Diskussion Bildungssysteme

W°°":230pnzf7 schrieb:
Was soll man als Eltern auch sonst tun, als den Kindern die beste der vorliegenden Möglichkeiten zu bieten?

Was die Eltern machen sollten, ist, das Kind auf jene Schule zu schicken, für die es am besten geeignet ist.

Ein großer Teil der Kinder die in der 5. Klasse plötzlich im Gymnasium sitzen, kommen damit nicht klar, sind dafür nicht geeignet. Vielleicht einfach nur noch nicht, vielleicht gar nicht. Sie haben große Frustrationsprobleme, erhöhen den Arbeitsaufwand für alle Beteiligten inkl. sich selbst und bremsen schlimmstenfalls noch andere aus.

Ich kann diese Eltern verstehen. Ich würde meine Kinder auch auf das Gymnasium zu schicken versuchen. Es bringt aber Ärger wenn Eltern das als flasch verstandenem Ehrgeiz durchboxen wollen, weil das ALLE wollen und die anspruchsvollste Schulform kann nicht für alle sein, gerade in G8. Man tut niemandem einen Gefallen, den Kindern am wenigsten.

Ungeachtet davon finde ich es bescheuert, dass die Entscheidung "abiturfähig" oder nicht schon in der 4. Klasse entschieden werden soll. Das ist absurd.

In Niedersachsen gab es die Orientierungsstufe als Zwischenschule für 5 und 6 vor der großen Siebung. Auch noch etwas früh. Aber diese Stufe wurde abgeschafft. Herzlichen Glückwunsch.
 
groby":2g2g6j9l schrieb:
In Niedersachsen gab es die Orientierungsstufe als Zwischenschule für 5 und 6 vor der großen Siebung. Auch noch etwas früh. Aber diese Stufe wurde abgeschafft. Herzlichen Glückwunsch.

Volle Zustimmung. Wobei man allerdings auch sagen muss, dass die OS für die potentiellen Gymnasiasten sehr entspannt war, während die, bei denen Elternwunsch und Lehrereinschätzung auseinandergingen, unter permanentem Dauerfeuer standen.

Und als zusätzliche Pointe ist der Jahrgang, der im Übergang nur ein Jahr Orientierungsstufe in Auflösung erleben durfte, damit belohnt worden, als erster das Abitur nach Klasse 12 zu machen. Ergebnis: Aus der gesamten Grundschulklasse meiner Tochter sind gerade mal zwei Kinder glatt durchgekommen. Auf Verluste wird da keine Rücksicht genommen.
 
W°°":1623nnst schrieb:
EINE gemeinsame Schule wäre die einzig funktionierende Lösung.

Nein um Gottes Willen......die bessere Lösung liegt nahezu immer in der Viel- und nicht der Einfalt.
Nicht die Schulen sind das alleinige Problem, sondern wie sie von den Menschen beurteilt, gewichtet und gegeneinander auf- und abgewertet werden....
Ich bin ein Feind von Zentralismus, Gleichmacherei und dem Willen nach pauschalen Lösungen.....
Gut gemeint kristallisiert sich gerne als das Gegenteil von gut gemacht heraus.
 
ollie":1cigiyq2 schrieb:
W°°":1cigiyq2 schrieb:
EINE gemeinsame Schule wäre die einzig funktionierende Lösung.

Nein um Gottes Willen......die bessere Lösung liegt nahezu immer in der Viel- und nicht der Einfalt.
Gemeinsames Lernen für alle Kinder muss, wenn es richtig organisiert ist, nicht heißen, dass alle Kinder das gleiche und gleich viel lernen. Das Zauberwort heißt Binnendifferenzierung. Die pädagogischen Konzepte und methodischen Ansätze dafür, alle Kinder nach ihrem individuellen Tempo lernen zu lassen, sind vorhanden. Sie werden in anderen Ländern auch praktiziert. Dafür ist aber eine andere Schul-Infrastruktur nötig, kleinere Klassen und mehr als eine Lehrperson pro Klasse. Die Finnen z.B. arbeiten mit individuellen Wochenplänen für jedes Kind, haben Klassengrößen mit maximal 20 Kindern und in jeder Klasse eine Art Hilfslehrer, der sich gezielt um Kinder kümmert, die besondere Probleme haben, während der eigentliche Lehrer den Unterricht organisiert. Diese Arbeit könnte hierzulande z.B. von Erzieher(inne)n gemacht werden, die längst über die entsprechenden pädagogischen Qualifikationen verfügen.

Die Iren, Skandinavier etc., die nur "eine" Schulform für alle haben, erreichen durchweg bessere Bildungsergebnisse in der Breite der Bevölkerung und wesentlich höhere Quoten von Schulabsolventen, die ein Studium aufnehmen und erfolgreich abschließen.

@groby:
Gymnasien sind nicht der einzige Weg zum Abitur. Von meinen 2007 entlassenen Realschülern haben in diesem Jahr ein Drittel ihr Abitur gemacht. Die meisten an Berufskollegs, drei an einer Gesamtschule, nur einer an einem klassischen Gymnasium. Diejenigen, die am Berufskolleg Abitur gemacht haben, konnten das sogar mit einer Berufsausbildung verbinden. Eltern tun gut daran, ihre Kinder auf jeden Fall zu uns auf die Realschule zu schicken, wenn auch nur die geringsten Zweifel an der Eignung fürs Gymnasium bestehen. Damit ist absolut nichts verloren. Viele meiner Kollegen haben ihre eigenen Kinder ebenfalls an einer Realschule.
 
MH":16plmxjt schrieb:
Gemeinsames Lernen für alle Kinder muss, wenn es richtig organisiert ist, nicht heißen, dass alle Kinder das gleiche und gleich viel lernen. Das Zauberwort heißt Binnendifferenzierung. Die pädagogischen Konzepte und methodischen Ansätze dafür, alle Kinder nach ihrem individuellen Tempo lernen zu lassen, sind vorhanden. Sie werden in anderen Ländern auch praktiziert. Dafür ist aber eine andere Schul-Infrastruktur nötig, kleinere Klassen und mehr als eine Lehrperson pro Klasse. Die Finnen z.B. arbeiten mit individuellen Wochenplänen für jedes Kind, haben Klassengrößen mit maximal 20 Kindern und in jeder Klasse eine Art Hilfslehrer, der sich gezielt um Kinder kümmert, die besondere Probleme haben, während der eigentliche Lehrer den Unterricht organisiert. Diese Arbeit könnte hierzulande z.B. von Erzieher(inne)n gemacht werden, die längst über die entsprechenden pädagogischen Qualifikationen verfügen.

Hallo,

diese Konzept existiert auch in Deutschland und funktioniert sehr gut, wenn auch die Zielsetzung eine andere ist: Meine älteste Tochter ist zu 100% schwerbehindert und geht in eine Sonderschule. Dort wird genau das praktiziert, mit Erfolg.

Klassenstärke ist zur Zeit 7 Schüler, individuelle Lehrpläne pro Kind (den Fähigkeiten entsprechend), mindestens 2 Lehrkräfte pro Klasse, zzgl. gezielter Förderunterricht (ok, bei manchen auch Therapien).

Im Prinzip ist es das gleiche, Ziel ist eben nicht Abitur, sondern individuell das maximal mögliche an Förderung und Selbständigkeit herauszuholen.

Die Regelschulen könnten sich manche meterdicke Lyonerscheibe von den oft vergessenen und belächelten Sonderschulen abschneiden.

Wenn ich die Situation meiner anderen 3 Kinder in den Schulen vergleiche, bin ich froh dass die Älteste nicht in eine Integrationsklasse an einer Regelschule geht, sondern in eine althergebrachte Sonderschule.

Gruss

Juergen2
 
MH":3usgr2i9 schrieb:
Die Iren, Skandinavier etc., die nur "eine" Schulform für alle haben, erreichen durchweg bessere Bildungsergebnisse in der Breite der Bevölkerung und wesentlich höhere Quoten von Schulabsolventen, die ein Studium aufnehmen und erfolgreich abschließen.

Aber gerade Irland und GB sind die Hochburgen der Privatschulen, Internate und Elitenbildung; mit allen Vor- und Nachteilen: Kinder müssen teilweise schon JAHRE vorher auf eine Warteliste gesetzt werden, und dies trotz immenser Schulgebühren und einmaliger "Einstiegsspenden". Der Drang "weg von staatlichen Bildungseinrichtungen" ist riesig, Eltern legen sich regelrecht krumm, um die Schulgebühren zu zahlen.

Mein Schwager (Irland) steht momentan auch vor so einem Problem mit seinem Nachwuchs. Aber nicht wegen der Schule - der Nachwuchs ist erst 1 Jahr alt -, sondern wegen der Kindergartenwahl.

Die Zwei- oder Mehrklassengesellschaft ist dort m.E. wesentlich ausgeprägter als hier bei uns, man spricht aber nicht öffentlich darüber: Dein Ansehen richtet sich vielerorts nach der Höhe der Schulgebühren Deiner Kinder.

Gruß

Ha.Em
 
MH":37cta11v schrieb:
ollie":37cta11v schrieb:
W°°":37cta11v schrieb:
EINE gemeinsame Schule wäre die einzig funktionierende Lösung.

Nein um Gottes Willen......die bessere Lösung liegt nahezu immer in der Viel- und nicht der Einfalt.
Gemeinsames Lernen für alle Kinder muss, wenn es richtig organisiert ist, nicht heißen, dass alle Kinder das gleiche und gleich viel lernen. Das Zauberwort heißt Binnendifferenzierung. Die pädagogischen Konzepte und methodischen Ansätze dafür, alle Kinder nach ihrem individuellen Tempo lernen zu lassen, sind vorhanden. Sie werden in anderen Ländern auch praktiziert.
Es gibt auch in Deutschland Schulen, die beispielsweise die Klassen 1-4 gemeinsam unterrichten. Mit erwiesenem Erfolg!
(Diese Geschichte entfernt sich etwas vom Thema, aber ich komme gleich wieder darauf zurück.)
Eine Grundschule in NRW, in der klassenübergreifend gelehrt wird, wurde neulich mit einem Preis dekoriert. Die Kinder waren in Lernstandsprüfungen ganz weit vorn! Dabei mussten die Großen den Kleinen helfen und wurden damit ständig gebremst und aufgehalten. Dennoch wussten sie mehr, als der Landesdurchschnitt. Seltsam, oder?!?

Fakt ist: In normalen Schulen lernen Schüler für Prüfungen und für den Lehrer. Wiederholte Tests, die wenige Wochen Nach dem Abitur den SELBEN Inhalt abfragten ergaben, dass die Schüler praktisch nichts mehr wussten. Beim gemeinsamen Lernen ist das anders. Die Schüler müssen ihr Wissen (oder ihr Können, oder ihre Verantwortung, oder...) für ihre Mitschüler bewahren.

Jetzt komme ich wieder auf die EINE Schule zurück.
Die Ellenbogen-Methode macht offenbar keine klügeren Kinder. Kinder, die alleine, für den Lehrer und für die Note arbeiten, sind nicht klüger als Kinder, die mit einander und für einander lernen.
Die soziale Methode ist nicht unterlegen!
Das ist wichtig!
Kinder, die so gelernt haben, sind NICHT aufgehalten worden.
Im Gegenteil. Sie haben gelernt, und ihren Mitschülern etwas gegeben!

Menschen, die dieses Land formen, verändern und regieren sollen - "die Leistungsträger unserer Gesellschaft", wie die Elite sich gerne nennt, sollten in der Schule lernen, was eine Gesellschaft ist.
Wenn ich also als alternder Bürger die Wahl habe, zwischen einem sozial kompetenten Kind oder einem Karriere geilem Emporkömmling und ich weiß, dass die Fähigkeiten die Selben sind....
Eine gemeinsame Beschulung lässt auch dem Migrantenkind keine Nische mehr. Konzentrationen und innere Gesellschaften können nicht mehr entstehen. Aber das ist unbequem und ein Kompromiss, was bedeutet: Die Kleinen müssen sich strecken und die Großen müssen den silbernen Löffel abgeben.
Das Erste interessiert keinen, aber das Zweite wird nicht geschehen.
 
auge":3g3wa9c7 schrieb:
Ich sitze grade in der pädagogischen Hochschule und lese mit Interesse eure Beiträge.
Eine sachliche Diskussion zum Thema Bildung ist in Österreich leider nicht möglich weil es zuviele Dogmen und politische Interessen gibt.
Schade.
Ich bin schon gespannt in welches System ich in 3 Jahren entlassen werde (Mathes und Musik).
Lg
Auge

Erstmal: Glückwunsch zu den Fächern, hätte ich auch gerne gemacht, leider für beides zu wenig Begabung und zu wenig Ausdauer.

Auch in Deutschland ist ein sachliche Diskussion über Bildung schwierig, da gibt es einige Gründe:
- Wenn ich oder mein Kind von einem ungerechten oder teilweise ungeeignetem Bildungssystem profitiere, bin ich meistens nicht bereit diese Ungerechtigkeit oder die mangelnde Eignung zu zu geben, häufig nicht einmal vor mir selber.
Wenn die Gruppe derer die von einem Missstand profitieren groß genug ist, ist er kaum zu diskutieren.
- Jeder war mal in der Schule und hat dort Erfahrungen gemacht, die sie/er gerne verallgemeinert. Bildungspolitik hat also auch die Aufgabe kollektive Schulerfahrungen nachträglich zu bewältigen.
- Aufgrund der kollektiven Nähe zum Thema werden auch nirgendwo mehr Allgemeinplätze produziert und direkt umgesetzt. Da können Dutzende von allgemein anerkannten empirischen Studien nichts dran ändern.
 
W°°":1lfrktd1 schrieb:
Eine gemeinsame Beschulung lässt auch dem Migrantenkind keine Nische mehr. Konzentrationen und innere Gesellschaften können nicht mehr entstehen.
Die Sache hat aber einen weiteren Haken, der zum Beispiel auch in Amerika sehr deutlich wird, wo es mit Ausnahme der Privatschulen ja auch nur eine Schulform (secondary school) für alle Kinder gibt. Für die Dorfschule funktioniert die Integration von Problemgruppen, wenn alle Kinder auf die gleiche Schulform gehen. In Städten aber existieren Neighbourhoods und bisweilen sogar richtige Ghettos. Selbst wenn es kein gegliedertes Schulsystem mehr gäbe, wären an einer "Gemeinschaftsschule" in Köln-Bocklemünd oder Chorweiler diejenigen unter sich, die auch heute dort eine Hauptschule oder Gesamtschule besuchen und in Köln-Sülz oder Lindenthal diejenigen, die auch heute dort aufs Gymnasium gehen. Eine Gemeinschaftsschule im Aachener Ostviertel hätte eine ganz andere Klientel als eine in Laurensberg. Mit Abschaffung des gegliederten Schulsystems allein ist also das Problem der wachsenden Parallelgesellschaften nicht gelöst. Man müsste außerdem eine Art Quotierung einführen: Kinder mit bestimmten Defiziten (z.B. Sprachproblemen) müssten gleichmäßig verteilt werden.

Nun, das Ganze wird sowieso nicht kommen. Es läuft in NRW im Moment auf ein zweigliedriges Schulsystem hinaus, das die SPD schon lange will und auf das alle anderen Parteien inzwischen mehr oder weniger unverhohlen als Kompromiss einschwenken: das Gymnasium tastet niemand an. Daneben werden die anderen Schulformen zu einer einzigen zusammengelegt. Meine Prognose: in 30 Jahren haben wir "Gemeinschaftsschulen", deren Qualität und Situation unseren Hauptschulen von heute entsprechen wird, Gymnasien, die das Abitur an Schüler vergeben werden, wie sie heute noch größtenteils eine Realschule besuchen, und Privatschulen, auf denen sich die Kinder derer finden werden, die sich nach "oben" hin aus der Gesellschaft verabschiedet haben. Mir graut vor dem Gedanken. Ich hoffe, dass es anders kommt, aber die gegenwärtige politische Diskussion macht keinen Mut.

Rabe":1lfrktd1 schrieb:
auge":1lfrktd1 schrieb:
(...) Ich bin schon gespannt in welches System ich in 3 Jahren entlassen werde (Mathe und Musik). (...)

Erstmal: Glückwunsch zu den Fächern (...)
Von mir auch. Die Kombination aus Musik und einem Hauptfach ist für die Arbeit mit Schülern optimal. Bei mir sind es die Fächer Deutsch und Musik. Und nach all dem Pessimismus hier: Du hast Dich für den schönsten Beruf der Welt entschieden :) ...
 
Bei der ganzen Diskussion über das optimale Schulsystem, wie hier oder auch in der Politik wird m.M.n. außer acht gelassen, dass die Schulen Bildung vermitteln (Wissen, dass irgendwo geschrieben steht und i.d.R. abrufbar ist).
Primär wird dabei "gelernt", dass man vieles unnützes Wissen vermittelt bekommt, dass nach der Klausur/Abschlußarbeit gelöscht werden kann und zum anderen "lernt" man wie man mit "äußerlichem Druck" unzugehen hat und/oder daran scheitert.
Ich frag mich, ob die Politik überhaupt ein gesteigertes Interesse daran hat, dass junge Menschen etwas für`s Leben lernen oder ob sie eher das Interesse vertritt, junge Menschen so schnell wie möglich in ein fragwürdiges System zu integrieren, das einen späteren Ausstieg fast verunmöglicht.
 
bimbam":3gshrdlt schrieb:
Bei der ganzen Diskussion über das optimale Schulsystem, wie hier oder auch in der Politik wird m.M.n. außer acht gelassen, dass die Schulen Bildung vermitteln (Wissen, dass irgendwo geschrieben steht und i.d.R. abrufbar ist).
Das ist m.E. ein ganz falscher Begriff von Bildung. Und dieser Bildungsbegriff ist auch nicht Grundlage unseres allgemeinbildenden Schulsystems. Es geht bei der Bildung in den ersten zehn Schuljahren nicht in erster Linie um Wissen, sondern um Fähigkeiten: ein Kind soll lesen, schreiben, rechnen, ein Bild malen und ein Lied singen können. Wissen muss auch erworben werden, aber es ist eigentlich nur Mittel zum Zweck: entscheidend ist, dass Kinder das "Lernen lernen", Denkstrukturen und Handlungsstrategien entwickeln, mit denen sie im Leben zurechtkommen. Bildung richtet sich zudem, wenn sie gelingen soll, immer gleichermaßen an "Herz, Hand und Verstand". Das wussten schon die alten Griechen, daran hat sich nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern. Dass unser Schulsystem dem nicht immer gerecht wird, ist richtig, aber es wird auch manches zu schlecht geredet.
 
bimbam":39tyc5hl schrieb:
Primär wird dabei "gelernt", dass man vieles unnützes Wissen vermittelt bekommt, dass nach der Klausur/Abschlußarbeit gelöscht werden kann und zum anderen "lernt" man wie man mit "äußerlichem Druck" unzugehen hat und/oder daran scheitert.
Ich frag mich, ob die Politik überhaupt ein gesteigertes Interesse daran hat, dass junge Menschen etwas für`s Leben lernen oder ob sie eher das Interesse vertritt, junge Menschen so schnell wie möglich in ein fragwürdiges System zu integrieren, das einen späteren Ausstieg fast verunmöglicht.
Das ist doch das tolle an Schule, dass man dort so viel Unnützes vermittelt bekommt.
Beschränkt man sich auf vermeintlich Nützliches, also Dinge die mit Sicherheit erfolgssteigernd eingesetzt werden können, erzieht man nur systemkonform. Unnützes Wissen und vermeintlich überflüssige Fähigkeiten machen aus uns Menschen und Persönlichkeiten. Jemand der nur das weiß was er wissen muss und das kann, was er können muss, ist arm dran.

Natürlich trifft die Auswahl der Überflüssigkeiten nicht immer auf Zustimmung von allen, aber m.E. hat Schule momentan so viel Überflüssiges im Angebot, dass für jeden was dabei sein sollte ...
 
Rabe":3k4rip1g schrieb:
Das ist doch das tolle an Schule, dass man dort so viel Unnützes vermittelt bekommt.
...

es heißt ja auch allgemeinbildende Schulen.....

aber Hand aufs Herz, wenn ich mich mal selbst nehme - ich weiß von der Schule so gut wie nichts mehr, das Wissen dass ich heute parat habe, habe ich mir weitestgehend erst nach der Schule zusammengelesen. Hier lag als "Lerngrundlage" "Interesse" vor, während der Schulzeit "Klausuren bestehen".....Ersteres ist geblieben, zweiteres nein....

es ist wie bei vielen Diskussionen, ich lese 10 Beiträge und muss fast jedem recht geben, auch wenn die Meinungen auseinander gehen....aber man hat ja zu vielen Themen keine festgefahrene Meinung.....man lässt sich auch mal gerne inspirieren zu neuen Gedanken und Sichtweisen....
 
juergen2":7toze19e schrieb:
Hallo,
diese Konzept existiert auch in Deutschland und funktioniert sehr gut, wenn auch die Zielsetzung eine andere ist: Meine älteste Tochter ist zu 100% schwerbehindert und geht in eine Sonderschule. Dort wird genau das praktiziert, mit Erfolg.

Klassenstärke ist zur Zeit 7 Schüler, individuelle Lehrpläne pro Kind (den Fähigkeiten entsprechend), mindestens 2 Lehrkräfte pro Klasse, zzgl. gezielter Förderunterricht (ok, bei manchen auch Therapien).

Im Prinzip ist es das gleiche, Ziel ist eben nicht Abitur, sondern individuell das maximal mögliche an Förderung und Selbständigkeit herauszuholen.

Die Regelschulen könnten sich manche meterdicke Lyonerscheibe von den oft vergessenen und belächelten Sonderschulen abschneiden...

Das kann ich bestätigen, denn ich bin Förderschullehrer.

Aber jetzt kommt´s:
Angeblich verstößt diese Art der Beschulung gegen die Menschenrechte!!!
Klar, ist ja auch in etwa gleich schlimm wie Guantanamo und Abu Ghreib...*

Bei uns in Rheinland-Pfalz geht das jetzt ganz zügig voran mit der Auflösung der Sonderschulen, bis in 3 Jahren gehen da die Lichter aus.
Dann bin ich mal gespannt, ...

*Ja, mein Beirag ist polemisch und sarkastisch.
Ich könnte auch eine andere Position beziehen (siehe "Inneres Team"), aber ich habe den Eindruck, hier wird jetzt einfach mit einem Totschlag-Argument hantiert und wie immer mit heißer Nadel etwas vermeintlich Neues zusammengewurstelt...
 
Moinsen!

Ich finde es interessant, dass sich Schüler aus "alternativen" Schulen, in denen ja viel Wert auf soziale Kompetenz (und ganzheitliches Irgendwas...) gelegt wird, an unserer (Fach-) Schule eher schwer in die Klassengemeinschaft einfügen. Das wird besonders deutlich, wenn es darum geht, etwas gemeinsam oder für die Klasse zu tun. Sehr erstaunlich.
Es gibt wohl auch schon eine Studie dazu, die diesen Eindruck bestätigt.

Beste Grüße!
Jab
 
mad cruiser":ben3m41e schrieb:
muelrich":ben3m41e schrieb:
Ist ja interessant. Die ersten zwei Bände habe ich seit Erscheinen. Ich glaube, den dritten besorge ich mir jetzt auch. Danke für den Link!

Das innere Team in AKtion ist auch sehr lesenswert !

Die für mich insgesamt mich bereichernsten Bücher sind jedoch:

Marshall B. Rosenberg - Gewaltfreie Kommunikation
Shelly Rose Charvet - Wort sei Dank

...aber das ist jetzt ein anderes Thema ...
 
juergen2":2spni1rg schrieb:
...
Klassenstärke ist zur Zeit 7 Schüler, individuelle Lehrpläne pro Kind (den Fähigkeiten entsprechend), mindestens 2 Lehrkräfte pro Klasse, zzgl. gezielter Förderunterricht (ok, bei manchen auch Therapien).

Im Prinzip ist es das gleiche, Ziel ist eben nicht Abitur, sondern individuell das maximal mögliche an Förderung und Selbständigkeit herauszuholen.

Die Regelschulen könnten sich manche meterdicke Lyonerscheibe von den oft vergessenen und belächelten Sonderschulen abschneiden.
....

Es sind wohl weniger die Schulen, als mehr die Gesellschaft, die sich da eine Scheibe abschneiden könnte. Es ist ja nicht die Schuld der Schule, wenn sie mit einem Lehrer-Schüler-Verhältnis 1:32 statt 2:7 arbeiten muss. Reformpädagogische Ansätze hin, engagierte Lehrer her, letzendlich scheitert alles daran, dass die Bereitschaft, in Bildung zu investieren (mit sinnvollen Klassengrößen, Klassenräumen, die differenziertes Arbeiten zulassen) nicht gegeben ist. Dazu kommt, dass die mangelnde Wertschätzung von Schule durch die Eltern, auf die Kinder übertragen wird. Ergebnis: "Schule ist doof, das sagen schon meine Eltern, also was soll ich da."

Nur mal so in die Diskussion geworfen,
Manfred
 
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