines durchgehenden Halses. Dieser Teil ist ca. 20 mm dick (d.h. ca. die hälfte der Korpusdicke).
- Spezielle Halsgeometrie (ich frage mich noch immer, wieso dieses System soweit ich weiss nur Parker verwendet), bei welcher die Halsdicke über die gesamte Länge fast gleich dick bleibt. Wo ein normaler hals z.B. von 20mm bis 23 mm (im 12. Bund) dick ist, ist dieser Hals von 20 mm bis 20.3 mm (im 12. Bund) dick. Das bedeutet ein sattes Profil für griffige Akkorde und ein Flitzefingerhals für die hohen Lagen.
- Extra tief ausgeschnittene Auflage für den rechten Arm.
Der Bau war echt ein Marathon. Beflügelt vom geglückten Bau meiner ersten Gitarre (welche ich seither praktisch ausschliesslich spiele, Gruss an die staubige Parker Fly an dieser Stelle mal wieder ), begann ich zu zeichnen. Zuerst war das Design total abgedreht, doch mit der Zeit kristallisierte sich die jetzige Form heraus, nach dem Motto „Form follows function“. Als das Konzept mehr oder weniger stand, hab ich Material bestellt:
- einen Sumpfescheblock
- einen Ahornblock
- ein Palisanderbrettchen
- ein Floyd Rose Pro
- Sperzel locking tuners (auch wenn nicht unbedingt nötig, ich liebe einfach diese Locking Mechaniken )
- Häussel Pickups (VIN N A2 und VIN+ B)
- und vieles mehr
Diesmal mutete ich mir auch den Bau des Halses von A-Z zu (auch den Einstellstab). Danach begann ich nach der selben Weise wieder mit dem Bau: Zunächst das Holz auf der Bandsäge grob zuhauen, das erste mal grob mit der Raspel/Feile ansetzen. Danach wurde das E-Fach, die Tonabnehmerausfräsungen etc. auf einer Metallbearbeitungsmaschine mit Aluminiumfräser auf höchster Drehzahl gefräst (nicht CNC!). Das F-Loch hab ich als einziges auf einer Graviermaschine (Computergesteuert) ausgefräst.
Da ich nicht Schreiner gelernt habe, liegt mir der Hobel nicht sehr gut in der Hand. Deshalb griff ich bei der weiteren Formgebung auf Raspel und (Metall-) Feile zurück. Lediglich beim Hals- Shaping habe ich gegen Ende eine Ziehklinge verwendet. Das spezielle Design der Armauflage ist spontan entstanden.
Ursprünglich hatte das Griffbrett spezielle Alu- Inlays, welche dann auf dem Korpus in den Pickup- Halterungen designtechnisch „weiter fliessen“ sollten. Gleichzeitig waren PVC-Lichtleiterfasern unter den Inlays, welche die Sidedots beleuchten sollten. Als alles dann endlich mal feingeschliffen war, ging ich den Korpus sandstrahlen. Damit wollte ich einen speziellen Effekt erzielen. Denn beim Sandstrahlen löst sich die Maserung schneller auf, d.h. es gibt dort Vertiefungen. Wenn man nun zweischichtig lackiert und danach überschleift wird die Maserung in den zwei Lackfarben dargestellt. Ich habe mich für drei Farbschichten entschieden. Eine weisse, eine sehr dünne blaue und eine schwarze Schicht über alles. Alles überschliffen und das ganze gefiel mir sehr gut. Leider wurden die PVC-Lichtleider leicht angesprüht, dadurch spröde und brachen später ab. Das heisst, das ganze Gefummel mit den Fasern einpflanzen war für die Katz. Als ich dann die Hardware einbaute der nächste Rückschlag: Das Griffbrett hatte ich doch zu tief runter geschliffen, d.h. ich kann das Floyd Rose ganz nach unten schrauben und die Saitenlage ist immer noch zum Wäsche aufhängen geeignet. Als dann die Wäsche trocken war überlegte ich weiter, was man denn da am Besten tut.
Am besten Stellt man die Gitarre die nächsten 2 Jahre frustriert in die Ecke.
Dann plötzlich, 2 Monate bevor das Studium beginnt, merkt man schockiert, das man während dem Studium unmöglich Gitarrenbauen kann. Also schnell noch mal an die Arbeit. Es war aus therapeutischer Sicht eine Wohltat, die ganzen Bundstäbe rausreissen, die Inlays mit dem Schraubenzieher rauswürgen und danach mit der grössten Metallfeile wie wild über das alte Griffbrett zu raspeln. Doch 2mm nach 4 Stunden waren doch ziemlich ernüchternd. Also mal wieder in die Ex-Firma gefahren, die Gitarre auf einer Fräsmaschine 2 h lang mit Tastuhr ausgerichtet, aufgespannt, dass sich auch sicher nichts verzieht. Danach ratzfatz wieder mit einem Aluminiumfräser das ganze abgehobelt.
Weil’s so schön war hab ich dann gleich noch den gesamten Lack abgeschliffen, da der mir mittlerweile sowieso nicht mehr gefiel. Ich fand die Gitarre einfach überladen: Spezielle Form, spezielle Lackierung und spezielle Inlays... das war zu viel für ein Instrument. Um nochmals ein Griffbrett zu fertigen fehlten mir die Nerven und hatte früher schon in weiser Voraussicht oder auch durch einen kurzen Motivationsschub ein Ebenholzgriffbrett bei W. Kraushaar (Gitarrenbaumeister) machen lassen. Dies hab ich dann Aufgeleimt, die Gitarre nochmals und nochmals fein geschliffen.
Zur Lackierung suchte ich diesmal wieder Daniel Zbinden (Sick Guitars) auf, welcher in der glücklichen Lage ist Autolackierer und Hobby-Gitarrenbauer in einem zu sein. Er gab mir auch die letzten Tipps, wo ich ev. noch was rausholen kann wenn ich nochmals zwei- drei mal mit dem Schleifpapier drüberhauche. Danach wurde die Gitarre weiss lackiert.
Nun wurden noch die Alu-Teile (Verzierungen, PU-Halter, E-Fachabdeckung) schwarz eloxiert, die Bundstäbe eingedrückt, alles montiert, Elektronik gelötet und fertiiiig.
Fazit:
Zum Schluss kann ich sagen, das sich der Aufwand gelohnt hat, die Gitarre macht Spass. Ziemlich genau 3 kg schwer, ausgewogen am Gurt, wahnsinnig ergonomisch, gute Saitenlage... Natürlich schon gewöhnungsbedürftig, wenn man nun 3 Jahre fast ausschliesslich eine Gitarre gespielt hat. Und der eine oder andere Schönheitsfehler wartet noch auf Verbesserung, aber jetzt ist erstmal gut so. Bin jedenfalls schon gespannt welche Gitarre ich die nächsten drei Jahre vor allem spiele .
Zum klang kann ich sagen, das ich den Schaller Megaswitch eingebaut habe, obwohl ich mir schon damals sicher war, das ich die Zwischenpositionen so gut wie nicht brauchen würde... doch so kann man sich täuschen: Bereits nach den ersten Bandproben hab ich die Split-Schalterpositionen lieben gelernt, die klingen bei den Häussel Pickups einfach genial und nur geringfügig leiser als die vollen Humbucker, was ja durchaus auch willkommen sein kann.
Was mich weiter freute war der Effekt des Kondensators am Volumen-Poti. Dadurch wird der klang der Gitarre nicht dumpfer wenn man das Poti zudreht. Auch dieser Funktion war ich skeptisch gegenüber und dachte das sei auch mehr nur ein Gag... doch im Zerrkanal ist jetzt plötzlich das Volumen-Poti zum Gain-Poti umfunktioniert und zwar in einem Masse wie das bei keiner meiner andern Gitarren der Fall ist. Alles in allem war die erste Bandprobe mit dieser Gitarre ein voller Erfolg .
Update: Ich hab ein \"Soundsample\" zusammengestellt auf Youtube:
Jedoch lässt die Qualität zu wünschen übrig, da ich es nur mit einem Line 6 Microspider beim Mikroeingang am Laptop aufgenommen hab, aber das Soundspektrum in sich lässt sich erahnen...
Hier liste ich erst mal ein paar markante Details auf, die nicht jede Gitarre hat:
- halb durchgehender Hals (der Hals geht zwar durch den kompletten Korpus, aber nur hinten durch, d.h. wenn man die Gitarre von vorne betrachtet ist der Korpus einteilig massiv und hinten in einer Nut sieht man den charakteristischen Ahornstreifen eines durchgehenden Halses. Dieser Teil ist ca. 20 mm dick (d.h. ca. die hälfte der Korpusdicke).
- Spezielle Halsgeometrie (ich frage mich noch immer, wieso dieses System soweit ich weiss nur Parker verwendet), bei welcher die Halsdicke über die gesamte Länge fast gleich dick bleibt. Wo ein normaler hals z.B. von 20mm bis 23 mm (im 12. Bund) dick ist, ist dieser Hals von 20 mm bis 20.3 mm (im 12. Bund) dick. Das bedeutet ein sattes Profil für griffige Akkorde und ein Flitzefingerhals für die hohen Lagen.
- Extra tief ausgeschnittene Auflage für den rechten Arm.
Der Bau war echt ein Marathon. Beflügelt vom geglückten Bau meiner ersten Gitarre (welche ich seither praktisch ausschliesslich spiele, Gruss an die staubige Parker Fly an dieser Stelle mal wieder ), begann ich zu zeichnen. Zuerst war das Design total abgedreht, doch mit der Zeit kristallisierte sich die jetzige Form heraus, nach dem Motto „Form follows function“. Als das Konzept mehr oder weniger stand, hab ich Material bestellt:
- einen Sumpfescheblock
- einen Ahornblock
- ein Palisanderbrettchen
- ein Floyd Rose Pro
- Sperzel locking tuners (auch wenn nicht unbedingt nötig, ich liebe einfach diese Locking Mechaniken )
- Häussel Pickups (VIN N A2 und VIN+ B)
- und vieles mehr
Diesmal mutete ich mir auch den Bau des Halses von A-Z zu (auch den Einstellstab). Danach begann ich nach der selben Weise wieder mit dem Bau: Zunächst das Holz auf der Bandsäge grob zuhauen, das erste mal grob mit der Raspel/Feile ansetzen. Danach wurde das E-Fach, die Tonabnehmerausfräsungen etc. auf einer Metallbearbeitungsmaschine mit Aluminiumfräser auf höchster Drehzahl gefräst (nicht CNC!). Das F-Loch hab ich als einziges auf einer Graviermaschine (Computergesteuert) ausgefräst.
Da ich nicht Schreiner gelernt habe, liegt mir der Hobel nicht sehr gut in der Hand. Deshalb griff ich bei der weiteren Formgebung auf Raspel und (Metall-) Feile zurück. Lediglich beim Hals- Shaping habe ich gegen Ende eine Ziehklinge verwendet. Das spezielle Design der Armauflage ist spontan entstanden.
Ursprünglich hatte das Griffbrett spezielle Alu- Inlays, welche dann auf dem Korpus in den Pickup- Halterungen designtechnisch „weiter fliessen“ sollten. Gleichzeitig waren PVC-Lichtleiterfasern unter den Inlays, welche die Sidedots beleuchten sollten. Als alles dann endlich mal feingeschliffen war, ging ich den Korpus sandstrahlen. Damit wollte ich einen speziellen Effekt erzielen. Denn beim Sandstrahlen löst sich die Maserung schneller auf, d.h. es gibt dort Vertiefungen. Wenn man nun zweischichtig lackiert und danach überschleift wird die Maserung in den zwei Lackfarben dargestellt. Ich habe mich für drei Farbschichten entschieden. Eine weisse, eine sehr dünne blaue und eine schwarze Schicht über alles. Alles überschliffen und das ganze gefiel mir sehr gut. Leider wurden die PVC-Lichtleider leicht angesprüht, dadurch spröde und brachen später ab. Das heisst, das ganze Gefummel mit den Fasern einpflanzen war für die Katz. Als ich dann die Hardware einbaute der nächste Rückschlag: Das Griffbrett hatte ich doch zu tief runter geschliffen, d.h. ich kann das Floyd Rose ganz nach unten schrauben und die Saitenlage ist immer noch zum Wäsche aufhängen geeignet. Als dann die Wäsche trocken war überlegte ich weiter, was man denn da am Besten tut.
Am besten Stellt man die Gitarre die nächsten 2 Jahre frustriert in die Ecke.
Dann plötzlich, 2 Monate bevor das Studium beginnt, merkt man schockiert, das man während dem Studium unmöglich Gitarrenbauen kann. Also schnell noch mal an die Arbeit. Es war aus therapeutischer Sicht eine Wohltat, die ganzen Bundstäbe rausreissen, die Inlays mit dem Schraubenzieher rauswürgen und danach mit der grössten Metallfeile wie wild über das alte Griffbrett zu raspeln. Doch 2mm nach 4 Stunden waren doch ziemlich ernüchternd. Also mal wieder in die Ex-Firma gefahren, die Gitarre auf einer Fräsmaschine 2 h lang mit Tastuhr ausgerichtet, aufgespannt, dass sich auch sicher nichts verzieht. Danach ratzfatz wieder mit einem Aluminiumfräser das ganze abgehobelt.
Weil’s so schön war hab ich dann gleich noch den gesamten Lack abgeschliffen, da der mir mittlerweile sowieso nicht mehr gefiel. Ich fand die Gitarre einfach überladen: Spezielle Form, spezielle Lackierung und spezielle Inlays... das war zu viel für ein Instrument. Um nochmals ein Griffbrett zu fertigen fehlten mir die Nerven und hatte früher schon in weiser Voraussicht oder auch durch einen kurzen Motivationsschub ein Ebenholzgriffbrett bei W. Kraushaar (Gitarrenbaumeister) machen lassen. Dies hab ich dann Aufgeleimt, die Gitarre nochmals und nochmals fein geschliffen.
Zur Lackierung suchte ich diesmal wieder Daniel Zbinden (Sick Guitars) auf, welcher in der glücklichen Lage ist Autolackierer und Hobby-Gitarrenbauer in einem zu sein. Er gab mir auch die letzten Tipps, wo ich ev. noch was rausholen kann wenn ich nochmals zwei- drei mal mit dem Schleifpapier drüberhauche. Danach wurde die Gitarre weiss lackiert.
Nun wurden noch die Alu-Teile (Verzierungen, PU-Halter, E-Fachabdeckung) schwarz eloxiert, die Bundstäbe eingedrückt, alles montiert, Elektronik gelötet und fertiiiig.
Fazit:
Zum Schluss kann ich sagen, das sich der Aufwand gelohnt hat, die Gitarre macht Spass. Ziemlich genau 3 kg schwer, ausgewogen am Gurt, wahnsinnig ergonomisch, gute Saitenlage... Natürlich schon gewöhnungsbedürftig, wenn man nun 3 Jahre fast ausschliesslich eine Gitarre gespielt hat. Und der eine oder andere Schönheitsfehler wartet noch auf Verbesserung, aber jetzt ist erstmal gut so. Bin jedenfalls schon gespannt welche Gitarre ich die nächsten drei Jahre vor allem spiele .
Zum klang kann ich sagen, das ich den Schaller Megaswitch eingebaut habe, obwohl ich mir schon damals sicher war, das ich die Zwischenpositionen so gut wie nicht brauchen würde... doch so kann man sich täuschen: Bereits nach den ersten Bandproben hab ich die Split-Schalterpositionen lieben gelernt, die klingen bei den Häussel Pickups einfach genial und nur geringfügig leiser als die vollen Humbucker, was ja durchaus auch willkommen sein kann.
Was mich weiter freute war der Effekt des Kondensators am Volumen-Poti. Dadurch wird der klang der Gitarre nicht dumpfer wenn man das Poti zudreht. Auch dieser Funktion war ich skeptisch gegenüber und dachte das sei auch mehr nur ein Gag... doch im Zerrkanal ist jetzt plötzlich das Volumen-Poti zum Gain-Poti umfunktioniert und zwar in einem Masse wie das bei keiner meiner andern Gitarren der Fall ist. Alles in allem war die erste Bandprobe mit dieser Gitarre ein voller Erfolg .
Update: Ich hab ein \"Soundsample\" zusammengestellt auf Youtube:
Jedoch lässt die Qualität zu wünschen übrig, da ich es nur mit einem Line 6 Microspider beim Mikroeingang am Laptop aufgenommen hab, aber das Soundspektrum in sich lässt sich erahnen...