Hallo,
es zogen ein Pfälzer und ein Saarländer auf getrennten Pfaden, jeweils in weiblicher Begleitung, zum gleichen Ziel:
Eric Clapton in der Royal Albert Hall, sozusagen die Königin der europäischen Locations was Tradition, Staraufgebot, v.a. aber Atmosphäre und Intimität angeht.
War es bei Jochen (75 deluxe und Frau) ein verlängertes Wochenende (und deshalb stressig wegen Besichtigungen diverser unwichtiger Sehenswürdigkeiten und immens wichtiger Gitarrenläden), gepaart mit bisschen Hotelchaos, so war es bei mir (incl. Lebensgefährtin) eher stressig durch Anreise Freitag frühmorgen (Konzerttag) und Abreise Samstag morgen.
Aber was macht man nicht alles um ein unvergessliches Erlebnis zu haben, und genau das war es dann auch.
Entsprechend dem zu erwartenden Ambiente hatten wir uns auch alle etwas in Schale geschmissen, war mein erstes Rockkonzert im Dreiteiler und Kravatte, aber damit waren wir dort nicht allein. Es gab zwar auch die Jeans- Turnschuh-Karohemd-Fraktion, aber man hat schon gemerkt dass es im Gesamtrahmen durchaus stimmig sein kann mal anders zu so einem Konzert zu gehen.
Eine neue Erfahrung, aber gar nicht mal schlecht.
Nach der Ankunft im Taxi (unsere Frauen waren fuss- und schuhtechnisch nicht mehr in der Lage vom Hotel quer durch den Hyde Park zu laufen
:mrgreen: ) erster Eindruck der Hall:
Schön, rund und klein. Man ist in einer Minute aussenrum zur Rückseite gelaufen.
Sehr angenehm: Verkauf von T-shirts etc. war schon um 18:30 geöffnet, keine Wartezeit, man konnte in Ruhe mal schauen und Geld ausgeben.
Auch beim Eintreten in die Halle keine Schlange, durch die 12 Eingänge (die sich innen nochmal in verschiedene Unterbereiche aufteilen) war das richtig gut. Man merkt dass die Engländer das Schlangestehen erfunden haben und alles tun um sich davor zu drücken
Wir mussten uns dann aufteilen weil Familie 75 Deluxe oben in den Stalls sassen und Juergen2s unten in der Arena.
In der Bar vor der Haupthalle noch einen Champagner für die Dame (für läppische 7,95 Pfund, also ca. 9 Euro, oufff...) und geniale Minstrels Schokolinsen (ne Art Riesen-M&Ms) für den Herrn ging es dann hinein.
Man kommt für die Arena von unten ein paar Stufen hoch und ....boooaaaahhh.
Tierisch hoch, sehr gediegen, viel kleiner als man es von DVDs her vermutet. Super illuminiert, Atmosphäre pur.
Wir hatten Reihe 22, Höhe Mischpult, und ich hatte mich auf weiten Bühnenabstand eingestellt. Es waren letztendlich vielleicht 20-25 Meter.
Die Bühne selbst ist vielleicht 50 cm hoch, also so gut wie nichts, dadurch hatte man das Gefühl den Musikern direkt in die Augen zu schauen, man sass wirklich wie mittendrin.
Jochen wird sicherlich was zum Eindruck aus den stalls (Rängen) schreiben, einen wirklich schlechten Platz gibts in der RAH nicht. Durch den sehr kleinen Durchmesser und die Balkonkonstruktionen ist wirklich jeder der 8000 Zuschauer sehr nahe am Geschehen, das habe ich so in keiner anderen Halle bis jetzt so gesehen.
Wenn man dann so auf seinem Platz sitzt, das alles auf sich wirken lässt und daran denkt wieviele denkwürdige und gute Konzerte da gelaufen (und auf DVD erhältlich) sind, welche wirklich aussergewöhnlichen Musiker da schon gespielt haben, bekommt man schon so etwas wie Ehrfurcht ob der Tradition.
Aber jetzt mal zur Musik:
Um 19.30 gings los mit den ARC Angels. Das ist die Band um Doyle Bramhall II, wie der Insider weiss, bis letztes Jahr der langjährige Tourgitarrist von EC, vorher bekannt zB als Mitmusiker von Roger Waters bei der In the flesh-Tour.
Besonderheit: Doyle spielt falsch rum. Nein, nicht links, er hat die hohe E-Saite oben und die Basssaiten unten. Damit sind alle Fingersätze sozusagen Custom made und jeder Versuch sich was abzuschauen scheitert an der 2. Note. Die Musik ist solider Rock, m.E. nicht spektakulär, aber durchaus hörenswert, die Band gut eingespielt und locker drauf. Nach 40 Minuten ists vorbei, es folgt die obligatorische Umbaupause.
Dann, 20.30, Ansage, Band kommt und es geht richtig los.
Erster Titel Going down slow, mal eben locker-lässig ein Kracher-Solo aus dem Ärmel geschüttelt mit einem unglaublichen Ton und Sound. Ein Hammer wie er nur mit Vol-Poti, Mid-Boost, Pickup-Wahlschalter diese Soundvielfalt von Clean, Crunch bis hin zu seinem typischen singenden Ton rauszaubert.
Man merkt ihm an dass auch für ihn die RAH was besonderes ist, er spielt wirklich anders, lockerer, mutiger, mit mehr Freude.
Was wahrscheinlich auch daran liegt dass es für ihn ein Heimspiel ist, kein Hotel, keine grosse Anreise, seine Familie dabei (3 Töchter zwischen 5-11 Jahren die hinter der Bühne rumspringen).
Zum erstenmal live gehört sein Anything for your love von der Journeyman, selbst das von mir weniger favorisierte weil abgedroschene I shot the sheriff kam mit einem klasse Solo und machte richtig Spass. Somewhere over the rainbow bei dem Acoustic Part war nicht im geringsten schnulzig, danach gab es dann mit Badge auf die Ohren.
Das ist eh mein Lieblingssong, und bei den Zwischenparts bist du soundmässig weggeflogen, Gänsehaut.
Ich hatte den Eindruck als habe er beim gesamten Konzert insgesamt schnellere Soli, mehr Läufe als sein sonst typisches Legato-Spiel eingebaut, einfach just for fun, und obwohl er nun wirklich nicht der Shredder vor dem Herrn ist, er legt selbst bei schnellen Läufen soviel Ton und Gefühl rein dass man vor dem ergrauten Mann (64!) nur den Hut ziehen kann.
Ein Wort zur Begleitband, Andy Fairweather-Low kam seiner Statistenrolle mehr als gerecht nach, man hat ihn kaum gehört, ab und an bei Cocaine und I shot the sheriff im Rhythmus, ansonsten nicht wahrnehmbar.
Die paar Soli die er spielte waren für mein Empfinden eher verkrampft, bemüht, nicht flüssig, dieser Liga einfach nicht angemessen. Keine Ahnung warum EC ihn wieder hereingeholt hat; Vorteil ist allerdings dass dadurch EC selbst mehr spielt, und das ist mir nur recht.
Doyle war da früher eher präsent und hat wesentlich mehr Soli gespielt, technisch auf weit höherem Niveau, aber dann eben zu Lasten der reinen EC-Spielzeit.
Letztendlich trauere ich dem genialen Tim Renwick nach; der hatte in den 80ern solide Rhythmus-Arbeit geliefert, ab und wann mal ein paar Highlights eingestreut und ansonsten den Frontmann gut aussehen lassen.
Irgendwann geht auch das beste Konzert zu Ende, leider, es war einfach eine super Sache, Sound, Ton, musikalische Leistung, Stimmung, Ambiente, Begleitung
es hat einfach alles gestimmt.
Das italienische Futter hinterher war trotz allen englischen Unkenrufen zum Trotz geniessbar, und Jochen hat auch noch sein Bier vor der last order bekommen.
Man hört ja öfter dass, wer dem RAH-Virus mal verfallen ist, nicht mehr davon loskommt; das kann ich so nur bestätigen, ich werde ganz sicher nochmal dahinkommen. Knopfler wäre sowas dort...
Also, wer die Chance auf einen Konzertbesuch dort hat, machen!! Unbedingt.
Viele Grüsse
ein voll begeisterter Juergen2
P.S: Bilder muss ich noch von der Kamera runterladen, tolle Qualität wirds aber nicht sein.
es zogen ein Pfälzer und ein Saarländer auf getrennten Pfaden, jeweils in weiblicher Begleitung, zum gleichen Ziel:
Eric Clapton in der Royal Albert Hall, sozusagen die Königin der europäischen Locations was Tradition, Staraufgebot, v.a. aber Atmosphäre und Intimität angeht.
War es bei Jochen (75 deluxe und Frau) ein verlängertes Wochenende (und deshalb stressig wegen Besichtigungen diverser unwichtiger Sehenswürdigkeiten und immens wichtiger Gitarrenläden), gepaart mit bisschen Hotelchaos, so war es bei mir (incl. Lebensgefährtin) eher stressig durch Anreise Freitag frühmorgen (Konzerttag) und Abreise Samstag morgen.
Aber was macht man nicht alles um ein unvergessliches Erlebnis zu haben, und genau das war es dann auch.
Entsprechend dem zu erwartenden Ambiente hatten wir uns auch alle etwas in Schale geschmissen, war mein erstes Rockkonzert im Dreiteiler und Kravatte, aber damit waren wir dort nicht allein. Es gab zwar auch die Jeans- Turnschuh-Karohemd-Fraktion, aber man hat schon gemerkt dass es im Gesamtrahmen durchaus stimmig sein kann mal anders zu so einem Konzert zu gehen.
Eine neue Erfahrung, aber gar nicht mal schlecht.
Nach der Ankunft im Taxi (unsere Frauen waren fuss- und schuhtechnisch nicht mehr in der Lage vom Hotel quer durch den Hyde Park zu laufen

Schön, rund und klein. Man ist in einer Minute aussenrum zur Rückseite gelaufen.
Sehr angenehm: Verkauf von T-shirts etc. war schon um 18:30 geöffnet, keine Wartezeit, man konnte in Ruhe mal schauen und Geld ausgeben.
Auch beim Eintreten in die Halle keine Schlange, durch die 12 Eingänge (die sich innen nochmal in verschiedene Unterbereiche aufteilen) war das richtig gut. Man merkt dass die Engländer das Schlangestehen erfunden haben und alles tun um sich davor zu drücken

Wir mussten uns dann aufteilen weil Familie 75 Deluxe oben in den Stalls sassen und Juergen2s unten in der Arena.
In der Bar vor der Haupthalle noch einen Champagner für die Dame (für läppische 7,95 Pfund, also ca. 9 Euro, oufff...) und geniale Minstrels Schokolinsen (ne Art Riesen-M&Ms) für den Herrn ging es dann hinein.
Man kommt für die Arena von unten ein paar Stufen hoch und ....boooaaaahhh.
Tierisch hoch, sehr gediegen, viel kleiner als man es von DVDs her vermutet. Super illuminiert, Atmosphäre pur.
Wir hatten Reihe 22, Höhe Mischpult, und ich hatte mich auf weiten Bühnenabstand eingestellt. Es waren letztendlich vielleicht 20-25 Meter.
Die Bühne selbst ist vielleicht 50 cm hoch, also so gut wie nichts, dadurch hatte man das Gefühl den Musikern direkt in die Augen zu schauen, man sass wirklich wie mittendrin.
Jochen wird sicherlich was zum Eindruck aus den stalls (Rängen) schreiben, einen wirklich schlechten Platz gibts in der RAH nicht. Durch den sehr kleinen Durchmesser und die Balkonkonstruktionen ist wirklich jeder der 8000 Zuschauer sehr nahe am Geschehen, das habe ich so in keiner anderen Halle bis jetzt so gesehen.
Wenn man dann so auf seinem Platz sitzt, das alles auf sich wirken lässt und daran denkt wieviele denkwürdige und gute Konzerte da gelaufen (und auf DVD erhältlich) sind, welche wirklich aussergewöhnlichen Musiker da schon gespielt haben, bekommt man schon so etwas wie Ehrfurcht ob der Tradition.
Aber jetzt mal zur Musik:
Um 19.30 gings los mit den ARC Angels. Das ist die Band um Doyle Bramhall II, wie der Insider weiss, bis letztes Jahr der langjährige Tourgitarrist von EC, vorher bekannt zB als Mitmusiker von Roger Waters bei der In the flesh-Tour.
Besonderheit: Doyle spielt falsch rum. Nein, nicht links, er hat die hohe E-Saite oben und die Basssaiten unten. Damit sind alle Fingersätze sozusagen Custom made und jeder Versuch sich was abzuschauen scheitert an der 2. Note. Die Musik ist solider Rock, m.E. nicht spektakulär, aber durchaus hörenswert, die Band gut eingespielt und locker drauf. Nach 40 Minuten ists vorbei, es folgt die obligatorische Umbaupause.
Dann, 20.30, Ansage, Band kommt und es geht richtig los.
Erster Titel Going down slow, mal eben locker-lässig ein Kracher-Solo aus dem Ärmel geschüttelt mit einem unglaublichen Ton und Sound. Ein Hammer wie er nur mit Vol-Poti, Mid-Boost, Pickup-Wahlschalter diese Soundvielfalt von Clean, Crunch bis hin zu seinem typischen singenden Ton rauszaubert.
Man merkt ihm an dass auch für ihn die RAH was besonderes ist, er spielt wirklich anders, lockerer, mutiger, mit mehr Freude.
Was wahrscheinlich auch daran liegt dass es für ihn ein Heimspiel ist, kein Hotel, keine grosse Anreise, seine Familie dabei (3 Töchter zwischen 5-11 Jahren die hinter der Bühne rumspringen).
Zum erstenmal live gehört sein Anything for your love von der Journeyman, selbst das von mir weniger favorisierte weil abgedroschene I shot the sheriff kam mit einem klasse Solo und machte richtig Spass. Somewhere over the rainbow bei dem Acoustic Part war nicht im geringsten schnulzig, danach gab es dann mit Badge auf die Ohren.
Das ist eh mein Lieblingssong, und bei den Zwischenparts bist du soundmässig weggeflogen, Gänsehaut.
Ich hatte den Eindruck als habe er beim gesamten Konzert insgesamt schnellere Soli, mehr Läufe als sein sonst typisches Legato-Spiel eingebaut, einfach just for fun, und obwohl er nun wirklich nicht der Shredder vor dem Herrn ist, er legt selbst bei schnellen Läufen soviel Ton und Gefühl rein dass man vor dem ergrauten Mann (64!) nur den Hut ziehen kann.
Ein Wort zur Begleitband, Andy Fairweather-Low kam seiner Statistenrolle mehr als gerecht nach, man hat ihn kaum gehört, ab und an bei Cocaine und I shot the sheriff im Rhythmus, ansonsten nicht wahrnehmbar.
Die paar Soli die er spielte waren für mein Empfinden eher verkrampft, bemüht, nicht flüssig, dieser Liga einfach nicht angemessen. Keine Ahnung warum EC ihn wieder hereingeholt hat; Vorteil ist allerdings dass dadurch EC selbst mehr spielt, und das ist mir nur recht.
Doyle war da früher eher präsent und hat wesentlich mehr Soli gespielt, technisch auf weit höherem Niveau, aber dann eben zu Lasten der reinen EC-Spielzeit.
Letztendlich trauere ich dem genialen Tim Renwick nach; der hatte in den 80ern solide Rhythmus-Arbeit geliefert, ab und wann mal ein paar Highlights eingestreut und ansonsten den Frontmann gut aussehen lassen.
Irgendwann geht auch das beste Konzert zu Ende, leider, es war einfach eine super Sache, Sound, Ton, musikalische Leistung, Stimmung, Ambiente, Begleitung

Das italienische Futter hinterher war trotz allen englischen Unkenrufen zum Trotz geniessbar, und Jochen hat auch noch sein Bier vor der last order bekommen.
Man hört ja öfter dass, wer dem RAH-Virus mal verfallen ist, nicht mehr davon loskommt; das kann ich so nur bestätigen, ich werde ganz sicher nochmal dahinkommen. Knopfler wäre sowas dort...
Also, wer die Chance auf einen Konzertbesuch dort hat, machen!! Unbedingt.
Viele Grüsse
ein voll begeisterter Juergen2
P.S: Bilder muss ich noch von der Kamera runterladen, tolle Qualität wirds aber nicht sein.