Falls jemand mit seiner Les Paul oder ES 335 unzufrieden ist und gerade etwas über 300€ am Start hat...

martin

Power-User
9 Mrz 2016
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Hallo ihr Lieben,

bei den Berichten zur letzten Guitar Summit in Mannheim ist mir der Gerhard Schwarz aufgefallen. Er war so verrückt und hat sich eine alte ABR-1 Bridge einer 1959er Les Paul gekauft, hat sie in einer Forschungseinrichtung Schreddern lassen und dann mit den gewonnen Daten über die Zusammensetzung der Materialien (Legierungen) nachbauen lassen.

Bei ihm heißt diese Bridge jetzt St. Helens und kostet etwas über 300€.

Undo Pipper hat neulich ein sehr interessantes Video mit einer Les Paul dazu gemacht. Manche Zuschauer kritisierten allerdings dass er nach dem Wechsel der Bridge neue Saiten aufgezogen hat und das Ergebnis damit nicht wirklich aussagekräftig sei.


Ich habe mir jetzt auch diese Bridge gekauft, aber nicht für eine Les Paul sondern für meine Gibson ES 335. Im Prinzip fand ich meine ES sowieso schon gut, aber sie hatte so eine leichte Muffigkeit in den Bässen. Etwas schlanker und offener dürfte sie also gerne klingen.

Genau das sagt man der St. Helens Bridge nach. Also bestellt und direkt ein vorher-nachher-Vergleichsvideo dazu gemacht (mit den gleichen Saiten!). Fazit erspare ich mir hier, hört selbst und macht euch ein eigenes Urteil!

Viele Grüße
Martin

 
Ich hab' mal folgendes gemacht, jeweils mit Kopfhörer und über Lausprecher:

Audio und Video: Mit Mütze scheint mir der Ton voller, kräftiger und schneller in der Ansprache zu sein. Auch habe ich zum Schluß den Eindruck, dass Du mit Mütze mehr Spaß hast. Also nicht an der Mütze, sondern am Klang.

Nur Audio: Ich habe mit dem Rücken zum Bildschirm gesessen, meine Frau hatte Bild und Ton, und ich habe dann gesagt, wann ich einen Unterschied, den Wechsel höre. Ich lag immer falsch, bzw. habe den Wechsel nicht gehört.

Jetzt bin ich auf weitere Meinungen gespannt.
 
Erstmal Danke für das Video. Viel Arbeit und gut gemacht. Ich höre da kaum Unterschiede und das bringt mir die Erkenntnis, dass ich
a) eh nicht mehr so gut höre und
b) für meine gitarristischen Fähigkeiten die Stock Bridge locker reichen würde

Bitte mach weiter Deine Videos - ist mir immer ein Genuss
 
Undo Pipper hat neulich ein sehr interessantes Video mit einer Les Paul dazu gemacht. Manche Zuschauer kritisierten allerdings dass er nach dem Wechsel der Bridge neue Saiten aufgezogen hat und das Ergebnis damit nicht wirklich aussagekräftig sei.
Eine Gitarre in die man viel investiert hat (Zeit, Geld, Gehirnschmalz), klingt anfangs immer besser.
Das gibt sich aber meist mit der Zeit und Vergleichen mit anderen Gitarren, falls man sie zur Verfügung hat und darauf einlässt.
Unser Hirn spielt da oft Streiche! ;)

LG

Die Qualität der Brücke kann aber in der Tat klang entscheidend sein!
 
Hallo,

nach der Überschrift hatte ich vermutet, dass du für 300 € eine Harley Benton gekauft hattest...

Ich höre keine Unterschiede. Während ich nach Unterschieden forschte, habe ich mich gefragt, ob ich blind gehört hätte, dass es eine ES 335 ist und ob ich mit meinen Nicht-ES-335-Gitarren diesen Sound auch hinbekommen würde.

Lieber Martin, ich genieße es immer wieder, dir beim Spielen zuzusehen. Du verströmst eine Menge Spaß und ich freue mich, dass dich das alles so glücklich macht.

Ob dieses Hardware-Teil jetzt wichtig ist oder nicht, weiß ich nicht. Ich glaube, es kommt nicht drauf an. Irgendwie habe ich die Geschichte "wir haben das letzte Einhorn erschossen und dann geklont" aber schon mehrfach gelesen. Helmut Hattler hat sein letztes Ebonit-Plektrum auch schreddern und nachbauen lassen, schrieb der pfiffige Peter Schell damals auf seiner Website, auf der er unter anderem auch mir erfolgreich Feenstaub und Snake-Oil verkauft hat.

Viel Spaß mit der verbesserten Gitarre!

Gruß

erniecaster
 
Ich hab auf meiner LP Ltd. das 3-Punkt 1 Prinzip (mit Federn statt Sprengringe und gekürzten, verdrehten Einstellschrauben) vom Düsenberg nachgebaut und bin überzeugt.
Sie klingt und schwingt jetzt besser! :D

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Zuletzt bearbeitet:
Ich hab auf meiner LP Ltd. das 3-Punkt 1 Prinzip (mit Federn statt Sprengringe und gekürzten, verdrehten Einstellschrauben) vom Düsenberg nachgebaut und bin überzeugt.
Sie klingt und schwingt jetzt besser! :D
Das bestätigt ja Zollners Aussage über den Einfluss der Brücke auf den Klang.
 
nach der Überschrift hatte ich vermutet, dass du für 300 € eine Harley Benton gekauft hattest...
Ha ha, der war gut! :)

Und ja, ich mag diese "Wir haben das letzte Einhorn geklont"-Geschichten.

Mir ist noch eine Beschreibung der Klangveränderung eingefallen. Es ist so, als wären die sechs Saiten alle einzeln abgenommen und man dann mit einem Equalizer bei den beiden Bass-Saiten (E- und A-Saite) etwas die Bässe rausdrehen würde. Der Klang ist also unten herum schlanker geworden, aber ohne dass es bei den hohen Saiten dünner wird.

Je nach der gerade gespielten Lage sind die Unterschiede also mehr oder weniger deutlich.

Meine Hoffnung ist, dass ich im Orchester meine Lautstärke besser kontrollieren kann und ich dadurch dynamischer spielen kann (ohne dass ich Sorge haben muss es könnte gleich dröhnen). Ich habe meine Sachen gepackt und fahre gleich ins Theater für das Musical "La Cage aux Folles". Klassisches symphonisches Orchester, ohne Monitoring, ohne In-Ears,im besten Falle hören alle aufeinander und passen ihre Lautstärke selbst an damit alles im Gleichgewicht ist.

Bin schon gespannt ob ich live einen Unterschied zu vorher wahrnehmen werde. Wenn sich das Instrument von alleine organisch(er) einfügt verbraucht man weniger Gehirn-CPU-Power für das Abchecken der Lautstärke und kann sich stärker auf musikalische Dinge konzentrieren (Phrasierung, Timing, Artikulation).
 
:)

...Wenn sich das Instrument von alleine organisch(er) einfügt verbraucht man weniger Gehirn-CPU-Power für das Abchecken der Lautstärke und kann sich stärker auf musikalische Dinge konzentrieren (Phrasierung, Timing, Artikulation).
Das sehe ich ganz und gar genauso.

Eine meiner Gitarren zickte häufiger rum. Mal gefiel mir dies nicht, mal gefiel mir das nicht. Irgendwann stellte ich dann fest, dass sie extrem viel Aufmerksamkeit brauchte, obwohl ich doch nur ein problemloses Arbeitspferd wollte. Mit sowas kann ich auf Dauer nix tun.
 
Das bestätigt ja Zollners Aussage über den Einfluss der Brücke auf den Klang.
Ich habe viel über Zollner gelesen, weniger von ihm selber.
Ich brauche keine Bestätigung für meine gemachten Erfahrungen in der Form.
Konstruktiv und positiv gemeint. :)

Auch ist es bei mir ein Abwägen, wieviel ich in eine Gitarre investiere.
Eine günstige LP Ltd. bekommt sicher keine 300,- € Brücke.
Eine Gibson o.ä. schon eher.
(Vielleicht noch nen Satz günstiger Messing oder Stahlsaitenreiter und nen Alu-Stoptail. Gibson-Brücken waren ja früher auch alle aus Guss und heute wohl auch noch)

LG

P.S: Viel Erfolg! @martin (y)

spielt hier ------------->
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurzer Bericht:
Die erste Viertelstunde war ich direkt ein bisschen von der Rolle, weil sich die Gitarre doch recht anders angefühlt hat. Sie hatte viel weniger Druck. Vorher hatte ich mir angewöhnt die Chords nur ganz leicht anzuschlagen, einfach weil das schon gereicht hat mit dem leicht komprimierten Naturton mit der alten Bridge.

Jetzt klingt die Gitarre tatsächlich etwas dünner und wenn ich da vorsichtig und ganz seicht anschlage, dann klingt es halt auch seicht und vorsichtig (um nicht zu sagen unsicher...). Da musste ich mich erst einmal trauen etwas kräftiger reinzulangen. Dazu braucht es aber tatsächlich auch etwas mehr Mut, so nach dem Motto "Hier Leute, nehmt das, ich meine das so!"

Fazit:
Der Dynamikumfang hat sich erhöht, aber das will auch adäquat bedient werden und das alles unter Kontrolle zu bringen war für mich heute eine Herausforderung. Insofern war es nicht so, dass die Gitarre automatisch richtig im Mix sitzt und ich mich nur auf die musikalische Kür konzentrieren konnte. Allerdings saß meine Frau (Flötistin) auch aktiv mit im Graben und fand meinen Sound sehr gut.

Die St. Helens Bridge bleibt also drauf und ich freue mich auf die nächsten Gigs in kleineren Formationen.

Viele Grüße
Martin
 
Die St. Helens Bridge bleibt also drauf und ich freue mich auf die nächsten Gigs in kleineren Formationen.
Es handelt sich aber nach wie vor um eine Zink-Guss-Druck (geheime Mischung ala Gibson?) und nicht um Stahl-(Sinterung), Alu oder Messing?
Ist die mechanische Ausführung im Detail wie bei der Gibson ABR1 beibehalten worden?
Schon mal mit Lupe im Detail geschaut?

Ich weiß, im Endeffekt interessiert ja die Verbesserung im Spielgefühl, Ansprache und Klang.
Höre im Video direkt am Anfang mit Mütze eine Verbesserung der Saitentrennung im Vergleich zu ohne.
Sind aber Nuancen!

LG
 
Es handelt sich aber nach wie vor um eine Zink-Guss-Druck (geheime Mischung ala Gibson?) und nicht um Stahl-(Sinterung), Alu oder Messing?
Ist die mechanische Ausführung im Detail wie bei der Gibson ABR1 beibehalten worden?
Schon mal mit Lupe im Detail geschaut?

Das wird alles hier genau beschrieben, weiter unten auch auf Deutsch.

 
. . . aber das will auch adäquat bedient werden und das alles unter Kontrolle zu bringen war für mich heute eine Herausforderung. Insofern war es nicht so, dass die Gitarre automatisch richtig im Mix sitzt und ich mich nur auf die musikalische Kür konzentrieren konnte.

Heißt das, dass das Video heute anders klingen würde?

Hast Du den Eindruck, dass die Veränderung zur Serienbrücke auch im Orchesterkontext, also für den Zuhörer, hörbar ist?

LG
 
Ich glaube, es war 2007 oder 2008, da habe ich P!nk Open Air live gesehen. War als Konzert ganz nett, was ich aber nicht vergessen werde, war der Gitarrist. Das war spieltechnisch ganz solides Handwerk, da war nix dran falsch, sauber abgeliefert und so weiter.

Was mich nachhaltig beeindruckt hat, war der Sound. Der gute Mann wechselte zwischen gefühlt fünf verschiedenen Les Pauls, einer Explorer, einer ES und afair einer Strat. Dazu trat er ebenso gefühlt während jeder Strophe und jeden Refrains zweimal auf ein Gerät auf seinem Pedalboard.

Warum ich das in dieser epischen Breite erzähle? Ich habe weder bei einem der Tritte auf irgendein Gerät noch bei einem Gitarrenwechsel gedacht "oh, das ist ja gerade etwas passiert". Es war die ganze Zeit der gleiche Sound.

Heißt das, dass das Video heute anders klingen würde?

Hast Du den Eindruck, dass die Veränderung zur Serienbrücke auch im Orchesterkontext, also für den Zuhörer, hörbar ist?

LG

Ich bin ja nicht Martin, aber...

"Ich denke nicht, Tim."
 
Ich glaube kaum dass jemand bei all dem Krach im Orchestergraben den Unterschied einer Brücke hören würde! :)

Mir gefällt der gefühlte Unterschied beim Spielen, außerdem mag ich den Gedanken dass ich meine Gitarre aufgewertet habe und jetzt High Quality am Start habe.

Aber so am Ende des Tages denke ich dass man schon ganz schön nerdig drauf sein muss um so viel Geld für eine Brücke auszugeben. Aber so bin ich eben :)
 
Aber so am Ende des Tages denke ich dass man schon ganz schön nerdig drauf sein muss um so viel Geld für eine Brücke auszugeben. Aber so bin ich eben :)
Jetzt musst du aber noch die anderen Boutique-Produkte ausprobieren, z. Bsp. Glockenmessing von ABM usw. :D
 
Aber so am Ende des Tages denke ich dass man schon ganz schön nerdig drauf sein muss um so viel Geld für eine Brücke auszugeben. Aber so bin ich eben :)

(y) Aber so sind wir doch alle irgendwie.

Wenn ich so Fragen stelle, dann ist das ernsthaftes Interesse, und Deine Meinung und Aussagen haben bei mir schon hohen Stellenwert.

Ich habe weder bei einem der Tritte auf irgendein Gerät noch bei einem Gitarrenwechsel gedacht "oh, das ist ja gerade etwas passiert". Es war die ganze Zeit der gleiche Sound.

Das kenne ich. Slash - Rock am Ring 2015. Bei jedem Lied eine andere Gitarre, ich habe keinen Unterschied gehört.
 

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