Produktion und Realisierung einer Platte

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Anonymous

Guest
Hallo zusammen

Mich würde interessieren wie die Produktion und die Realisierung von Tonträger in den Jahren vor 1980 war.
Insbesondere würde ich gerne wissen, welche Techniken zum Einsatz kamen, welche kleinen Kniffe und Tricks die damaligen "Toningeneure" wussten und benutzten und vor allem, wie der Prozess war.
Vielleicht hat einer von euch eine brauchbare Quelle oder weis etwas aus Erfahrung.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, denn ich würde gerne altes Wissen benutzen um einen Versuch zu starten.
Bei der Geschichte will ich versuchen, ob ich es hinbekommen kann, mit modernen Techniken (PC, Studiotechnik, Software) einen Song auf zu nehmen, zu mischen und zu mastern, sodass er das gleiche Dynamikspektrum hat, wie ein Song aus dieser Zeit.

Hoffe auf Antworten

MaX

p.S. Falls noch jemand "altes Gerät" zum Aufnehmen zu Hause stehen hat und dieses nicht mehr unbedingt braucht, würde ich mich über eine Nachricht in meinem Postfach freuen. ;-)
 
Max Hönicke":ou50e318 schrieb:
...einen Song auf zu nehmen, zu mischen und zu mastern, sodass er das gleiche Dynamikspektrum hat, wie ein Song aus dieser Zeit.

Klar. Kein Problem. Nimm einfach mal....sagen wir die Carpenters. Sicher extremer Mainstream, aber wenn ich mir die Produktion anhöre, ist es sicher das, was Dir vorschwebt. Anspieltipp: Yesterday once more, Superstar.

Auch die Beatles hatten erst mit ihrem kongenialen Produzenten George Martin die Chance, so überragend zu klingen. Vergleiche das mal mit dem Zeug, was zeitgleich sonst noch so auf den Markt kam, und Du wirst feststellen, dass solche Produktionen auch damals die Ausnahme waren und eines gemeinsam hatten: es waren Leute mit viel Erfahrung am Werk, die ihr Handwerkszeug absolut beherrschten.

Ein altes, gut gepflegtes Neve-Pult, eine 2" Bandmaschine und eine Handvoll Neumänner nebst ein paar Röhrenkompressoren und ein EMT bringen uns der Sache schon recht nahe. Dazu noch einen Soundtechniker wie z.B. Roger Nichols, in Verbindung mit einem Produzenten wie Gary Katz und ein paar hochneurotischen Perfektionisten wie Walter Becker und Donald Fagen, und schon hat man ein analoges Meisterwerk.

Ein gleichwertiges Ergebnis mit Low Budget-Digikram und ein paar Ratschlägen aus dem Forum angehen zu wollen, halte ich für - vorsichtig ausgedrückt - etwas gewagt. Wie man mit dem damaligen Standardequipment höchst durchschnittliche Ergebnisse erzielt, kann ich Dir verraten. Das habe ich ein paar Mal hinbekommen. ;-)

PS. Ich kenne jemanden, der noch eine 2" Maschine im Keller hat. Er würde sie evtl auch verkaufen. Google doch mal, was ein neues Band dafür kostet....
 
Moin,

ich seh´s wieder Cruiser: Vergiss das Vorhaben und erfreue dich der Möglichkeiten der Digitalen Welt.

Um den "amtlichen" analogen Sound mit analogen Mitteln hinzubekommen, ist eine unvorstellbare Investition nötig.

Allein die Pulte konnten bis zu einer Million Dollar kosten. Alle anderen, wirklich alle anderen, waren froh, dass sie sich einen Atari mit Midi leisten konnten und einen rudimentären Drumcomputer hatten und einen 4 Spur oder einen göttlichen 8 Spur Recorder hatten.

Das war Homercording anno Tobak! Nicht, dass das schlecht war: Manchmal ist weniger mehr. Die Möglichkeiten die man heute für ein paar 100 Euro hat sind schlicht unbegreiflich. Da liegt vermutlich auch dein Problem ;-)

Es macht schließlich immer noch Sinn ein Studio zu betreiben. Allein die Aufnahmeräume und Hi-End Gerätschaften machen schon eine Menge aus. Allerdings: Die heutigen Möglichkeiten in einem Projektstudio machen es, je nach Perspektive, durchaus möglich eine Produktion durchzuführen, die sich mit kommerziellen Maßstäben messen lässt. Wenn du ausschließlich auf analoge Technik zurückgreifst, wird der Aufwand für ein ähnliches Ergebnis unvorstellbar größer. Vielmehr ist es sinnvoll, die Eigenheiten der digitalen Technik zu begreifen, weil ich es nicht für sinnvoll halte die Herangehensweise der alten Technik 1 zu 1 auf die neue zu übertragen. Das hat nicht zu guten Ergebnissen geführt. "Stichwort - Loudnesswar". Da hat der Woody gerade einen Fred zu aufgemacht. Die gebotenen Möglichkeiten werden nicht genutzt. Zu dem "Hören" die meisten Menschen keine Musik mehr, sondern kosumieren sie Situationsgerecht. Diesem Umstand wird Rechnung getragen....ich schweife ab ;-)

Es gibt auf Soft -und Hardware ebene Lösungen die u.a. das Verhalten alter analoger Technik "emulieren" Teils mit wirklich überzeugenden Ergebnissen . Diese einzubinden halte ich für sinnvoll, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass man nun doch wieder wie damals arbeitet.

Wenn du zeitgemäße Tipps und Kniffe lernen willst: Hier ist ein Online-Magazin, dass wirklich den einen oder anderen netten Onlineworkshop hat. Ältere Artikel sind kostenfrei...ist aber Englisch. Im deutschen Sektor gibt es leider nichts Vergleichbares.

http://www.soundonsound.com/
 
Hi,

in der aktuellen Sound & Recording ist ein kleiner Bericht über die Abbey Road Studios drin.. Vielmehr würd ich dir jetzt aber das Buch "Recording The Beatles" empfehlen, welches in der Zeitschrift auch angesprochen wird. Das gibts hier: www.recordingthebeatles.com
Da steht wohl wirklich alles drin, wie es damals gemacht wurde.

Grüße, Julian
 
Danke erstmal für die Antworten.
Ich werde mir die verlinkten Artikel mal durchlesen, dass die auf Englisch sind schreckt mich nicht ab :)
Mad, fall du Lust hast könntest mir mal eine kleine Beschreibung schicken per PM wie du damals gearbeitet hast, vielleicht sogar ein digitalisiertes Soundsample schicken, würd mich echt interessieren.

MaX
 
Max Hönicke":24t4a1qx schrieb:
Mad, fall du Lust hast könntest mir mal eine kleine Beschreibung schicken per PM wie du damals gearbeitet hast, vielleicht sogar ein digitalisiertes Soundsample schicken, würd mich echt interessieren.

MaX

Wieso als PM?
Ich denke, das würde sicherlich viele hier intereessieren. Mich z.B. auch...
 
Ähm, ich habe das jetzt mal in die Recordingabteilung verschoben.

Ich weiß ja nicht genau, was daran interessant sein soll, außer dass es mir unsagbar peinlich ist, aber ich habe da mal was hochgeladen:


Das Ding umfaßt fast eine komplette Seite einer Vinylplatte, ich habe es deshalb mal mit 128Kbps komprimiert - die Datei ist ohnehin schon groß genug.

Die Aufnahme stammt vom Ende 1982 und wurde April 1983 veröffentlicht. Das Werk ist eine auf etwas mehr als die Hälfte zusammengeschrumpfte Ballettmusik, die damals auch ein paar Mal live zur Aufführung kam. Bis auf die Schlußsequenz so ab 09:20 ist alles auskomponiert.
Der die Produktion gefahren hat, war ein Tonmeister von altem Schrot und Korn - Friede seiner Asche! - was besagt, dass er keinerlei Ahnung von der Aufnahme einer übersteuerten Gitarre hatte und die Neuerungen, die Phil Collins bei den Schlagzeugsounds anbrachte, spurlos an ihm vorüberrauschten. Die ganze Strickart atmet Zeitgeist - allerdings mindestens fünf Jahre verspätet...

Die Bandmaschine war eine 2" Studer, an das Pult kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich habe sämtliche Gitarrenspuren eingespielt. Die Tatwaffen waren die hier:
Gitarren%20im%20Studio.jpg

An Amps hatte ich einen 1x12" Palmer Combo und einen Music Man 112 RD 50 mit EVM 12L, an Effekten ein Ibanez UE405 (ein 19" Gerät, was einen analogen Chorus, ein Eimerkettendelay, einen Kompressor, einen Verzerrer und einen schaltbaren Insert beinhaltete - natürlich vor dem Amp - Einschleifwege gab es erst später) und ein Ernie Ball Volumenpedal.

Damit der Ing. nicht soviel Arbeit hatte, wurden die jeweiligen Instrumente immer am Stück eingespielt - also 6-saitige akustische komplett, dann 12-saitige, dann cleane Parts etc. Dabei mußte man natürlich höllisch aufpassen, bei welchen Teil in der Partitur man gerade war, zumal sich ja die Aufnahme von der Liveversion auch noch unterschied.

Beim Mischen war ich nicht dabei. Als ich das fertige Ergebnis hörte, bin ich erstmal von einer Ohnmacht in die andere gesunken und habe das Werk jahrelang nicht mehr angehört. Erst im Zuge der Digitalisierung meines Privatarchives bin ich wieder drüber gestolpert.

So, und nun lästert schön.
 
mad cruiser":2e56uo99 schrieb:
Ich weiß ja nicht genau, was daran interessant sein soll, außer dass es mir unsagbar peinlich ist, aber ich habe da mal was hochgeladen:

Alter Schwede! Habt ihr euch vorab ´nen Trip geschmissen? Die Vierteltonharmonik zwischen Sax und Gitarre ist ja sehr "avantgarde"! ;-)

Aber eigentlich sind solche Dokumentationen doch super!

Der Einzähler zwischen durch: Super!
 
Grüße

Danke für das Sample und die Beschreibung.

Die Drums sind doch gar nicht so schlecht ;-)
Allerdings kreuzen sich das Sax und deine Guitar ziemlich ab und zu, aber sonst ganz geil eigentlich.
Die Gitarre kommt manchmal flach und für meine Verhältnisse zu leise, jedoch ist das vielleicht gewollt bei einer solchen Produktion.

Sonst eigentlich eine ganz kuhle Sache ;-)

Ich mein, wenn man mal die Zeit betrachtet in der das aufgenommen wurde, dann gehts doch oder :-D

Danke nochmal für die Beschreibung und alles

MaX
 
Es wäre noch zu nennen die EMT-Hallplatte als (hochwertiger) Standardhall und die Abwesenheit jeglicher digital gestalteter Räume.

Den "Vintageton" kann man jedoch nicht nur von der reinen Studioseite her sehen. Man braucht auch die Musiker, die so spielen und klingen wie 1978 (vom Kopf her, Spieltechnik und Feeelig, Equipment usw.). Ich bin zwar auch auch schon aus der älteren Fraktion, aber ich würde mich innerlich weigern, mein Spiel von früher zu kopieren. Ich könnt's auch gar nicht.

Eine gefährliche Klippe war das Umsetzen des fertigen Bandes auf die Pressmatritze fürs Vinyl. Da gab's eben bessere und schlechtere Pressungen, mit mehr oder weniger Laustärke, mehr oder weniger Verzerrungen, mehr oder weniger Klangfrische.

Und es kommen noch die Schallplattenrillen selbst ins Spiel. In breitere Rillen bekam man mehr "Ton" hinein. Eine EP (nur 1 einziges Stück auf einer Seite einer 30-cm-Platte) klingt offener und "näher" als das selbe Stück als eines von 5 anderen auf einer normalen LP-Seite. Auch klingen technisch bedingt die ersten Stücke immer etwas besser als das letzte vor der Auslaufrille...

Allerdings hat das komplett analoge Aufnehmen schon seinen Reiz. Schwer zu beschreiben, aber auch wenn meine heutigen Sachen am PC natürlich "professioneller", "dichter", "weiter vorn", "lauter" und somit zeitgemäßer klingen als die alten Bandaufnahmen, vermisse ich unterschwellig eine gewisse Form von Sättigung, die selbst auf Cassette endgemixte Aufnahmen noch haben. DAs wäre jedoch kein Grund für mich, mit einem nicht vertretbaren Aufwand die alte TEchnik wieder auszugraben.

Marcello schrieb:
Zu dem "Hören" die meisten Menschen keine Musik mehr, sondern kosumieren sie Situationsgerecht. Diesem Umstand wird Rechnung getragen....i

Wie wahr. Allerdings nimmt wenigstens die kleine Schar der Vinylfreunde mit sündhaft teueren Anlagen langsam zu. Ich habe das ja auch für Quatsch gehalten, bis ich das neulich mal in Ruhe erleben durfte: Heimanlage für zig 1000 Euro mit Röhren(!)hifi-Amp, erstklassigem Plattenspieler, Preamp etc.. Dann 'ne gute Jazzplatte aus den 60ern, Augen zu und hören - da stehen die Musiker scheinbar direkt vor einem.

Ich hab zu Hause auch noch ein Kurbelgrammophon aus den 30er Jahren. Wo die Stahlnadel so richtig kratzig durch die Schelllackrillen pflügt :shock: Da liegt der Genuss natürlich nicht im geilen Klang, sondern voll im Nostalgieerlebnis. CAruso klingt dann halt so, wie die Menschen ihn vor 70 Jahren zu Hause gehört haben, was das eigentliche tolle Erlebnis ist. (Ab und zu ertappe ich mich nach dem Hören tatsächlich dabei, den Ausschalter zu suchen... "nee shit, es gibt ja keinen...")

Kurzum: Retro ja zum Hören, aber zum Selberproduzieren heute: no way.
 
Pfaelzer":2ao9chei schrieb:
mad cruiser":2ao9chei schrieb:
physioblues":2ao9chei schrieb:
Da leck mich doch am Pfennig !
Der Herr Höppner hatte eine Les Paul !!
:evil: Einmal. Und nicht lange. Ist verjährt!

Ist in Südhessen das Eigentum an Paulas verboten ?

Das nicht, aber man wird abfällig belächelt! Auch auf der anderen Seite des Rheins! "Stehst wohl auf Tokio Hotel?!!" ;-) :p
 
mad cruiser":3knurx8b schrieb:
Ich weiß ja nicht genau, was daran interessant sein soll, außer dass es mir unsagbar peinlich ist, aber ich habe da mal was hochgeladen:


Das Ding umfaßt fast eine komplette Seite einer Vinylplatte, ich habe es deshalb mal mit 128Kbps komprimiert - die Datei ist ohnehin schon groß genug.

Einfach hammerhart, das Arrangement, die Sounds und einfach alles. Mein Musiklehrer damals - ebenfalls einer der "alten Schule" - hat genauso Klavier gespielt.

Ne Mischung zwischen Jugend musiziert, Richard Cl...mann und Allan Parsons Project. Einige Sachen von Allan Parson mag ich heute noch sehr.
Die verzerrten Sounds sind aber wirklich nicht sonderlich schön anzuhören.

Danke MC, hat auf jeden Fall Spass gemacht :!:
 
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