Review zu meiner Haidemarie, gebaut von Walter Kraushaar

frank

Power-User
13 Okt 2004
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Es folgt ein Review zu meiner Haidemarie, gerfertigt von der Meisterwerkstatt für Gitarrenbau Walter Kraushaar.

Vorgeschichte:

Seit geraumer Zeit plagt mich Arthrose in den Fingern. Die daraus resultierenden Bewegungseinschränkungen erforderten einen entsprechenden Hals, den mir meine wertigen Gitarren nicht mehr boten. Von der Stange kaufen kann man so etwas auch nicht. Also lag der Gedanke nahe, mir eine Gitarre bauen zu lassen, nämlich die Haidemarie.

Hier ist sie. Sie changiert bei unterschiedlichen Lichteinfall.
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Warum eine Haidemarie? Nun, ich habe eine Gibson Cs 336, die ich sehr mag. Sie besteht aus einem hohlgefrästen Block Mahagoni mit Ahorndecke. Sie ist daher sehr leicht, hat aber einen hervorragenden Sound. Das Konzept ist prima.

Haidemarie verfolgt das gleiche Bauprinzip. Allerdings ist Haidemarie deutlich ergonomischer als andere Gitarren.

Einblicke ...
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Eine Kopie einer Stangengitarre kam für mich ohnehin nicht in Frage. Davon gibt es genug.
Meiner Weisheit letzter Schluß lautete, wenn schon eine Custom-Gitarre, dann aber eine richtige und ohne Kompromisse!

Details zur Haidemarie:

Eins von Walter's Prinzipien lautet: „Form Follows Function“. In Haidemarie sind diesem Gedanken folgend verwirklicht worden:

Hollowbody-Konstruktion: Das macht die Gitarre etwas über 3 Kilo leicht.

Ausschnitte bzw. Rundungen: Sie ermöglichen ein ausgesprochen angenehmes Handling der Gitarre, egal, ob man sitzend oder stehend spielt.

Alte Männer mögen's halt gern bequem ...
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Das wird zudem von einer sehr gut abgerundeten Armauflage unterstützt.

Männer mögen schöne Rundungen ... nicht nur, aber eben auch an Gitarren ...
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Der als Schlund getarnte Halsausschnitt ermöglicht einen problemlosen Zugang bis zum 24. Bund.

Dem Hai in's Maul gefasst ...
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Am Hals-Kopf-Übergang formt Walter einen Kragen. Er hilft, einen Halsbruch zu verhindern und fühlt sich einfach wunderbar an.

Um Kopf und Kragen gespielt ...
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Mensur:

Die 660er Mensur ist ein Traum. Sie bietet meinen arthrosegeplagten Fingern genügend Raum zwischen den Bünden. Das wird zusätzlich durch Walter's ohnehin etwas breitere Hälse unterstützt. Außerdem hat er mir das Griffbrett gerundet.

Aber die 660er Mensur kann mehr: Kaum einer erkennt, dass 11er Saiten aufgezogen sind. Man hat zwar das deutliche Gefühl einen Draht unter'm Finger zu haben, der sich aber so angenehm weich wie eine 10er Saite anfühlt. Das ist ebenso komfortabel wie soundfördernd.

Verarbeitung:

Die Verarbeitung ist ein Prozess, der mit der Auftragsannahme beginnt, gefolgt von der daraus resultierenden Planung und sich mit dem Bau der Gitarre fortsetzt.
Walter hat sich vorbildlich in meine speziellen Bedürfnisse hineingedacht und sie perfekt umgesetzt.

Zwei Beispiele für vorab durchdachte Planung und Ausführung:

Der Halsfuß ist passgenau in den Korpus eingelassen.

Füße sind allgemein unterbewertete Glieder. Dabei tragen sie doch so viel ...
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Anstelle die Batterie in einer zweiten Fräsung zu versenken, hat Walter bei meiner Haidemarie das Batteriefach in die Abdeckung des Elektronikfachs eingelassen. Dazu hat der die Abdeckung des Elektronikfachs etwas tiefer gefräst. Deshalb ist das Batteriefach bündig mit der Korpusrückseite.

Sekundensache ...
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Hier müssen auch die Einlegearbeiten in den Hals erwähnt werden. Sauber aus Perlmutt ausgeschnitten und ebenso sauber und bündig in das Griffbrett eingelassen.

Perlmutt statt Plaste ...
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Zur Armauflage, dem Halsausschnitt, den Rundungen u.s.w. habt Ihr die Bilder gesehen.

Über andere „Kleinigkeiten“ wie sauber abgerichtete Bünde, eine wirklich gute Einstellung von Hals und Saitenlage … muss ich darüber wirklich noch reden?

Form follows Function, leicht gesagt. Auf die Idee, der Funktion die Form eines Hais zu geben, muss man erst einmal kommen. Walter kann das. Die Austria, die Auge von Walter bauen ließ, und auch Schrummels Umehime sind weitere Beispiele für seine Fähigkeit, über den Tellerrand schauen zu können.

Ich sag's kurz: An der Gitarre gibt es rein gar nichts auszusetzen, tadellose Beratung, Service und Verarbeitung.
Ein paar weitere Bilder findet Ihr hier:

Sound:

Ein unschlagbarer Vorteil aktiver PUs liegt darin, dass sie brummfrei sind. In Spielpausen herrscht tatsächlich Stille. Ein weiterer Vorteil liegt in der unglaublichen Dynamik der PUs. Sie reagieren sehr sensibel auf den Anschlag. Schon damit kann zwischen leise und laut, clean oder chrunch variiert werden.

Ich mag den SC am Hals. Daher ist meine Stadardschaltung bei gedrückten Potis und Verwendung des Toggles:
1.am Hals SC
2.in der Zwischenposition am Hals den SC am Steg den HB
3.am Steg den HB.
Und je nachdem, welchen Poti ich ziehe oder drücke ergeben sich weitere Varianten.

Einzeln gespielt wird ein guter Single Coil- bzw. Humbucker-Sound geliefert. Beim Umschalten von SC auf HB oder umgekehrt ergeben sich naturgemäß Sprünge in der Lautstärke. Die sind nützlich, weil man so von der Solo- auf die Rythmuslautstärke gelangt - und/oder je nach Vol.-Einstellung vom Clean in den Chrunch.

Neben diesen Sounds schätze ich die gemischten Zwischenpositionen sehr. Sowohl der SC am Hals + HB am Steg oder HB am Hals + SC am Steg ergeben sehr hörenswerte Varianten.

Für diese guten Soundvarianten ist die gesamte Konstruktion der Gitarre verantwortlich. Haidemarie ist von sehr gutem Ansprechverhalten und erstaunlichem Soustain geprägt. Über alle Saiten und Lagen klingen die Saiten stets ausgewogen. Ich vermag keine klanglichen Mängel zu erkennen.

Manch einer mag sich die Frage stellen, klingt der SC denn auch so authentisch wie auf einer Strat, der HB so authentisch wie einer Les Paul? Oder klingen sie gar besser?

Meine Antwort würde lauten:
Diese Fragen haben sich mir nie gestellt. Ich wollte keine authentische Strat oder Les (was wäre denn authentisch?), und auch keine bessere „irgendwas“ (wie klingt denn „besser“?). Ich wollte eine Gitarre, die anders ist. Und das ist die Haidemarie - erfrischend anders.
Auch für den Sound gilt: Haidemarie kommt nicht von der Stange.

Ein von Walter auf seiner Haidemarie gespieltes Soundbeispiel ist hier zu hören.

Ein sehr gutes Feature ist der Afterburner.
Mit ihm treibe ich jeden Amp ganz nach gusto vom Clean in deutlich ausgeprägte Zerrstufen. Ich brauche keinen mehrkanaligen Amp mehr. Mit dem Booster habe ich jede Menge unterschiedliche Kanäle.
Zudem bietet er die Möglichkeit, weitere Soundvarianten einzustellen. Z.B., Vol. herunter-, den Boost aufgedreht, ergibt sich ein schöner Cleansound mit ganz besonderem Fundament.

Fazit:

Von Walter habe ich eine echte Custom-Gitarre bekommen. Nix da mit Custom von der Stange ... ; denn Sharkie ist nach meinen Vorstellungen unter Verwendung von Bauteilen, die ich haben wollte, mängelfrei gefertigt worden.

Sicher, das gibt es nicht geschenkt. Aber: Ich habe bekommen, was mir zu diesem Preis kein anderer der großen Hersteller liefern würde, deren Custom-Shop, letztlich auch nur Stangenware liefert.

Walter Kraushaar und – das sei hier ausdrücklich erwähnt – seine Mitarbeiter haben mir mit Haidemarie eine außergewöhnlich aussehende Gitarre, gebaut, die im Handling sehr gut ist und dazu noch sehr gut (anders) klingt. Allen meinen Wünschen und auch besonderen Bedürfnissen wurde in vollem Umfang Rechnung getragen.
Mehr kann ich nicht verlangen. Dank Euch, Walter, Mario, Robin und Stephan!

Noch was? Ach ja … Wenn schon, denn schon … darum:
Hat jemand Interesse an einer Gibson Cs 336 oder einer Eric-Johnson Signature Strat, aufgerüstet mit Eric-Clapton Midboost und TBX Tonecontrol? Oder möchte jemand doch lieber eine 82er SG Firebrand Deluxe? Ich spiele sie nicht mehr. Also kann ich sie auch verkaufen. Und das ist mein voller Ernst.

Bitte sehr ...
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Schöne Gitarre, schönes Review !
Ganz viel Spass wünsch ich Dir mit Sharkie.

Eine Sache hätte ich anders machen lassen:
Bei mir wäre am 12. Bund ein angebissenes Surfbrett als Inlay hingekommen :cool:
 
Piero the Guitarero":9pxm33o2 schrieb:
Frank, die Bilder sind doch gar nicht sooooo groß. Binde sie doch direkt in den Beitrag ein. ;-)

Ich mag es halt nicht wenn ich den schönen orangen Content, wenn auch nur für kurz, verlassen muss. =)

So, auf Deinen besonderen Wunsch erledigt. Vorher war ich - ähem - zu blöd ...:oops:

gitarrenruebe":9pxm33o2 schrieb:
Schöne Gitarre, schönes Review !
Ganz viel Spass wünsch ich Dir mit Sharkie.

Danke, Rolf!

gitarrenruebe":9pxm33o2 schrieb:
Eine Sache hätte ich anders machen lassen:
Bei mir wäre am 12. Bund ein angebissenes Surfbrett als Inlay hingekommen :cool:
Gute Idee, habe ich bloß nicht gehabt. :oops:
Na ja, dafür schwimmt dort ein suizidal veranlagter Fisch ins Maul.
 
Hallo!

Surfbrett und Leichenteile wären nicht logisch - die sind schwimmen normalerweise hinter dem Hai.

Gruß

e.
 
erniecaster":7v0ck9al schrieb:
Surfbrett und Leichenteile wären nicht logisch - die sind schwimmen normalerweise hinter dem Hai.

Na dann stimmt die Konzeption ja so wie sie ist, denn wenn Frank die Gitarre spielt sind die Leichenteile hinter dem Hai!

Sorry Frank, die Steilvorlage war zu gut :p Ich schulde dir ein Getränk im Houben.


Und nun weiter zum Review! =)
 
Find ich klasse, wenn auch auf kleine Details Wert gelegt wird. Selbst das Truss Rod Cover greift das Thema auf. Eine schöne und runde Sache das Ganze. Coole Gitarre und ein echt interessantes Review.
 
Richie":suadacvv schrieb:
Gibt es davon jetzt zwei - die von W. Kraushaar selbst und deine?

So ist es, wobei Walter's Haidi anders bestückt ist.

Coyote":suadacvv schrieb:
Find ich klasse, wenn auch auf kleine Details Wert gelegt wird. Selbst das Truss Rod Cover greift das Thema auf. Eine schöne und runde Sache das Ganze.

Stimmt, Coyote,

auch das Trussrod-Cover kann als Zahn oder Finne interpretiert werden. Als Material für den Cover hat Walter ebenfalls Perlmutt verarbeitet.
Der Kopf selbst ist wie eine Finne geformt.
 
Haidewitzka, Glückwunsch lieber Frank :top:

Die Gitarre selbst kenne ich ja bereits - ich hab des Meisters Hai mal bei einer Session mit Blues verseucht :lol:

Ich denke du bist sicherlich glücklich damit und wirst deine Freude daran haben.

PS: Das wäre ja eigentlich auch was originelles für unseren punkigen Manuel und seine Haie :cool:
 
Hi Frank,

hübsche Gitarre ist das! Als bekennender Liebhaber von Fischgitarren habe ich Walters damals schon bewundert und Deine steht ihr in nichts nach.
Vielleicht habe ich es überlesen, aber warum ist die Gitarre besser für Deine Athrose?

Schöne Grüße
Ralf
 
Herzlichen Glückwunsch!

Eine wunderschöne Gitarre, und sehr eigenständig. Das ist Kunst und nicht Handwerk, was der Meister Krausshaar da gemacht hat.

Viel Spass damit
Andreas
 
taschakor":3vqct6gm schrieb:
Vielleicht habe ich es überlesen, aber warum ist die Gitarre besser für Deine Athrose?

Hi Ralf,

Die Athrose bewirkte bei mir eine Verkrümmung und Bewegungseinschränkung der ersten Fingerglieder. D.h., ich konnte nicht mehr ordentlich auf der Gitarre greifen.

Der Hals ist das entscheidende Kriterium. Meine Gibson(s) und auch der Strathals haben eine andere Mensur als Haidi.

Die 660er Mensur bewirkt auch, dass die Bundstäbchen weiter voneinander entfernt sind. Also habe ich mehr Platz zwischen den Bünden.
Ferner hat Walter mir die Saiten so weit auseinander gelegt, wie es vertretbar ist. Damit habe ich etwas mehr Platz beim Abstand von Saite zu Saite.

Wegen der eingetretenden Verkrümmung der Finger wurde es schwer, auf einem flachen Griffbrett zu greifen. Walter hat mir das Griffbrett etwas mehr gerundet.

Alle Veränderungen zusammen stellen für mich eine erhebliche Erleichterung dar.

Seit gut 18 Monaten spiele ich deutlich vermehrt Gitarre. Diese Art des Trainings hat bewirkt, dass ich die negative Entwicklung der Athrose zum Stillstand gebracht habe. Und mehr noch: Die Schmerzen, die auf Druck entstanden, sind vollends verschwunden. Die Gelenkigkeit hat wieder zugenommen.

Manche der bisher eingetretenden Schäden werden bleiben. Aber alles in allem habe ich erfreulicherweise eine spürbare positive Veränderung erreicht. Haidemarie wird mich darin unterstützen, dass dieser Zustand mindestens anhält oder sich vielleicht noch weiter verbessert.
 
madler69":rtw64eay schrieb:
Dann wäre mit Walter nur noch zu besprechen, wo der Dödel an den Hai kommt ;-)

Würde ich nicht so genau nach fragen. Sonst erfährst Du wohlmöglich, dass der Hai-Dödel eher klein ist. Was dann? :lol:

By the way: Du, Manuel, warst einer der immer wieder rät: "Geh zum Gitarrenbauer". Und allen Ernstes: Du hast mich dahingehend beeinflusst.
 
Naja, nach alten Überlieferungen ist der Dödelhai groß wie ein Hochhaus
und dann müsste also ... ach, lassen wir das lieber ;-)

Sehr schön, daß der Gang zum Gitarrenbauer dich glücklich gemacht hat!
Gerade bei deinem speziellen Problem hätte es wohl auch keine bessere
Lösung gegeben. Und wenn man dann noch bedenkt was einige "große Marken"
einem für das gleiche Geld andrehen wollen ... auch das lassen wir jetzt besser.
 
Interessante Lösung mit dem breiteren Hals, dem gerundeten Griffbrett und der Mensur, auch dass Dir das Ganze jetzt von der gesundheitlichen sowie spielerischen Seite her gesehen sehr entgegen kommt, finde ich bemerkenswert. Gut, das man so etwas aufgreift und sich darüber Gedanken macht. Gefällt mir.

Viel Spaß mit der Gitarre!
 

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