DER Amp - Philosophie oder doch nur Theorie

Ha.Em

Power-User
5 Jan 2009
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N'abend zusammen,

ich bin ja einer der "Zuhause im stillen Kämmerlein aus reinem Spaß an der Freud' Gitarrenheld".
Nach viel GAS, Euphorie und noch viel, viel mehr Lehrgeld (Meine Güte, ich darf's gar nicht ausrechnen, oder meiner Frau sagen) bin ich jetzt seit langem mit einer Faber Gold-Top-Paula, einer PRS SE Custom und einem Helix LT rundum glücklich. Kein GAS. Seit Jahren. Einfach nur zufrieden.

Wenn ich Videos von Martin, ChrisShred, AndreG, Ruebe, Ollie, 335 und den anderen sehe/höre, staune ich Bauklötze und frage mich, warum Nuno Bettencourt berühmt ist, und die nicht.

Aber seit Jahren beschäftigt mich auch immer die gleiche(n) Frage(n):

Warum muss ich genau so klingen wie Mr. xy in Song yz?
Geht das überhaupt? Klingt denn jeder handverdrahtete AC 30 gleich?
Warum wird schon spekuliert das AXE FX zu verkaufen, nur weil es eine Ankündigung für einen AMP X gibt?

Wenn der SansAmp oder der POD einen geilen Klang liefern, warum muss ich dann einem anderen Heiligen Gral hinterherlaufen, oder besser hinterherzahlen?
Und wenn der AMP1 leider "nur fast" den originalen JCM-Sound?? liefert, warum muss ich den dann schlechtreden? Warum kaufe ich mir dann nicht einfach einen JCM 800?
Hört das GAS und die Suche nach "Dem Sound" nie auf, oder was steckt dahinter?

Bin gespannt auf Eure Ansichten.

Gruß

Horst
 
Hallo Horst,

also, was genau dahinter steckt weiß ich nicht.
Ich kann nur von mir reden. Ich konnte mir lange Zeit kein teures Equipment leisten.
Heute geht´s besser und ich leiste mir mehr. Was passiert jetzt, früher hatte ich 1-3 Gitarren maximal,
da war klar, welche wann zum Einsatz kommt.
Jetzt habe ich 10 E-Gitarren und ich ertappe mich häufiger, dass ich in Entscheidungsbedrängnis gerate.
Häufig sitz ich vor dem Amp und spiele Strat oder Suhr.....dann denke ich mir, wie klingt das gleiche nun eigentlich
mit der Anderson oder der Music Man.....dann tausche ich hin und her und das macht Spaß, ist aber letztlich sinnfrei.

OK. Was will ich damit sagen. Mehr Geld führt zu mehr Konsum. Man hat Sounds im Kopf, so wie es idealerweise klingen soll,
in der Regel sind das die Sounds, mit denen man groß geworden ist und denen eifert man bewusst oder unbewusst nach.

Vieles an Equipment ist letztlich nur ein neuer Aufguss dessen, was 1000 mal schon da war. Vieles ist auch ein Hype (der ganze
Vintage und Customshop Kram)….aber es macht Spaß, warum auch immer....es gibt schlechtere Hobbies!

Ob einen das nun musikalisch weiterbringt.....vielleicht etwas. Wenn man dadurch viel spielt und manches noch authentischer hinbekommt.....

Dann kommt aber die Frage: ist mehr Authentizität zugleich mehr Musikalität....;-). Interessiert das überhaupt? Warum muss man musikalisch sein, einfach gerne Gitarre Klampfen reicht doch aus....;-)

Im Prinzip ist Sound und damit Equipment ein Fetish…..
Der Pragmatiker, der sich in der Tat nur überlegt, was für einen Nutzen habe ich konkret, wird nicht einem Fetish folgen, sondern nur dem pragmatischem Vorteil.....

Ich habe aber das Gefühl, solche Typen diskutieren auch deshalb in keinen Foren.....

Und dazu kommt natürlich, dass der Markt überschwemmt wird mit Material.....

VG
Oli
 
Hallo Horst,

Danke für diesen schönen Ansatz bzw. die interessante Fragestellung, da gibt es sicher viele unterschiedliche Wege ...

Ollie hat einen mMn wichtigen und richtigen Aspekt ins Spiel gebracht:
ollie schrieb:
… Man hat Sounds im Kopf, so wie es idealerweise klingen soll …

Genau so ist das bei mir, deshalb schraube an was auch immer so lange, bis es wieder klingt, wie?! Genau, wie vorher!

Live muss mein Rig weder 1:1 wie irgendwer oder irgendwas anderes klingen. Das Zeug muss zuverlässig funktionieren, schnell einsatzfähig, gut tranportabel und gut klingend sein. Hab ich, mittlerweile seit fast 8 Jahren unverändert im Einsatz. Ab und zu sinniere ich über einen Generationenwechsel zu Kemper oder Helix, aber immer, wenn ich meinen Kram im Proberaum oder bei Gigs spiele denke ich: „Nö, passt gut, wird weiter gespielt …“. Hier also (weitestgehend) GAS-frei.

Andererseits gibt es One-Trick-Ponies, die einfach nur eine Richtung können, und das aber kompromisslos geil: Ich hab jahre-, ach was, jahrzehntelang Marshalls (2203) gespielt, das ist ein soo geiles Ding! Der Sound meiner Anfänge (der vielgelobte Amp1 ist da aus meiner Sicht keine Alternative). Oder der VOX AC 30 HH (50 Year Anniversary) – ein sagenhafter Amp. Der Soldano SLO (und auch der SL60). Will sagen: Wenn man einen bestimmten Sound mit dem bestimmten Spielgefühl haben möchte, ist das oft nur mit speziellem Material machbar. Muss jeder wissen, inwieweit man das braucht. Ich hab in der Richtung nix mehr im Bestand.

Und dann gibt es die Parameter „großes, stetig wachsendes Angebot am Markt“ und die „NeuGear“ (das maximale Interesse an Equipment):
Es macht einfach, auch unvernünftigerweise, immer mal Spaß, was Neues auszuprobieren. Da sind wir aber wieder bei „der Sound entsteht im Kopf“ und ich dreh dann solange an dem Kram, bis es wieder so klingt wie vorher. Ich hab (statt einer elektrischen Eisenbahn) immer noch ein paar Einzeltreter und ein, zwei "Nebenamps" (derzeit den HoTone Britwind und einen Fender HR Dlx III mit Celestion Century Vintage), einfach so, weils Spaß macht.

Ich würde zusammenfassen, dass man heute mit modernen Gerätschaften (Modeler/Profiler, PlugIns, Rack mit Vorstufe und Multi-Fx etc.) schon zu 95% (+) an hochqualitative Trademark-Sounds bei großer Flexibilität herankommt. Die letzten 3-5% Prozent werden idR unangenehm teuer, da muss jeder wissen, was ihm die nächstmögliche Annäherung an 100% wert ist.
 
Ich würde zusammenfassen, dass man heute mit modernen Gerätschaften (Modeler/Profiler, PlugIns, Rack mit Vorstufe und Multi-Fx etc.) schon zu 95% (+) an hochqualitative Trademark-Sounds bei großer Flexibilität herankommt
Jein…

Meine Erfahrung Röhre ist Röhre, das hat dann mit % Angaben weniger zu tun. Es sind zwei verschiedene Soundcharakteristiken und fühlt sich anders an.
Aktuell mache ich eine Kombi beim Recorden: JVM Send (damit greife ich die Vorstufe ab) und geh dann ins Interface....von dort aus geht es digital weiter in ein Plug In und verwende dies nur als Endstufe und IR.....
Klingt für mich deutlich anders als alle verwendeten Plug Ins und ist näher an dem Ampsignal…..
Ich bin aber auch ein Player, der sehr stark auf Wohlfühlgefühl reagiert. Wenn ich mich nicht wohlfühle spiele ich deutlich schlechter...

Meine Plug ins im Vergleich dazu klingen künstlicher, weniger griffig und weniger direkt und ich finde das schon einen deutlichen Unterschied (aber ich bin auch nach wie vor ein Fan meiner UAD Plug Ins - keinen Frage)....und live sind es Welten zwischen Mikro + Amp und Digitaltreter....


Nur meine Meinung....
 
Das ist zum Teil aus dem Markt erklärlich, es schwingt auch in Ollis Zeilen mit.

Die geburtenstarken Jahrgänge ("Boomer") sind Ü50, haben Kinder etc. geschafft und nun Zeit für ihr Hobby. Nicht wenige von denen haben auch einiges an Geld frei.

Natürlich verkauft man denen teure Gitarren ab 2.000 bis weit darüber hinaus und natürlich alle weiteren Komponenten. Dabei zieht besonders das Versprechen, dass man damit auch im Keller mit Supersound spielen kann, ohne dass der Hund im EG wimmert. Und dass man klanglich leicht alles zwischen Beano und EvH abrufen kann - was eben diese Jahrgänge besonders anspricht.

Und das hat sicher alles seine Berechtigung. Für mich persönlich ist es an meinen Wünschen vorbei, zu fremd- (= marketing-) getrieben. Ich hatte nie den Wunsch, im Keller zu Playbacks wie Eric Clapton, dann wie Neil Young und zwei Minuten später wie Gary Moore zu klingen. Zumindest nicht, seitdem deutlich über 16 bin. Speziell bei Amps haben die Entwickler, Programmierer und Verkäufer ja das Feld immens geöffnet, um dann wie zu klingen? Wie eine Les Paul über einen Marshall. :banana:

Ich hab eine Les Paul die ich immer spiele und einen kleinen Bogner-Amp, einen Booster, eine 1x12 Box mit Weber Alnico.
Ein zweites Set der gleichen Komponenten als Reserve in der Ecke stehen, aber das bräuchte ich nichtmal, ich tue es halt, weil ich es mir leisten kann und mir einbilde, so habe ich ein Backup für eventuelle technische Probleme (die es aber nie gibt). Das spiele ich zu Hause und in der Band.

Das ist alles und hat sich seit Jahren nicht geändert. Früher ziemlich oft, weil das oft billigeres Zeug dabei war, das fürs Geld gut war, aber eben nur fürs Geld und nicht gut. Wo ich jetzt klanglich bin bzw. sein könnte, ist das Zeug längst nicht mehr der Flaschenhals, sondern meine Fähigkeiten als Musiker.

Da ich am Sound-Wettbewerb nicht teilnehme und es auf YT sicher 20.000 16jährige gibt, die technisch mehr drauf haben, versuche ich, Songs zu schreiben und aufzunehmen, bei denen ein normaler Mensch mal mitsummt oder mit dem Fuß wippt. Das ist btw. auch absolut, was ich selbst mir als Hörer wünsche.

Dazu kommen inzwischen auch Nachhaltigkeitsgründe. Ich kauf nix mehr, weil es "neu entwickelt", "wirklich gut fürs Geld", "billig zu haben", "mal was Anderes" oder "eine nette Ergänzung/Abrundung/Vervollständigung", "jetzt in blau" ist. Sowas wirkt auf mich inzwischen eher abschreckend.
 
Hallo,

mir geht es wie Schnabel und Rübe: Ich habe alles, was ich brauche. Ich habe meine Vorstellungen von Gitarrensounds und von der Praktikabilität in meiner persönlichen Situation.

Manchmal schiele ich nach einem neuen Multieffektgerät oder Modeler, um mal wieder etwas zum Rumspielen zu haben. Ich lade mir dann die Bedienungsanleitung runter, lese ein wenig drin rum und verliere die Lust, es auch nur zu bestellen. Statt dessen spiele ich (allerdings auch immer seltener) am vorhandenen Equipment rum und lande dann aber auch wieder da, wo ich angefangen habe.

Dann ist da noch der alte Spruch "Wichtig is´ auf´m Platz" und da wird es schwierig. Wenn ich an Equipment herumspiele, sorry: "Equipment teste" oder sogar nur "anteste", höre und vor allem spiele ich anders als beim Spielen eines gesamten Songs, womöglich gar noch vor Publikum. Dann ist vieles einfach egal.

Gruß

erniecaster
 
Einen ziemlichen Einfluss hatte auf mich auch, dass hier jahrelang alle 14 Tage eine andere Sau mit viel Begeisterung durchs Dorf getrieben wurde. Mal der Fender Vaporizer, dann die H&K-Palette, dann die Balsaholz-Leicht-Eigenbaugitarre und so ziemlich jedes Zeug von Callaham über T-Rex bis Richard-Rider-Saiten. Aus Motiven, die ich teils überhaupt nicht verstanden habe. Hauptsache viel.

Bei den ersten fünf Malen glaubt man ja noch und zieht mit, bei 6. bis 20. zieht man sich schon zurück. Ab dem 20. Durchgang denkt man dann "wtf?".

Das hat mich persönlich egal bis gelassen gemacht.
 
Hallo zusammen,


Ich will ja einfach Spaß haben mit etwas, was ich als Hobby betreibe. Fragen nach Sinn oder Unsinn von Equipment stellen sich mir nicht. Da geht es nur darum, ob ich was haben will, oder nicht, komplett irrational und extrem emotional geleitet. Persönlich gehe ich da auch ehrlich gesagt eher nach Optik, wenn etwas geil aussieht und geil gearbeitet ist (subjektiv), dann ist das für mich - wenn es finanziell passt - der Hauptgrund für mich, etwas anzuschaffen. Ich glaube auch nicht, das die "Trefferquote" dadurch massiv viel schlechter ist, als hätte ich ein Stück Equipment über Stunden im Laden getestet und dann festgestellt, dass es zu Hause doch nicht so klingt, wie im Laden, oder mit der Band.

Inspirierende Klänge kann man aus allem herausholen.

Aber ich renne auch keinem Soundideal hinterher. Nach 10 Sekunden sind meine Ohren i.d.R. so angepasst (quasi frequenzkorrigiert :)), dass ich mich an fast alles gewöhnen würde, oder es so zurechtdrehen könnte, dass es mir passt um von dem Klang nicht negativ am Spiel behindert zu werden. Ist ja auch interessant mal andere Sounds zu spielen, als die, die man immer hört. Man übt ja auch nicht immer das, was man schon kann, sondern dass, was man eben noch nicht kann.

Es klingt ja auch alles jeden Tag immer etwas anders, ich denke, auch ein Modeller klingt (empfunden) nicht jeden Tag gleich, da wird Temperatur, Luftdruck und Gefühlslage schon genug Änderungen bringen.

Wenn ich jetzt in einer Top 40 Band spielen würde, professionell, dann ist das ein ganz anderer Schnack, da sollte man ja eher emotionslos rangehen. Aber dazu kann ich nichts sagen, sowas habe ich eben noch nie gemacht.

Vergleiche von Equipment, was besser ist, oder nicht, das kann auch Spaß machen, muss man sich aber auch leisten können/wollen, wenn das dann im Equipmentkarusellbetrieb endet.

Alles Gute!


Jonas
 
Moin,

in den Antworten wurde schon so viel gesagt, da ist eigentlich schon alles gesagt :-D

Mir fällt dazu nur noch etwas ein, was ich schon lange sehr merkwürdig finde.
In Sachen Sounds wird im ganzen Equipment Zirkus eigentlich ausschließlich nur noch reproduziert.
Das ganze Modelling, Profiling und z.B. auch die IR-Geschichte ist nur ein Kopieren von bereits vorhandenem.

Auch in Sachen Effekte ist das so. Ob einzelnes Pedal oder Multi, alles war in bester Qualität schon vorher da
und auch die abgefahrensten Presets in irgendwelchen Multis sind nur eine Kombination von diesen Dingen.

Der einzige Promotions-Ausweg ist da nur noch ein "noch authentischer" und ein "noch echter".
Spätestens mit dem erscheinen des AXE war aber alles schon so echt, wie es nur echt sein kann.

Mich verblüfft, dass das "noch authentischer" und "noch echter" offenbar aber immer noch zieht :?
Es geht immer weiter.

In Sachen Handhabung/Bedienung gibt es aber momentan schon noch so was wie Innovation, finde ich.
Die Mini-Amp Richtung a la Amp1 oder z.B. auch Modeller a la Helix plus kleiner leichter FRFR Monitore
für Leute, die viel unterwegs sind... das finde ich gut.
Die Bedienung der Modeller hat auch große Fortschritte gemacht hin zu leichter und schneller.

Und für Homerecorder gibt es mittlerweile den Himmel auf Erden. Ist so!

Aber das, was am Ende hinten rausschallt, das sind alles nur die alte Sounds.
Was anderes wollen die Leute in der Regel offenbar auch gar nicht haben.

Gruß Diet
 
diet schrieb:
Auch in Sachen Effekte ist das so. Ob einzelnes Pedal oder Multi, alles war in bester Qualität schon vorher da
und auch die abgefahrensten Presets in irgendwelchen Multis sind nur eine Kombination von diesen Dingen.

Da würde ich aber widersprechen. Richtig, das meiste ist Variation oder Soundoptimierung. Ein paar neue Sachen gibt es aber tatsächlich immer mal wieder.
Zumindest wüsste ich nicht, dass es so ein Granular Delay wie das Red Panda Particle, einen kombinierten Pitch-Shifter mit Looper wie das Count to 5, oder einen Mikrolooper wie das Chase Bliss Mood oder so ein Dingsda wie das EHX Mel9 vorher schon einmal gab. Im Bereich digitaler Effekte tut sich tatsächlich noch was an Innovation.
 
diet schrieb:
Der einzige Promotions-Ausweg ist da nur noch ein "noch authentischer" und ein "noch echter".

Genau das habe ich gemeint.

Scofield klingt anders als May, ein Bulldog-Lautsprecher anders als ein G12M. Da stellt sich mir als erstes die Frage, welches ist denn überhaupt "der echte" authentische AC30-Sound, der jetzt noch originaler reproduziert wird.
(Um den VOX mal als stellvertretenden Beispielamp zu nennen.)

Gruß Horst
 
Ja, es wurde irgendwie schon alles geantwortet hier.
Gute Gedanken finde ich.

Ich habe nun jahrelang auch alles mögliche ausprobiert, mir einfach die Gitarren irgendwo aufgetrieben, die ich schon immer mal wollte. Über vieles gefreut, vieles wieder verkauft.
Macht einfach Spaß.
Mittlerweile (seit 3 Jahren) bin ich bei alten Fender Gitarren angekommen.
Verkaufe nach und nach meine Japanfenders, die auch "gut" sind, aber nicht an die alten herankommen an Spielfreude und Sound.

Letztes Jahr wollte ich endlich mal wieder eine alte Fender Mustang von 1965, da ich eine solche vor Jahren mal hatte, aber aus diversen Gründen wieder verkauft hatte. ...was soll ich sagen, mittlerweile habe ich wieder 4 alte Mustangs von 65/66. :) Ich liebe es einfach, diese Gitarren zu spielen. Sie bringen mich auf weitere Songideen, inspirieren mich.
Werde demnächst wieder einige Gitarren verkaufen, so daß ich mich bei nicht mehr als ca. 20 Gitarren einpendle.
...wenn ich die eine oder andere Gitarre verkaufen möchte, sagt manchmal meine Freundin: "Aber doch nicht diiiie!!! Die sieht doch total toll aus, verkaufe doch eine von den langweiligen da!" (die langweiligen sind dann bei hr die guten Jaguars oder Mustangs)
...dann wird u.U. erstmal nicht verkauft. :)

Effekte: Ich spiele hauptsächlich nur meine Hallkisten als Effekt. Habe 3 Fender Reverbs und noch zwei no name Kisten. ...Letztendlich "bräuchte" ich nur eine natürlich. ...Jede Kiste klingt aber anders und optisch passen die drei Kisten zu drei alten Fender Amps jeweils... Das ist also alles Liebhaberei.

Ich habe mir in den letzten Jahren nur noch das Elektro Harmonix C9 Organ pedal besorgt, habe B9 und C9 ausprobiert und das C9 behalten. Das benutze ich weiterhin als netten Effekt bei manchen Songs live oder auch im Studio.

Neue Effekte: Ich hätte bei uns manchmal gerne noch ein Vibraphon. Habe letztes Jahr dieses Electro Harmonix Pedal gekauft mit diesem Effekt. Das klang aber kacke leider... also auch wieder verkauft.
Wenn es ein Pedal gibt, das es technisch hinbekommt mir das Gewünschte zu bieten, werde ich es wieder ausprobieren.

Amps: Habe mittlerweile noch 3 alte Fender brownface Amps von 61 bis 63, die alle, auch live, gespielt werden.
Und noch einen Marshall von 1987, falls ich wieder in einer anderen Krachband einsteige.
Das werde ich soweit alles behalten und pflegen und viel spielen.
 
Nashorn schrieb:
diet schrieb:
Auch in Sachen Effekte ist das so. Ob einzelnes Pedal oder Multi, alles war in bester Qualität schon vorher da
und auch die abgefahrensten Presets in irgendwelchen Multis sind nur eine Kombination von diesen Dingen.

Da würde ich aber widersprechen. Richtig, das meiste ist Variation oder Soundoptimierung. Ein paar neue Sachen gibt es aber tatsächlich immer mal wieder.
Zumindest wüsste ich nicht, dass es so ein Granular Delay wie das Red Panda Particle, einen kombinierten Pitch-Shifter mit Looper wie das Count to 5, oder einen Mikrolooper wie das Chase Bliss Mood oder so ein Dingsda wie das EHX Mel9 vorher schon einmal gab. Im Bereich digitaler Effekte tut sich tatsächlich noch was an Innovation.

Ok, da hast du recht.
Aber vielleicht werden wir uns einig, wenn wir das als Ausnahmen werten :hochfuenf: ;-)
 
Bei allem Wunsch nach Authentizität.....im Sound.....
Viel wichtiger ist sie beim Spiel selber.....
Ich hab mich bei den 50 Riffs (sh. Nachbarthread) genau darauf konzentriert, die Riffs sehr nahe am Original zu spielen...
auf einmal war der Sound im Detail nicht mehr so wichtig. Das klingt dann schon so.....
 
Noch zur Ergänzung, ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich schaff es nicht Gitarren zu verkaufen, die mich schon länger begleiten.
Ich hab zu den Instrumenten eine Beziehung aufgebaut. Selbst wenn ich die Gitarren nicht mehr so spiele und ich mittlerweile besserklingende Pendants habe.

Noch was zum eigentlichen Thema und zur eigentlichen Fragestellung, die aus meiner Sicht nicht beantwortet wurde:
warum beschreiten Gitarristen immer nur die ausgetrampelten Pfade (Stichwort: Sounds) und gehen keine neuen Wege.
Warum muss der Crunch wie ein Plexi, der High Gain wie ein Soldano, der amtliche Tele-Sound nur mittels Fender Amp erreichbar sein...und und und ....dass das so sein muss, sieht man ja an allen Digital-Amp Versionen. Es sind immer die gleichen Verdächtigen.....
Da geht es nur noch um noch näher am Orginal, bzw. Praktikabilität.

Das kann aus meiner Sicht nur damit zusammenhängen, dass die Gitarristik ihre Hochzeiten in den 60- 80er Jahren erlebt hat und seitdem eigentlich nur noch ein Nischendasein führt....aber daran sind auch die Gitarristen mit Schuld....
Die jetzigen Guitar Heroes sind über YT im Insiderkreis bekannt geworden. Haben ihre Stilistik breiter aufgestellt, sind meist technisch oberamtlich, spielen eigentlich keine neuen Sounds und der Normalo kennt sie nicht.....weil sie eben keine Hits haben.....

Meine unmaßgebliche Meinung....

VG Oli
 
Hallo,

ich hab mit "muss klingen wie" so gar nix am Hut:
Es muss ein Sound (egal ob clean, angeknuspert, crunch etc.) sein, der MIR zum jeweiligen Song gefällt. Klar ist man da konditioniert, aber ich weiß GsD in vielen Fällen gar nicht, mit welchem Amp welche historischen Aufnahmen im Original gemacht wurden.

Ich hab zB Sounds, die andere evtl. mit einem Vox AC30 in Verbindung bringen würden, mit komplett anderen Models erstellt. Insofern fände ich es klasse, wenn bei Modellern nur noch Bezeichnungen ohne Bezug zu einem Original Verwendung finden würden. So würde sicher manchem Gitarrist die Scheuklappen genommen werden ...

Das gilt auch für Gitarren: Ich mach fast alles mit einer Gitarre, und da sind "moderne brummfreie" Tele PUs drin. Egal, ob funky Licks, atmosphärische Cleansounds mit Delay und Hall oder fettes Overdrivebrett. One guitar fits all ... geht!

Die Racks in den 80ern waren da auch weniger auf klassische Amp-Vorgaben getrimmt: Die wenigsten Vorstufen hatten da direkte Bezüge zu alten Klassikern, man wollte da in dieser Richtung auch neue Wege gehen. Ich glaube, ohne die Racks der 80er (und solche Vorstufen wie Bogner Fish, H&K Access und Mesa TriAxxis) wären diese extremen Sounds a la Rectifier/Rammstein niemals zustande gekommen.

Wichtig ist ohne Frage, WIE man gewisse Sachen spielt:
Anschlag hart oder weich, Plektrum oder Finger, wenn Plektrum - hart oder weich etc.
Ich finde zB groovige Funkriffs kommen mit einem weniger harten Plektrum mit viel mehr "Anschlagsschmatz" ... und so richtig "silbrig-glänzend" klingt das Strumming auf einer Akustischen nur mit einem sehr dünnen Plektrum ... kann aber auch sein, dass nur ich das so wahrnehme.
 
Natürlich kann man alles mit einer Gitarre spielen und Sounds so verwenden, wie es einem Spaß macht.
Mach ich auch - ständig.
Aber ich mach auch das andere in der Coverband und bei manchen meiner Aufnahmen.
Da will ich es gut nachspielen und das es auch so klingt, aber natürlich mit meinen Stempel.
Beides kann man wunderbar bedienen.

...und Sounds sind natürlich konditioniert......und die fetten Racksounds der 80er hatten auch was.
Da war aber der Maßstab so zu klingen wie Luke und Co....;-)

Die Eingangsfrage war aber die Frage nach der Authentizität und Personality.....
 
Hallo,

mal so ganz OT noch eine Anmerkung...

Manchmal habe ich schon grobe Vorbilder in Sachen Sound, wir können es auch Klischee nennen und die beispielhafte Bezeichnung macht es verständlich. Bei mir war das die "Slash-Knocking on heavens door-Soloflöte" oder das "Still got the Blues-Paula-Gesinge".

Eines schönen Tages hörte ich das dann mal wieder anstatt mich immer nur an den Sound zu erinnern. Und siehe da, Slash hatte einen wirklich heftigen Anschlagsknack, den ich immer aus dem Sound raushaben wollte und Gary Moores Solo fand ich im Sound viel zu aggressiv und nicht im geringsten so singend, wie ich sie spielen wollte (nicht, dass ich einen der Songs gespielt hätte, es geht um die Soundvorstellung). Ich war enorm überrascht darüber, dass ich diese Sounds so völlig anders in Erinnerung hatte.

Meine "singende Soloflöte" habe ich danach nicht umgestellt sondern weiter in die Richtung entwickelt, die meiner fehlerhaften Erinnerung entspricht.

Ich rege daher an, sich wirklich mal wieder die alten Vorbilder anzuhören. Richtig hören, gute Boxen dazu, unbedingt etwas Muße. Es ist manchmal überraschend.

Gruß

erniecaster
 
ollie schrieb:
Die Eingangsfrage war aber die Frage nach der Authentizität und Personality.....

Stimmt, und genau den Punkt meinte ich mit

gitarrenruebe schrieb:
... ich hab mit "muss klingen wie" so gar nix am Hut: Es muss ein Sound ... sein, der MIR zum jeweiligen Song gefällt....


.... Das gilt auch für Gitarren: Ich mach fast alles mit einer Gitarre ... One guitar fits all ... geht!

Das ist für mich die Essenz von "personality"
 
Das ist für mich die Essenz von "personality"

ja, das stimmt.

Ich denke, man sucht sich auch musikalische Betätigungsfelder, die einem persönlich am meisten liegen.
So ein rigid reklementiertes Coverprojekt wäre für dich auch weniger was.

Auf der anderen Seite, wenn man der Typ ist, der gerne klare Vorgaben und Strukturen braucht, dann passt ein möglichst exaktes Reproduzieren ebenfalls zur Personality.

Insofern kann man pauschal auch wiederum nicht sagen, die möglichst freie Entfaltung ist per se "mehr personality".....

Aber es ist ein Zeichen von Reife, zu wissen was man will und was zu einem am besten passt.
Im Prinzip (und jetzt wird's philosophisch) ist das ganze Leben geprägt vom "Finden zu sich selbst".....
und das ist natürlich auch in der Musik so.

...viele folgen nur dem Trend und tun was angesagt ist.....
 
ollie schrieb:
Im Prinzip (und jetzt wird's philosophisch) ist das ganze Leben geprägt vom "Finden zu sich selbst".....

Das stimmt so aber in letzter Konsequenz hieße das, Stillstand.
Daher habe ich auch Respekt vor den Leuten, die statt irgendwann "ankommen" sich lieber dann und wann frisch inspirierend neu umwirbeln lassen möchten.


Ich spiele seit 18 Jahren denselben Amp und seit 7 Jahren denselben Zerrer davor.

1. Das die Stimme, mit der ich sprechen möchte.
Ich mag es, wenn eine Gitarre viel spielerische Variation einerseits aber ein durchgehendes Timbre andererseits hat. So wie ein guter Sänger. Dass jemand seinen Sound mal nach Vox, mal nach Rectifier modeliert, ist für mich als ob ein Sänger durch ein Gerät singt, was ihn mal nach Celine Dion, mal nach Lemmy klingen lässt. Das ist nett als Gimmick aber ein musikalischer Ausdruck sollte auch eine Persönlichkeit haben.

2. Das ist mein Klang-"Zuhause", mein Normal-Null. Ich kenne jeden Millimeter Regelweg und kenne diesen Klangraum. Meine Art, die Gitarre zu spielen, das Spiel zu verändern und am Instrument Einstellungen auszuwählen, ist auf dieses Setup komplett eingenordet. Ich spiele nicht mein Instrument durch Effekte und Verstärker. Ich betrachte das gesamte Set-Up als mein Instrument. Und ich liebe es.

Ich kann auch etwas anderes spielen, fühle mich dann aber so, als hätte ich eine für jemand anders maßgeschneiderte Hose an. Klar geht das, aber hier ist es zu eng, da zu weit...


Ich finde (auch als Außenstehender) den gesamten Modelling Kram super und spannend.
Aber ich kann jetzt nicht sagen, dass man dadurch mehr besonders spannende neue Klang-Persönlichkeiten gefunden hätte und dass Musik jetzt viel geiler klingt dadurch als vorher.
 
Ja, alles berechtigte Fragen... und Antworten. Meine Erklärung wäre, jeder hat so‘n bisschen andere Gründe wieso er Gitarre spielt... Die einen verdienen Geld mit ihrem Spiel, die anderen machen‘s aus Hobby, dazu jew. andere Vorbilder etc. Und wir alle reagieren emotional unterschiedlich auf unterschiedliche Musik..., die einen sind erfahrener, die anderen nicht und daher suchen sich die einen den Weg über immer wieder neues Equipment und die anderen sind angekommen. Gibt keine Regeln und kein falsch, blöd oder richtig.... Na ja, und wir sind auch alle Wirtschaftsfaktor und die wissen schon, wie sie uns packen und uns die Kohle aus der Tasche ziehen :)

Mir persönlich ist das ganze Gerede um Modelling etc. in letzter Zeit auch ein bisschen zu viel geworden... aber zu den Röhrenamps ist hier und woanders, so glaube ich, auch bereits alles gesagt - da passiert halt nicht viel Neues.
 
groby schrieb:
Das die Stimme, mit der ich sprechen möchte.
Ich mag es, wenn eine Gitarre viel spielerische Variation einerseits aber ein durchgehendes Timbre andererseits hat. So wie ein guter Sänger ... ein musikalischer Ausdruck sollte auch eine Persönlichkeit haben.

Sehr gut, genau das finde ich auch, strebe es für mich an, habe es bisher aber noch nie so klar und schlüssig formulieren können.
Ich stehle das von Dir.

Alle Gitarristen, die ich verehre habe genau diese Stimme: Ritchie Blackmore, Neal Schon, John Mayer, Warren Haynes, Richie Kotzen, Joey Landreth.

Deswegen macht es für mich auch keinen Sinn, die Stimmfindung/Stimmbildung auf 6 Komponenten zu verteilen (Pedale, Preamp/Modeller, noch mehr Pedale, Endstufe, Speakerimitation, Monitor), die insgesamt 700 Parameter erlauben. Da finde ich nix, das verwirrt mich nur.
 

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