Thorgeir schrieb:
ollie schrieb:
Ich habe behauptet, dass Begriffe wie "musikalische Qualität" genauso subjektiv sind wie "guter/schlechter Geschmack"....das behaupte ich schon lange und konnte mir bis dato nicht widerlegt werden.
Wenn ja, bitte.....Ich lass mich gerne überzeugen!
Wie das bei solchen Themen nun mal ist, ist eine Be- oder Widerlegung nicht ganz einfach. Musikalische Qualität bzw guter Geschmack (nicht nur musikalisch!) setzen eine gewisse Beschäftigung mit der Materie sowie eine gewisse Reife voraus. Ich kann nur dann einen guten Geschmack für mich in Anspruch nehmen, wenn ich es auch aureichend begründen kann, warum. Jemand, der einen schlechten Geschmack hat und dann argumentiert, er habe einen guten, da Geschmack subjektiv sei, der aber dann die Argumente nicht hat, seine Aussage zu untermauern, hat das Prinzip nicht verstanden.
Kurz und polemisch:
Warum, glaubst Du, gibt es in einer gewissen Klientel soviele Helene Fischer-Fans?
Hm...meine Schwester mag einiges von der H. Fischer und ich würde sagen, dass sie musikalisch ist und grds. über einen "guten Geschmack (ich setze es mal grds. in Anführungszeichen, weil es immer subjektiv ist).....verfügt. Ihr gefiel z.B. wie sie das "mercie cherie" vom U. Jürgens interpretiert hat (da mag einiges an Sentimentalität mitschwingen, sicher - aber das gehört dazu, das ist Musik)....das fand ich z.B. auch wirklich gut......vielen gefällt an H. Fischer, dass sie "alles" irgendwie kann und gut rüberbringt, immer lacht und grds. eine tolle Stimme hat (was auch so ist - wenn man das bestreitet, muss man es auch fachmännsich begründen).....kurz: es ist das Entertainment was sie daran begeistert. Das ist ja nochmals eine ganz andere Welt wie die pure Betrachtung eines Songs......Leute wollen unterhalten werden....ob dumm oder einfach gestrickt, ist dabei "Jakce wie Hose"...
Aber egal. Ich habe versucht meine Gedanken rüberzubringen. Natürlich meint jeder (Musiker) dass er über einen guten Geschmack und "objektivierbare Qualitätsbeurteilungsfähigkeiten" verfügt. Ich meine das natürlich auch, ich meine auch, dass ich ein guter Rockgitarrist und Songwriter bin (leider völlig verkannt und erfolglos...;-)....andere mögen das anders sehen.....es gibt viele Gitarristen die finden Santana toll, ich mag ihn nicht.....andere kriegen bei Guthrie Govan die Krise, den find ich wiederum toll. Wer will jetzt festlegen, was qualitativ besser ist.......?
Wenn nicht mal das gelingt, wie soll das dann auf der Ebene einer "musikalischen Leistung" in Summe passieren? Ich habe bislang in der Diskussion noch keinen einzigen Versuch gelesen, Musikalität als "Wertigkeit" zu definieren. Das was Groby schreibt mit der mangelnden "Konsumentenentscheidung" mag stimmen, letztendlich ist es aber nur ein Umschiffen des Problems, Qualtität nicht definieren zu können...jeder hat da seine eigene Vorstellung. So gesehen habe ich auch fast noch nie eine bewusste Konsumentenentscheidung getroffen, ich höre was und es gefällt mir und ich informiere mich, was das ist.
Bewusst ist einfach eher das Genre, zu dem man sich hingezogen führt und in dem bewegt sich der Konsument in der Regel ähnlich wie der Musiker als Konsument.....
Ich habe eher das Gefühl, dass man sich in diesen Diskussionen auf Ressentiments zurückzieht. Musikantenstadl ist was für Dumme, Jazzer sind die Intellektuellen, Rocker die "Haudrauf-Jungs", Klassiker die "Feingeistigen" und Countryfans die Traditionalisten (nur natürlich nicht so platt formuliert).....Warum sollen gerade Musiker mehr Ahnung von Musikalität und Qualität haben.....Ich zweifel das in ähnlicher Form an, wie die Behauptung, Pädagogen haben mehr Ahnung von Kindererziehung.....
wobei ich muss mich korrigieren, mehr Ahnung haben sie vielleicht in der Theorie, nur in der Umsetzung hapert es genauso.....und das ist letztendlich das Entscheidende....
Aber alles bleibt "Dampf" wenn es nicht im ersten Schritt genau definiert wird......
Kleiner Gedanke am Rande:
Dazu kommt, dass man sich als Musiker auch durchaus weiterentwickelt.....aber die Tatsache, dass viele Gitarristen ab 45 im Blues landen, heißt nocht lange nicht, dass der Blues der Hl. Kral musikalischer Entfaltung ist.....;-)
Fazit: jeder soll seinen Geschmack und seinen Qualitätsanspruch behalten und hochhalten, man sollte ihn nur nicht zur Allgemeingültigkeit erheben. Das weiß eigentlich jeder, trotzdem kategorisiert man ständig weiter ohne zu merken, dass man damit die Ebene der Subjektivität nicht verlassen hat.....
Wem das zu viel sinnloses Gequatsche ist, der braucht es nicht zu lesen...;-) udn wer es trotzdem tut, der ist selber Schuld.