E
erniecaster
Power-User
- 19 Dez 2008
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- 4.491
- 2
- 97
Hallo zusammen!
Mein Tonelab ST ist da und ich habe eine gute Stunde mit dem Gerät verbracht. So viel ist sicher: Es wird nicht die letzte Stunde gewesen sein und anschließend werde ich wieder berichten.
Der erste Eindruck: Das Gerät ist klein, wirklich klein. Wenn man das Ding auf ein DIN-A4-Blatt stellt, sind rundrum noch gute zwei Zentimeter Platz. Für diese geringe Größe ist das Tonelab recht schwer und wirkt robust. Mit ein wenig Grinsen habe ich die Größe des Netzteils registriert. Die "Wandwarze" wirkt in Relation zum Tonelab extrem groß. Aber alles in allem ist das schon wirklich kompakt und gleichzeitig robust. Nun gut, mit Stiefeln betrunken über die Poti-Landschaft zu stolpern, würde ich möglichst vermeiden - Geräte in BOSS-Klasse können sowas erfahrungsgemäß vertragen. Für einen gesitteten Amateur-Einsatz habe ich beim Tonelab aber überhaupt keine Bedenken.
Wer mal ein POD besessen hat, kann das Ding erstmal ohne Manual bedienen. Es gibt zwar versteckte Parameter, die sind aber für ein schnelles Nachregeln auch nicht so dramatisch wichtig. Das ist alles in allem wenigstens für mich schon einfach und klar aufgebaut. Tatsächlich habe ich nach zwei Dingen im Manual nachgeschlagen:
Schon nach wenigen Minuten kam eine ganz wichtige Frage auf: Wie bedient man das Noisegate? Ich mag es einfach nicht, wenn ein leichtes Rauschen während des Tons zu hören ist, mit dem Abklingen des Tons aber komplette Stille. Das fühlt sich für mich nicht natürlich an und mir ist es tatsächlich lieber, wenn es durchgängig rauscht. Okay, damit bin ich in der Minderheit. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich so etwas mal schreibe aber es muss raus: Das Tonelab rauscht irgendwie unnatürlich und digital. Ich kann das nicht besser beschreiben und weiß auch, dass das sehr klischeehaft und gestelzt klingt. Sorry, es ist aber die Wahrheit.
Was mir schon wieder total auf den Sender geht, ist der eingebaute "Tuner". Die Anführungsstriche habe ich sehr bewusst gesetzt. Was hier geboten wird, ist schlicht eine Zumutung. Erstmal muss man wirklich gleichzeitig die beiden Fußschalter treffen, da ist das Ding pingelig. Wenn dann aber das Stimmgerät an ist, wird man mit fünf nervösen LEDs abgespeist. Sorry, das ist unbefriedigend und ich kann mir nur schwer vorstellen, auf ein zusätzliches Stimmgerät zu verzichten. Wenn so eine eierlegende Wollmilchsau wie das Tonelab unbedingt durch ein weiteres Gerät ergänzt werden muss, ist meiner Meinung nach was falsch. (Beim POD und beim DG-Stomp ist das übrigens exakt genauso.)
Wird langsam Zeit, was über den Sound zu schreiben oder besser gesagt über die Sounds, denn es ist wirklich jede Menge drin. Ob die Amp- und Effektmodelings nun nah an den Originalen sind, kann und will ich nicht beurteilen. Ich habe erstmal Cleansounds gesucht und gefunden, dann Crunchzeug und zu guter Letzt Brett und Lead. Ich bin recht schnell bei dem gemodelten Fender Twin (oder sowas) und dem AC 30 plus teilweise Zerrer gelandet. Zu Rectifier, Soldano und diesem Kram kann ich nichts beitragen. Zu jedem Amp werden automatisch die passenden "Boxen" hinzugefügt. Ich habe jetzt nicht angefangen, andere Kombinationen zu probieren. Hier ist Potenzial für den Frickler, der ich nicht bin.
An Effekten benutze ich nur Hall, Delay und ganz selten mal ein wenig Chorus. Hall ist fummelig einzustellen, es gibt einen Regler für alle möglichen Hallarten, zwischen nix und zuviel liegt maximal ein halber Millimeter. Das ist für mich gerade noch akzeptabel. Wirklich wütend bin ich über die Auswahl an Delays. Ich mag digitales Delay - was gespielt wird, wird eben wiederholt. Hier gibt es nur Bandecho und Analog-Delay und das ist für mich schon eine Enttäuschung. Das hätte ich schon früher wissen können, wenn ich das Manual vorher aufmerksamer gelesen hätte. Aber auf die Idee, dass kein digitales Delay drin ist, bin ich gar nicht gekommen. Man lernt halt nie aus.
Qualitativ ist das alles deutlich besser als ich den POD und das DG-Stomp in Erinnerung habe. Die ganz reinen Amp/Boxen-Sounds können mit den Tech21 Character Pedalen nicht mithalten. Klanglich vielleicht schon - aber im Spielgefühl sind die Tech21s knackiger und direkter und dadurch natürlich ein wenig unbarmherziger und schwieriger im Umgang. Die Tech21s können erheblich besser aber auch schlechter klingen. Das Vox ist einfach sehr viel gutmütiger als die Tech21s oder gehässig formuliert neigt das Gerät etwas zur Gleichmacherei.
Sehr geil ist erstmal, mit dem Expression-Pedal Effektanteile regeln zu können. Das war das zweite, was ich im Manual nachgeschlagen habe. Geht extrem einfach und entlockte mir erstmal ein Grinsen. Dummerweise birgt das eine Fehlerquelle auf der Bühne. So lange nämlich kein Parameter für das Pedal eingestellt ist, dient das als Volumenpedal. Wenn man also auf Kanal 17 einen effektfreien Crunch-Sound eingestellt hat, muss das Pedal voll durchgedrückt sein. Jetzt zum Fiedelsound 18 mit Delay umschalten. Tja, wenn das Pedal aber durchgedrückt ist, ist der Effektanteil entsprechend hoch. Wenn man also ein Solo spielen will, bei dem erst zum Ende hin Delay dazu kommt, geht das etwa so: Kanal umschalten, Pedal runterregeln, während des Solos Delay dazuregeln. Beim "Runterschalten" muss das Pedal wieder voll durchgedrückt sein, damit die Lautstärke stimmt. Tatsächlich kann ich jetzt langsam verstehen, warum manche Menschen zwei Pedale brauchen.
Sicherlich nur ein Gimmick des Geräts ist dieser Acoustic-Simulator. Ganz spät am Abend bei der Zugabe, wenn die Ohren schon klingeln, geht das vielleicht gerade noch bei der obligatorischen Akustiknummer durch. Mehr war nicht zu erwarten. Die Vorstellung, durch das Tonelab die Akustikgitarre im Gepäck vermeiden zu können, bleibt aber ein frommer Wunsch.
Anfangs hatte ich Vorbehalte, weil es nur zwei Fußschalter gibt - hoch und runter. Da muss man die Sounds hin und wieder doppelt abspeichern, damit die nötigen Sounds eben nebeneinander sind. Bei 50 Speicherplätzen für mich kein Problem.
Für ein wirklich faires Review habe ich natürlich viel zu wenig Zeit in das Gerät investiert. Hier ging es mir nur um meine ersten Eindrücke. Den Rest werde ich nachreichen.
Die für mich spannende Frage, ob das Gerät zurück geht oder bleibt, kann ich noch nicht beantworten.
Edit: Der Test fand in Zimmerlautstärke in meiner Wohnung statt. Das Tonelab war mit Speakersimulation (ausgenommen bei dem Akustik-Simulanten) an meinen AER AG-8 Aktivmonitor angeschlossen, dessen klangliche Stärken und Schwächen ich so gut kenne, dass ich recht genau weiß, wie sich so ein Gerät dann an einer P.A. verhält.
Gruß
erniecaster
Mein Tonelab ST ist da und ich habe eine gute Stunde mit dem Gerät verbracht. So viel ist sicher: Es wird nicht die letzte Stunde gewesen sein und anschließend werde ich wieder berichten.
Der erste Eindruck: Das Gerät ist klein, wirklich klein. Wenn man das Ding auf ein DIN-A4-Blatt stellt, sind rundrum noch gute zwei Zentimeter Platz. Für diese geringe Größe ist das Tonelab recht schwer und wirkt robust. Mit ein wenig Grinsen habe ich die Größe des Netzteils registriert. Die "Wandwarze" wirkt in Relation zum Tonelab extrem groß. Aber alles in allem ist das schon wirklich kompakt und gleichzeitig robust. Nun gut, mit Stiefeln betrunken über die Poti-Landschaft zu stolpern, würde ich möglichst vermeiden - Geräte in BOSS-Klasse können sowas erfahrungsgemäß vertragen. Für einen gesitteten Amateur-Einsatz habe ich beim Tonelab aber überhaupt keine Bedenken.
Wer mal ein POD besessen hat, kann das Ding erstmal ohne Manual bedienen. Es gibt zwar versteckte Parameter, die sind aber für ein schnelles Nachregeln auch nicht so dramatisch wichtig. Das ist alles in allem wenigstens für mich schon einfach und klar aufgebaut. Tatsächlich habe ich nach zwei Dingen im Manual nachgeschlagen:
Schon nach wenigen Minuten kam eine ganz wichtige Frage auf: Wie bedient man das Noisegate? Ich mag es einfach nicht, wenn ein leichtes Rauschen während des Tons zu hören ist, mit dem Abklingen des Tons aber komplette Stille. Das fühlt sich für mich nicht natürlich an und mir ist es tatsächlich lieber, wenn es durchgängig rauscht. Okay, damit bin ich in der Minderheit. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich so etwas mal schreibe aber es muss raus: Das Tonelab rauscht irgendwie unnatürlich und digital. Ich kann das nicht besser beschreiben und weiß auch, dass das sehr klischeehaft und gestelzt klingt. Sorry, es ist aber die Wahrheit.
Was mir schon wieder total auf den Sender geht, ist der eingebaute "Tuner". Die Anführungsstriche habe ich sehr bewusst gesetzt. Was hier geboten wird, ist schlicht eine Zumutung. Erstmal muss man wirklich gleichzeitig die beiden Fußschalter treffen, da ist das Ding pingelig. Wenn dann aber das Stimmgerät an ist, wird man mit fünf nervösen LEDs abgespeist. Sorry, das ist unbefriedigend und ich kann mir nur schwer vorstellen, auf ein zusätzliches Stimmgerät zu verzichten. Wenn so eine eierlegende Wollmilchsau wie das Tonelab unbedingt durch ein weiteres Gerät ergänzt werden muss, ist meiner Meinung nach was falsch. (Beim POD und beim DG-Stomp ist das übrigens exakt genauso.)
Wird langsam Zeit, was über den Sound zu schreiben oder besser gesagt über die Sounds, denn es ist wirklich jede Menge drin. Ob die Amp- und Effektmodelings nun nah an den Originalen sind, kann und will ich nicht beurteilen. Ich habe erstmal Cleansounds gesucht und gefunden, dann Crunchzeug und zu guter Letzt Brett und Lead. Ich bin recht schnell bei dem gemodelten Fender Twin (oder sowas) und dem AC 30 plus teilweise Zerrer gelandet. Zu Rectifier, Soldano und diesem Kram kann ich nichts beitragen. Zu jedem Amp werden automatisch die passenden "Boxen" hinzugefügt. Ich habe jetzt nicht angefangen, andere Kombinationen zu probieren. Hier ist Potenzial für den Frickler, der ich nicht bin.
An Effekten benutze ich nur Hall, Delay und ganz selten mal ein wenig Chorus. Hall ist fummelig einzustellen, es gibt einen Regler für alle möglichen Hallarten, zwischen nix und zuviel liegt maximal ein halber Millimeter. Das ist für mich gerade noch akzeptabel. Wirklich wütend bin ich über die Auswahl an Delays. Ich mag digitales Delay - was gespielt wird, wird eben wiederholt. Hier gibt es nur Bandecho und Analog-Delay und das ist für mich schon eine Enttäuschung. Das hätte ich schon früher wissen können, wenn ich das Manual vorher aufmerksamer gelesen hätte. Aber auf die Idee, dass kein digitales Delay drin ist, bin ich gar nicht gekommen. Man lernt halt nie aus.
Qualitativ ist das alles deutlich besser als ich den POD und das DG-Stomp in Erinnerung habe. Die ganz reinen Amp/Boxen-Sounds können mit den Tech21 Character Pedalen nicht mithalten. Klanglich vielleicht schon - aber im Spielgefühl sind die Tech21s knackiger und direkter und dadurch natürlich ein wenig unbarmherziger und schwieriger im Umgang. Die Tech21s können erheblich besser aber auch schlechter klingen. Das Vox ist einfach sehr viel gutmütiger als die Tech21s oder gehässig formuliert neigt das Gerät etwas zur Gleichmacherei.
Sehr geil ist erstmal, mit dem Expression-Pedal Effektanteile regeln zu können. Das war das zweite, was ich im Manual nachgeschlagen habe. Geht extrem einfach und entlockte mir erstmal ein Grinsen. Dummerweise birgt das eine Fehlerquelle auf der Bühne. So lange nämlich kein Parameter für das Pedal eingestellt ist, dient das als Volumenpedal. Wenn man also auf Kanal 17 einen effektfreien Crunch-Sound eingestellt hat, muss das Pedal voll durchgedrückt sein. Jetzt zum Fiedelsound 18 mit Delay umschalten. Tja, wenn das Pedal aber durchgedrückt ist, ist der Effektanteil entsprechend hoch. Wenn man also ein Solo spielen will, bei dem erst zum Ende hin Delay dazu kommt, geht das etwa so: Kanal umschalten, Pedal runterregeln, während des Solos Delay dazuregeln. Beim "Runterschalten" muss das Pedal wieder voll durchgedrückt sein, damit die Lautstärke stimmt. Tatsächlich kann ich jetzt langsam verstehen, warum manche Menschen zwei Pedale brauchen.
Sicherlich nur ein Gimmick des Geräts ist dieser Acoustic-Simulator. Ganz spät am Abend bei der Zugabe, wenn die Ohren schon klingeln, geht das vielleicht gerade noch bei der obligatorischen Akustiknummer durch. Mehr war nicht zu erwarten. Die Vorstellung, durch das Tonelab die Akustikgitarre im Gepäck vermeiden zu können, bleibt aber ein frommer Wunsch.
Anfangs hatte ich Vorbehalte, weil es nur zwei Fußschalter gibt - hoch und runter. Da muss man die Sounds hin und wieder doppelt abspeichern, damit die nötigen Sounds eben nebeneinander sind. Bei 50 Speicherplätzen für mich kein Problem.
Für ein wirklich faires Review habe ich natürlich viel zu wenig Zeit in das Gerät investiert. Hier ging es mir nur um meine ersten Eindrücke. Den Rest werde ich nachreichen.
Die für mich spannende Frage, ob das Gerät zurück geht oder bleibt, kann ich noch nicht beantworten.
Edit: Der Test fand in Zimmerlautstärke in meiner Wohnung statt. Das Tonelab war mit Speakersimulation (ausgenommen bei dem Akustik-Simulanten) an meinen AER AG-8 Aktivmonitor angeschlossen, dessen klangliche Stärken und Schwächen ich so gut kenne, dass ich recht genau weiß, wie sich so ein Gerät dann an einer P.A. verhält.
Gruß
erniecaster