Hi,
Herr Dr. Päffgen hat in Windeseile geantwortet:
"Hallo,
Tja, es handelt sich tatsächlich um eine enharmonische Gitarre, die bei Höfner hergestellt
worden ist. Das Ganze geht zurück auf diese Veröffentlichung:
Martin Vogel, Die enharmonische Gitarre, Bonn 1986, Verlag für systematische Musikwissenschaft
Herr Vogel war Professor für Musikwissennschaft in Bonn.
Mich wundert es, dass die Gitarre von Höfner aus den Siebzigern stammen soll, wo doch die Aktionen
um die Enharmonik von Vogel erst 1986 veröffentlcht worden sind. In Gitarre & Laute hat kein Artikel
zu diesem Thema gestanden, wohl aber eine Plattenbesprechung. Martin Draaf war der Gitarrist und die
Besprechung steht inG&L XI/1989/N 1. Der Gitarrist, der sich besonders um die enharmonische
Gitarre bemüht hat, war Prof. Johannes Leonhard Beck-Neuwirth, der damals in Duisburg
unterrichtet hat. Mittlerweile ist er pensioniert.
Die Zielsetzung bei der Gitarre war diese: "Die enharmonische Gitarre ist für ein Musizieren in reiner
Stimmung bestimmt, für ein Spiel in reinen Quinten 2:3, reinen Terzen 4:5 und reinen Septimen 4:7."
Das Ganze ist natürlich insofern problematisch, da wir an das temperierte System gewöhnt sind
und da dieses System uns erlaubt, quer durch die Tonarten zu modulieren und zu transponieren.
Aber: "Die Temperierung ist ein absichtliches Verstimmen", das müssen wir so sehen!
Die Gitarre von Vogel/Beck-Neuwirth war nicht der erste Versuch, eine Gitarre "rein" zu
stimmen und es wird auch nicht der letzte bleiben. Das Buch, das ich eben nannte, schildert
auch die Ergebnisse anderer. Zum Beispiel ist die Gitarre von Walter Vogt dort abgebildet
und beschrieben. Sie hat justierbare Bünde und ist exakt gleichtstufig temperiert. Nach
dem Tod von Vogt, der mir damals viel über seine Gitarre erzählt hat, baut Hervé Chouard
sein Instrument weiterhin. Um Musiker zu nennen, die auf diese Instrumente mit ihrer viel
höheren klanglichen Reinheit nicht missen möchten, kann ich nur Irina Kircher und Alfonso
Montes nennen. Und eines muss man wirklich eingestehen, wenn man die beiden spielen
hört: Der Klang ist schon sehr viel strahlender und "reiner". Unr wir alle kennen doch die
Probleme, eine Gitarre überhaupt sauber (nicht rein!) zu stimmen. Da sind uns die nicht
bebündeten Instrumente wie Violine etc. voraus. Die können problemlos Unsauberkeiten ausgleichen.
Das Buch von Vogel gibt es noch (Auslieferung Voggenreiter, Bonn). Die Gitarren vermutlich nicht mehr.
Grüße an die Gruppe
Peter Päffgen
------------
Dr. Peter Päffgen
Köln"
Das war ein Volltreffer! Vielen Dank an der Stelle auch nochmals an Herrn Dr. Päffgen für die Aufklärung!
Die Grüße sind auch weitergegeben!