Natürlich ist eine Framus etc. eine Industriegitarre. Aber das ist eine Fender auch! Leo wollte eine möglichst günstig herzustellende Gitarre produzieren. Holzarten wurden z.B. nicht nach Klang, sondern nach billigem Einkaufspreis ausgesucht. Heute wird Erle und Esche als TONholz schlechthin betrachtet.
Ich mein halt lediglich, dass die Amis auch nur mit Wasser kochten und die Deutschen nicht alle blöd waren (Stichwort "deutsche Wertarbeit"). Ich habe z.B. einen alten Dynacord Twen für 250,- Euro gekauft. Ein richtig geil klingender Amp dessen Schaltung äußerst verwandt mit der eines Fender Tweed Vibrolux ist. Ich kenn z.B. noch einen Herrn, der in seinen Anfangszeiten Fender (Bassman) Amps nachgebaut hat, die kosten heute Unsummen, heissen glaub ich Marshall oder so ähnlich... :-o Die gibts übrigens auch als alte, deutsche Version: Schon mal das Schaltbild eines Echolette Showstar oder BS40 angeschaut? ;-)
Und wieso könnte es bei Gitarren nicht ähnlich sein. Googelt mal die alten, original Epiphone Archtops vor der Gibsonübernahme. Da ist die Ähnlichkeit zu Framus o.ä. schon frappierend.
Es mag ja sein, dass die deutschen die Amis nur kopiert haben, aber das haben die Japaner in den Siebzigern auch und heute gibt es viele Fans von Tokai, Burns, Greco usw. Die Dinger waren schon gut, es fehlt halt nur der richtige Name auf der Kopfplatte.
Dass eine 200,- DM Höfner kein Spitzeninstrument sein kann, weder heute noch damals, ist mir auch klar. Dass die wegen der damaligen Billigserien heute vielleicht einen nicht allzu guten Ruf haben, wäre auch logisch. Aber die bauten eben auch hochpreisiges: z.B. Framus LP20 (Leo Ponikvar Modell) - fast baugleich mit der Attila Zoller. Die kostete 1980 3100,- DM. Die wird heute schätzungsweise 2000,- Euro kosten und ist bestimmt ein super Instrument.
Ich rede nicht von absoluten Schnäppchen, wo man für 300,- Euro Custom Shop Qualität bekommt. Aber ich kauf mir doch lieber von einem netten, älteren Herren, der sein Leben lang in einer Tanzband spielte eine gute Framus für was weiss ich 1500,- Euro, als eine Chinagitarre für 500,-. Da hab ich doch von der Framus dann mehr oder nicht. Außerdem waren das damals "hochwertige Schauinstrumente von Weltruf für Bühne und Variete"!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (Zitat Katalog). Musiker was willst du mehr!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich hätte die Frage vielleicht einfach von Anfang an anders stellen sollen. Nämlich: Nennt mir mal, die ihr Erfahrung habt gute Modelle, der alten deutschen Hersteller, die es mit den Amifirmen aufnehmen konnten. Vielleicht wäre dann dieser Thread nicht so abgedriftet.
Aber ich hab halt befürchtet, dass dann sowas rauskommt wie: Deutsche waren alle Scheiße und Amis alle geil. Und genau das glaube ich eben nicht. Wir sind da mittlerweile viel zu sehr den Vintagepropheten und irgendwelchen Artikeln in Gitarrenzeitschriften hörig geworden, die immer vom Heiligen Gral predigen. Was sit denn z.B. mit den ganzen kleinen Gitarrenbauern, die in ihrem Leben vielleicht 100 oder 200 Gitarren gebaut haben und heute einfach vergessen sind. Die übertreffen vermutlich jede Gibson um Längen, aber es kennt sie halt kein Schwein, geschweige denn, dass da jemand 50000,- Euro hinblättern würde.
Kurzum: Ich glaube jedenfalls nicht, dass nur Gibson und Fender gute Gitarren bauen konnten. Fender war ja nicht einmal Gitarrenbauer von Beruf, sondern Radio- und Fernsehtechniker. Und auch kein Musiker. Der konnte nicht einen Akkord spielen. Jetzt mal ehrlich: Meint ihr nicht, dass da im Framuswerk nicht ein, zwei talentierte Gitarrenbauer hockten, die sich den höher angesiedelten Instrumenten widmeten und supern Gitarren gebaut haben? Schon allein wegen der statistischen Wahrscheinlichkeit müssen auch noch irgendwo anders als im Gibson- oder Fenderwerk gute Klampfen gebaut worden sein...