Gain-Regler, weitere Funktion

S

schorsch27

Power-User
2 Feb 2013
435
5
Nähe Hof/Saale
Hallo miteinander,

gibts eigentlich Regeln, nach denen ein Gain-Regler ganz allgemein den cleanen Klang beeinflusst in dem Bereich bevor er in die Zerre geht ?

Ich bilde mir ein, dass - egal ob am Verstärker oder an Bodentretern mit Gain-Poti - der cleane Sound mit leicht aufgerehtem Gain unterhalb der Crunch-Schwelle grundsätzlich besser klingt: er wärmt mit mehr Mitten und Tiefmitten, wenn man das Gain etwas aufdreht - egal ob Ein- oder Doppelspuler. Beim meinem P90 wirkts am schönsten.

Aber kann man das verallgemeinern oder liegt das womöglich bloß an meinen Gerätschaften (H+K Statesman/ z.B. Joyo King of Kings) ?

Gruß Markus
 
Ist natürlich nur eine Vermutung von mir, aber ich kann mir vorstellen, dass es geräteabhängig ist.
Der Ibanez Tube Screamer wird ja auch gerne mit Gain = 0/Min. und Level = Max. vor dem Amp gesetzt für diesen "besonderen" Ton.

Horst
 
Tiefere Frequenzen fordern mehr Energie (bzw. überfordern eine Schaltung stärker/früher) so dass sie tendenziell auch eher in die Sättigung gehen als hohe Frequenzen und stärker komprimiert werden, also in der Darstellung etwas mehr herausgestellt werden.

Zur Veranschaulichung: Viele alte/vintage Röhrenschaltungen knickten unter dem Ansturm von zuviel Gitarrensignal zunächst im Bass ein und matschen dort wenn man dem nicht entgegen wirkt. Aus diesem Grund beliebt sind/waren Treble Booster oder der genannte Tubescreamer weil beide mehr Zerre aber mit weniger des manchmal problematischen Bass-Inputs ermöglichen. Dies ist ja auch nur unter Zerre der Fall. Niemand benutzt diese Geräte zum Gerade-Rücken seines Clean-Sounds.
 
Tiefere Frequenzen fordern mehr Energie (bzw. überfordern eine Schaltung stärker/früher) so dass sie tendenziell auch eher in die Sättigung gehen als hohe Frequenzen und stärker komprimiert werden, also in der Darstellung etwas mehr herausgestellt werden.

Zur Veranschaulichung: Viele alte/vintage Röhrenschaltungen knickten unter dem Ansturm von zuviel Gitarrensignal zunächst im Bass ein und matschen dort wenn man dem nicht entgegen wirkt. Aus diesem Grund beliebt sind/waren Treble Booster oder der genannte Tubescreamer weil beide mehr Zerre aber mit weniger des manchmal problematischen Bass-Inputs ermöglichen. Dies ist ja auch nur unter Zerre der Fall. Niemand benutzt diese Geräte zum Gerade-Rücken seines Clean-Sounds.

Gut erklärt, und wieder etwas gelernt. Danke.
 
knickten unter dem Ansturm von zuviel Gitarrensignal zunächst im Bass ein und matschen
"einknicken" und "matschen" hab ich noch nicht verstanden: heißt das, die Bässe bedienen sich über Gebühr an der Energie und sind dann lauter als die anderen Frequenzen ?
Niemand benutzt diese Geräte zum Gerade-Rücken seines Clean-Sounds.
gerade das hätte ich eigentlich gedacht, ich empfinde das Frequenzspektrum harmonischer und wärmer bei leicht aufgedrehtem Gain. Nicht unbedingt für schneidende Soli, aber für durchlaufenden Hintergrund-Groove.
 
"einknicken" und "matschen" hab ich noch nicht verstanden: heißt das, die Bässe bedienen sich über Gebühr an der Energie und sind dann lauter als die anderen Frequenzen ?
Kennst du das Phänomen wenn zuviel Bass (zum Beispiel impulshaft bei einem heftigen Dance-Beat) für einen Impuls-Augenblick alles andere "wegschiebt"? Ungefähr so geht es deinem Amp. Wenn du einen richtigen alten Marshall richtig zuballerst mit Signal, dann kommt er mit viel Bass-Signal nicht klar und knickt mit jedem Impuls ein. Er wird "übersättigt", im wahrsten Sinne. Das - wie Verzerrung auch, eigentlich - ist genau genommen ein technisches Versagen: Der Amp kommt nicht mehr sauber hinterher und muss arbeiten über diese Grenzen hinaus (daraus entsteht Verzerrung), was er mit tieferen Frequenzen am schlechtesten kann.
Das nennt man als soundbeitragenden Teil "Sag" und man kann es als schöne tragende Kompression empfinden, wenn man will. Das klingt schön schön "satt", verwischt aber auch Konturen im Sound = es matscht. Manche Fuzz-Zerer haben das auch und es betrifft hauptsächlich bassfrequenzstarke Impulse, nicht höhenreiche.


gerade das hätte ich eigentlich gedacht, ich empfinde das Frequenzspektrum harmonischer und wärmer bei leicht aufgedrehtem Gain. Nicht unbedingt für schneidende Soli, aber für durchlaufenden Hintergrund-Groove.
Du drehst es ja auch nur ein bisschen auf, um etwas mehr Fülle zu haben. Würdest du voll aufgezerrt dazu ein Zicke Zacke High Gain Solo spielen, kämst du schnell dahinter, dass High Gain bei alten Amps schnell matschten und sumpfig klingen kann, wenn man das Signal nicht entsprechend "strafft". Das kann im Amp passieren oder bei Amps die das wie früher nicht selber machen durch z.B. Treble Booster.
Ein Tubescreamer ist eigentlich nicht wegen seiner Zerre populär geworden sondern weil er durch seine Bass-Beschneidung gut einen bereits zerrenden Amp beschickt.

Ich habe es noch nie gehört, dass jemand einen Treble Booster oder Tube Screamer als Booster innerhalb eines reinen Cleansounds verwendet. Es klingt nicht schön. Diese Geräte sind ausgelegt um dem beschriebenen Problem bei Zerre entgegen zu kommen.
 
Ich habe es noch nie gehört, dass jemand einen Treble Booster oder Tube Screamer als Booster innerhalb eines reinen Cleansounds verwendet.

In den Videos, die ich gesehen habe, wird der TS mit Gain = 0 und Volume = Max. so auch nur bei angezerrten Amp-Sounds verwendet.
Ich glaube Bernd Kiltz hat das auch mal den "Tube-Screamer-Trick" in einem Video zum Helix genannt.

Kurzer Nachtrag:

Ich schrieb ja "Ist natürlich nur eine Vermutung von mir, aber ich kann mir vorstellen, dass es geräteabhängig ist."

Mit dem Beispiel "Der Ibanez Tube Screamer wird ja auch gerne mit Gain = 0/Min. und Level = Max. vor dem Amp gesetzt für diesen "besonderen" Ton" wollte ich sagen, dass so manches Pedal auch Auswirkungen/Effekte außerhalb des ursprünlichen Sinnes hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich ist Verzerrung an sich bereits "außerhalb des ursprünglichen Sinnes".
Einige Studiotechniker - zu Zeiten der Beatles und der Kinks, als Tontechniker noch Ingenieurs-Kittel trugen - haben sich früher geweigert, verzerrte Sounds aufzunehmen: Verzerrung ist eine unerwünschte Fehlfunktion. Sowas gehört sich nicht.
 
etwas mehr Fülle
besser lässt sich nicht ausdrücken, was ich meine.

Da würd ich angesichts der anschaulichen Erklärungen gern noch eine naheliegende Frage anschließen:

Ich kann ja den Klang* auch durch unterschiedliche Anteile von Vol und Gain beeinflussen.

Gehe ich nun recht in der Annahme, dass

- ich mit niedrigen Vol- und entsprechend hohen Gain-Anteilen crispere Höhen erhalte ?
- mit abnehmendem Gain/zunehmendem Vol auch auch die Höhen abnehmen ?

In beiden Fällen jeweils die etwa gleiche Lautstärken"summe" aus Vol und Gain vorausgesetzt
-------------------
* mit Klang meine ich in diesem Faden nur die weitgehend unverzerrten Töne und Akkorde
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kommt alles immer darauf an, von wo und wo hinein diese Absenkung/Zunahme erfolgt. Jedes Bauteil reagiert anders auf Absenkung (zum Beispiel ein Volumenpoti ohne Treble bleed macht beim Runterdrehen dunkler, ein Marshall Valvestate (TRansistor-)Amp reagiert völlig beim Volumenaufdrehen anders (nämlich langweiliger als eine purististischer Vollröhrenamp aber auch kontrollierbarer/vorhersehbarer)

Und da irgendwann der oben bereits genannte Fletcher-Munson-Effekt auftritt, heißt es ohnehin: Nichts ist bei irgendeiner Änderung wirklich klanglich linear, nicht mal exakt derselbe Sound wenn er nur im Ohr lauter ankommt.

Es klingt wie es klingt. Alles beeinflusst Sound. Das Kabel, Gewohnheiten, die Luftfeuchtigkeit die exakte geometrische Ausrichtung der Ohren zum Lautsprecher, Ausmaß des Ohrenschmalzes, das Pick, die Potiwerte.....
Es gibt keine reine Lehre, kaum einen sinnvollen Satz der immer Bestand hat.
Faustregeln sind was für Leute, die Angst vor zuviel Entscheidungsspielraum haben.


In einer befreundeten Band spielte immer einer mit TIERISCH viel Höhen. Superätzend, klirrend, beißend. Absurd. Ein Sound wie kreischende Glas-Splitter. Dauernd hat die Band gesagt, ey, Alter, muss das so.... ? Das tut richtig weh, komm!
Nein, das muss so!
Irgendwann war er beim Ohrenarzt. Der hat ihm zwei viele Jahre alte Ohrenwachs-Stopfen aus den Ohren entfernt. Jahrelang waren die Gehörgänge zu. Nichts gemerkt.

Erste Probe danach: Au, ach du Scheiße, mein Sound klingt ja grässlich! Da wird maan ja bekloppt! Warum hat denn keiner was gesagt!!
 
Faustregeln sind was für Leute, die Angst vor zuviel Entscheidungsspielraum haben
naja, ein paar Faustregeln sind schon nicht schlecht, wenn ich zwischen 3-4 Gitarren hin und her wechsle, die mal clean und mal fett klingen sollen. Weder Bandkollegen noch Zuhörer sind begeistert, wenn ich zwischen den Songs immer erst einen kleinen Soundcheck mache.
 
Man (Du) sollte(st) - bevor vor Publikum gespielt wird - sein Equipment so gut kennen, dass man eben nicht jedesmal einen Sondcheck machen muß, sondern im Bedarfsfall mit ein paar kleinen "Drehs" den gewünschten Sound parat hat. Das muß sozusagen zur Routine werden.

Ansonsten hat groby es doch m.E. sehr gut erklärt! 👍
 

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