Hallo!
Über diese Gitarre habe ich vor einiger Zeit mal in einem anderen Forum etwas geschrieben.
Es gab ja schon mehrfach den Versuch, die akustische Gitarre mit der elektrischen Gitarre zu kreuzen oder einen praktikablen Kompromiß zu finden. Taylor brachte die T5 auf den Markt – natürlich hochpreisig. In überraschend kurzer Zeit klaute Crafter mit der SA-Serie die Idee und aktuell gibt es z.B. die SA-BK-G, die ich vor kurzem in den Fingern hatte. Hier mein Bericht. Für die, die wenig Zeit haben: Es wird wieder ein Total-Verriß. Disclaimer: Mein Beitrag basiert ausschließlich auf meiner Meinung und jedem sei unbenommen, eine ganz andere Meinung zu haben.
Viele kennen das Problem, dass in einem Song sowohl akustische als auch elektrische Gitarrensounds gebraucht werden. Mit so einem Zwitterwesen könnte man das ja vielleicht schaffen und diese Idee hätte ja Charme. Ich selbst spiele abwechselnd E-Gitarre und elektroakustische Gitarre, da hätte die Crafter vielleicht einiges erleichtert. Grund genug für einen durchaus ernstgemeinten Test.
Mein erster Gedanke war, dass ich diese Gitarre unglaublich häßlich fand und finde. Im Falle des Kaufs wäre der Gang zum Gitarrenbauer unvermeidlich, der die völlig mißratene barocke Kopfplatte hätte begradigen müssen. Auch an die Form der F-Löcher müßte dringend die Fräse ran. Eigentlich hätte ich dieses Instrument wegen der Optik gar nicht angefaßt aber was tut man nicht alles, um sich seine Marktübersicht zu aktualisieren…
Es ist tatsächlich eine Kreuzung aus akustischer und elektrischer Gitarre. Gewicht ungefähr wie eine ES 335, genauso hohl und flach, Steg einer akustischen Gitarre. Lipstick-Pickup in Halsposition, Piezopickup im Steg, Elektronik in der Zarge. Die Bespielbarkeit war ähnlich einer E-Gitarre, lediglich der Steg erinnerte an eine akustische Gitarre. Aufgezogen waren übrigens Roundwounds für E-Gitarren, die Oktavreinheit war okay. Also her mit dem Kabel.
Aber wohin mit dem anderen Kabelende? Erstmal in einen Akustikamp. Der Piezo tönt wie ein Piezo eben tönt, wenn er auf einem nicht richtig
schwingenden Brett befestigt ist. Das hat mit frühen Achtziger Jahren viel und mit akustischer Gitarre wenig zu tun. Und es ist auch nicht schön. Mit intensivem Einsatz der Klangregelungen an Amp und Gitarre fand ich einen Sound, mit dem ich in der allergrößten Not ein, zwei Songs auf der Bühne mitgespielt hätte. Wegen der Optik aber nur hinter einer spanischen Wand… Hätte am Amp liegen können, also habe ich verschiedene Akustikamps probiert. Das Ergebnis blieb konstant. Konstant schlecht. Mit dem Lipstick über Akustikamps klingt es nach einer billigen E-Gitarre über einen Akustikamp. Das klingt nicht gut und war zu erwarten, Lipstick = E-Gitarren-Pickup und Akustikamp sind selten gute Partner. Mehrere Akustikamps, gleiches Ergebnis. Nicht gut.
Also richtig „elektrischen Amp“ ans Kabel! Jetzt überrascht die Crafter, denn hier benimmt sie sich über den Piezo fast wie jede andere elektroakustische Gitarre. Falls jemand noch nie eine elektroakustische Gitarre an einen E-Gitarren-Amp angeschlossen hat, dem beschreibe ich das Klangerlebnis gern. Unnatürliche Höhen, grelle Mitten, hupende Bässe und der feste Vorsatz, das nie wieder ohne Not zu tun! Bei der Crafter hupten lediglich die Bässe nicht, was die Sache anders aber nicht besser machte. Letzter Test: Lipstick und „elektrischer Verstärker“. Das klingt einigermaßen brauchbar nach E-Gitarre im untersten Preissegment. Bißchen wie eingeschlafene Füße.
Fazit. Mit einem Akustikamp/P.A. bekommt man aus der Crafter mit Mühe und Not einen akustischen Sound, der nicht extrem unangenehm auffällt. Mit einem E-Gitarren-Amp klingt es nach billiger E-Gitarre. Der im Laden um mich rumschleichende Verkäufer schien schon so glücklich, weil ich mich halt länger mit dieser Gitarre beschäftigte. Der Grund für den doch etwas längeren Test war ganz einfach der Ehrgeiz, aus dieser Crafter doch etwas Brauchbares rauszuholen. Leider ging das nicht. Die Crafter SA-BK-G ist völlig unbrauchbar.
Noch einmal der Disclaimer: Es ging um meine Augen, meine Finger, meine Ohren und mein Geschmacksempfinden.
Gruß
erniecaster