Kurz-Review Lemme Impedanzwandler und C-Switch

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Anonymous

Guest
Und weil ich grad so schön am tippen bin: Ich hab am Ostermontag Bastelstunde gemacht. Meine Lieblingsgitarre ist seit 1,5 Jahren eine gepimpte Ibanez AT200, die ich mit der Hardware der AT100 (Hals & Middle: DiMarzio Cruiser, Steg: DiMarzio AT1 Custom, Trem: Wilkinson-Gotoh VSVG) bestückt habe.

Seit einem Jahr hab ich hier einen Lemme Impedanzwandler und einen C-Switch rumliegen. Den C-Switch hab ich schon in meine Düsenberg eingebaut, aber ich spiel halt recht selten mit ihr.

Nun gestern hab ich also aufgrund eines leichten Sonnenbrands den Tag drinnen verbracht und eh ich mich's versah, fing ich schon an, große Löche in meine Lieblingsgitarre zu fräsen.

Da das Gitarrenfach der AT200 kleiner ist, als die Abdeckung zulassen würde, hab ich einfach drinnen das Holz weggefräst, um Platz für die 9V-Batterie zu haben. Bei aufgesetztem Deckel sieht man nichts, darunter sieht es jetzt allerdings nicht so hübsch aus - mir egal. Wo gehobelt wird, fallen Späne.

Ich hab Original Volume-Poti und Tone-Poti ausgebaut, letzteres durch den C-Switch ersetzt, ersteres durch ein noch herumliegendes EMG-Vol-Poti (25kOhm). Die Ausgangsbuchse war merkwürdigerweise schon eine Stereobuchse, also brauchte ich hier nichts zu ändern. Für die Nichtbastler: Man braucht eine Stereobuchse, um die Batterie nur zu aktivieren, wenn ein Klinkenstecker eingesteckt ist.

Ich hab keine Angst vor Batterien in Gitarren, mir gehörte bis vor kurzem eine Blade, deren Batterie ewig lange hält, und ich hab einen aktiven Bass. Ein Batteriewechsel erfordert das Lösen von 6 Schrauben, das ist kein Problem für mich. Wie lange die Batterie bei mir hält, wird sich zeigen.

Der C-Switch braucht viel Platz - weil mir gestern abend die Zeit knapp wurde, sitzt er noch ein wenig schief drin, da muß ich nochmal ran.

Jetzt die Antwort auf die wichtigste Frage: Wie klingt es?


Kräftiger. Dynamischer. Knackiger. Besser. Ein Grund sind vermutlich die höhere Resonanzfrequenz (die Erklärungen kann man beim Onkel nachlesen, oder bei Lemme http://www.gitarrenelektronik.de/). Ich hab gestern abend bis zur Erschöpfung gespielt, und eben auch, bis mir die Finger abgefallen sind (falls jemand meinen linken Zeigefinger findet, bitte Bescheid geben).

Es ist nicht lauter als vorher, am Axe-Fx sind nicht mehr LED's am Eingang an, aber der virtuelle Amp zerrt deutlich mehr, vielleicht durch die Resonanzüberhöhung. Die DiMarzio Cruiser kommen nun noch mehr an Single-coils heran (aber natürlich bleiben sie klanglich Humbucker).

Durch den C-Switch habe ich sechs recht fein abgestufte Resonanzfrequenzen. Die beiden untersten Stufen klingen dabei, als hätte man ein fixes Wahwah, kein Effekt für immer, aber für eine Rhythmusgitarre gut verwendbar. Die oberste Stufe ist sehr hell und klar, für Hals und Mitte fantastisch, der Steg braucht dagegen Stufe 2 oder 3.

Leider ist der Platz begrenzt, sonst hätte ich noch zusätzlich einen herkömmlichen Ton-Regler eingebaut. Manchmal möchte man einfach nur den Ton etwas dumpfer haben, ohne Resonanzspitzen. Vielleicht ein Doppelpoti...grübel...

Ein sehr schöner Nebeneffekt ist die größere Störunempfindlichkeit. Ich wohne in einem Appartment, das voller elektrischer und elektromagnetischer Störungen ist, durch die Nähe zu einer großen Überlandleitung und anderer elektrischer Gemeinheiten. Ich kann nur selten Singlecoils spielen, daher haben meine Hauptgitarren alle Humbucker. Es ist noch ein wenig früh, aber es scheint, als wäre die Störempfindlichkeit gesunken.

Fazit

Ich bin zur Zeit sehr froh mit meinem Umbau. Die Einsetzbarkeit meiner Gitarre ist weiter gestiegen, ich hab nun klarere SingleCoil-ähnliche Hals und Mitte-Sounds, helle Steg-Crunch-Sounds sowie einige dumpfere Wah-ähnliche Sounds, und das alles zusätzlich zu den vorher schon vorhandenen. Und ich bin jetzt unempfindlich gegen lange Kabel.

Vielleicht mach ich mal Soundfiles... aber nicht mehr heute...

Disclaimer

Ich bin übrigens mit Herrn Lemme nicht verwandt, oder verschwägert oder am Gewinn beteiligt. Ich hab aber seit langem sein hervorragendes Buch "Elektrogitarren", dessen Knowhow ich bei allen meinen E-Gitarren eingesetzt habe - ich habe nicht eine Gitarre, an der ich nicht herumgebastelt habe - oder doch: eine (von 10).
 
FretNoize":3u2viuns schrieb:
Leider ist der Platz begrenzt, sonst hätte ich noch zusätzlich einen herkömmlichen Ton-Regler eingebaut. Manchmal möchte man einfach nur den Ton etwas dumpfer haben, ohne Resonanzspitzen.
Hi, die kleine Korrektur sei mir erlaubt: Ein klassisches Tone-Poti unterscheidet sich vom C-Switch nur in der Hinsicht, dass die Stärke des Effekts regelbar ist. Das heißt: Eine Resonanzüberhöhung hast Du bei passiven Tone-Potis ebenso, nur halt regelbar – der C-Switch ist im Prinzip nichts anderes als ein voll zugedrehtes Tone-Poti mit verschiedenen Kondensatorwerten.
Vielleicht wäre es eine Option für Dich, den C-Switch mit einem Poti zu koppeln, um dessen Intensität regeln zu können.

Ich benutze den C-Switch übrigens vor einem EMG Afterburner; beides zusammen ergibt einen schönen Mid-Boost!
 
Feines Review!

Zusätzlich ein Tipp:

Wenn unterhalb der Abdeckung für das Elektronikfach genug Platz ist, kann man sich die Fräserei sparen und hat gleichzeitig einen schnellen Zugang zur Batterie. Und Rückbauen kann man das ganze obendrein.

Das "Fach im Fach" schaut dann so aus:

item.JPG
 
Banger":151gy5i1 schrieb:
Hi, die kleine Korrektur sei mir erlaubt: Ein klassisches Tone-Poti unterscheidet sich vom C-Switch nur in der Hinsicht, dass die Stärke des Effekts regelbar ist. Das heißt: Eine Resonanzüberhöhung hast Du bei passiven Tone-Potis ebenso, nur halt regelbar – der C-Switch ist im Prinzip nichts anderes als ein voll zugedrehtes Tone-Poti mit verschiedenen Kondensatorwerten.
Vielleicht wäre es eine Option für Dich, den C-Switch mit einem Poti zu koppeln, um dessen Intensität regeln zu können.

Hi Banger,

das stimmt meines Wissens nach nicht. Der C-Switch legt 6 verschiedene Kondensatoren parallel zum PU, und drückt so die Resonanzfrequenz nach unten, bei gleichzeitiger Erhöhung der Resonanzspitze.

Ein Tone-Poti zeigt dagegen zumindest in den Mittelstellungen eine andere Charakteristik, die Resonanzüberhöhung wird zunächst schwächer (was ich manchmal ganz schön fände), bevor es dann in der Endstellung (ganz zu) dasselbe macht wie der C-Switch.

Vielleicht hab ich Dich mißverstanden: Wenn das Tone-Poti ganz "auf" ist, hast Du eine Resonanzüberhöhung, ja. Aber sie wird immer schwächer, je weiter "zu" ich das Poti drehe. Beim C-Switch wird sie zunächst höher.

Und wenn ich den C-Switch mit einem Poti kombiniere, habe ich wieder ein anderes RC-Glied - da weiß ich nicht so genau, was dann passiert.
 
frank":2558ajbw schrieb:
Zusätzlich ein Tipp...

Ja, an so was hatte ich auch gedacht. Aber mich hat die Bastellaune hinterrücks am Ostermontag erwischt, da hatte ich so ein Ding nicht da. Mach ich vielleicht noch, denn es ist wirklich super sinnvoll.

Mal sehen, wo ich so was bekomme...
 
Ein klassisches Tone-Poti unterscheidet sich vom C-Switch nur in der Hinsicht, dass die Stärke des Effekts regelbar ist.

Muss mich Fretnoize anschließen. In der Mittelstellung ist der Resonanzpeak ziemlich abgeflacht.

Der C-Switch legt 6 verschiedene Kondensatoren parallel zum PU, und drückt so die Resonanzfrequenz nach unten, bei gleichzeitiger Erhöhung der Resonanzspitze.

Die Resonanzspitze wird nicht erhöht.
 
Schrummel":w4opue4r schrieb:
Die Resonanzspitze wird nicht erhöht.

Bist Du da sicher? Ich meine mich zu erinnern, daß mit größeren Kondensatoren die Spitze ein wenig höher wurde, dann wieder etwas niedriger wurde. Irgendein Diagramm entweder im Buch oder auf der Webseite von Lemme. Ist aber auch nicht so wichtig - es spielt sich einfach genial!

Und an Frank: danke! Wollte heute abend zuhause schauen, brauche ich nun nicht mehr.
 
Also mein kleines Nicht-Elektroniker-Gehirn (das ungerne von Resonanzspitzen und C-Verschiebungen der Impedanzwerte unter Signallast Q liest (und das deswegen vor den Beiträgen des Forums-Elektro-Pontifex "Onkel" nur steht wo ein Hobbit vor einem Balrog)), ...


...also dieses Gehirn fragt sich jetzt: Unterschiedet sich der C-Switch im Klang von einem komplett aktivierten (=zugedrehtem) normalen Tone-Poti wenn der beteiligte Kondensator bei beiden denselben Wert hat?
 
groby":3nps4ujs schrieb:
Unterschiedet sich der C-Switch im Klang von einem komplett aktivierten (=zugedrehtem) normalen Tone-Poti wenn der beteiligte Kondensator bei beiden denselben Wert hat?

Nein.

Aber der Kondensator beim Tonepoti ist im Vergleich zu den Kondensatoren im C-Switch sehr groß und zur Erzeugung wirklich brauchbarer Klänge ungeeignet. Finde ich jedenfalls.

Gruß,
Klaus
 
kks":dfcikou4 schrieb:
Aber der Kondensator beim Tonepoti ist im Vergleich zu den Kondensatoren im C-Switch sehr groß und zur Erzeugung wirklich brauchbarer Klänge ungeeignet. Finde ich jedenfalls.

Finde ich nämlich auch. Ich kenne mich mit Tone-Poti-Kondensatoren recht gut aus und verwende drastisch kleinere Werte. Meine Frage war daher: Wirkt ein C-Switch wie eine Reihe mehrerer einzeln abrufbarer, zugedrehter Tonepotis oder nicht?

Wenn nicht: Wie klingt dieses "nicht" anders als ein Tonepoti es täte?
 
Sinnvoll, aber auch mit reichlich probieren verbunden ist hier ein Schalter, der nicht aus reinen Kondensatoren besteht, sondern aus RC-Gliedern, wo für jeden Cap ein passender Q-Wert einstellbar wäre... so als Ergebnis des Ausprobierens mit einem C-Switch und einem 100-250K-Poti in Serie.
Steht das Poti optimal, dann den Wert messen und als Festwiderstand zum jeweiligen Cap löten.
So können auch große C-Werte geschmackvolle Einstellungen abliefern, ohne daß es boomy wird oder fixed-Wah-Effekte auftreten.

Bevor es den C-Switch gab, hatte ich mal einen 12-fachDrehschalter mit Caps von 47nF bis 1nF. Mit Serienwiderständen sind auch schöne Jazz-Sounds möglich, ohne daß die Höhen gänzlich gekillt werden.
Sowas ist nett, wenn man nur 1 Potiloch zur Verfügung hat. Dann hat man einen richtigen Tone-Switch. :)
Genaue Werte anzugeben ist hier kaum möglich. Das hängt extrem von der Induktivität der Pickups ab.

Gruß
Stefan
 
taschakor":1hsfsetz schrieb:
FretNoize":1hsfsetz schrieb:
bei gleichzeitiger Erhöhung der Resonanzspitze.
Ist dafür nicht eher der Impedanzwandler verantwortlich?

Jein.

Natürlich bewirkt ein Impedanzwandler eine Erhöhung der Resonanzspitze bei gleichbleibender Kapazität, aber es ist schon so, dass unabhängig davon ein kleinerer Tone-Kondensator zumindest prinzipiell eine höhere Resonanzspitze ergibt, die dann mit Buffer natürlich noch höher wird.

ich habe auch irgendwo auf meiner Festplatte entsprechende Grafiken, bei Interesse kann ich die vielleicht mal hier vorführen, falls ich irgendwo Webspace finde.

Gruß,
Klaus
 
taschakor":1gukzwzj schrieb:
Ja, aber im Vergleich zum unbelasteten PU wird die Resonanzspitze durch den C-Switch doch nicht höher, oder?

Doch, kann in der Praxis vorkommen. Das hängt von den Verhältnissen zwischen den Werten der beteiligten Bauelemente ab. Es gibt da so etwas wie eine optimale Anordnung, die auch bei theoretischen Berechnungen durchaus erkennbar ist. Aber die Unterschiede sind so gering, dass sie ganz sicher unhörbar sind. Für alle praktischen Zwecke gilt: Je kleiner die Parallelkapazität, desto höher der Peak.

Gruß,
klaus
 

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