Hamer XT Sunburst Q/T

A

Anonymous

Guest
Nachdem ich gestern endlich meine neue Hamer auf der Probe testen konnte,
hier ein kleines Review über die in Indonesien gefertigte Gitarre:

hamer10.jpg


Optik und Verarbeitung:
Wer auf optisch auffällige und aufwendig gearbeitete Gitarren steht, wird hier
bestens bedient. Mit dem Quilted Top, dem Abalone-Binding rund herum und
den großen Crown-Inlays macht die Gitarre schon beim ersten Auspacken
einen sehr hochwertigen Eindruck. Auch bei genauem Hinsehen wird dieser
erste Eindruck bestätigt. Nicht nur für dieses Preissegment (unter 500 Euro)
ist die Gitarre super verarbeitet. Bindings, Lackierung, Holzverarbeitung und
Griffbrett und Bünde geben wirklich keinen Anlass zur Klage. Der Body
besteht aus zwei Teilen sehr ansehlichem Mahagoni, das Top ist dickes,
massives Ahorn, wohl mit quilted Funier. Der Hals ist eher Patchwork.
Die Kopfplatte ist angeschäftet und der Halsfuß aufgeleimt. Alles aber
sauber verarbeitet und kein Grund zum Jammern.

Hardware und Elektrik:
Auch hier für den Preis ein hohes Niveau. Die "Duncan Designd" Humbucker
sind gute PAF-Kopien. Nicht matschig, nicht schrill, kein Gepfeife. Lediglich bei
hohen Gain-Settings werden Sie etwas undifferenziert. An der Bridge wollte ich
schon immer mal einen DiMarzio ToneZone testen und das war dann die
Gelegenheit. Großes Erstaunen beim ersten Blick ins Elektro-Fach: gut
abgeschirmt, große Alpha-Potis, ordentlich dimensionierte Kabel, die
sauber verlegt und mit Kabelbindern gebündelt sind. So soll das sein!
Die Bridge ist Tunamatic-Asia-Standard mit Rappelfeder und relativ
scharfen und spitzen Reitern. Also ein Fall für den Altmetall-Container und
bei mir Austausch-Pflicht. Die Tuner machen auf den ersten Blick einen
etwas "pisseligen" Eindruck. Das liegt aber eher am Größenverhältnis der
kleinen Mechaniken und der recht großen Hamer-Kopfplatte. Sie verrichten
leichgängig und stimmstabil ihren Dienst. Auch die restlichen Kleinteile
wie Gurtpins, Schalter und Buchse sind von ordentlicher Qualität.

Der Umbau:
Ja, ich weiss! Wieso kauft der Kerl sich eine neue Gitarre, nur um sie direkt
zu zerlegen und nochmal Kohle reinzustecken? Ich denke, so eine "billige"
Serien-Gitarre ist immer ein massen-kompatibeler Kompromis und in diesem
hart umkämpften Preissegment muss auch irgentwo gespart werden.
Hier an der wirklich billigen Bridge. Die PUs sind nicht zu schlapp, nicht
zu heiß, für fast alle Einsatzzwecke brauchbar. Also Saiten runter und
Bridge-PU raus. Wie schon erwähnt habe ich eine ToneZone verbaut.
Die Bridge habe ich durch eine koreanische Rollen-Bridge ersetzt und
Fender American Standard Gurtpins drangeschraubt, da diese zu Schaller
SecLocks kompatibel sind. Halskrümmung etwas nachjustiert, Oktavreinheit
und Saitenlage eingestellt, perfekt!

Sound und Handling:
Bedingt durch die verarbeiteten Materialien und die Konstruktion (eingeleimter
Hals, Gibson-Mensur, Humbucker) geht es hier ganz klar in Richtung Les Paul.
Das Handling kommt mir aber viel spielerischer vor als bei meinen Paulas.
Durch das doppelte Cutaway sind die hohen Lagen besser zu erreichen.
Das Halsprofil ist irgentwo zwischen 50ties und 60ties Paula-Hals und liegt
prima in der Hand. Die Bünde haben bei weitem keine Vintage-Maße, sind
aber auch nicht so hoch und breit wie z.B. Dunlop 6105, hier also ein
gesunder Kompromis. Alles in allem bietet die Gitarre ein Top-Handling.
Der serien-mässige Hals-PU produziert einen schönen Clean-Sound mit dem
auch die Blues-Fraktion gut zurecht kommen sollte. Beim DiMarzio an der Bridge
hat mir zuerst der letzte Kick gefehlt und ich habe schon etwas voreilig
über Alternativen nachgedacht. Dann habe ich mir den Schraubenzieher
geschnappt und die Höhe etwas in Richtung Saiten korrigiert. Und da war er
plötzlich der letzte "Knack" der mir vorher gefehlt hat! Es ist doch immer wieder
erstaunlich, was da 1,5 mm aus machen. Bevor man also direkt die PUs
aus seiner Klampfe reisst, sollte man sich vorher mal etwas mit deren
Einstellung beschäftigen. Das kann sich lohnen, im Ohr und im Portemonnaie!

Mängel:
Ich habe lange gesucht und wenig gefunden. Unter dem Lack am Hals sind
2-3 kleine schwarze Punkte zu sehen. Keine Ahnung, ob die im Holz sind
oder ob da Dreck mir einlackiert wurde. Sie haben ungefähr die Größe eines
Viertel-Stecknadelkopfs und sind nur bei sehr genauem Hinsehen zu entdecken.
Das Tone-Poti hat etwas geeiert. Hier was aber nur der Knopf schief
draufgesteckt und die Angelegenheit schnell korrigiert. Das wars ...

Fazit:
Mein Co-Gitarrist Axel (hippi) ist ein sehr kritischer Mensch in Bezug auf Gitarren
und legt dabei auf deren Optik überhaupt keinen Wert. Er hat die Gitarre gestern
auf der Probe getestet und war vor allem vom Handling begeistert. Der Sound
des DiMarzios war ihm schon fast etwas zu differenziert. Wenn man sauber
spielt, wird man aber mit einem tollen Ton belohnt. Bis wir auf den Preis
zu sprechen kamen, war er der festen Überzeugung, eine wesentlich teurer
USA-Hamer in den Händen zu halten und war dann vom Preis-Leistungs-Verhältnis
schwer angetan und da möchte ich meinem kritischen Bandkollegen auch nicht wiedersprechen ...

Weitere Bilder von der Schönen gibt es hier:

http://www.guitarworld.de/gwpages/gear,a,show,g,1645-xt-sunburst-q-t.html
 
Hallo Manuel, cooles Teil die könnte mir auch gefallen und super geschrieben. Wie ist die vom Händling gegenüber der Bach LP?

VG Garry
 
Hallo Garry!

Von der Saitenlage her sind die Gitarren auf gleichem Niveau.
Ich habe es auch gar nicht gerne so super flach. Ist aber schon recht niedrig
ohne den geringsten Ansatz von Scheppern und Schnarren.

Das Hals-Profil liegt zwischen der BaCH und meiner Burny. Nicht zu dick
und auch nicht zu dünn. Halt etwas "fleischiger" als die BaCH.
Das doppelte Cutaway erleichter wie schon beschrieben das Spiel in den
hohen Lagen. Ein Vorteil, den ich aber kaum nutzen werde ...

Vom Gewicht her sollten die Hamer und die BaCH fast gleich sein.
Alles in Allem fühlt sich die Hamer etwas "geschmeidiger" an.
Kann ich schlecht erklären ...
 
Hallo Manuel!

Freut mich, dass ich mit meiner Einschätzung nicht ganz daneben lag und Du zufrieden bis begeistert bist.

Muß sie gehen, wenn Deine geplante Doublecut fertig ist?
 
Hai Jörg,

deine Einschätzung der Hamer war sehr passend und objektiv.
Hat mir die Kaufentscheidung wirklich vereinfacht.

Die Gitarre wird bleiben, wenn meine andere DC fertig ist.
Ich denke, bis auf die Korpusform werden die Gitarren nicht viel gemeinsam haben.

Diesen Eindruck habe ich aber auch bei meinen Paulas.
Die sind irgentwie auch alle drei recht unterschiedlich.

Ich würde die Gitarre gerne mal mit der günstigen Ibanez Artist (AR 200)
und einer PRS SE direkt vergleichen. Vielleicht bietet sich ja mal die Gelegenheit ..
 
Die NON USA Hamers sind erstaunlich gute Gitarren. Ich hatte eine Scarab um sage und schreibe USD200 mit Koffer in den Händen die so wie sie war in Ordnung war. Unglaublich.
Mir gefällt die Optik auch deine DC Hamer recht gut.
Abgehalten hat mich immer der niedrige Gebrauchtpreis der USA Hamers, die ich dann den anderen Hamers doch vorgezogen habe.
Viel Spass mit der und ich würde echt gerne den DM Pickup mal testen den du jetzt eingebaut hast.
 
Hallo Auge,

Spass werden wir Zwei auf jeden Fall haben!
Falls du mal eine aktuelle Asia-Hamer in die Hand bekommen solltest, teste mal!

Auch der ToneZone ist einen Versuch wert, mir gefällt er sehr gut.
 
Moin Manuel,

nettes Review, schöne Gitarre. :)
Die Hamer-Korea-Sunbursts haben sich komischerweise nicht so verkauft, scheint es.
In D-Land zumindest gibt es die kaum noch, und ich kämpfe schon lange gegen Hamer-GAS und mit der Frage ob ich mir (als es sie noch gab) eine Sunburst FM in wunderschönem Honeyburst holen soll ...

http://www.neue-musik-laden.de/images/p ... 0011_3.jpg

Kannst du vielleicht noch ein bissl mehr zum Klang (mit und ohne Amp) schreiben?

Tschö
Stef
 
Hallo Stef,

ganz klar geht es vom Sound her Richtung Les Paul.
Verglichen mit meiner BaCH ist sie trocken angespielt etwas lauter
und irgentwie auch etwas "spritziger/drahtiger". So stelle ich mir
eigentlich eine Paula mit Ahornhals vor, hab aber keinen Vergleich.

Am Amp relativiert sich das ganze etwas, der Sound ist aber immer noch
etwas "frischer" als bei der Paula, ohne das ich unter rum etwas vermisse.
Sustain hat sie satt. Ich habe sogar immer noch die Werkssaiten drauf.
Ganz genau könnte ich das wohl nur mit "meinen" Saiten (Ernie Ball 0.10
Regular Slinky) vergleichen.

Der originale Hals PU liefert schöne Clean-Sounds. Für Leute, die "den"
Les Paul-Hals-PU-Sound suchen, bestimmt etwas "farblos", da gibt es
Besseres. Gut könnte ich mir hier auch einen P90 im Humbucker-Format
vorstellen. Der ToneZone an der Bridge drückt und ballert ungemein,
ohne dabei zu matschen, er bleibt auch bei hohem Gain sehr differenziert.

Boah, ist echt schwer den Sound einer Gitarre in Nuancen zu beschreiben,
vor allem weil es hier ja um sehr subjektive Eindrücke geht ...

EDIT: Ich hab meine von guitar24.de, da sollte die sofort lieferbar sein.
Die haben auch die "normale" Sunburst-Version und könne wohl auch alle
anderen Ausführungen besorgen:

http://www.guitar24.de/de/pro.php?p=17614
 
Hi Manuel,
danke dir erst mal. :)
Sollte ich wirklich in absehbarer zeit dem Gitarren-GAS erliegen (gegen das ich sehr ankämpfe, da ich eh schon mehr Gitarren als Platz dafür habe), dann steht so ne Hamer ganz oben auffe Liste.
Tschö
Stef
 

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