wary":14yv79s8 schrieb:
Ich weiss, trotzdem ist für mich eine größere Latenz als 5ms spürbar. Über 11 dann extrem.
Ich kann nicht ausschliessen, dass mir meine Einbildung da einen Streich spielt.
Oder vielleicht ist es auch ein Unterschied in der Erwartungshaltung. Wenn ich 5 Meter von meinem Amp entfernt stehe, dann erwarte ich eine gewisse Latenz und stelle mich darauf ein.
Wenn ich einen Kopfhörer aufhabe, erwarte ich unbewusst ein absolut unverzögertes Signal.
Also, ich kann dem mehr oder minder genau so beipflichten, aber mich nervt's eigentlich nur unter Kopfhörern, ohne kann ich mit ungefähr 10ms (genau das, was mein Interface liefert) ganz gut leben.
Ist übrigens auch keinesfalls ungewöhnlich.
Natürlich können wir mit einem Amp spielen, der 5 Meter entfernt steht (obwohl es bei 5-6 Metern auch langsam komisch wird, finde ich, da mag ich dann schon immer extra Monitoring), aber (und anscheinend ist das ein gewaltiges *ABER*): In fast allen Situationen, in denen der Amp 5 Meter weit weg ist, gewinnen wir auch einen Raumeindruck von diesen 5 Metern, eine Mischung aus Early Reflections, nicht so Early Reflections und so weiter.
Ferner kommen in solchen Szenarien meist noch weitere Krachmacher dazu, die einen mal ganz schnell an ganz Anderes als an Latenz denken lassen (im schlimmsten Fall auch keine musikalischen Krachmacher, da fliegen dann die Bierdosen).
Beim Monitoring während des Aufnehmens ist das anders. Wir haben mehr oder minder ideale Soundbedingungen und erwarten einen direkten Sound ohne irgendwelche unbeabsichtigten Raumeindrücke.
Jetzt kommen aber diese 10 ms (oder so) dazu. Entsprechen eben 3 Metern Distanz. Nur gibt es absolut Null akustische "Hinweise" auf diese Distanz.
Es hilt deshalb manchmal, einen ganz kleinen Raum mit auf's Monitoring zu legen. Aber auch nur manchmal.
Kleine Geschichte: Ich bin übrigens auf diese ganze Sache nicht durch's Software-Monitoring gekommen, sondern durch einen Zufall "Opfer" eines vergleichbaren Effekts geworden. Da haben wir geprobt, und zwar lustigerweise in einem riesigen Regieraum eines seltsamen Studios. Seltsam deshalb, weil der Raum komplett halltot gemacht worden ist (klar, Regieraum und so - aber selbst die sind normalerweise - und auch ganz absichtlich - nicht komplett tot).
Wie dem auch sei, der Amp den ich benutzte stand an einer Wand, ich musste aber oft zu dem Keyboarder, um in irgendwelche Noten zu glotzen, und der stand quasi exakt in der gegenüberliegenden Ecke, ich tippe mal so 6-7 Meter weg.
Naja, und das war so ein unglaublich komisches Spielgefühl, hatte ich noch nie vorher. Ist auch Jahre her, damals gab's den ganzen Computerscheiß noch nicht - und deshalb hatte ich diesen Effekt schon fast vergessen, bis ich beim Software-Monitoring wieder drauf gekommen bin. Und deshalb auch zurück zum Thema...
Pfaelzer sagte es schon: Es gibt Ein- und Ausgangs-Latenzen. Bei einer Puffergröße von 512 Samples im Treibermenü (immer angenommen, wir arbeiten unter 44.1kHz) kommen wir auf eine nominelle Latenz von ca. 12 ms. Schön und gut. Aber der Rechner "verbraucht" die eben zwei Mal. Einmal am Eingang, dann am Ausgang. Schwupps sind wir bei 24 ms. Das ist für die meisten Leute schon deutlich spürbar.
Dann kommen noch die sog. "Safety Buffers" hinzu. Das sind meist undokumentierte Puffer innerhalb der Soundkarte, die werden immer hinzugefügt. Bei günstigen Soundkarten können das fast schon riesige Werte sein, gerade eingangsseitig (für MIDI-VSTi-Spiel also nicht so relevant, für Audio-Monitoring umso mehr). Bei der internen Karte meines Macbooks sind's etwa permanent 13ms, die da hinzukommen. Bei irgendeinem Edirol PCR-1 Keyboard samt Audio Interface (eigentlich ein praktisches Teil) waren es irgendwas von über 20 ms.
Und ferner kommt die Latenz einiger virtueller Effekte hinzu. Diese ganzen Amp-Sims schlagen sich relativ gut, aber sobald sowas wie ein Faltungshall (etwa zum Einlesen von Speaker-Impulsen) im Spiel ist, kann's ganz arg kritisch werden. Und sowas wie Limiter (die quasi per "Naturgesetz" zusätzliche Latenz erzeugen müssen) und streckenweise auch Kompressoren gehen eigentlich gar nicht. Klar, beim Abspielen kann der Sequenzer das fein kompensieren, beim Aufnehmen aber nicht, da müssen diese Teile abgeschaltet werden. Logic bspw. hat eigens dafür einen "Low Latency" Knopf, der während des Aufnehmens diese kritischen Effekte einfach aus dem Signalweg nimmt.
So, im Endeffekt kann man trotz sehr niedriger nomineller Werte also mal ganz schnell über 20 ms Gesamtlatenz liegen. Alles was an "Roundtrip Latency" (also einmal durch die komplette Signalkette) unter 10 ms bleibt, ist an sich schon ziemlich gut. Die besten PCI-Interfaces auf den optimiertesten Rechnern bringen es derzeit auf Gesamtlatenzen von ca. 2 ms (bspw. Apogee Symphony im Mac Pro unter Logic, aber auch vergleichbare Windows-Systeme mit RME, Lynx, Motu, etc.). Allerdings unter 96kHz. Und damit bricht so'n kleiner Laptop ganz schnell zusammen.
Typische Werte für gute Firewire-Karten liegen (unter 44.1kHz) so um die 7 ms (Spitzenreiter ist im Moment wohl immer noch Motu), um die zu erzielen muss man aber (zumindest unter Windows) unbedingt über einen TI-FW-Chipsatz verfügen.
Und gute Werte über USB liegen im Schnitt so 1-2 ms höher. Mein NI Rig Kontrol kommt auf ca. 9ms, ähnlich sieht's bei meinem kleinen "Stealth Plug" aus. Ausnahme: RMEs Fireface UC, was auf PCI-ähnliche Werte kommt, das geht allerdings ganz entschieden auf die Rechnerlast.
So, und jetzt mal wirklich zurück zum Thema. Ich glaube nämlich nicht, dass es am Treiber liegt. Der Alesis I/O Treiber ist zwar nicht der Beste, aber auch nicht schlecht. Ich habe das Gerät selber für jemanden erworben und installiert, lief unter 128 Samples ganz prima. Auch auf einem Laptop (ein Siemens-Fujitsu etwas älterer Bauart).
Es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass es sich in diesem Fall vermutlich also um deine USB-Ports handelt, bzw. den Chipsatz, über den die betrieben werden. Sehr oft ein Ärgernis bei Laptops, zumal man ja nicht schnell mal was ändern kann, das geht bestenfalls über eine PCMCIA-Karte.
Ich habe deshalb schon zwei Laptops (einen eigenen und dann den eines Kumpels) in den Laden zurückgeschleppt und umgetauscht. Und das waren beides keine No Names oder Billigmarken sondern auch ein Siemens-Fujitsu und ein Sony Vaio. Erschreckend ist dann ja auch, dass nach meinen guten Erfahrungen mit Siemens-Fujitsu (mein erster Laptop war auch einer) dann bei der Kiste gar nix lief. Ganz offensichtlich wird hier bei den meisten Herstellern der Rotstift geschwungen.
Wie gesagt, Abhilfe könnte vielleicht ein PCMCIA-Adapter schaffen, aber wenn da auch ein mülliger Chipsatz werkelt, dann geht's nicht. Kostet aber nicht viel, das Experiment (so ca. 20 Euro).
Wenn das alles nicht klappt, empfehle ich, ein anderes Interface zu kaufen. Kein USB-Interface. Übrig bleibt also FW oder PCMCIA. Mit FW kannste genau so auf die Schnauze fliegen, PCMCIA ist normalerweise die bessere Wahl. Und dahingehend auch mein Kauftipp: Eine Echo Indigo I/O. Das ist eine super einfach gestrickte PCMCIA Karte, gibt lediglich stereo Line I/O.
Kostet leider um die 120 €. Und du brauchst noch was, um deine Signale auf Line-Level zu bringen. Da gibt's dann sowas wie M-Audios Audiobuddy, der hat zwei Kombi-Mic/Inst-Eingänge. Leider muss man letzteren mit einem extra Netzteil betreiben - aber egal, ich habe mit exakt dieser Kombination auf meinem letzten Windows-Laptop (1,86 Pentium M) ganz wunderbare Ergebnisse erzielt, konnte komplett mit 64 Samples arbeiten, Gesamtlatenz von ca. 5-6 ms. Besser geht's auf'm Laptop kaum.
Ach ja, bevor ich mal endlich meine Klappe (errrr, "Tippe" oder so...) halte: Cubase ist an sich totaler Murks für Kleinlatenzbetrieb. Das ist auch absolut anerkannte Tatsache. Sobald die Leistung steigt (sagen wir mal so um die 50% CPU-Last) muss man die Puffergröße hochdrehen, meistens auf Werte um oder über 512 Samples. Mit einem älteren Laptop kommt man ganz fix an diese Grenze, mal schnell 'ne software-gemonitorte Gitarre zu einem schon fast fertigen (sprich leistungshungrigen) Song einzuspielen ist folglich Essig, es sei denn man friert Spuren ein, was ich sehr nervig finde.
Das ist für mich einer der absoluten Entscheidungsfaktoren in Richtung Logic gewesen (damals schon, unter Windows). A) ist es generell effizienter, b) bleibt es aber vor allem auch unter hoher Systemlast und kleinen Puffergrößen stabil. Ich habe auf meinem derzeitigen Macbook einmal 64 Samples eingestellt und nie wieder danach geguckt. Läuft einfach. War auch schon unter Windows so.
Reaper soll im übrigen vergleichsweise gut unter kleinen Latenzen laufen. Das Demo kann man mehr oder minder unbegrenzt nutzen.
www.reaper.fm - lohnt sich ja vielleicht mal.
So, jetzt aber endlich finito hier.
Ciao
Sascha