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Anonymous
Guest
Hi zusammen,
ich möchte euch meine "Neuste" vorstellen: eine Gretsch G6136SLBP (oder etwas schöner: eine Black Phoenix).
Seit einiger Zeit hatte mich eine spezielle GAS-Variante gepackt: Gretsch Acquisition Syndrome... Also kam erstmal das übliche: Schlau machen durch ausgedehnte Surftouren durch die endlosen Weiten des Netzes, Preise und Specs vergleichen sowie Bilder anschauen, bis die Entscheidung quasi gefallen war – ja, eine Gretsch sollte her.
Und zwar eine Jet mit Double Cutaway, Filtertrons und natürlich Bigsby. Und dann kam mir eine preislich sehr interessante, weil optisch leicht fehlerhafte Black Phoenix unter. Die hat quasi alles, was ich bei einer „dicken“ Gretsch so haben möchte und gut finde: TV Jones PUs (Filtertrons wären auch ok gewesen), Pinned Bridge, abgespeckte Elektronik (ich brauche weder ein Tonepoti noch einen Toneswitch, und ein Mastervol reicht mir auch völlig), Trestle Bracing, die richtige Farbe, Bigsby, lange Mensur... Okay, der Korpus ist echt riesig, für mich wäre ein 6120-Korpus wahrscheinlich besser. Aber Malcom Y. hat’s auch durchgezogen, und der ist eine ganze Ecke kleiner als ich
Also noch einmal kurz überlegt und zugeschlagen. Mittlerweile habe ich einige Proben und eine kurze Aufnahmesession mit der Dame hinter mir. Man könnte also sagen, wir befinden uns am Ende der Honeymoon-Phase. Deswegen hier mein Review:
Optik und Verarbeitung
Was soll man zum Look einer Gretsch sagen? Ich finde, gerade die Falcon-Modelle – und gehört dazu die Black Phoenix – haben etwas von alten Ami-Straßenkreuzern. Eigentlich zu groß, viel – manchmal zu viel – Bling-Bling, aber einfach geil. Find ich zumindest. Die Kombination aus schwarzem Lack und silberner Hardware/silbernem Binding finde ich toll. Den roten „Edelstein“ im Vol-Poti hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, der fällt aber auch nicht großartig auf.
An der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, allerdings ist das Halsbinding an einer Stelle bei der Arbeit wohl etwas eingerissen. Die Stelle ist aber nicht fühlbar. An einigen Stellen sind im Klarlack über dem Silberglitter Verfärbungen/dunkle Stellen. Das möchte ich hier nicht als Minus werten, da die Gitarre eben wegen optischer Mängel reduziert war. Ich hoffe und gehe davon aus, dass das nicht der Normalfall ist. Allerdings hat dieses Modell Nitrolack, je nach Nutzung und Aufbewahrung können sich diese Verfärbungen über die Zeit wohl sowieso ergeben.
Das Setup war soweit in Ordnung. Die Sattelkerben habe ich etwas nachbearbeitet, da war noch ein bisschen was rauszuholen.
Was ich NICHT gut finde: Die TOM-Bridge hat erstens eine Rappelfeder (ok, Nagellack hilft) und passt zweitens von ihrem Radius her nicht zum Griffbrett. Das hat einen 9,5er Radius, die Brücke hat einen 12er. Heißt: Entweder liegen die inneren Saiten zu tief oder die äußeren zu hoch, eine optimale Saitenlage lässt sich so schlicht und einfach nicht einstellen. Replacement ist bestellt, aber ich verstehe nicht, warum so ein Sch... verbaut wird. Oder warum die Kollegen im Werk nicht zumindest die Kerben in der Bridge entsprechend anpassen. Insbesondere bei Gitarren in dieser Preisregion...
Ach so, ein passender stabiler Koffer gehört mit dazu.
Bespielbarkeit
Ich hab auf der Phoenix, wie auf allen meinen anderen E-Gitarren, einen 10er Satz. Das funzt und klingt gut, trotzdem benötigt die Dame etwas mehr Arbeit als meine Strat. Und hohe Lagen sind nur etwas krampfig zu erreichen, das ist halt einfach so. Die Kante an der oberen Zarge ist ähnlich "bequem" wie bei einer Tele, aber auch das ist halt so.
Der Hals hat ein Medium-Profil und liegt grundsätzlich gut in der Hand, könnte für meinen Geschmack aber fetter sein. Und auch wenn es ein Sakrileg sein mag: Ich hätte hier gerne größere Bünde drauf... Geschmacksache, ansonsten ist alles tutti, das Bigsby arbeitet bei Einsatz im üblichen Rahmen verstimmungsfrei.
Die Position des vorderen Gurthalters oben an der Zarge trägt übrigens zum guten Spielgefühl bei. Bei einer Peerless, die ich mal getestet habe, war der am Halsfuß angebracht. Dadurch hatte die Gitarre die permanente Neigung, sich um die Halsachse herum zu drehen – echt nervig. Bei der Black Phoenix sind übrigens nicht die klassischen Gretsch-Gurthalter, sondern Schaller Locks verbaut, die Gegenstücke liegen im Koffer.
Das Saitenwechseln beim Bigsby geht ganz gut. Die erste Saite hat eine Menge Nerven gekostet, bei der zweiten ging’s besser, und dann hatte ich den Bogen raus. Aber mal eben schnell mitten im Gig eine Saite zu ersetzen dürfte nicht so prall sein. Auch hier frage ich mich, warum immer noch diese fitzelige „Stift-durch-Ballendloch“-Methode sein muss, wenn es längst bessere Lösungen gibt.
Sound
Während meiner Recherchen bin im ich Netz irgendwo auf die Formulierung "a Tele on steroids" gestoßen. Das kommt schon ganz gut hin, insbesondere crunchige Sounds über den Bridge-PU haben einen herrlich trockenen Punch. Im angezerrten oder verzerrten Bereich funktionieren für mich alle drei PU-Positionen.
Clean gefallen mir der Hals-PU oder die Kombination von beiden PUs am besten, hier kommen – oder sollte ich sagen "perlen" – herrliche Sounds aus dem Amp. Noch ein bisschen Delay drauf, vielleicht auch mal Chorus rein (ja, ich mag Chorus...) und etwas Schimmern vom Bigsby – schön! Der Bridge-PU kommt clean für meinen Geschmack etwas schneidend rüber.
Was mich positiv überrascht hat war, wie unempfindlich die Gitarre gegenüber Feedbacks ist. Bei meinem ersten Test im Proberaum hab ich, quasi im vorauseilenden Gehorsam, den Gain-Regler deutlich runtergedreht. Kurz getestet, nix fiepte, also wieder etwas hochgedreht. Am Ende bin ich beim gleichen Gain gelandet, wie ich es immer spiele, einem satten "Irgendwieclassicoderalternativerock"-Overdrive. Solange ich darauf achte, wie die Gitarre zu den Boxen positioniert ist, funzt das ohne Probleme. Klar, sobald die Decke den Speakern zugewendet wird, jault es...
Und ich musste die Mitten am Amp etwas mehr reindrehen, um das leichte Mittenloch der Gitarre auszugleichen.
Fazit
Eine wunderschöne Gitarre, die toll klingt – nicht für alles, aber sie ist tatsächlich ziemlich vielseitig. Muss ja einen Grund haben, warum sich z. B. Neil Young, Billy Duffy, Martin Gore oder eben Malcom Young (um nur ein paar zu nennen) gerne mal eine dicke Gretsch umhängen.
Und die Black Phoenix ist eine Gretsch, die an einigen Stellen – leider nicht allen, siehe Bridge und Saitenaufhängung – verbessert wurde, indem typische Gretsch-Eigenheiten geändert wurden.
Ich mag sie. Sie ist nicht die praktischste oder bequemste Gitarre, sie hat ein paar "Macken" – und sie macht eine Menge Spaß.
Und sie sieht toll aus:
[img:66x150]http://img4.fotos-hochladen.net/thumbnail/gretschb2ef90kvj1_thumb.jpg[/img]
ich möchte euch meine "Neuste" vorstellen: eine Gretsch G6136SLBP (oder etwas schöner: eine Black Phoenix).
Seit einiger Zeit hatte mich eine spezielle GAS-Variante gepackt: Gretsch Acquisition Syndrome... Also kam erstmal das übliche: Schlau machen durch ausgedehnte Surftouren durch die endlosen Weiten des Netzes, Preise und Specs vergleichen sowie Bilder anschauen, bis die Entscheidung quasi gefallen war – ja, eine Gretsch sollte her.
Und zwar eine Jet mit Double Cutaway, Filtertrons und natürlich Bigsby. Und dann kam mir eine preislich sehr interessante, weil optisch leicht fehlerhafte Black Phoenix unter. Die hat quasi alles, was ich bei einer „dicken“ Gretsch so haben möchte und gut finde: TV Jones PUs (Filtertrons wären auch ok gewesen), Pinned Bridge, abgespeckte Elektronik (ich brauche weder ein Tonepoti noch einen Toneswitch, und ein Mastervol reicht mir auch völlig), Trestle Bracing, die richtige Farbe, Bigsby, lange Mensur... Okay, der Korpus ist echt riesig, für mich wäre ein 6120-Korpus wahrscheinlich besser. Aber Malcom Y. hat’s auch durchgezogen, und der ist eine ganze Ecke kleiner als ich
Also noch einmal kurz überlegt und zugeschlagen. Mittlerweile habe ich einige Proben und eine kurze Aufnahmesession mit der Dame hinter mir. Man könnte also sagen, wir befinden uns am Ende der Honeymoon-Phase. Deswegen hier mein Review:
Optik und Verarbeitung
Was soll man zum Look einer Gretsch sagen? Ich finde, gerade die Falcon-Modelle – und gehört dazu die Black Phoenix – haben etwas von alten Ami-Straßenkreuzern. Eigentlich zu groß, viel – manchmal zu viel – Bling-Bling, aber einfach geil. Find ich zumindest. Die Kombination aus schwarzem Lack und silberner Hardware/silbernem Binding finde ich toll. Den roten „Edelstein“ im Vol-Poti hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, der fällt aber auch nicht großartig auf.
An der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, allerdings ist das Halsbinding an einer Stelle bei der Arbeit wohl etwas eingerissen. Die Stelle ist aber nicht fühlbar. An einigen Stellen sind im Klarlack über dem Silberglitter Verfärbungen/dunkle Stellen. Das möchte ich hier nicht als Minus werten, da die Gitarre eben wegen optischer Mängel reduziert war. Ich hoffe und gehe davon aus, dass das nicht der Normalfall ist. Allerdings hat dieses Modell Nitrolack, je nach Nutzung und Aufbewahrung können sich diese Verfärbungen über die Zeit wohl sowieso ergeben.
Das Setup war soweit in Ordnung. Die Sattelkerben habe ich etwas nachbearbeitet, da war noch ein bisschen was rauszuholen.
Was ich NICHT gut finde: Die TOM-Bridge hat erstens eine Rappelfeder (ok, Nagellack hilft) und passt zweitens von ihrem Radius her nicht zum Griffbrett. Das hat einen 9,5er Radius, die Brücke hat einen 12er. Heißt: Entweder liegen die inneren Saiten zu tief oder die äußeren zu hoch, eine optimale Saitenlage lässt sich so schlicht und einfach nicht einstellen. Replacement ist bestellt, aber ich verstehe nicht, warum so ein Sch... verbaut wird. Oder warum die Kollegen im Werk nicht zumindest die Kerben in der Bridge entsprechend anpassen. Insbesondere bei Gitarren in dieser Preisregion...
Ach so, ein passender stabiler Koffer gehört mit dazu.
Bespielbarkeit
Ich hab auf der Phoenix, wie auf allen meinen anderen E-Gitarren, einen 10er Satz. Das funzt und klingt gut, trotzdem benötigt die Dame etwas mehr Arbeit als meine Strat. Und hohe Lagen sind nur etwas krampfig zu erreichen, das ist halt einfach so. Die Kante an der oberen Zarge ist ähnlich "bequem" wie bei einer Tele, aber auch das ist halt so.
Der Hals hat ein Medium-Profil und liegt grundsätzlich gut in der Hand, könnte für meinen Geschmack aber fetter sein. Und auch wenn es ein Sakrileg sein mag: Ich hätte hier gerne größere Bünde drauf... Geschmacksache, ansonsten ist alles tutti, das Bigsby arbeitet bei Einsatz im üblichen Rahmen verstimmungsfrei.
Die Position des vorderen Gurthalters oben an der Zarge trägt übrigens zum guten Spielgefühl bei. Bei einer Peerless, die ich mal getestet habe, war der am Halsfuß angebracht. Dadurch hatte die Gitarre die permanente Neigung, sich um die Halsachse herum zu drehen – echt nervig. Bei der Black Phoenix sind übrigens nicht die klassischen Gretsch-Gurthalter, sondern Schaller Locks verbaut, die Gegenstücke liegen im Koffer.
Das Saitenwechseln beim Bigsby geht ganz gut. Die erste Saite hat eine Menge Nerven gekostet, bei der zweiten ging’s besser, und dann hatte ich den Bogen raus. Aber mal eben schnell mitten im Gig eine Saite zu ersetzen dürfte nicht so prall sein. Auch hier frage ich mich, warum immer noch diese fitzelige „Stift-durch-Ballendloch“-Methode sein muss, wenn es längst bessere Lösungen gibt.
Sound
Während meiner Recherchen bin im ich Netz irgendwo auf die Formulierung "a Tele on steroids" gestoßen. Das kommt schon ganz gut hin, insbesondere crunchige Sounds über den Bridge-PU haben einen herrlich trockenen Punch. Im angezerrten oder verzerrten Bereich funktionieren für mich alle drei PU-Positionen.
Clean gefallen mir der Hals-PU oder die Kombination von beiden PUs am besten, hier kommen – oder sollte ich sagen "perlen" – herrliche Sounds aus dem Amp. Noch ein bisschen Delay drauf, vielleicht auch mal Chorus rein (ja, ich mag Chorus...) und etwas Schimmern vom Bigsby – schön! Der Bridge-PU kommt clean für meinen Geschmack etwas schneidend rüber.
Was mich positiv überrascht hat war, wie unempfindlich die Gitarre gegenüber Feedbacks ist. Bei meinem ersten Test im Proberaum hab ich, quasi im vorauseilenden Gehorsam, den Gain-Regler deutlich runtergedreht. Kurz getestet, nix fiepte, also wieder etwas hochgedreht. Am Ende bin ich beim gleichen Gain gelandet, wie ich es immer spiele, einem satten "Irgendwieclassicoderalternativerock"-Overdrive. Solange ich darauf achte, wie die Gitarre zu den Boxen positioniert ist, funzt das ohne Probleme. Klar, sobald die Decke den Speakern zugewendet wird, jault es...
Und ich musste die Mitten am Amp etwas mehr reindrehen, um das leichte Mittenloch der Gitarre auszugleichen.
Fazit
Eine wunderschöne Gitarre, die toll klingt – nicht für alles, aber sie ist tatsächlich ziemlich vielseitig. Muss ja einen Grund haben, warum sich z. B. Neil Young, Billy Duffy, Martin Gore oder eben Malcom Young (um nur ein paar zu nennen) gerne mal eine dicke Gretsch umhängen.
Und die Black Phoenix ist eine Gretsch, die an einigen Stellen – leider nicht allen, siehe Bridge und Saitenaufhängung – verbessert wurde, indem typische Gretsch-Eigenheiten geändert wurden.
Ich mag sie. Sie ist nicht die praktischste oder bequemste Gitarre, sie hat ein paar "Macken" – und sie macht eine Menge Spaß.
Und sie sieht toll aus:
[img:66x150]http://img4.fotos-hochladen.net/thumbnail/gretschb2ef90kvj1_thumb.jpg[/img]