Alex K.
Power-User
groby schrieb:Sollte ja eigentlich keine Diskussion zum Thema "Ist Modelling gut?" werden.
Ich habe nur das Gefühl, es geht manchmal etwas die die klangliche Konsistenz verloren.
Nicht Spielweise.
Klang.
Ich würde gerne mehr hören, dass z.B. Gitarristen einen durchgehenden Sound haben. So wie ein Sänger eine wiedererkennbare tonale Farbe hat.
Da möchte man ja auch den Sänger immer erkennen können.
Gitarristen aber - so mein Eindruck - greifen jetzt mehr auf eine weite Palette typischer Sounds zurück die vielleicht geil sind und passen aber mir irgendwie auch vorkommen wie ein Kostümfest und die in der Auswahl auch sehr vorhersehbar sind. Britpop = Vox, Blues = Tweed, etc...
Das ist natürlich praktisch für alles was im weitesten Sinne "Auftragsarbeit" ist oder Spaß zuhause, aber ich finde dieses häufige Bäumchen-Wechsel-Dich so als Sound-Konzept für Bands eher irritierend.
(Für Cover-Bands: Ja, bitte, wenn es muss. Für Eigene-Musik-Bands: meist irritierend.)
So als ob ein Sänger sagt, hier beim etwas getragenen, pathetischeren Song stelle ich mein Gesangs-Effektgerät auf die Klangformanten von Pavarotti ein damit meine Stimme schön authentisch knödelt. Klingt gut und die Leute fahren drauf ab.
Naja.
Na, eben Naja;
manche, die sich's leisten können, stellen sich halt drei veschiedene Amps auf die Buehne wie Carlos Santana, der fuer cleane Sachen einen JC120 benutzt und fuer Lead und Rhythmus Bludotones und Mesa Boogies. Und klingt trotzdem immer nach Santana.
Ich glaube, es ist gar nicht mal so ungewöhnlich, dass man grade fuer dezidierte Cleansounds eine extra Transe mit auf der Buehne sieht. Ich hab bei meinem favorisiertem Setup einen Starfield SVA-1 Head + Lautsprecher fuer clean/crunch/rhythm und fuer Lead einen Kitty Hawk Custom. Das ist aber immer eine elende Schlepperei (gut, bei dem fuenf Auftritten im Jahr auch ohne Roadie möglich, aber ich werde auch älter und mein Ruecken macht manchmal Probleme) und hin und wieder kämpft man trotz Trenntransformator dann doch mit interessanten Herausforderungen in Sachen Brummschleifen.
Deshalb versuche ich gerade auf Modeller umzusteigen. Bezeichnenderweise habe ich jetzt zwei Exemplare, die nicht vorgeben, irgendwelche speziellen Amps zu modeln (Yamaha DG80-210 und Roland GA112 - ich brauche einfach die WYSIWYG interface), und ich habe mir die Patches so zurechtgeschraubt, dass das so ähnlich klingt wie in meinem Lieblings-setup.
Ich glaube ich habe das zu so 90% getroffen - ganz zufrieden bin ich nicht, aber ich bezweifle, dass das jemand im Publikum hört (interessanterweise hatte ich mehr und schneller Erfolg mit dem Yamaha, der 15 Jahre älter ist als der Roland) - und eine sehr kompakte Lösung, fuer die ich nur einen Amp schleppen muss.
Ich kenne eigentlich niemand, der durch alle 33 sims während eines Gigs durchstepped; die meissten werden doch halt ihre drei, vier Lieblings-sims haben, die benutzt werden. Im Prinzip ist das dann auch nicht anders als mit einem Mesa Roadking, nur zu einem zehntel des Preises.
Kreative, neue Sounds könnte man sicher mit Amp sims machen - aber halt nicht grade mit einem VoxVT, Peavey modeller, einem Line6, YamahaTHR, Kemper oder selbst einem Axe-FX, weil die ja doch eigentlich nur schon bestehendes wiederkäuen, wenn auch in einigen Fällen auf sehr hohem Level.
Um was neues zu machen, muesste man dann vielleicht mit einem guten Audio Interface in einen schnellen Rechner spielen, der als Host fuer iZotope Trash, Ohmforce Ohmicide oder einen Synth agiert. Ob man da dann aber einen einzigen Signature Sound fuer sich machen wird?
Ich kenne ehrlich gesagt niemanden, der das macht (Pat Metheny hat in den 80ern Gitarrensynths manchmal sehr interessant eingesetzt), aber ich lebe halt auch in meiner persönlichen Filterblase, so wer weiss...
Langer Rede kurzer Sinn: Amp Modeling macht einem das Leben leichter,aber fuehrt meist wohl nicht zu neuem. Ich glaube aber, dass Gitarristen ein sehr konservatives Völkchen sind. Und das ist auch vielleicht ein Grund, warum Modellers wie die Yamaha DG oder Roland GA Serien sich nicht so gut verkauft haben (obwohl der Roland ehrlich gesagt auch etwas wärme vermissen lässt - vielleicht war das keine gute Idee, einen Breitbandlautsprecher einzubauen).
Meine 5 ct
Gruesse
Alex