gitarrenruebe
Power-User
- 20 Okt 2005
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- 5.591
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- 51
Ich gestehe, ich war schwach … eine SCHEITHAUER Hot jr. ist nun bei mir im schönen Rheinhessen eingezogen.
Warum? Lest selbst …
Kurzer historischer Abriss: Ich hatte lange Zeit ein Faible für Gibson-artige P90 Gitarren. Auch, weil ein paar Leute, die ich mag (Mike Campbell, Keith Richards, Ron Wood, Eric Bazilian, Leslie West, Ian Hunter, Rick Richards, Rich Robertson, Neil Young und ein Gitarrist einer lokalen Band damals bei uns im Jugendkeller) regelmäßig so Dinger gespielt haben. Außerdem war eine Junior auf dem Cover des „Love & Happiness“-Albums von John Mellencamp.
Das hatte zur Folge, dass diverse dieser Gitarren bei mir durchgerauscht sind: Verschiedene Specials und Juniors, sowohl Single Cut als auch Double Cut, mal mit Wrap-Around/Einteiler, mal mit Tune-o-matic und Stoptail. Da war irgendwie alles mal dabei, was Gibson anzubieten hatte: Durchweg alle Qualitäts- und Preisklassen (das ist nicht immer das gleiche!) - einfache Faded Worn Modelle, „normale“ Serien, Custom Shop, zwei alte Originale – eine 66er SG Jr. und eine 55er LP Jr.
Und auch von anderen Herstellern wurde mal Kopien (Epiphone), Interpretationen (Weimann Korina DC) und zum Teil auch exotische Ableger (wie z.B. eine wirklich gute Fret King Esprit Korinabody/Hals mit 3 PUs) probiert. Und es gab die Scheithauer Single Rock. Davon hatte ich drei, wobei zwei Instrumente das Jr-Prinzip mit nur einem PU hatten, das gesamte Konzept ging aber eher in Richtung Nik Hubers´“Krautster“. Super verarbeitete und klingende Gitarren, ich war aber irgendwann den Humbuckersound leid, und die Tele (und ihre Schwestern) wurden immer interessanter.
Bei den vorgenannten Gitarren waren eine Handvoll Instrumente dabei, die außergewöhnlich gut waren, und ihre ganz eigene Klasse hatten: Nicht überraschend ist, dass die 55er Jr. dabei ist. Die hatte wirklich einen sehr markanten, eigenen Ton hatte, Haptik, Geruch, alles war besonders. Von Gibson gab es zwei weitere Gitarren, die da ganz dicht ran kamen: Lustigerweise NICHT die Instrumente aus dem Custom Shop, sondern eine superbillige Melody Maker und eine Yellow Worn Special (also mit zwei P90s, die aber damals am Steg von mir einen Filtertron bekam … AC/DC Tribute halt). Die Scheithauers (die Blonde, die heute bei Keef wohnt, und die Schwarze, die Musashi damals bekam) waren tolle Gitarren, aber damals war die Zeit für was anderes gekommen. Einige der Gibsons hatten aber auch mit ziemlich elastischen “Gummihälsen“ zu kämpfen, u.a. auch die 66er SG.
Wir hüpfen in den Juli 2019. Ich stolpere rein zufällig darüber, dass Ronny Scheithauer den Bau eines DC-Prototypen begonnen hat. Aha! Ich verfolge den Bau interessiert (und leicht angefixt) aus der Ferne. Oh je, jetzt wird das Ding auch noch Babyblau. Find ich optisch mega. Mist. Es erscheint ein Video, in dem Ronny „nur“ ein paar Malcolm-artige Akkorde schrammelt. Au weia. Ich frage, ob das Instrument käuflich zu erwerben ist … ja. Ok. Wenige Tage später ist sie bei mir. Geliefert wird das Instrument in einem Rechteckkoffer mit Instrumenten-Urkunde, ein paar kleinen Goodies und einer ausführlichen Anleitung zum richtigen Einstellen von Gitarren.
Facts:
Leichter Korinabody, mehrteiliger Mahagonyhals, Palisandergriffbrett, ½ Tele-Bridge mit kompensierten Messingreitern, Kluson-Tuner, ein einsamer Hot P90 von Häussel (mit Anzapfung). Erinnert mit auch ein bisschen an das DC-Konzept, das Deimel macht. Aber halt: Deimel macht bei seiner Doublestar auch geschraubte Hälse. Die Scheithauer hat einen eingeleimten Hals, „long tenon“, der geht tief in den Body rein. Die Gitarre wiegt knapp 3 kg, und ist rundherum erstklassig verarbeitet. Toller Fretjob, alles akribisch gearbeitet, super Setup, dafür schon mal volle Punktzahl.
Sounds:
Trocken klingt sie genauso, wie man das erwartet: Schnelle Ansprache, viel (ich trau mich kaum das zu schreiben) Twang, sie löst Akkorde sehr gut auf, und trotz alledem ein dickes Fundament im Tiefmittenbereich. Perfekte Basis, damit der Häussel zeigen kann, was über den Amp so geht. Die Gitarre ist sicher nicht die erste Wahl, wenn man seine Pferdedecke über den LAB-Amp werfen möchte, um gepflegt ein wenig Fahrstuhl-Jazz zu klimpern. Trotzdem, die Gitarre klingt clean klasse. Gerade, wenn der cleane Ton an einem Amp hängt, der schon ein klitzekleines bisschen in der Endstufe mitarbeitet. Dann hat man für soulige Sounds a la Motown/Stax genau das richtige parat. Oder Stones-Klassiker wie “You can´t always get what you want“ bzw. „Gimme Shelter“. Ja, das hat nix mit 80s Clean zu tun. Aber so „old school“ Sachen, grandios. Geht man Gain-mäßig ein bisschen weiter, ist man schnell im Bereich, der einerseits AC/DC kann (wenig Gain, laut, also eher so die Rhythmus-Sounds von „Hard like a rock“ oder das Nonstop-H-Riff von „Thunderstruck“), andererseits aber auch perfekt Sounds a la Tom Petty oder John Mellencamp bietet. Etwas mehr Gain, und man ist beim Riff von „All you zombies“. Damit (und etwas härterer rechter Hand) gehen dann auch die Malcolm-Sounds mit etwas mehr Fett (z.B. Alben „Highway to hell“ und „Back in Black“). Leadsounds sind klasse, singen halt nicht so geschmeidig-PAF-esque, sondern haben eine etwas gröbere Struktur. I like. Kurze Info zur Elektrik: Es ist ein Push-Push-Volume-Poti verbaut, um von volle Kanne auf die Spulenanzapfung umzuschalten. Das ist in der Tat eine prima Sache, beide Sounds klingen gut und sind gut nutzbar. Weiter ist ein 50s Wiring verbaut, Volume- und Tonepoti arbeiten gut und feinfühlig miteinander, das Runterregeln des Volume klart wunderbar auf. Das Tonepoti werde ich kaum nutzen (einige meiner Gitarren haben das erst gar nicht), denn mit dem Volumepoti alleine kann ich alles machen, was ich von dieser Gitarre erwarte.
Fazit:
Eine super Gitarre. Erstklassig verarbeitet, hervorragend bespielbar, für den Typ Gitarre mit einem Sound, der kaum besser geht. Das ganze deutlich zu günstig. Die Gitarre kostet später in der Serie ab ca. 1.500 €.
Meine ganz persönlichen Punkte, wo ich noch über Veränderungen sinniere:
1) Austausch der Tuner zu Gotoh Magnum Locktunern – ist überhaupt nicht nötig, aber eine Marotte von mir: Ich mag dieses „Saite durchziehen, festklemmen, halbe Umdrehung auf der Achse, Dehnen-Stimmen-Fertig“. Das wäre wirklich NUR ein ganz individuelles Ding von mir.
2) Der P90: Der Häussel P90 Hot klingt SAUGUT. Aber er ist ein Single Coil, und je nach Gain, Position etc. brummt es. Das mag ich nicht. Aufgrund des einen verlorenen PUs steht auch nicht die Option der brummfreien Mittelstellung zur Position. Jetzt hab ich drei Möglichkeiten:
a) Es bleibt wie es ist, und meine Finger müssen in Verbindung mit dem Volume-Poti einfach schnell sein.
b) PU Austausch gegen einen brummfreien P90 (z.B. Barfuss, Fralin, Kinman, Seymour Duncan, Dimarzio etc.)
c) Einbau einer Dummy Coil.
Das wird in jedem Fall gut überlegt, denn so, wie sie nun klingt, ist das schon klasse.
Fotos gibts hier
Warum? Lest selbst …
Kurzer historischer Abriss: Ich hatte lange Zeit ein Faible für Gibson-artige P90 Gitarren. Auch, weil ein paar Leute, die ich mag (Mike Campbell, Keith Richards, Ron Wood, Eric Bazilian, Leslie West, Ian Hunter, Rick Richards, Rich Robertson, Neil Young und ein Gitarrist einer lokalen Band damals bei uns im Jugendkeller) regelmäßig so Dinger gespielt haben. Außerdem war eine Junior auf dem Cover des „Love & Happiness“-Albums von John Mellencamp.
Das hatte zur Folge, dass diverse dieser Gitarren bei mir durchgerauscht sind: Verschiedene Specials und Juniors, sowohl Single Cut als auch Double Cut, mal mit Wrap-Around/Einteiler, mal mit Tune-o-matic und Stoptail. Da war irgendwie alles mal dabei, was Gibson anzubieten hatte: Durchweg alle Qualitäts- und Preisklassen (das ist nicht immer das gleiche!) - einfache Faded Worn Modelle, „normale“ Serien, Custom Shop, zwei alte Originale – eine 66er SG Jr. und eine 55er LP Jr.
Und auch von anderen Herstellern wurde mal Kopien (Epiphone), Interpretationen (Weimann Korina DC) und zum Teil auch exotische Ableger (wie z.B. eine wirklich gute Fret King Esprit Korinabody/Hals mit 3 PUs) probiert. Und es gab die Scheithauer Single Rock. Davon hatte ich drei, wobei zwei Instrumente das Jr-Prinzip mit nur einem PU hatten, das gesamte Konzept ging aber eher in Richtung Nik Hubers´“Krautster“. Super verarbeitete und klingende Gitarren, ich war aber irgendwann den Humbuckersound leid, und die Tele (und ihre Schwestern) wurden immer interessanter.
Bei den vorgenannten Gitarren waren eine Handvoll Instrumente dabei, die außergewöhnlich gut waren, und ihre ganz eigene Klasse hatten: Nicht überraschend ist, dass die 55er Jr. dabei ist. Die hatte wirklich einen sehr markanten, eigenen Ton hatte, Haptik, Geruch, alles war besonders. Von Gibson gab es zwei weitere Gitarren, die da ganz dicht ran kamen: Lustigerweise NICHT die Instrumente aus dem Custom Shop, sondern eine superbillige Melody Maker und eine Yellow Worn Special (also mit zwei P90s, die aber damals am Steg von mir einen Filtertron bekam … AC/DC Tribute halt). Die Scheithauers (die Blonde, die heute bei Keef wohnt, und die Schwarze, die Musashi damals bekam) waren tolle Gitarren, aber damals war die Zeit für was anderes gekommen. Einige der Gibsons hatten aber auch mit ziemlich elastischen “Gummihälsen“ zu kämpfen, u.a. auch die 66er SG.
Wir hüpfen in den Juli 2019. Ich stolpere rein zufällig darüber, dass Ronny Scheithauer den Bau eines DC-Prototypen begonnen hat. Aha! Ich verfolge den Bau interessiert (und leicht angefixt) aus der Ferne. Oh je, jetzt wird das Ding auch noch Babyblau. Find ich optisch mega. Mist. Es erscheint ein Video, in dem Ronny „nur“ ein paar Malcolm-artige Akkorde schrammelt. Au weia. Ich frage, ob das Instrument käuflich zu erwerben ist … ja. Ok. Wenige Tage später ist sie bei mir. Geliefert wird das Instrument in einem Rechteckkoffer mit Instrumenten-Urkunde, ein paar kleinen Goodies und einer ausführlichen Anleitung zum richtigen Einstellen von Gitarren.
Facts:
Leichter Korinabody, mehrteiliger Mahagonyhals, Palisandergriffbrett, ½ Tele-Bridge mit kompensierten Messingreitern, Kluson-Tuner, ein einsamer Hot P90 von Häussel (mit Anzapfung). Erinnert mit auch ein bisschen an das DC-Konzept, das Deimel macht. Aber halt: Deimel macht bei seiner Doublestar auch geschraubte Hälse. Die Scheithauer hat einen eingeleimten Hals, „long tenon“, der geht tief in den Body rein. Die Gitarre wiegt knapp 3 kg, und ist rundherum erstklassig verarbeitet. Toller Fretjob, alles akribisch gearbeitet, super Setup, dafür schon mal volle Punktzahl.
Sounds:
Trocken klingt sie genauso, wie man das erwartet: Schnelle Ansprache, viel (ich trau mich kaum das zu schreiben) Twang, sie löst Akkorde sehr gut auf, und trotz alledem ein dickes Fundament im Tiefmittenbereich. Perfekte Basis, damit der Häussel zeigen kann, was über den Amp so geht. Die Gitarre ist sicher nicht die erste Wahl, wenn man seine Pferdedecke über den LAB-Amp werfen möchte, um gepflegt ein wenig Fahrstuhl-Jazz zu klimpern. Trotzdem, die Gitarre klingt clean klasse. Gerade, wenn der cleane Ton an einem Amp hängt, der schon ein klitzekleines bisschen in der Endstufe mitarbeitet. Dann hat man für soulige Sounds a la Motown/Stax genau das richtige parat. Oder Stones-Klassiker wie “You can´t always get what you want“ bzw. „Gimme Shelter“. Ja, das hat nix mit 80s Clean zu tun. Aber so „old school“ Sachen, grandios. Geht man Gain-mäßig ein bisschen weiter, ist man schnell im Bereich, der einerseits AC/DC kann (wenig Gain, laut, also eher so die Rhythmus-Sounds von „Hard like a rock“ oder das Nonstop-H-Riff von „Thunderstruck“), andererseits aber auch perfekt Sounds a la Tom Petty oder John Mellencamp bietet. Etwas mehr Gain, und man ist beim Riff von „All you zombies“. Damit (und etwas härterer rechter Hand) gehen dann auch die Malcolm-Sounds mit etwas mehr Fett (z.B. Alben „Highway to hell“ und „Back in Black“). Leadsounds sind klasse, singen halt nicht so geschmeidig-PAF-esque, sondern haben eine etwas gröbere Struktur. I like. Kurze Info zur Elektrik: Es ist ein Push-Push-Volume-Poti verbaut, um von volle Kanne auf die Spulenanzapfung umzuschalten. Das ist in der Tat eine prima Sache, beide Sounds klingen gut und sind gut nutzbar. Weiter ist ein 50s Wiring verbaut, Volume- und Tonepoti arbeiten gut und feinfühlig miteinander, das Runterregeln des Volume klart wunderbar auf. Das Tonepoti werde ich kaum nutzen (einige meiner Gitarren haben das erst gar nicht), denn mit dem Volumepoti alleine kann ich alles machen, was ich von dieser Gitarre erwarte.
Fazit:
Eine super Gitarre. Erstklassig verarbeitet, hervorragend bespielbar, für den Typ Gitarre mit einem Sound, der kaum besser geht. Das ganze deutlich zu günstig. Die Gitarre kostet später in der Serie ab ca. 1.500 €.
Meine ganz persönlichen Punkte, wo ich noch über Veränderungen sinniere:
1) Austausch der Tuner zu Gotoh Magnum Locktunern – ist überhaupt nicht nötig, aber eine Marotte von mir: Ich mag dieses „Saite durchziehen, festklemmen, halbe Umdrehung auf der Achse, Dehnen-Stimmen-Fertig“. Das wäre wirklich NUR ein ganz individuelles Ding von mir.
2) Der P90: Der Häussel P90 Hot klingt SAUGUT. Aber er ist ein Single Coil, und je nach Gain, Position etc. brummt es. Das mag ich nicht. Aufgrund des einen verlorenen PUs steht auch nicht die Option der brummfreien Mittelstellung zur Position. Jetzt hab ich drei Möglichkeiten:
a) Es bleibt wie es ist, und meine Finger müssen in Verbindung mit dem Volume-Poti einfach schnell sein.
b) PU Austausch gegen einen brummfreien P90 (z.B. Barfuss, Fralin, Kinman, Seymour Duncan, Dimarzio etc.)
c) Einbau einer Dummy Coil.
Das wird in jedem Fall gut überlegt, denn so, wie sie nun klingt, ist das schon klasse.
Fotos gibts hier