Fender Masterbuilder John Cruz in Duisburg

G

guitman

Power-User
7 Nov 2006
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Am gestrigen Freitag, 26.9.2014, hat Fender Deutschland in Duisburg im Planet Hollywood eine Ausstellung von Gitarren aus dem Custom Shop gezeigt, bei der Fender Masterbuilder John Cruz anwesend war. Nachfolgend ein paar subjektive Eindrücke. Es dürften ca. 50 Interessierte dorthin gefunden haben.

Ca. 60 Gitarren und 30 Bässe wurden mit Verkaufspreisen ausgestellt. Man konnte jedes Instrument nach Belieben in die Hand nehmen und trocken spielen. Einige Instrumente wurden auch verkauft, vornehmlich (oder ausschließlich?) an die anwesenden Chefeinkäufer der großen Musikgeschäfte (wohl auch aus Holland).

Der Chef (?) von Fender Deutschland moderierte angenehm und befragte John Cruz zu diversen Themen. John belegt bereits optisch eindeutig, dass er einen sitzenden Beruf ausübt und 'baute' nebenbei in ca. zwei Stunden eine Stratocaster zusammen. Also, er setzte ein fertig montiertes Pickguard und das Vibratosystem in den Korpus, verschraubte den Hals, feilte ein bißchen am Sattel und stellte die Gitarre ein. Die fertiggestellte Gitarre unterzog John noch einem kurzen Live-Test, wobei er sich als kompetenter Rock-Gitarrist zeigte.

Die Antworten auf Fragen (auch aus dem Publikum) fielen mal banal, mal leidlich interessant aus. Für manche nicht überraschend war, dass der klangliche Aspekt beim Bau einer Gitarre bei Fender eher zweitrangig scheint. Auf die Frage, ob und wie er denn den Klang im voraus bestimmen/beeinflussen könne, sagte John, dass er Tone-Tapping mache und wenn Korpus und Hals gut schwingen, dann klingt die Gitarre auch gut. Masterbuilder haben bei Fender immerhin teilweise exklusiven Zugriff auf bestimmte Hölzer (nach Gewicht und Maserung sortiert).

Stattdessen führte Mr. Cruz z.B. ausführlicher aus, wie genau er (bzw. Fender) beim Nachbau einer Vintage-Gitarre doch auf Details achte. Z.B., dass es früher Löcher für die Aufhängung zum Trocknen von frisch lackierten Gitarren gab. Diese Löcher haben auch seine Masterbuilder-Gitarren. Oder dass damals Gitarren schon mal zurück zu Fender gingen, um eine neue Farbe zu erhalten, der alte Lack aber leicht abgeschliffen unten drunter blieb. Entsprechend gibt es seit 2013 (?) Gitarren, die doppelt übereinander lackiert sind u.a.

Die akkurate Nachbildung der alten Gitarren sei im übrigen von den Kunden gewünscht, sonst würde man dies nicht so genau machen.

Verwunderlich ist natürlich, dass manche dieser detailliert gealterten Gitarren dann ein Floyd Rose tragen oder die Elektronik modern mit Blend- und Mastertone-Regler ausgelegt ist.


Unterm Strich blieb der Eindruck, dass so eine Brettgitarre nicht allzu schwer zu bauen ist und der Hauptaspekt bei den Custom-Shop-Instrumenten eindeutig auf der Optik liegt. Ob eine Gitarre nach Fertigstellung gut oder herausragend gut klingt, bleibt also selbst bei Masterbuildern weiterhin Glückssache. Aber das geht ja allen Herstellern so.


Fotos habe ich selbst nicht gemacht, es waren aber etliche Leute anwesend, die gefilmt oder fotografiert hatten, z.B. wie John Cruz Schrauben reindreht oder die Gitarre stimmt ;-). Aufnahmen dürften also bald im Internet erscheinen.
 
Danke.
Schade das ich davon nichts mitbekommen habe, sonst wäre ich auch hingegangen.
Deine Infos sind mehr als ernüchternd und bestätigen mich in meiner Entscheidung eine gebrauchte American Vintage zu kaufen und nicht das doppelte in die Lotterie Custom Shop zu werfen.
Wenn so ein Event nochmal in der Nähe des Ruhrgebiets stattfindet würde ich gern hingehen.
 
Medronio schrieb:
Danke.
Schade das ich davon nichts mitbekommen habe, sonst wäre ich auch hingegangen.
Die Ankündigung stand wohl u.a. in Gitarre & Bass, und Music Store hatte eine Info-Mail diesbezüglich verschickt. Ich hatte es aber auch nur von einem Freund erfahren.
 
Hallo Guitman,



So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein :)

Ich fand es gestern sehr interessant (war das erste Mal bei so einer Veranstaltung) gerade auch deswegen, weil John Cruz sich mir als ein "down to earth guy" darstellte, der zu meiner Freude nicht in halbesotherische Theorien abschweifte, warum etwas gut klingt und arum nicht, sondern eben auch bemerkte, dass, was für den einen funktioniert, für den anderen eben nicht funktioniert.
Zudem fand ich seine Akuratesse bzgl. all der kleinen Details wirklich toll, das scheint ja auch das zu sein, weswegen man eine Cruz will (weil historisch korrekt) und für andere Dinge zu einem der anderen 8 Masterbuilder geht, so hatte ich das verstanden.

Das der gute Herr Cruz natürlich nicht mal eben live einen Body schnitzen kann dürfte ja denke ich in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Zeit durchaus nachvollziehbar gewesen sein.
Seinen kleinen Exkurs zur Sattelbearbeitung fand ich sehr spannend, ehrlich gesagt.

Da der Custom Shop ja nun Instrumente abseits der Standard Serien herstellt finde ich es nur richtig, das man dort z.B. auch eine Gitarre mit Floyd sieht u.a., es ging eben darum zu zeigen, was man alles haben kann im Custom Shop, abgefahrene Instrumente, Mixtures und eben auch sehr akurate Replikate bestimmter Instrumente.

Im übrigen sagte er ja durchaus, dass seiner Meinung nach der Maserungsverlauf (mir fehlt das Fachwort, also, flat sawn, quarter sawn und so meine ich) einen großen Einfluß auf den Sound habe. Dass er dazu natürlich nicht alles preisgibt ist denke ich klar.

Außerdem war er mit seinen Antworten - fand ich - wirklich nah bei der Sache in Anbetracht der Zeit. Warum eine Gitarre (Frage aus dem Publikum) eben total schrill kingt und nicht resoniert auch nach Pickuptausch ist halt nicht mal eben in 2 Sätzen beantwortet, zumal, wenn das Instrument nicht vor Ort ist. Er hat das geantwortet, was man - aus meiner Sicht - vertretbar antworten konnte.

Das der Klang zweitrangig sei beim Bau einer Custom Shop Gitarre habe ich jetzt so nicht herausgehört, sondern eher, dass die Jungs ihren Job sehr gerne und mit viel Hingabe machen und immer das beste Ergebnis, auch in Anbetracht der anscheinend recht hohen Backorder Liste, abliefern wollen.

Ich fand es im Gegenteil wirklich gut, dass Cruz eben nicht erzählte, dass Nitrolack besser klänge, nur stehende Jahresringe der Shit seien und man diese oder jene Pickups braucht und dann würde jede Pfanne klingen, denn das wäre auch unsinnig, imho.

Zudem hatte ich den Eindruck, dass solche Fragen nach "warum klingt das geil" oder "welches Baujahr ist das beste" durchaus zu den häufiger gestellten Fragen gehört, die er zu hören bekommt und sich sicherlich mehr über Fragen freuen würde wie "wann hast Du das letzte Mal richtig Bockmist gebaut", oder "was ist das für ein Gefühl das Ergebnis von wochenlanger Arbeit in der Hand zu halten". Und das wären auch Fragen, die man erschöpfender beantworten könnte als diese diffusen Klangdiskussionen, sag ich jetzt mal :)


Also, ich fand's schön, Herr Cruz war sehr sympatisch, die Fender Deutschland Mannschaft auch und besonders Herr Linke, der sichtlich Spaß an Gitarren hat. Und den Spaß habe ich mir mitgenommen und zu Hause direkt die Gitarre ausgepackt, was will man denn mehr? :)



Alles Gute!


Jonas
 
ich war dabei, es war sehr hilfreich, und ich konnte meine Customshop Strat vom 1988, die vom John Page und Michael Stevens gebaut wurde von ihm signieren lassen. Ich bin sehr stolz darauf.


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