Manchmal sollte man auf Nerds hören - true Bypass und Ohm

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo zusammen,

manchmal braucht man ja ein bisschen länger, ich jedenfalls.

Bis vor kurzem habe ich noch behauptet, dass das Zoom MS50G ganz schlimm digital klingen würde und jeden Sound tötet. Genauso habe ich getönt, dass alle Sätze in denen die Worte "true bypass" oder "Ohm" vorkommen, blödes Geschwafel von Nerds sind. All das ist nicht wahr. Das Schlimme am Internet ist, dass das jetzt aus meiner digitalen Feder für immer zu lesen sein wird und kaum jemand meine Abbitte hier zur Kenntnis nehmen wird. Meine Deutschlehrer haben mir beigebracht, dass man immer vor den Hauptteil eine Einleitung setzen soll, beschwert euch bei denen, dass ich ich erst jetzt zur Sache komme.

Ich spiele nach wie vor gerne mein Tech21 FlyRig5 in der ersten Version. Da ist nur blöd, dass der Boost vorne in der Signalkette ist. Das führt dazu, dass er mehr Zerre verursacht aber keinen reinen Lautstärkeboost für Soli. Okay, es gibt Leute, die es ganz gut finden, dass meine Soli nicht so laut sind aber das ist ein völlig anderes Thema.

Das Zoom MS50G ist vor dem FlyRig total doof. Sobald das davor ist - auch im Bypass - fühlt sich alles schwammig an, das FlyRig reagiert nicht mehr auf das Volumenpoti an der Gitarre und es ist irgendwie anstrengend. Doof eben. Ich habe behauptet, dass das daran liegt, dass das Zoom digital ist und das war vermutlich Blödsinn. Da ich ja ohnehin den Boost hinter dem FlyRig brauche, habe ich heute erstmals das Zoom hinter das FlyRig gekabelt. Nicht mehr doof, es gibt absolut keinen Unterschied. Ich _glaube_, dass das an diesen Ohm-Sachen liegt, also Gitarrensignal niederohmig und nach einem Non-Try-Bypass-Gerät hochohmig oder genau umgekehrt, konnte ich mir nie merken. Ich habe meine neu gewonnene Erkenntnis gleich nochmal geprüft und ein anderes (allerdings analoges) Gerät ohne True-Bypass erst vor und dann hinter das FlyRig gekabelt und das Ergebnis war identisch.

Jedenfalls macht das FlyRig immer noch einen richtig guten Job und ganz viel Spaß. Das Zoom dient jetzt als Booster hinter dem FlyRig, was auch wunderbar funktioniert. Und weil ich ja aufgeräumte Boards mag, ersetzt es auch gleich noch den Tuner, den ich sonst vor dem FlyRig hatte (und der übrigens True-Bypass ist). Und weil ich manchmal unglaublich klug bin, fiel mir wieder ein, dass im Zoom auch noch eine Noise-Reduction ist. Die Noise-Reduction des Zooms fand ich im Zoom VOR dem FlyRig nie so richtig gut. Hinter dem FlyRig macht das Ding, was es soll. Jetzt habe ich ein aufgeräumtes Board, ein super klingendes FlyRig, einen Soloboost und Noise-Reduction. Der ausrangierte Tuner war übrigens schwarz, das Zoom so wie das FlyRig chromsilbern, es bleibt also stylisch.

Ich behaupte jetzt ab sofort nicht mehr, dass Ohmereien und True-Bypass-Sachen Quatsch sind. Statt dessen behaupte ich, dass die erste Serie des FlyRigs und das nicht mehr hergestellte MS52G viel besser sind als die Nachfolgegeräte.

Es dauert eben manchmal ein wenig länger mit den Erkenntnissen im Hause erniecaster.

Grüße

erniecaster
 
Jedenfalls macht das FlyRig immer noch einen richtig guten Job und ganz viel Spaß.

Es dauert eben manchmal ein wenig länger mit den Erkenntnissen im Hause erniecaster.

Wenn es denn tatsächlich DIE Erkenntnis im Hause erniecaster ist, dann "Herzlichen Glückwunsch" und "Willkommen im Club".

Ich unterstelle einmal, dass Du, genau wie ich, in den letzten Jahren viele Euros "in den Sand gesetzt" hast: Stets auf der Suche nach dem besten Ton, der optimalen Ausrüstung, dem Glauben an Reviews , Empfehlungen, Tweaks, Geheimtipps und, und, und.

Wenn Du jetzt zufrieden bist, wer oder was hindert Dich daran, auch in einem Jahr immer noch zufrieden zu sein?

Wenn der nächste GAS-Anfall kommt, die nächste "Revolution im Sound", der nächste Geheimtipp, dann erinnere Dich doch einfach daran, was und wieviel Du in der Vergangenheit "in den Sand gesetzt" hast, wohin Du immer wieder zurückgekehrt bist.

Wenn der nächste GAS-Anfall kommt, frag' doch mal Dritte, was sie von Deinem Sound halten, ob es Kritik gibt, was weiß ich.

So, wie es Dir momentan geht, geht's mir zum Gück schon länger. Nach etlichen Röhren- und Transenamps, Unmengen an Pedalen, mehrmals FM3, Kemper (von meinem Schwager), ToneX, Cabinets, FRFR-Boxen, unzähligen IR's und vielem anderen Kram, bin ich immer wieder zum Helix zurückgekehrt. Das ist mein Ding (gerade nach den letzten Updates, von denen auch viele Influencer/Youtuber begeistert sind), und bevor ich nochmal etwas anderes probiere, muß es wirklich eine Revolution sein.

Du bist doch ein Alter Hase; ist Dein Sound wirklich so schlecht, dass Du den Nerds, der Werbung, jedem neuen Scheiß hinterherlaufen oder Glauben schenken mußt?

Wenn Du jetzt Zufrieden bist, dann gibt es keinen Grund, beim nächsten neuen Produkt unzufrieden zu sein.

Gruß

Horst
 
Hallo Horst,

ich stimme dir vollumfänglich zu, was den Tenor deines Postings angeht.

Tatsächlich habe ich in den letzten Jahren ziemlich wenig Geld für Equipment ausgegeben. Entweder habe ich mit Rückgaberecht bestellt und innerhalb der Frist gemerkt, dass ich falsch lag und das hat mich nichts gekostet. Oder ich habe gebraucht gekauft und wieder verkauft. Hin und wieder mal ein Ausreißer wie die Harley Benton junior, das blieb aber finanziell durchaus im Rahmen.

Im Moment ist meine "elektrische Eisenbahn" fertig, wie lange immer dieser Zustand auch andauern mag. Ich musste gestern sehr lachen, als ich feststellte, dass mein gesamtes Equipment (von Saiten und Picks mal abgesehen) aus Sachen besteht, die man so nicht mehr kaufen kann. Ist das jetzt "vintage" oder nur gebrauchter Kram? Muss ich jetzt noch mehr drauf aufpassen oder macht es nichts, ob eine Macke reinkommt, weil es eh keinen Wiederverkaufswert mehr gibt oder bin ich in einer Grauzone?

Ich habe übrigens ein Gedankenmodell, das mich von voreiligen Käufen abhält und das ich euch gerne mal vorstellen möchte: Wenn ich meine, ein neues Stück Equipment zu brauchen, stelle ich mir vor, dass ich in einer Lotterie einen unbegrenzten Thomann-Gutschein gewonnen hätte. Einschränkung dabei ist, dass ich Equipment nicht gegen Geld verkaufen darf, höchstens an Thomann zurück geben. Wenn ich also der Ansicht bin, dass ich jetzt doch mit drei Fullstacks in WDW spielen möchte, kann ich die in den Warenkorb packen und der freundliche DHL-Mann kommt damit in Kürze. Geil, oder? Und jetzt?

Die Dinger passen nicht alle ins Auto. Ich habe auch im Proberaum dafür keinen Platz. Die Verkabelung ist ein Alptraum, entweder brummt etwas oder es rauscht und überhaupt müsste im Proberaum dringend mal einer staubsaugen. Wenn ich wet und dry abstimmen will, kann ich das nur im Bandkontext und die Jungens aus der Kapelle verdrehen nach ein paar Minuten die Augen und wollen einfach Musik machen. Ich bin mal wieder zu laut und auf keine der Bühnen, die ich so betrete, passt das Zeug. Her mit dem Rücksendeticket...

Und um auf andere Gedanken zu kommen, hadere ich mit mir, ob ich so einen volldigitalen Modeler als Spielgefährten neben mein olles Brett stellen will und gar nicht erst erwarte, dass das Ding was taugt.

Viele Grüße

erniecaster
 

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