riliho schrieb:
Also: Der Sound kommt aus Fingern, Gitarre, Effekten. Der Amp tut dann doch nur was er soll: das verstärken, was eh an Ton schon da ist.
Das ist imho richtig und zugleich falsch, denn wir sind ja Menschen und keine Maschinen, die ein konstantes Signal produzieren.....da passiert schon etwas mehr in unseren Köpfen....
Ich spiele mit meinem
Marshall schon etwas anders als mit dem Tubemeister. Wurde mir von verschiedenen Gitarristen bestätigt.
natürlich hat man seinen Ton und auch seinen Anschlag....
Trotzdem, wenn sich der Ton beim Anschlag anders anfühlt reagiert man unbewusst und zum Teil auch bewusst anders darauf....Man stellt sich auf die Stärken des Sounds ein....Wenn ich einen cleanen Sound habe völlig ohne Kompression, dann tu ich mich bei vielen Funkriffs einfach schwer und ich verkrampfe dadurch und es kommt deutlich eckiger rüber als wenn es soundmäßig flutscht.
Genauso verhält es sich bei anderen Sounds. Mit dem TM36 spiele ich automatisch mehr Legatophrasen als mit dem TSL 100, weil das einfach weicher und lockerer kommt - ich spiele mich damit. Mit dem Marshall muss ich da öfters mal meine Kämpfe austragen...Mit dem Marshall bleibe ich z.B. beim Rosanne Outro Solo (wenn ich beim Original bleiben möchte) regelmäßig hängen, mit dem Tubemeister nicht, da läuft das Ding (weil ich das weiß - Kopfkino beim Spielen - ganz wichtig!)
Ich würde es so sagen, der Sound kommt grds. schon aus den Fingern, aber der Sound kann limitieren bzw. unterstützend wirken. Ich kann mich durch den Sound beflügtel oder beschnitten fühlen und stell meine Spiel entsprechend darauf ein. Wenn ich AC-DC spiele dann will ich die Kante und brauch die auch, beim Tubemeister bekomme ich die Kante nicht, egal wie ich darauf einschlag, der Ton bleibt immer "weicher" und die Kante fehlt....also spiele ich (inhaltlich) anders.
Ähnlich ist es mit dem Beam der Boxen. Wenn ich genau im Beam stehe soliere ich wesentlich eckiger als wenn der Ton angenehmer aus den Boxen klingt...
Das ist aber nicht nur bei dem was aus dem Amp kommt so, sondern auch was sich u.a. auf dem Monitor abspielt. Jeder hat da schon mal mit Sounds gespielt, die abtörnend sind.....da macht das Spielen keinen Spaß und sofort merkt der interessierte Zuhörer, da passt was nicht mit dem Herren an den 6 Saiten.....ich ziehe meinen Hut vor den Gitarristen, die darüber hinwegsehen können und immer 100 % abrufen, egal wie es klingt und sich anfühlt.
Die Suche nach dem perfekten Sound ist imho nichts anderes, als die Suche nach maximaler Zufriedenheit beim Spielen verursacht durch ein angenehmes Spielgefühl.....das beflügelt und setzt Reserven frei..... und das kann manchmal viel mehr sein, als das Abrufen "antrainierter Mechanik"....
aber vielleicht liege ich auch falsch und bin einfach zu wenig "Broffi", beherrsche manche Techniken nicht 100ig und verstecke mich hinter Sounds, die das nicht so offenkundig betonen..... ;-)