Hallo,
hier wieder was Neues zu leidigen Thema Bedburg! Nach Informationen des Kölner Stadtanzeigers war es so, ich zitiere wörtlich aus 3 Mails, die ich mit der zuständigen Redakteurin ausgetauscht habe:
„ ......An Ihrem Aussehen hatte Herr Froitzheim wohl deshalb Anstand genommen, weil jemand aus Ihrer Gruppe ein Kreuz mit einem umgedrehten Jesus trug. Bedburg ist nicht nur eine kleine (24.000 Einwohner), sondern auch eine wirklich erzkatholische Stadt. Daß ein solcher Kettenanhänger bei der absoluten Mehrheit der Stadtfestbesucher auf Unverständnis gestoßen und von vielen wahrscheinlich sogar als Beleidigung empfunden worden wäre, kann ich mir gut vorstellen. Herr Froitzheim, der mit der Bevölkerungsstruktur noch wesentlich besser vertraut ist, hatte eben diese Bedenken. In der Redaktionskonferenz sind wir deshalb übereingekommen, nicht über den Vorfall zu berichten, weil dem Veranstalter kein Vorwurf zu machen ist. Er kann sich die Gruppen aussuchen kann, die auf seiner Bühne stehen, und Ihre Vorwürfe (Diskriminierung und Rassismus) konnte Herr Froitzheim im Gespräch glaubwürdig widerlegen.“
„....wir haben uns entschieden, daß diese Geschichte nicht in unserem Blatt erscheint. Wäre die Entscheidung anders ausgefallen, hätte ich mich natürlich mit Ihnen in Verbindung gesetzt und mir auch Ihre Gruppe mal selber angesehen. Soviel zum verantwortungsvollen Journalismus. Wenn Sie einen Vertrag mit dem Veranstalter haben, haben Sie ja die Möglichkeit, die Werbegemeinschaft auf Schadensersatz zu verklagen.“
„Sehr geehrte Frau Campbell, Sie haben Recht, ich hätte Aussage gegen Aussage stellen können. Herr Froitzheim sagt, er habe dieses Kreuz gesehen, Sie sagen, es habe dieses Kreuz nicht gegeben. Alle werden Zeugen finden und letztlich wird es sich wohl nicht mehr klären lassen, wer lügt. Leider, beziehungsweise zum Glück, habe ich reichlich anderes zu tun. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag und künftig mehr Erfolg bei Ihren Auftritten, Stephanie Wickerath....“
So weit so gut. Ich denke das kann man eigentlich für sich so stehen lassen. Interessant ist, daß die zuständige Redakteurin und die Redaktion des KstA uns nicht die Möglichkeit gaben, zu diesen neuen Vorwürfen Stellung zu beziehen, sondern einfach entschieden, nicht darüber zu berichten. Grundsätzlich ist das Nichtberichten auch ok, solange die entsprechende Entscheidungen nach gründlicher Recherche erfolgen. Verantwortungsvoller Journalismus, hier aber Fehlanzeige, weil wir wurden gar nicht gehört! Fakt ist, einen solchen Kettenanhänger hat die Werbegemeinschaft Bedburg schlicht und einfach erfunden! Es gibt ihn nicht. Jetzt versuchen sie verzweifelt ihr Verbot mit nicht diskriminierendem Inhalt zu füllen, schlimm! Traurig ist auch, daß diese erzkatholischen Werbegemeinschaftler glauben, Gott hierfür mißbrauchen müssen/ können/ dürfen. Bedauerliche Gestalten, um es mit Walters Worten auszudrücken.
Aber es sagt über den Zustand unseres Systems etwas aus. Ist es nicht so, daß derjenige, der etwas behauptet, es auch beweisen muß? Kann ich also einfach irgend etwas behaupten und dann 10 Kumpels aufbieten, die das bestätigen und dann ist das ok. Oder fängt nicht gerade da verantwortungsvoller Journalismus an? Und wenn es so ist, dass das alltäglich ist, dann stimmt etwas im System nicht mehr und das Beispiel Bedburg zeigt ganz deutlich, warum es in Deutschland nicht funktioniert. Bringt dies unsere Demokratie ins Wanken? Nun, vielleicht wankt sie schon!
Und Bedburg hat übrigens auch schon konkrete wirtschaftliche Auswirkungen für uns. Wir haben bereits 12 Gigs deswegen verloren. Hätte ich das alles nicht publik gemacht, so wäre es wahrscheinlich nicht passiert. Ich wollte das aber, weil ich denke, da muß man was dagegen tun! Übrigens unabhängig davon, ob das uns oder einer anderen Band passiert. Ich sehe das Ganze auch nicht auf das Transenproblem reduziert, ich glaube, dass so etwas - in welcher Form auch immer - jeder Band passieren kann, denn der Grund für die Geschehnisse liegt ja in der inkompetenten Organisation der Veranstalter und ihrer Mitarbeiter.
Wenn diese Leute damit durchkommen, liegt es jedenfalls nicht an uns, wir haben unser Möglichstes getan und haben die damit verbundenen Risiken bewußt auf uns genommen, mit allen Konsequenzen. Dann liegt es an der Ignoranz unserer Gesellschaft.
Ich denke, daß man so etwas immer anprangern sollte, damit sich was ändert, denn es sollte sich was ändern. Ich bin da auch etwa anderer Ansicht als Sofie und denke, daß Musiker ganz bewußt ihre Leistung auch als Dienstleistung sehen sollten, die einen Wert hat und dementsprechend zu bezahlen ist. Dazu gehört eben auch, daß im Vorfeld der Vertragabschlüsse auf beiden Seiten sorgfältig nach allgemeinen Grundsätzen gearbeitet wird. Dazu gehört auf Seite des Veranstalters eine professionelle Konzeption und Planung. Aber auch die Bands sind hier gefordert. Wer professionell Musik macht, muss auch gewissen Anforderungen entsprechen. Das ist noch mal ein ganz neues Thema. Aber hier müssen die Musiker nach meiner Erfahrung auch mal selbstkritisch in sich hineinhören, da mangelt es oft auch!
Das Ganze ist sicher anstrengend aber, on the long run it's worth it! Diese erfreuliche email habe ich heute auch bekommen:
Hallo,
die Entscheidung der Werbegemeinschaft Bedburg Euren Auftritt zu canceln ist wirklich ein Hammer ... aber jeder macht halt auf seine Art "Werbung" für sich ! Mehr als bedenklich ist allerdings, daß es "Kollegen" gibt, die sich nicht davor scheuen aus einem solchen Skandal ihren Nutzen zu ziehen ... Die WG hat uns ein Angebot für 2005 unterbreitet, daß wir - mit dem Hinweis auf die "Nummer" die sie mit Euch abgezogen haben - "dankend" abgelehnt haben. Eigentlich hätten wir den Job gut gebrauchen können - wer kann es sich heute schon leisten einen Job abzulehnen ? - aber Geld ist eben doch nicht alles ... Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg!
mit kollegialem gruß
weavin
www.weavin.de
Klasse! Es funktioniert doch!
Liebe Grüße
Deborah