Dimebag Darrel ... R.I:P.

cook":2jaw7sus schrieb:
Abgesehen davon sind nicht alle Fans dieser Art von Musik Satanisten. Ich selbst bin einfach nur faziniert von der dichten Stimmung, die einige Band erzeugen können. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, meinen Zivildienst in einer Kirchengemeinde zu leisten. Pantera hatte meines Wissens mit Satanismus eh' nichts am Hut. Deshalb versteh' ich die Diskussion hier überhaupt nicht.

Dem Musiker die Schuld für diese Tat zuzuschreiben halte ich für genau so absurd, wie einem Vergewaltigungsopfer die aufreizende Kleidung vorzuhalten. Klar wollte sie mit dem tiefen Ausschnitt Männer anmachen. Vielleicht war sie sogar auf einen one-night-stand aus. Aber nichts von dem rechtfertigt das Verbrechen. Bei Dimebag war es nicht anders. Klar hat er aggressive Musik gemacht. Vielleicht hatte er auch nichts gegen eine gelegentliche Klopperei einzuwenden. All das rechtferigt aber nicht den Mord.

Hallo Cook,

niemand, der klar bei Sinnen ist, wird einen Mord rechtfertigen wollen. Überlege noch einmal, was Du da geschrieben hast.

Unser Recht auf Selbstbestimmung ist ein hohes Gut. Es kollidiert oft mit unserem Selbsterhaltungstrieb. Dann muss ich mich entscheiden, was mir wichtiger ist.
Natürlich darf ich mit eine Nikon um den Hals durch Jahannesburg gehen und nicht alle Südafrikaner sind Mörder.
Natürlich kann ich als blondierter Weißer im Zweireiher durch die Bronx gehen und nicht alle Schwarzen sind Rassisten.
Natürlich kann nich im Minirock durch schlecht beleuchtete und beleumdete Viertel laufen und nicht alle Männer sind Vergewaltiger.
Natürlich kann ich im Stars und Stripes T-Shirt durch Bagdad flanieren und nicht alle Iraker sind ....
Einer reicht, um zu sterben.

Mit keiner Silbe habe ich das "selber schuld" Lied angestimmt, denn mir sind Mörder genauso zu wider, wie allen anderen sozialisierten Menschen. Aber wir dürfen nicht so tun, als stände unser Tun frei von jeder Verantwortung und Konsequenz.
Ich weiß, junge Leute finden eine solche Auffassung konservativ, aber unser Recht auf Selbstbestimmung entbindet uns nicht von der Verantwortung für uns und andere. Im Gegenteil. Je größer der Einfluss des einzelnen auf die Welt wird, desto größer wird seine Verantwortung und sein Risiko.
Das ist das Eine, was ich schrieb.
Und das andere bezog sich auf jeden Menschen: Es ist gefährlich, mit den bösen Mächten zu spielen. Dies ist meine Überzeugung als Atheist.
 
Du hast dich gewundert, dass Zuschauer bei gewissen Konzerten so friedlich bleiben. Das hab ich durchaus so verstanden, dass du der Meinung bist, dass es einige Musiker 'drauf anlegen'. Scheinbar habe ich das falsch verstanden, was aber nichts an meiner Überzeugung ändert, die hinter dem Posting stand.

Wenn du implizit in deinem letzten Satz jede Religion als "Spiel mit dem Bösen" abqualifizierst, dann weiß ich nicht so recht, wie wir da weiter diskutieren wollen. Aber das gehört wahrscheinlich auch gar nicht hierher.

Also nix für ungut,
Michael
 
ich glaube, Walter meinte das so:

Sein Wissen, dass es gefährlich ist, mit bösen Mächten zu spielen, ergründet sich nicht aus religiösen Vorstellungen oder biblischen Schilderungen aus der Hölle ;), sondern auf Erfahrungen als aufgeklärter Atheist.
 
Och, wollt Ihr die interessante Diskussion wirklich schon beenden?
Ich hätte doch so gern noch von W°° gewusst, was für ihn als Atheisten die "dunklen Mächte" sind - ohne Flachs jetzt, das ist bestimmt keine leicht zu beantwortende Frage!
 
Hi,

ich verstehe nichts von "dunklen Mächten", auch nichts von Vershaltensmustern der Atheisten.
Aber von Kriminologie verstehe ich etwas. Und in diesem Zusammenhang fällt mir eine wissentschaftlich fundierte Untersuchung des Kriminologischen Instituts Niedersachsen ein.

Die beweist, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gewalt, z.B. in Vidios, und agressivem Verhalten besteht. Wer Gewalt unkritisch konsumiert neigt nach einiger Zeit vermehrt zu gewalttätigem Verhalten; denn die Gewalt wird plötzlich als normal akzeptiert.
Nur zur Abgrenzung: Nicht jeder, der gewaltverherrlichende Filme schaut, wird irgendwann zum Mörder. Aber: Gewalt hat viele Gesichter, sie kann sich auch in anderer Form zeigen, verbal zum Beispiel.

Provokation ist auch und gerade in der Kunst ein anerkanntes Stilmittel. Sie soll zum Nachdenken anreden.
Auch Musiker mögen dieses Stilmittel anwenden. Dann müssen sie aber auch deutlich machen, dass sie provozieren und darüber zur Diskussion anregen wollen. Unterlassen sie dieses, können sie durchaus nicht nur falsch verstanden, sondern als nachahmenswert aufgefasst werden. Und dann ist nicht mehr auszuschließen, dass jemand zum Opfer wird.

Allerdings kann ich mir nicht recht vorstellen, dass der Kommerz nicht seine Hände im Spiel hat.
Was der Kommerz aus Künstlern macht, ist seit langer Zeit und immer wieder höchst sinnentstellend.

Ein Bespiel ist Jimi Hendrix: Er war - bevor er als sich als Musiker einen Namen machte - freiwilliger und überzeugter Soldat in der 101 US-Luftlandedivision. Darauf war er stolz, denn diese Division gilt als berühmt, weil sie bei der Invasion in der Normandie viele Gefallene zu beklagen hatte. Hendrix kam nur deshalb nicht zum Gefechtseinsatz, weil er sich bei einem Übungssprung beide Füße brach und deshalb ehrenhaft aus der Armee entlassen werden musste. Sein berühmtes "Purple Haze" war aus seiner Sicht eine Hommage an seine Kameraden, die mittlerweile in Vietnam ihren Dienst verrichteten. Weil sich derartiges aber nicht an die friedliebenden Hippies jener Tage verkaufen ließ, haben seine Manager den Song schlicht zum Antikriegslied umpropagiert. Und schon war der gute Ruf des Hendrix als Antikriegsheld in die Welt gesetzt und das große Scheffeln ging weiter.
Wer will, kann das in den seriösen Biographien über Hendrix nachlesen. Es werden dort noch weitere Machenschafen der Musikindustrie geschildert, die äußerst ablehnenswert sind.

Zur Entschuldigung der Musiker kann man allenfalls sagen, dass Musiker sich kaum dem Kommerz entziehen können. Es sei denn, sie finden eigene Wege ihre Musik/Kunst/Überzeugung zu propagieren.

So bedauerlich es ist, manche Musiker konnten sich der Gewalt in den Ghettos nur anpassen und dort nur durch eigene Gewalt überleben. Wer so von Kindheit an sozialisiert wird, wird nicht nur durch Erfolg als Musiker vom Saulus zum Paulus. Und auch deshalb ist manche Musik gewaltverherrlichend. Auch die schon angesprochenen rechtsradikalen Überzeugungen finden über die Musik durchaus einen Weg, sich in die Gesellschaft einzuschleichen. Und plötzlich sind sie ganz "normal", weil irgendwie immer schon dagewesen...

Für mich sind das die "Dunklen Mächte", nämlich jene Leute, die um des Geldverdienens Willen keine Grenzen kennen, Mode bzw. Trends in die Welt setzen und in Kauf nehmen, dass ihre Mitmenschen in vermeidbare Gefahr geraten. Und wenn man damit keine Kohle mehr verdienen kann, dann soll doch die Gesellschaft zusehen, wie sie die Folgen wieder los wird.

Diese "Dunklen Mächte" haben dann ja genug Geld, um sich Bodyguards zu leisten.

Und zu den anderen, den "Überzeugungstätern"? Kann ich mit Worten nichts zu sagen, gebt mir einen Eimer...

Gruß
frank
 
frank":1ks5noi5 schrieb:
Hi,

ich verstehe nichts von "dunklen Mächten", auch nichts von Vershaltensmustern der Atheisten.
Aber von Kriminologie verstehe ich etwas. Und in diesem Zusammenhang fällt mir eine wissentschaftlich fundierte Untersuchung des Kriminologischen Instituts Niedersachsen ein.

Die beweist, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gewalt, z.B. in Vidios, und agressivem Verhalten besteht. Wer Gewalt unkritisch konsumiert neigt nach einiger Zeit vermehrt zu gewalttätigem Verhalten; denn die Gewalt wird plötzlich als normal akzeptiert.
Nur zur Abgrenzung: Nicht jeder, der gewaltverherrlichende Filme schaut, wird irgendwann zum Mörder. Aber: Gewalt hat viele Gesichter, sie kann sich auch in anderer Form zeigen, verbal zum Beispiel.

Provokation ist auch und gerade in der Kunst ein anerkanntes Stilmittel. Sie soll zum Nachdenken anreden.
Auch Musiker mögen dieses Stilmittel anwenden. Dann müssen sie aber auch deutlich machen, dass sie provozieren und darüber zur Diskussion anregen wollen. Unterlassen sie dieses, können sie durchaus nicht nur falsch verstanden, sondern als nachahmenswert aufgefasst werden. Und dann ist nicht mehr auszuschließen, dass jemand zum Opfer wird.

Allerdings kann ich mir nicht recht vorstellen, dass der Kommerz nicht seine Hände im Spiel hat.
Was der Kommerz aus Künstlern macht, ist seit langer Zeit und immer wieder höchst sinnentstellend.

Ein Bespiel ist Jimi Hendrix: Er war - bevor er als sich als Musiker einen Namen machte - freiwilliger und überzeugter Soldat in der 101 US-Luftlandedivision. Darauf war er stolz, denn diese Division gilt als berühmt, weil sie bei der Invasion in der Normandie viele Gefallene zu beklagen hatte. Hendrix kam nur deshalb nicht zum Gefechtseinsatz, weil er sich bei einem Übungssprung beide Füße brach und deshalb ehrenhaft aus der Armee entlassen werden musste. Sein berühmtes "Purple Haze" war aus seiner Sicht eine Hommage an seine Kameraden, die mittlerweile in Vietnam ihren Dienst verrichteten. Weil sich derartiges aber nicht an die friedliebenden Hippies jener Tage verkaufen ließ, haben seine Manager den Song schlicht zum Antikriegslied umpropagiert. Und schon war der gute Ruf des Hendrix als Antikriegsheld in die Welt gesetzt und das große Scheffeln ging weiter.
Wer will, kann das in den seriösen Biographien über Hendrix nachlesen. Es werden dort noch weitere Machenschafen der Musikindustrie geschildert, die äußerst ablehnenswert sind.

Zur Entschuldigung der Musiker kann man allenfalls sagen, dass Musiker sich kaum dem Kommerz entziehen können. Es sei denn, sie finden eigene Wege ihre Musik/Kunst/Überzeugung zu propagieren.

So bedauerlich es ist, manche Musiker konnten sich der Gewalt in den Ghettos nur anpassen und dort nur durch eigene Gewalt überleben. Wer so von Kindheit an sozialisiert wird, wird nicht nur durch Erfolg als Musiker vom Saulus zum Paulus. Und auch deshalb ist manche Musik gewaltverherrlichend. Auch die schon angesprochenen rechtsradikalen Überzeugungen finden über die Musik durchaus einen Weg, sich in die Gesellschaft einzuschleichen. Und plötzlich sind sie ganz "normal", weil irgendwie immer schon dagewesen...

Für mich sind das die "Dunklen Mächte", nämlich jene Leute, die um des Geldverdienens Willen keine Grenzen kennen, Mode bzw. Trends in die Welt setzen und in Kauf nehmen, dass ihre Mitmenschen in vermeidbare Gefahr geraten. Und wenn man damit keine Kohle mehr verdienen kann, dann soll doch die Gesellschaft zusehen, wie sie die Folgen wieder los wird.

Diese "Dunklen Mächte" haben dann ja genug Geld, um sich Bodyguards zu leisten.

Und zu den anderen, den "Überzeugungstätern"? Kann ich mit Worten nichts zu sagen, gebt mir einen Eimer...

Gruß
frank

das meisste hier kann ich einfach nur abstreiten, ich habe viele gewaltspiele gespielt und mache dies hin und wieder immer noch ganz gern und toete nicht einmal insekten, weil diese mir dann leid tun (muecken ausgenommen - schaf geht vor :D ), das gleiche gilt fuer einen riesigen bekannschaftskreis, dein post klingt typisch nach 'hab ich gehoert und wird gesagt', nichts fuer ungut, ich finde diese debatte sowieso nicht gut, jedenfalls nicht in diesem thread und dieses thema ist sowieso schon tausend mal durchgekaut worden, aber in ein paar jahren wird das alles genauso harmlos wie der rock 'n' roll jetzt sein, dafuer wirds was neues geben, dem die schuld fuer schlimme taten und ereignisse in die schuhe geschoben wird, anstatt mal jeder auf seinen naechsten achtet, ihn respektiert usw... DANN waer die welt um einiges besser, trotzdem schoener und informativer post, frank,
gruesse,
dennis
 
Eigentlich sollte mein Amen ja endgültig sein. Ich will aber noch etwas anfügen. Frank, du hast sicher nicht unrecht. Worum es mir ging war, dass es vor ein paar Tagen leider den falschen getroffen hat. Pantera waren keine Musterknaben, aber sie haben genau das geleistet, was du in deinem letzten Posting von den Industrie gefordert hast. Sie haben sich mit ihrer Umwelt auseinandergesetzt und Gewalt nicht um der Gewalt willen gepredigt. Zur Illustration zitiere ich einmal einen Teil aus Strength Beyond Strength von dem Album Far Beyond Driven, das meine erste Begegnung mit Pantera (und exremer Musik im Allgemeinen) war:

There is nothing. No education. No family life to open my
Arms to. You'd say that my job is today, yet gone tomorrow.
I'll be broke in a gutter.
I know the opinion. A broken record. Fuck you and your
College dream. Fact is, we're stronger than all.
You're working for perfect bodies, perfect minds and perfect
Neighbors. But I'm helping to legalize dope on
Your pristine streets and I'm making a fortune.
You're muscle and gall. Naive at best. I'm bone, brain and
Cock. Deep down stronger than all.
A sad state of affairs. A crippled America. A pipe dream
Buttfucked. Immune. Stronger than all.

Über die Wortwahl kann man sich freilich streiten. Aber man kann sicher nicht *ab*streiten, dass eine Message und reichlich Gesellschaftskritik dahinter steckt. Linguisten dürfen mich gerne widerlegen.
 
@frank: Interessanter Beitrag, für mich bleiben trotzdem ein paar Fragen offen:
1. Der Zusammenhang zwischen konsumierter und ausgelebter Gewalt ist lang nicht so eindeutig, wie Du es hier darstellst - es sei denn, diese neue Studie würde wirklich bahnbrechend Neues offenbaren.
Meines Wissens nach (bitte korrigiere mich) ist keineswegs bewiesen, daß Gewaltkonsumenten gewaltätig werden und nicht vorher gewalttätig waren und sich durch entsprechende Medien einfach angezogen fühlen.
2. Das lächerlich-peinliche Image gewisser erfolgreicher Metalbands als gewaltverherrlichend zu bezeichnen empfinde ich als übertrieben. Die wenigen gefährlichen "Satanisten" wurden meines Wissens nach aus dem Verkehr gezogen.
Im Zweifelsfall: Wer entscheidet, wann künstlerische Freiheit aufhört?
3. Die Kapitalismus-Diskussion: Schuld sei die Industrie, behaupten die Kritiker - Schuld seien die Konsumenten, die diese Produkte wollen, und es fände sich eben immer jemand, der dieses Bedürfnis auch decke, so die Industrie.
Vermutlich liegt die Wahrheit wie häufig irgendwo dazwischen.
Schon jetzt neugierig auf eine Antwort,
mit besten Grüßen,
donlimpio
 
donlimpio":3vymuh3p schrieb:
Och, wollt Ihr die interessante Diskussion wirklich schon beenden?
Ich hätte doch so gern noch von W°° gewusst, was für ihn als Atheisten die "dunklen Mächte" sind - ohne Flachs jetzt, das ist bestimmt keine leicht zu beantwortende Frage!

Moin,

die Frage ist doch: Was bewegt uns? Wie und warum?
Ich habe als Teenager Carlos Castaneda gelesen und nachgebetet. Drogenkonsum war eine Form der Selbstfindung. Die "Selbsterfahrung" ging so weit, dass wir uns in schlimmen und auch in bedauernswerten Zuständen wiederfanden. Die dunkle Macht ist ein Teil meiner selbst. Alle Formen des üblen Miteinanders sind nicht nur da draußen - sie sind auch in mir! Darum gieße ich mein Plänzchen Seele. Sie soll nicht bungee springen und nicht house runnen. Sie soll nicht angeschrien und grell angeleuchtet werden. Es tut ihr nicht gut.
Ich weiß nicht, wie stabil andere Pflanzen sind.
Meine muss gepflegt werden.
 
Hi,
ich antworte gern:

littlewing":2439ncfv schrieb:
das meisste hier kann ich einfach nur abstreiten...
Prima, dass Du gut und stabil sozialisiert bist. Du bist in der Lage, Fehlverhalten zu erkennen und Dich entsprechend zu verhalten. Das spricht nicht nur für Dich, sondern auch für alle Personen, die in den wesentlichen Phasen Deiner Sozialisierung positives Verhalten vorgelebt haben.
Andere Menschen haben nicht „Erzieher“ mit einem derartigen Verantwortungsgefühl gehabt.
Die Folgen sind in aller Regel mehr oder weniger schlimm.

Natürlich muss man immer wieder auf`s Neue diskutieren, was man für falsch hält. Oder sollen wir auch aufhören, z.B. die Umweltverschutzung zu kritisieren, weil sie schon lange genug angeprangert worden ist?

cook":2439ncfv schrieb:
...Worum es mir ging war, dass es vor ein paar Tagen leider den falschen getroffen hat...
Cook, glaube mir, ich habe so viel gesehen, dass ich nicht (mehr) darüber urteile, ob jemand schuldig oder unschuldig zu Opfer wurde. Es gibt den Begriff Opfer- Prädestination. Polizisten werden überproportional oft Opfer von Straftaten. Nur Leute, die mit Geld zu tun haben, werden beraubt, und Prostituierte werden überproportional oft Opfer von Sexualdelikten. Du merkst, worauf ich hinaus will. Wer sich in Gefahr begibt, muss damit rechnen, dass etwas schief gehen kann. Dafür, dass man sich in diese Gefahr begibt, gibt es ganz unterschiedliche Motivationen, der ausgeübte Beruf ist nur ein Grund von vielen. Und dann gibt es noch diejenigen, die ohne eigenes Dazutun in Gefahr geraten, z.B. Kinder / sexueller Mißbrauch. Nein, darüber hinaus über die Schuld von Opfern zu urteilen, ist nicht mein Weg. Opfer kann ich nur bedauern.

donlimpio":2439ncfv schrieb:
@frank: Interessanter Beitrag, für mich bleiben trotzdem ein paar Fragen offen:…

Mal sehen, ob Dir diese Antworten reichen:
Zu 1.: In gewissen Sinn hast Du recht. Neben der Intelligenz kommen allerdings auch hier weitere Faktoren zusammen, die mehr oder weniger starken Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen ausüben. Wenn einer dieser Faktoren sich verändert oder wegfällt, wird sich das individuelle Verhalten ganz anders darstellen.
Vorgelebte Gewalt - dabei ist es unerheblich, ob sie real oder nur „nur“ in Filmen oder sonstwie vorgelebt wird - ist ein wesentlicher Faktor. In Filmen wird die Gewalt in aller Regel von den „guten Helden“ angewendet, um den „Bösen“ aus der Welt zu schaffen. Weil sich der Betrachter mit den „Guten“ identifiziert – wer mag schon die „Bösen“ gern – wird auch die Gewalt als sozial anerkanntes Mittel akzeptiert, denn sie wird ja „nur“ benutzt, um etwas Übles zu beseitigen. Der Held an sich ist stets sympathisch und entwickelt sich zum Ideal.
Im seinem realen Leben entscheidet dieser Betrachter, was „böse“ ist. Ist er lange genug beeinflusst, wird er seinem Idealbild folgend mehr oder weniger aggressive „Problemlösungsstrategien“ entwickeln. Wie gewalttätig sich diese äußern, hängt von den anderen Faktoren, vom Erfolg der Strategie und auch davon ab, ob und in welcher Weise er korrigiert wird. Hier Prognosen zu stellen, ist ausgesprochen schwierig. Die Rückfallquote bei verurteilten Gewaltverbrechern zeigt das deutlich.

Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, die Altersbeschränkungen vorsehen, und heute vergleichbare Einrichtungen der PC-Spiele-Hersteller, haben einen durchaus anerkannten, wissenschaftlich belegten Hintergrund. Ob die verhängten Alterbeschränkungen ausreichend sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Auch interessant: Die Selbstkontrollen sind von der Wirtschaft - wie der Name sagt - freiwillig eingeführt worden. So ganz stimmt das aber nicht. Mit der "freiwilligen" Einführung sind sie nur den angedrohten und viel unangenehmeren Gesetzen zuvor gekommen. Warum wohl investiert die Wirtschaft Geld in solche Institutionen?

Zu 2.: Dein Hinweis auf das lächerlich-peinliche Image mancher Bands spricht für Dich. Doch bedenke, vor allem manch ein Fan beurteilt das Image dieser Bands ganz anders.

Welcher „Satanist“ ist gefährlich, warum sollten es nur wenige sein? Wer sollte sie aus dem Verkehr gezogen haben vor allen Dingen auf Grund welcher Rechtsgrundlage?

Diese Fragen führen direkt zum Grundgesetz, nämlich zu Art. 2 (Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht…) und zu Art. 5 (u.a. Freiheit der Kunst).
Diese beiden Grundrechte werden sehr großzügig ausgelegt. Und weil kaum zu beurteilen ist, ob jemand aus anderen Motiven als aus künstlerischem Interesse handelt, wird nur selten eine Einschränkung vorgenommen. Ausnahmen finden sich vor allem im Bereich der Rechtsradikalen. Wesentlicher Grund dafür ist, dass sie entweder verbotene Nazisymbole öffentlich zeigen oder unverhohlen die Auschwitzlüge verbreiten, zum Völkermord aufrufen u.s.w.

Die einzige Institution, die über die künstlerische Freiheit entscheiden und sie ggfls. einschränken kann, ist die Justiz. Die ist allerdings an Recht und Gesetz, und dazu gehört vor allem das Grundgesetz, gebunden. Und oft kommt, was kommen muss: Im Zweifel für den "Künstler".
Wem das nicht reicht, der muss eigenverantwortlich für sich selbst entscheiden, was Kunst ist. Alles andere kann er meiden. Schließlich muss das Unkraut, das im Garten nicht wachsen soll, nicht auch noch gedüngt werden.

Zu 3. der Kapitalismus-Diskussion:
Nein, die Wahrheit liegt nicht dazwischen. Die Frage – wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei – kann man diesmal durchaus eindeutig beantworten.
Dazu möchte mal auf ganz anderer Ebene argumentieren:
Ich gehe davon aus, dass wir darüber einig sind, dass die Organisierte Kriminalität das Rotlicht-Milieu beherrscht. In ihrer Sendung „Wa(h)re Liebe“ stellte Lilo Wanders in einer „Infoserie“ regelmäßig Bordelle vor. Wie menschlich es dort immer zuging, wie freiwillig die Frauen dort ihrem Job nachgingen. Und Zuhälterei und all die anderen damit verbundenen kriminellen Erscheinungsformen gibt`s dort auch nicht.
Erstaunlich, denn wer wie ich in polizeiliche Ermittlungen gegen Zuhälter involviert war, hat einen ganz anderen Erfahrungsschatz. Und alle anderen haben ausreichend Wissen aus Zeitungsberichten pp., die der Wirklichkeit sehr nahe kommen. Sollte Lilo Wanders wirklich die einzige sein, die über die tatsächlichen Verhältnisse nicht informiert ist? Ober spekuliert sie mit der anderen Seite in unserer (doppelmoraligen) Gesellschaft, nämlich dem Bedürfnis nach der Ware Liebe? Denn insbesondere mit den unterschwelligen Bedürfnissen kann man Geld verdienen. Nicht nur, das Lilo und ihr Team Geld mit dem Elend von Frauen (und Freiern) machen. Letztlich sorgt sie dafür, dass sich die Organisierte Kriminalität durch die unkritische bzw. verlogene „Berichterstattung“ in jedes Wohnzimmer Einzug halten kann und dadurch in nie da gewesener Weise hoffähig gemacht wird. Weitere Folge ist, dass die Bekämpfung der OK dauerhaft erschwert wird, weil eine ihrer Erscheinungsformen in der Bevölkerung zunehmend als normal empfunden wird, Akzeptanz findet.

Auch an diesem Beispiel wird deutlich, dass der Kommerz aus ausschließlich finanziellem Interesse rücksichtslos Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung nimmt. Mit feinem Gespür sucht und findet er unablässig latente Bedürfnisse und wandelt sie in klingende Münze um.

Ich mag die Art, mit der Walter argumentiert. Er weiß um das Vorhandensein verborgener Sehnsüchte. Er ahnt, dass, würde er ihnen hemmungslos nachgeben, er sich selbst und anderen schaden könnte. Und so nimmt er seine ganze, stetig wachsende Lebenserfahrung und zügelt sich, wo es ihm nötig erscheint. Das nenne ich Verantwortung übernehmen.

Man muss nicht jeden Trend mitmachen, aus einem, den man als falsch erkannt hat, kann man wieder aussteigen.
Walter und ich gehören noch zu der Generation, die die Eltern fragte, warum sie im 3. Reich mitgemacht haben. Vergleichbares wird uns nicht passieren. Allenfalls, dass wir gefragt werden, warum wir nicht genug dagegen getan haben. Und das finde ich ausgesprochen beruhigend.

Gruß
frank
 
@Walter: Vielen Dank, das ist wirklich sehr inspirierend.

@frank: Auch Dir vielen Dank

Zu 1: Schon recht, dieser Effekt besteht. Ich bin keineswegs ein Anhänger von gewalttätigen Medien, ganz im Gegenteil, mir mißfallen entsprechende Filme allerdings meistens eher aus ästethischen Gründen; für Computerspiele bin und war ich nie zu gewinnen. Trotzdem glaube ich nicht, das man allein durch den Konsum solcher Medien plötzlich zum Gewalttäter mutiert, ohne daß man entsprechende (mit unter pathologische) Veranlagung mitbringt.
Der Konsum sollte eben im Idealfall nur Erwachsenen möglich sein, die auch die nötige psychische Stabilität mitbringen. Wie er Jugendschutz im einzelnen auszusehen hat, ist eine Diskussion wert.

zu 2: Ich bezog mich auf selbsterklärte "Satanisten" (was immer das genau bedeuten mag), die vor einigen Jahren in Skandinavien dazu übergingen, zu morden (sich gegenseitig, aber auch Außenstehende) und Kirchen anzuzünden. Sie erhielten die dafür in Rechtsstaaten vorgesehenen Strafen (als Kriminelle) und die offenbar dringend nötige entsprechende psychologische Betreuung.

Künstlerische Freiheit ist, wie ich finde, ein hohes Gut und sollte nur in absoluten Notfällen - falls überhaupt - eingeschränkt werden. Was den verantwortungsvollen Umgang damit angeht: siehe 1.

Allgemeiner Kommentar zur Klarstellung: Der "Satanismus" irgendwelcher Metaller ist im Prinzip ihr Privatvergnügen, falls er nicht gegen unsere freiheitlich-rechtliche Grundordnung verstößt - dieser Sachverhalt kann sich durchaus auch durch Beeinflussung Minderjähriger ergeben. Leute, die gegen diese Grundordnung verstoßen, sind ein Fall für die Justiz; Leute, die diese Ordnung abschaffen wollen (statt sie etwa mit demokratischen Mittel zu verbessern) sind meine Feinde.
Im Falle der Kunst bin ich nur gegen einen Generalverdacht gegen alles, was von der Norm abweicht.
Ich selbst finde das meiste von dem obigen künstlerisch langweilig, das wenige, was ich vom sogenannten "Satanismus" weiß, derart schwachsinnig, daß mir sogar das Interesse fehlt, mich besser zu informieren.
zu 3: Was für ein häßliches Beispiel. Die organisierte Kriminalität war aber demnach garnicht das Ziel der Wünsche, sondern ein ekelhafter, aber gerne in Kauf genommener Nebeneffekt.
Genauer gesagt richtete sich das eigentliche Bedürfnis auf die Konsumware Sex (gewiss keine Erfindung der Neuzeit, schon garnicht des Privatfernsehens) und die Falschinformation bezog sich eher darauf, das anschließende schlechte Gewissen zu dämpfen (was ohne Frage auch ein Bedürfnis sein kann). Meiner Ansciht nach ein Nebenschauplatz, bei dem die Skrupellosigkeit allerdings gut zutage tritt.
Meine Antwort ist, wieder mal die Verantwortung des Konsumenten - ich nehme an, Du hast diesen Beitrag vor einem (Semi-)Professionellem Hintergrund gesehen, ich selbst hatte schon als Teenager die Schnauze voll, und habe infolgedessen mit meinen 31Jahren noch nie einen eigenen Fernseher besessen - das sind schonmal zwei, die für derartigen Mist keinen Cent zahlen ;-)

Zu Deinen Abschlußerklärungen nehme ich Stellung, sobald ich etwas darüber nachgedacht habe, vielleicht dann aber als persönliche Mitteilung; wir wollen ja schließlich nicht das Forum zumüllen. ;-)
 

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