Alte Herrnsdorfer Jazz-Gitarre - Lohnt sich Restaurierung?

A

Anonymous

Guest
Habe vor kurzem eine alte Jazz-Gitarre von meinem Vater geschenkt bekommen.

Marke Herrnsdorf (DDR), vermutlich aus den 50ern oder frühen 60ern
Lack und Holz sind für das Alter in einem super Zustand.
Schöne Sunburstlackierung
Pickup im Hals integriert
Palisander-Griffbrett - Bünde sind etwas runter - sollte man auf Lange Sicht wohl erneurn
Die Saitenlage ist leider ziemlich scheiße: offenbar verursacht durch die Brücke, die nur lose zwischen Korpus und Saiten geklemmt wird und den verzogenen Hals (wirkt leicht verdreht und konkarv)
Jedenfalls ist ein Spielen nur Schwer möglich, die Saiten verstimmen sehr schnell, Dinge wie etwa Bending sind wegen des enormen Saitenzuges nicht möglich, die Gitarre verstimmt sehr schnell...

Kurz gesagt - sie müßt gründlich überholt werden.

Der lokale Gitarrenbauer sagte jedoch, dass sich das nicht lohnen würde, da der Hals offenbar Trussrod enthält und man so umständlich das Griffbrett entfernen müsste um den Hals mit zugaufnehmendem Trussrod wieder zu richten - schon alleine das würde bei ihm min 300 EUR kosten...

Jetzt die Frage an euch - weiss jemand, ob Herrendorfer Gitarren schon damals Zugstahl im Hals verbaut haben und ob sich ein mbau bei diesem sonst sehr schönen Teil lohnt und was dann für Kosten auf mich zukommen werden.

Der Hals ist anscheinend nicht verklebt sonden mit einer Imbusschraube mit dem Korbus verschraubt - vielleicht hilft eine Justage hier?


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Das sieht mir auch sehr nach "Neck-Reset" aus. Der Hals muss also im korrekten Winkel wieder eingeleimt werden.

(Ach! ich lese gerade: Ist eventuell verschraubt! Jedenfalls sieht das auf dem Foto nicht gut aus)

Das wird eher teurer!! :?

Wenn dann zusätzlich noch der Truss-Rod vergurkt ist. Au, au!

Im Hinblick auf den finanziellen Werterhalt würde ich sagen:"Lohnt nicht!" Der ideelle Wert steht aber auf´nem ganz anderen Blatt. Was soll man sagen?

Darüberhinaus: Bei solchen "Unfällen" musst du ganz konkret eine fachliche Begutachtung vor Ort holen. Die Bilder helfen da nicht wirklich viel. Wenn der Meister dir davon abrät, dann würde ich darauf hören.

Wenn du sparen willst, geh zum Schreiner! Der fixt das Dingen mit ein paar Spax-Dübeln! ;-)

Hänge dir das Teil als Deko an die Wand und schau nach was anderem in der Art.

Hier kannste mal schauen.

http://www.musikkeller.com/
 
Das Ding ist, dass ich nicht mal weiss, ob die Gitarre überhaupt ein Trussrod hat - der Gitarrenmensch meinte wie schon gesagt, dass die das früher wohl noch nicht so hatten mit der Technik
 
Frage einen Fachmann. Der Mann den du besucht hast, scheint keine Ahnung zu haben, sonst würde er nicht so einen Unsinn von sich geben.
Wenn der Hals nur noch Schrott sein sollte, kann ein neuer Hals eingepasst werden, das ist für einen ECHTEN Gitarrenbauer kein großes Problem. Sofern der Korpus gut ist und aus gutem Holz, würde sich das durchaus lohnen.
An sich sollte aber einer Reparatur des Halses nichts im Wege stehen.
 
Hat jemand einen Tip, wen ich in Berlin aufsuchen könnte.
War bei alex guitars - de machte eigentlich einen kompetenten Eindruck, aber er meinte auch, dass sich das eben nicht lohnen würde weil alleine für den Hls min 300 EURO drin sind

Der Korpus ist noc super erhalten - man müsste ediglich was mit der Saitenaufhängung machen - wenn ich mir noch ein paar nette Humbucker zulege und den Hals inklusive neuer Bünde machenlasse, wäre ich schon bereit für alles (also Halstuning und Pickupeinbau) nochmal 300-400 EUR zu investieren.
 
mad cruiser":1i9ixnkm schrieb:
SmellslikeBleach":1i9ixnkm schrieb:
Hat jemand einen Tip, wen ich in Berlin aufsuchen könnte.

Schau mal hier und sage einen Gruß von Guitarworld:

Frank Deimel
Bautzener Str. 14, 10829 Berlin
http://www.deimelguitarworks.de/

Jo, Grüße in die Hauptstadt ;-)

Die Gitarre hat eine ungewöhnliche Form und darf wohl auch schon zu
den Reliquien deutsch-deutscher Gitarrenbauerkunst zählen. Die Teile,
die ich bisher, zumeist auf Flohmärkten, in der Hand hatte, waren kaum
spielbar ohne entsprechenden Aufwand. Ich denke aber, wenn man ein wenig
auch Oldie-Fan ist, sieht man solche Mühen vielleicht mit anderen Augen.
Ich kann mich den Kollegen hier nur anschliessen. Gebräuchlicher
wäre es, die 300-400 Euro in eine Korea-Ibanez zu investieren. Tja,
watt nu?! Ich würde die wohl auch eher an die Wand hängen, läuft ja nicht weg ...
was Frank Deimel dazu sagt, wüßte ich aber dennoch gerne ;-)
 
Moin,
die Gitarre ist selten. Der Hals scheint geschraubt, eine Justage des Winkels dadurch einfach möglich. Auch der nachträgliche Einbau eines Stellstabs ist machbar - wenn auch nicht billig. Den Hals bitte unbedingt erhalten, sonst ist die Gitarre nur noch Flohmarkt-wertig.
Das alles ist keine Offenbarung des Gitarrenbaus - der Korpus aus Sperrholz - da wird keine große Jazzgitarre draus. Aber sie ist ein seltenes und wertvolles Stück deutschen Gitarrenbaus.
Wenn Dir die Sache zu teuer wird, wende Dich an Norbert Schnepel www.musikkeller.com zum Verkauf.
Und gib sie bitte keinem Laien in die Hände!
Vielleicht solltest Du sie zur Reparatur an jemanden verschicken, der sich mit alten Gitarren auskennt. Auch hierzu Norbert Schnepel fragen.
Viel Erfolg
 
Moin,
wie meine Vorschreiber schon schroben, erhalten und vielleicht besser an die Wand hängen als auf Teufel komm raus zum Spielen bringen.
Zu deinen Eingangsfeststellungen noch:
Die Saitenlage bei den Dingern damals war nicht wirklich flach. Und Bendings waren damit auch nicht sehr gut möglich. Waren schießlich die 50-60er. Damals hat man die Jazzgitarre noch geschlagen...
Die BRücke ist auch normal, dat hatte man so. Besser als ein Loch in die Decke gebohrt. Macht das bundreine Einstellen nicht einfacher, aber geht auch. eigentlich auch sehr gut...
Das mit dem Pickup im Hals ist witzig :lol:
Sag mal, geht das 3te Bild besser? Irgendwie sieht der Hals verbastelt aus, oder soll das so?

So nu noch meine Meinung:
Die Gitarre ist echt schön! Geile Form, super Zustand und tolles Sunburst. Und ich würde die niemals umbauen, lieber das Geld in was Neues investieren. Mit ein paar rostfreien Saiten und gründlich aufpoliert an der Wand, super! Restaurierung würde ich mir überlegen, aber dann nur von einem Liebhaber und Auskenner machen lassen.

Ciao
Monkey
 
Der Hals ist wie schon gesagt über ne Imbusschraube mit dem Korpus verbunden, die Verbindung ist allerdings, wenn auch Original, nicht das Gelbe vom Ei - durch die Lücke zwischen Korpus und dem freien Halsstück hinter dem Letzten Bund verzog sich der Hals, und deshalb wurd irgendwann mal ein Stück Funier zwischen Hals und Korpus geklemmt.
Der Pickup hat einen ganz netten, etwas piezoähnlichen Klang (ja, die Elektrik läuft noch einwandfrei) als ich mal ein paar Flatwounds draufgezogen habe um dem guten Stück ein paar Töne zu entlocken.
Der Hals hat offenbar eine Hartholzeinlage anstelle eines Trussrods...

Hab noch zwei neue Fotos gemacht auch mit dem Original Koffer, den ich demnächst auf jedenfall aufarbeiten lasse.
Das grüne Filz innen noch absolut Top - echt kuschelig :-D

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Moin,
also der Hals sieht meiner Meinung nach nicht so aus als sollte das STückchen was über den Korpus ragt auch auf diesem Aufliegen. Oder irre ich mich da??? :shrug: Viel eher hast du hier die Möglichkeit, durch Unterlegen von Keilen den Haslwinkel hervorragend anzupassen. Aber auch hier spricht der fortgeschrittene Laie...
Ich finde die Gitarre echt zu schön (inkl. Koffer) um da irgendwas zu verbasteln. Nach wie vor sollte da ein Fachmann ran, der sich mit Jazzgitarren auskennt. Oder halt niemand und die Wand freut sich über ein schönes Schmuckstück das nur so tut als ob...

Bis denn!
Monkey
 
Sorry wenn ich den alten Thread wieder hochhole, aber vielleicht interessiert's den einen oder anderen doch:

Ich war in der vergangenen Woche beim mir empfohlenen Herrn Deimel in unserer schönen Hauptstadt und habe ihm das gute alte Stück vorgelegt.

Er war erstmal, wie einige von euch auch, sehr von der Form angetan.
Der Hals ist "twistet" sprich in sich verzogen bzw. verdreht. typisches Problem dieser Marke, weil das besagte Trussrod fehlt.
Allderdings sagte er auch, dass sich das es sich durchauslohnt die Gitarre zu restaurieren und machte mir ein sehr guten Komplettpreis für einen Halsreset inkl. neuer Bünde, einer überholten Saitenhalterung und eines sehr netten Jazzsinglecoil incl neuer Verdrahtung, Tuning etc. (Name des wohl besonders in den 80er bekannten Herrn, aus deren Herstellung dieser stammt habe ich leider schon wieder vergessen :oops:) Alles für faire 300 Schleifen.

neue Fotos kommen, wenn ich das gute Stück zurückbekomme - also in etwa 14 Tagen.

Als nächstes wollte ich den guten alten Koffer vom einem Freund meines Vater - also der Sattler meines Vertrauens - mit schwarzem Leder neu beziehenlassen, denn das Tolex ist schon ziemlich zerfleddert...
 
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