Moin,
Davos, ein Mekka der Ski- und Snowboardfahrer, SchickiMicki Nebenstelle von St. Moritz in der schönen Schweiz. Was liegt also näher, also dort ein Konzert der Dödelhaie, Punk aus dem Pott seit '85, im hiesigen Club zu besuchen?
In Davos ist zu diesem Zeitpunkt des Jahres nix los, die Hotels geschlossen, die Transformation von Sommer zu Winter in vollem Gang, die Souvenirläden tauschen die Sonnenschirme mit Plüschbernhardinern, die Einheimischen sind im Urlaub, die Quads bekommen Kettenantriebe und die Berge eine Schneedecke verpasst. Eine Stadt in der Zwischenzeit. Und dort, ein bißchen abgelegen von den Hauptrouten, gibt es tatsächlich einen Punkclub. Im örtlichen Kulturzentrum. Aussen hui, innen pfui, so muß das sein! Eine geile siffige Location, bunte Wände und buntes Publikum, eine Theke mit billigem Bier (4,20€/0,5l), eine Bühne, sowas wie eine PA, und viele bunte Menschen drin. It's cool man! Ich glaube, ich hatte eine der wenigen normalen Frisuren, neben Manuel... ;-)
Ein großes Hallo, ich habe mich gefreut die Jungs mal wieder zu sehen. Diesmal mit dem richtigen Publikum. Heute auf der Karte: InIrgendwas aus Bern, 20jährige aus Bern, die einen sehr unerfahrenen Eindruck machen, aber nach einem kurzen Linecheck gut loslegen. Ausser dem Drummer und dem Kopf eines Gitarristen eher keine Punks, ist die Musik krachig, die Jungs spielen echt gut und machen gut Stimmung. In der Zwischenzeit schreie ich mich ein bißchen mit Manuel, Axel, Andy und Hardy an.
Habt ihr eine Setlist? Nöö, wenn Andy ankündigt was wir spielen haben wir ja noch ungefähr 2,5 Minuten Zeit bis es losgeht... ;-)
Macht ihr noch Soundcheck? Nee, nur kurzen Linecheck. Wenn der Mischer gut ist reicht das. Und wenn nicht, rettet das auch nix.
So sprechen 25 Jahre Bühnenerfahung. Neid macht sich bei mir breit.
Dann sind die Berner fertig, und die Haie entern die Bühne. Minimales Equipment, übersichtliches Schlagzeug, jeweils ein Marshall Halfstacks für Bass und Gitarre und Manuel mit der Handtaschenlösung Gitarre-TonelabEX-2Fame Röhrenhupen, Axel ganz puristisch mit einem roten Damage Control Dingens.
Der Linecheck ist schon der erste Lacher, erstes Warmplaudern von Andy über das tolle Zürich versanden in der Ablehnung des Publikums, ein schneller Wechsel zur Zürichverhöhnung zieht das komplette ca. 80 köpfige Publikum schlagartig auf die Seite der Band. Linecheck in A, ungefähr eine Strophe und einen Refrain eines spontan erfundenen Liedes lang.

Der Sound ist erstaunlich gut, drückende Gitarren, eine Stimme die über allem steht, der Bass wie immer im 80er Funksound, einzig das Schlagzeug kommt wegen der zurückhaltenden Mikrofonierung und der nicht vorhandenen Bassboxen ein wenig undifferenziert rüber, aber Hardy gibt alles zum Ausgleich der Gegebenheiten. Und los gehts! Von Anfang an haben die Haie das Publikum im Griff, es wird gepogt und gegrölt, Bier umher geschüttet und mitgesungen, es macht richtig Spass der Band und dem Publikum zuzusehen. Während der ersten beiden Lieder wurde der Mikroständer von Axel bereits 3x durch umherfliegende Punks umgeschmissen, um seine Zähne zu schützen haben ich den mal auf die Seite gestellt, ab dann halt nur noch mit Manuel's Gesang. Der konnte sich gut hinter seinem Monitor verschanzen. Geil fand ich dabei 2 Sachen:
1)Die pogenden Punks haben sofort den Mikroständer wieder irgendwie hingestellt, bevor weitergepogt wurde. Sehr ordentlich! ;-)
2)Jetzt weiß ich warum Manuel eher preisgünstiges Material bevorzugt... ;-)
Axel hatte dann noch mehrfach mit plötzlichem Tonausfall zu kämpfen, wenn sich mal wieder jemand auf seinem Tuner abgestützt hat. Aber sogar mir als MuPo ist das nicht negativ aufgefallen. Könnte auch am günstigen Bierpreis gelegen haben...
Nach nur 1 ¾ Stunden leider schon zuende, ging es dann zur Aftershowparty im Jugendzentrum nebenan. Aber darüber reden wir wann anders mal...
Am nächsten Tag wollten wir noch ein wenig Davos unsicher machen, und die Haie noch einen Kaffee haben, aber leider waren keine Spießer zum aufmischen da. Also haben wir die Landschaft genossen, über Tauchen, misslungene Architektur und die Preisgestaltung der örtlichen Kaffeeverkäufer diskutiert, und ab und an Haie vor irgendwas fotografiert. Volles Touriprogramm eben. Schön war's, vor allem am See.
Die Dödelhaie und das Merchandising-Glöckchen sind schon sehr nette Punks, Manuel kenne ich ja jetzt schon von ein paar Treffen, die anderen nur kurz vom ersten Konzert. Davos mit den Haien hat mir viel Spass gemacht. Gerne wieder, besonders wenn es das Rundumprogramm mit Meet 'n greet n' drink gibt.
Leider konnte ich mein persönliches Erlebnisprogramm nicht durchführen, bei der Frage nach „Pass fahren“ und „Sommerreifen auf Smart“ haben die Einheimischen immer so komisch gezuckt... ;-)
Noch ein Tipp: Stellt euch beim Haie Konzert nicht direkt vor die Bühne, es sei denn ihr seid Punk. Ich habe ja schon Pogo gesehen, lange her, aber das war ein mutiger Tanzstil ;-)
Ciao
Monkey